Die Österreicher werden immer größer

November 2007 | Gesellschaft & Familie

Land der Berge, Land der Riesen
 
Babys, die so groß sind, dass sie nicht mehr durch den Geburtskanal passen und per Kaiserschnitt geholt werden müssen, Kinder, die im Alter von zehn Jahren Schuhgrößen über 40 tragen, Teenager, die nicht mehr in herkömmliche Betten passen: Was früher die Ausnahme war, kommt heute häufig vor und ist ein Beweis dafür, dass wir immer größer werden. Lesen Sie, warum das so ist, wo die Folgen und Grenzen des Größenwachstums liegen und wie es sich als „Longinus“ lebt.
 
Von Mag. Sabine Stehrer & Mag. Wolfgang Bauer

Lea ist 17 Jahre alt und 1,80 Meter groß. Sie wartet in der Wachstumsambulanz des Gottfried von Preyer’schen Kinderspitals in Wien auf den Beginn der Sprechstunde für Wachstumsstörungen. „Ich bin hierher gekommen, weil ich wissen will, ob ich eh nicht noch größer werde“, sagt sie. „Wenn das so wäre, dann wär’s mir nämlich echt zuviel.“ Warum? Bei der Frage seufzt sie und verdreht die Augen. „Ich find’ ja jetzt schon kaum noch G’wand, das mir richtig passt, in der Schule nennt man mich die Lange, und Freund hab’ ich auch noch keinen, die meisten Burschen sind ja kleiner als ich!“

Mit ihrer Körpergröße sei die junge Frau zwar tatsächlich hoch gewachsen, doch nicht mehr die Ausnahme, wie das früher der Fall gewesen wäre, sagt Dr. Peter Blümel, Wachstumsspezialist in der Ambulanz und Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde. Was er sagt, bestätigt ein Blick in die Statistik: Danach hat die Erwachsenengröße in den vergangenen 100 Jahren um durchschnittlich acht Zentimeter zugenommen. Teenager passen heute oft nicht mehr in herkömmliche Betten, Schulkinder sind um gut zwölf Zentimeter größer als ihre Altersgenossen von 1907 und tragen oft schon im Alter von zehn Jahren Schuhgrößen über 40. Messungen, die seit den 1970-er Jahren in der Geburtenstation des Wiener Allgemeinen Krankenhauses AKH gemacht werden, zeigen, dass in diesem Zeitraum die Neugeborenen kontinuierlich größer geworden sind. Babys, die zwischen 1995 und 2000 geboren wurden, messen aber nicht nur um durchschnittlich zwei Zentimeter mehr als die Neugeborenen der Jahre 1976 bis 1979, sie sind auch fast 300 Gramm schwerer und haben einen um einen Zentimeter breiteren Schulterumfang. Viele passen nicht mehr durch den Geburtskanal und müssen per Kaiserschnitt geholt werden.

Mädchen leiden eher darunter
1,85 Meter groß ist mittlerweile jeder vierte junge Mann, und es gibt genug, die noch größer sind, drei Prozent sind sogar größer als 1,96 Meter. Unter den jungen Frauen ist jede Zehnte 1,75 bis 1,80 Meter groß, und nicht wenige messen noch einige Zentimeter mehr. Als Lea das erfährt, ist sie schon etwas beruhigter. Noch besser geht es ihr, nachdem ihr versichert wurde, dass sie nicht noch weiter wachsen wird, da sie die Pubertät bereits abgeschlossen hat. Was die 17-Jährige unternommen hätte, wenn sich herausgestellt hätte, dass sie noch größer wird? „Ich hätte alles gemacht, was nur irgendwie möglich gewesen wäre, um das zu verhindern“, sagt sie.

Teenager wie Lea und ihre Probleme sind Wachstumsspezialist Dr. Blümel überaus vertraut. Mehr als 1500 Hilfesuchende mit verschiedenen Formen von Wachstumsstörungen kommen jedes Jahr zu ihm und seinen Teamkollegen in die Wachstumsambulanz. Der Großteil, mehr als 80 Prozent, halten sich für zu klein oder sind tatsächlich klein gewachsen, die übrigen sind groß und befürchten, noch größer zu werden. „Mit dieser Sorge kommen fast ausnahmslos Mädchen zu uns. Die Burschen haben damit kein Problem, sie finden es eher toll, groß zu sein, denn ein großer Bursch ist gleich einmal der Anführer in der Clique, und ein großer Mann genießt in unserer Gesellschaft großes Ansehen.“ Auch Eltern, die die Sorge haben, dass ihr Kind zu groß werden könnte, kommen in die Wachstumsambulanz, Eltern von Buben sind so gut wie nie dabei, mehrheitlich sind es Eltern von Mädchen. Sie befürchten Nachteile im späteren Leben ihrer Tochter, vor allem bei der Partnersuche, aber auch im Berufsleben.

Dr. Blümel: „In diesen Fällen schauen wir uns zuerst an, wie groß das Mädchen wahrscheinlich wirklich wird.“ Das funktioniert zum Beispiel über ein Röntgen der Handwurzelknochen. Aufgrund des Verschlussgrads der so genannten Epiphysenfugen kann erkannt werden, wie viel Wachstumspotenzial vorhanden ist. Sind die Fugen noch weit offen, wird das Kind noch um einiges wachsen, sind sie geschlossen, wächst es nicht mehr. Wirklich seriös ist die Vorhersage aber nur, wenn das Verfahren zwei- bis dreimal in mehrmonatigem Abstand wiederholt wird, und wenn das Kind mindestens sechs Jahre alt ist. Mit jedem Jahr, das es der Pubertät näher ist, werden die Prognosen präziser.
Da die Größe eines Kindes zu 90 Prozent von Mutter und Vater ererbt ist, lässt sich die zu erwartende Größe auch anhand der Körpergrößen der Eltern errechnen, allerdings kann das Ergebnis der Berechnung um bis zu zehn Zentimeter unter oder über dem später tatsächlich erreichten Wert liegen (siehe rechts).

Das Wachstum bremsen
Die Durchschnittsgröße beträgt heute in Österreich bei einer 40-jährigen Frau 1,66 Meter, bei einem gleichaltrigen Mann 1,78 Meter. Was tun, wenn sich aus den Berechnungen oder Untersuchungen ergibt, dass ein Kind sehr groß wird, wobei „sehr groß“ mit mehr als 1,95 Meter bei Buben und über 1,83 Meter bei Mädchen definiert wird? Dr. Blümel: „Wenn der Leidensdruck bei der oder dem Betroffenen sehr groß ist und nach einer ausführlichen klinischen Untersuchung die seltenen krankhaften Ursachen für Hochwuchs ausgeschlossen werden, kann man zunächst einmal in Gesprächen versuchen, klar zu machen, dass man nicht krank ist, wenn man groß ist, und die Bedenkender Betroffenen zu relativieren oder gänzlich zu zerstreuen.“ Manchmal, wenn auch Ängste selbst großer Eltern berücksichtigt werden müssen, die diese in das Kind oder den Teenager projizieren, sei es auch notwendig, eine psychologische Unterstützung anzubieten, sagt Dr. Blümel. Und: „Nur in wenigen Fällen muss man über eine medizinische Intervention nachdenken, die das Wachstum bremst.“

Hormone oder Operation
Wachstum bremsen kann man nur bei einem Kind, bei dem die Wachstumsfugen noch nicht geschlossen sind, das heißt, nur vor oder am Beginn der Pubertät. Primärer Therapieansatz ist die Hormontherapie mit dem Einsatz von Sexualhormonen. Bei der Hormontherapie wird einem Mädchen das weibliche Geschlechtshormon Östrogen gegeben, den Buben Testosteron, das Sexualhormon der Männer. Dadurch wird die Pubertät vorgezogen und/oder beschleunigt, wodurch sich die Wachstumsfugen schneller schließen als beim natürlichen Reifungsprozess. Die Hormontherapie ist allerdings nicht ganz angenehm. Sie dauert mindestens zwei Jahre. Während der langen Zeit müssen die Hormone den Buben regelmäßig injiziert werden, die Mädchen müssen täglich daran denken, Tabletten zu schlucken. Nebenwirkungen sind programmiert: Bei beiden Geschlechtern treten die Pubertätserscheinungen plötzlich und geballt auf, bei den Buben entstehen oft unreine Haut und Akne, sie können unter dem Testoste­roneinfluss aggressiver und ruheloser werden. Bei den Mädchen kommt es zu Blutdruckschwankungen, die mit Kreislaufschwierigkeiten verbunden sind, eventuell auch zu Gewichtszunahmen, Wassereinlagerungen in den Beinen und Bildung von Thrombosen.

Eine Alternative zur Hormontherapie wäre ein orthopädischer Eingriff. Auch dieser funktioniert nur bei Kindern, bei denen die Wachstumsfugen noch offen sind. Bei diesem Eingriff, der so genannten Epiphysiodese, wird das Längenwachstum an den Wachstumsfugen der beiden Kniegelenke künstlich blockiert, wodurch das Längenwachstum der Beine reduziert wird. Weil sich dadurch ein unproportionaler Körperbau ergibt, wird die Methode aber höchst selten angewandt.

Therapiert wird nur selten
Ob Operation oder Hormontherapie: Bei jeder Form der Hochwuchstherapie ist der Therapieerfolg extrem schwer vorhersehbar. Richtwerte gibt es aber doch. „Durch die beiden beschriebenen Verfahren können bei Buben zwei bis fünf Zentimeter Körpergröße eingespart werden, bei Mädchen zwei bis zehn“, sagt Dr. Blümel. „Das ist nicht viel, und das ist auch der Grund dafür, warum eher selten etwas gegen Großwachstum unternommen wird.“
Eher selten, das heißt in einem von 100 Fällen. Und in dieser Zahl sind die Interventionen aus medizinischen Gründen schon inbegriffen. Eine Indikation für eine Hochwuchsbehandlung ist eine bestehende und rasch fortschreitende Wirbelsäulenverkrümmung, bei der sich abzeichnet, dass sich die damit verbundenen Beschwerden extrem verschlimmern, wenn sich das Wachstum fortsetzt. Dieses Symptom ist auch eines der Anzeichen für eine seltene Erbkrankheit, das so genannte Marfan-Syndrom, eine Bindegewebsstörung, die nicht nur für Großwuchs sorgt, sondern auch die Augen und Adern schädigen kann. Eine weitere medizinische Indikation für eine Hochwuchstherapie wäre eine Überproduktion des Wachstumshormons, die noch seltener als das Marfan-Syndrom auftritt. Sie wird mit einer entsprechenden Hormontherapie behandelt.

Folgen und Grenzen
Große und sehr große Menschen leiden häufiger als Kleine an Wirbelsäulenbeschwerden, Bandscheibenvorfällen und den Folgen von Verschleißerscheinungen an den Gelenken. Das ist auch der Grund dafür, warum wir nach Meinung von Wachstumsexperten zwar noch in den nächsten Jahrzehnten weiter wachsen werden – aber nicht ewig und nicht in den Himmel hinein. Ab einer gewissen Größe wäre nach dem K. o. von Gelenken & Co auch das Herz nicht mehr in der Lage, ausreichend Sauerstoff ins Hirn zu pumpen. Dem Größenwachstum scheint also eine natürliche Grenze gesetzt zu sein. Wo der Mensch hinwächst, lässt sich nur schätzen. Prof. Dr. Dr. Hans W. Jürgens vom anthropologischen Institut der Universität Kiel glaubt, dass wir die Grenze schon bald erreicht haben. Drei-Meter-Riesen könne es seiner Meinung nach nicht geben, denn spätestens in dieser Höhe wäre die Sauerstoff-Versorgung des Gehirns ein Prob­lem.

So wächst Österreich
Ohne Zweifel bewegen sich Herr und Frau Österreicher kontinuierlich auf diese Wachstumsgrenze zu. Ein Blick zurück zeigt eindeutig, dass wir immer größer werden. War ein 40-jähriger Mann im Jahr 1991 durchschnittlich 1,75 Meter groß, so betrug die Größe dieser Altersgruppe im Jahr 1999 bereits mehr als 1,76 Meter. Und heute misst ein Mann dieses Alters durchschnittlich 1,78 Meter. Die Durchschnittsgröße der 40-jährigen Frauen wuchs seit Beginn der 1990-er Jahre um etwas mehr als einen Zentimeter an, derzeit beträgt sie 1,66 Meter (Quelle: Statistik Austria).
Noch deutlicher zeigt sich das fortschreitende Größenwachstum, wenn man weiter in die Vergangenheit zurückblickt: Waren die Männer in der Habsburgermonarchie zu Ende des 19. Jahrhunderts beim Eintritt in das Militär zwischen 1,65 und 1,67 Meter groß, so sind die Gleichaltrigen, also etwa 20-Jährigen heutzutage fast 1,80 Meter groß.
Der Handel reagiert zunehmend auf die Wünsche der größer werdenden Kundschaft. Immer mehr Schuhgeschäfte führen etwa Damenschuhe der Größe 43, XXL-Modelle sind in immer mehr Herrenmodengeschäften zu finden, und Versandhäuser bestücken ihre Kataloge und Internetauftritte immer häufiger mit Angeboten für überdurchschnittlich große Damen und Herren.

Körpergröße zeigt Wohlstand
Woran liegt es, dass sich das Land der Berge immer mehr zu einem Land der Riesen entwickelt? Dr. Rainer Pieber, Fachgruppenobmann der Tiroler Kinder- und Jugendfachärzte, sieht eine mögliche Erklärung darin, dass die Ernährung der Kinder besser geworden ist. Seit dem Ersten Weltkrieg bekommen die Mädchen und Buben vom Säuglingsalter bis zum Ende des Wachstums mit 17, 18 Jahren eine viel hochwertigere Nahrung, die wesentlich mehr wert­volle Bausteine für das Wachs­tum enthält, allen voran Eiweiß und Kohlenhydrate.
Auch John Komlos, Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität München, bringt die Körpergröße von Menschen mit den jeweiligen Lebensbedingungen in Zusammenhang. Seiner Ansicht nach sind Männer und Frauen umso größer, je besser es einer Gesellschaft geht. Um den Wohlstand eines Landes zu beurteilen, ist für Komlos die Körpergröße ebenso wichtig wie das Pro-Kopf-Einkommen, die Arbeitslosenquote oder das Bruttosozialprodukt. So könne man anhand der Körpergröße nachweisen, dass es in Österreich, Deutschland und vergleichbaren Staaten Europas seit rund 150 Jahren eindeutig bergauf geht. Ein Dutzend Zentimeter mehr sind – je nach Altersgruppe, Land und Region – in den letzten eineinhalb Jahrhunderten keine Seltenheit, wie Musterungslisten des Militärs, Pass-Anträge und anderes statistisches Material beweisen.

Menschen können auch schrumpfen
Der Trend zu immer mehr Größe ging aber historisch betrachtet nicht immer linear nach oben. Es ist also kein Naturgesetz, dass die jeweils nächste Generation ihre Eltern überragt, erklärt Komlos. So zeigen Daten aus den USA des 19. Jahrhunderts, dass die um 1840 Geborenen im Durchschnitt kleiner waren als die Menschen, die 20 Jahre davor auf die Welt gekommen sind. Der Grund: Die zunehmende Industrialisierung und Verstädterung der Gesellschaft führte zu einer vorübergehenden Einbuße an Lebensqualität.
Heute sind die Holländer und Skandinavier die größten Menschen der Welt, der durchschnittliche holländische Mann ist 1,82 Meter groß. Besonders an Größe zugelegt haben im 20. Jahrhundert auch die Japaner, die Südeuropäer holen ebenfalls auf. Die Amerikaner hingegen, einst zu den wohlhabendsten und somit größten Menschen der Welt gehörend, überragten noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts die anderen Populationen. Seit einigen Jahren jedoch schrumpfen sie, ihr Wachstum geht seither in die Breite.

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Großer Mann = attraktiv + reich
Große Männer haben bei Frauen bessere Chancen als ihre kleineren Geschlechtsgenossen, wie bereits vor Jahren eine gemeinsame Studie der Universität Marburg und der Syracuse University in New York zeigte. Die Wissenschaftler untersuchten Daten von männlichen Offizieren, die 1950 die Militärakademie abgeschlossen hatten. Das Ergebnis: Männer mit einer Größe von mehr als 1,85 Meter hatten im Vergleich zu ihren kleineren Kollegen um ein Kind mehr, sie ließen sich häufiger scheiden und heirateten danach eine jüngere Frau.
Große Menschen sind auch im Job erfolgreicher. Einer amerikanischen Studie zufolge machen bereits 2,5 Zentimeter Größenunterschied einen Unterschied im Gehalt von rund 700 Euro aus. Apropos Einkommen: Bereits die Größe eines Babys scheint das spätere Einkommen vorauszusagen. Britische und finnische Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Babys, die im ersten Lebensjahr langsam wachsen und maximal nur 72 Zentimeter groß werden, 50 Jahre später weniger Geld verdienen als Kinder, die an ihrem ersten Geburtstag bereits 80 Zentimeter oder mehr messen. Das haben Daten von mehr als 4500 Männern ergeben, die zwischen 1934 und 1944 geboren wurden und die in ihren ersten Lebensjahren mehrmals gemessen worden waren. Diese Messdaten wurden im Jahr 1990 zu ihrer beruflichen Position und ihrem Einkommen in Beziehung gesetzt.

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Wussten Sie, …

… dass der derzeit größte Mensch der Welt 2,57 Meter misst? Dem Guinness-Buch der Rekorde zufolge handelt es sich um den Tierarzt Leonid Stadnik aus der Ukraine, der an Akromegalie leidet, einer Überproduktion von Wachstumshormonen, die von einer gutartigen Geschwulst in der Hirnanhangdrüse verursacht wird.

… dass es aufgrund immer größer werdender Passagiere künftig in Flugzeugen mehr Beinfreiheit geben soll? Das fordert zumindest die Europäische Agentur für Flugsicherheit.

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Ein Richtwert:
Die Größenformel

  • bei Mädchen:
    Körperlänge des Vaters plus Körperlänge der Mutter mal 0,5 minus sechs Zentimeter
  • bei Buben:
    Körperlänge des Vaters plus Körperlänge der Mutter mal 0,5 plus sechs Zentimeter


INFOTIPP

Wachstumsambulanzen
Allgemeines Wiener Krankenhaus AKH,
1090 Wien, Währinger Gürtel 18-20
Telefon 01/404 00

Gottfried von Preyer’sches Kinderspital,
1100 Wien, Schrankenberggasse 31
Telefon 01/601 13

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INTERVIEW
Longinus-Club – Große Menschen in Österreich

Seit 1956 treffen sich in Wien große Menschen bei verschiedenen Veranstaltungen „auf gleicher Höhe“. Denn wer Mitglied des Longinus-Clubs werden will, muss eine bestimmte Mindestgröße haben: 1,80 Meter die Frauen, 1,90 Meter die Männer.
Vorsitzender Franz Murczek (1,95 Meter) und seine Frau Sylvia (1,89 Meter) erzählen im Gespräch mit MEDIZIN populär, wie es sich als „Longinus“ lebt.

MEDIZIN populär:
Frau Murczek, Herr Murczek, wie haben Sie einander kennengelernt? Im Longinus-Club?

Sylvia Murczek: Ja, es war bei einer der geselligen Veranstaltungen des Clubs, beim Kegeln. Aber ich möchte gerne festhalten, dass wir keine Partnervermittlung für große Menschen sind. Allerdings haben sich schon öfters aus Freundschaften Partnerbeziehungen entwickelt.

Sie haben zwei Kinder. Sind die beiden auch so groß wie Sie?
Sylvia Murczek: Unsere ältere Tochter ist so groß wie ich, also 1,89 Meter. Die Jüngere, unser „Zwergerl“, ist 1,86 Meter.

Bei einer der beiden Töchter haben Sie das Wachstum gebremst. Wie ist das vor sich gegangen?
Sylvia Murczek: Ja, das war unter ärztlicher Aufsicht bei einem Spezialisten der Wachstumsambulanz am AKH. Es war ein sehr offenes und kooperatives Miteinander, wir waren immer über alle Schritte bestens informiert, es hat auch keine Nebenwirkungen gegeben. Die ältere Tochter ist dadurch mindestens vier Zentimeter unter der prognostizierten Endlänge geblieben.

Macht Ihnen Ihre Größe gesundheitliche Probleme?
Franz Murczek: Nein, überhaupt nicht. Wir betreiben regelmäßig Sport, gehen Wandern, Radfahren, Schwimmen, Tanzen, und wir achten auch sehr auf eine aufrechte Körperhaltung. Manche großen Menschen gehen mit hängenden Schultern durchs Leben, haben eine gebückte Haltung im Irrglauben, dadurch kleiner zu wirken – so etwas versuchen wir bewusst zu vermeiden. Überhaupt versuchen wir bewusster zu leben. Da wir aufgrund unserer Größe oft mehr in unser Leben investieren müssen, achten wir mehr auf Qualität, sofern es im Rahmen bleibt.

Wie leicht oder schwer ist es, als großer Mensch passende Kleidung zu finden?
Sylvia Murczek: Das ist nicht schwieriger als für andere – zum Beispiel ältere – Menschen auch. Man muss nur wissen, wo man zum Einkaufen hingeht. Ich habe meine Geschäfte, die meine Größen führen. Das einzige Handicap ist, dass es für uns Große kaum so ein billiges Angebot gibt wie bei den Standardgrößen. Will man etwa gut passende modische oder auch sportliche Schuhe in einem ausgewogenen Preis-Leistungsverhältnis, kauft man besser in Deutschland ein. Doch im Allgemeinen wird das Angebot zusehends besser, der Markt entdeckt immer mehr auch die Großen.

Wie sieht es mit Möbeln aus?
Franz Murczek: Die günstigen normierten Produkte sind für uns natürlich zu klein bzw. zu niedrig, denken Sie nur an die Türstöcke. Wir brauchen also Sonderanfertigungen. Das heißt: die Großen leben etwas teurer. Übrigens kann man sich beim Longinus-Club erkundigen, wo es Produkte für Große gibt.

Kontakttipp
www.longinus.at
Den Club und seine Möglichkeiten kann man drei Monate lang unverbindlich kennen lernen.
  

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