Nahrung fürs Immunsystem

November 2008 | Ernährung & Genuss

So stärken Sie Ihre Abwehrkräfte
 
Herbstzeit ist Erkältungszeit – und unser Immunsystem ist jetzt im Dauerstress. Mit der richtigen Ernährung kann man es im Kampf gegen Viren und Bakterien unterstützen. MEDIZIN populär über den Menüplan für starke Abwehrkräfte, empfohlen von der TCM.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Die einen zirkulieren in unserem Blut, die anderen warten im Knochenmark, in den Lymphknoten, den Mandeln oder der Milz auf ihren Einsatz: Jene Fress- und Killerzellen, aus denen unser Immunsystem besteht. Werden wir von Viren und Bakterien angegriffen, die Erkältungskrankheiten oder die Grippe übertragen, dann setzen die Zellen alles daran, diese Erreger zu vernichten – und uns vor dem Ausbruch von Fieber, Halsweh, Husten und Schnupfen zu bewahren. Das ist gar nicht so einfach. Manchmal müssen erst Botenstoffe produziert werden, die die Erreger anlocken, ehe sie zerstört werden können. Manchmal ist es auch notwendig, Antikörper herzustellen, um die Feinde unserer Gesundheit abzuwehren. Und dann müssen noch Gedächtniszellen gebildet werden, damit bei der nächsten Attacke zumindest Angreifer gleicher Machart wieder erkannt und schneller außer Gefecht gesetzt werden können. Kein Wunder also, dass unser Immunsystem jetzt im Dauerstress ist, da auf der Straße, in Bussen und Bahnen, im Büro und an der Kassa im Supermarkt immer irgendjemand Viren und Bakterien verbreitet, indem er hustet oder niest.

Weniger und warm
Gut nur, dass wir unsere Abwehrkräfte mit der richtigen Ernährung stärken können. Wie das funktioniert, erklärt Univ. Prof. Dr. Andreas Bayer, Rektor der Privatuniversität für Traditionelle Chinesische Medizin in Wien und Allgemeinmediziner. „Grundsätzlich sollte man so essen, dass man das Immunsystem, das in Grippe- und Erkältungszeiten ohnedies schon gestresst ist, nicht noch zusätzlich stresst“, sagt er. „Dazu braucht man im Wesentlichen nur zwei Punkte besonders zu beachten.“

1. In der Übergangszeit vom Sommer, in dem wir körperlich eher aktiv sind, zur eher ruhigeren Phase im Winter arbeitet der Stoffwechsel immer langsamer, der Körper braucht daher immer weniger Energie. Prof. Bayer: „Man sollte also jetzt im Herbst damit beginnen, kleinere Portionen zu sich zu nehmen oder Mahlzeiten, die weniger Kalorien enthalten.“ So braucht sich der Körper nicht darum zu kümmern, den Nahrungsüberschuss zu verwerten und Depots anzulegen: Es bleibt mehr Kraft für das Immunsystem übrig.

2.
In der Übergangsphase von der warmen zur kalten Jahreszeit müsse sich der Körper außerdem darauf umstellen, dafür zu sorgen, dass uns ausreichend warm ist. „Das ist anstrengend, und diese Umstellung können wir unserem Körper erleichtern“, sagt Bayer, „indem wir statt Kaltes, Kühlendes oder Rohes zu essen oder zu trinken, großteils Warmes und Wärmendes, Gekochtes zu uns nehmen.“

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Das starke Frühstück

Wie nach diesen Regeln das ideale Frühstück fürs Immunsystem aussehen kann? Bayer: „Da empfehle ich Tee, der nicht nur warm ist, sondern darüber hinaus auch wärmend, wie Ingwer-Tee, Yogi- oder Zimt-Tee.“ Für alle, die nicht auf einen Frühstückskaffee verzichten möchten, hat der Experte auch eine Lösung parat: Man würzt den Kaffee, so wie es die Indonesier tun, um besser die Nässe und Kälte in der kalten Jahreszeit zu ertragen, mit Ingwer, Zimt, Kardamom und Kakao. Wenn man den Kaffee mit Milch trinken möchte, dann lieber mit Sojamilch. „Sie wärmt besser als Kuhmilch und ist daher auch besser für das Immunsystem“, sagt Bayer.

Zum Kaffee oder Tee empfiehlt der Experte einen warmen Toast oder aufgewärmtes Gebäck mit Butter, Honig oder Marmelade, die nicht direkt aus dem Kühlschrank kommen, sondern bereits Zimmertemperatur haben. Noch besser: Eierspeise, warmer Griesbrei, warme Polenta oder Haferschleim. Nicht geeignet, da sie den Körper kühlen und das Immunsystem stressen: Semmel mit kalter Butter und kalter Marmelade, Müsli mit kalter Milch, kaltes Joghurt, rohes Obst.

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Wärmendes für zwischendurch

Wenn der Magen einige Stunden nach dem Frühstück wieder knurrt, rät Bayer dazu, etwas Warmes zu trinken wie wärmenden Tee, den beschriebenen gewürzten Spezialkaffee oder warme Sojamilch mit Kakao. „Oder man macht sich eine klare Suppe heiß und isst einen Teller davon.“
Nicht gut für den Körper und die Abwehrkräfte sind die gängigen Naschereien für zwischendurch wie Schokoriegel, Kekse oder Topfengolatschen.

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Vitaminpower zu Mittag

Zur Mittagszeit sollte man sich, so der Experte, länger Zeit für das Essen nehmen und die reichhaltigste Mahlzeit des Tages konsumieren – am besten mit möglichst viel Eiweiß und Kohlenhydraten. „Man könnte einen gegrillten Fisch oder ein Brathenderl essen und dazu viel Reis oder Kartoffeln“, sagt Bayer.

Weil Vitamine und andere Substanzen in Obst und Gemüse, die für unsere Gesundheit wertvoll sind, mittags am besten vom Körper aufgenommen werden können, ist nun die ideale Zeit für den Genuss von wärmendem Gemüse, das dem Immunsystem gut tut, wie Bohnen, Brokkoli, Fenchel, Grünkohl, Karotten, Rettich und Zwiebeln. Auch von Äpfeln oder Bananen hat man nun am meisten. Allerdings sollte man das Obst gebraten, gegrillt oder leicht erwärmt essen, wenn die Quecksilbersäule des Außenthermometers gegen Null geht. „Gegrillte Bananen oder ein Bratapfel als Nachspeise schmecken und tun den Abwehrkräften gut.“

Nicht gut: die kalte Wurstsemmel, das kalte Käseweckerl oder besonders fette Speisen wie Pizzaschnitten oder Leberkäse. Diese sind zwar warm, doch schwer verdaulich. Und die Kraft, die für die Verdauung notwendig ist, fehlt dann wiederum dem Immunsystem.

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Ingwer und Zimt am Nachmittag

Wenn wir am Nachmittag zu frösteln beginnen, können wir der damit verbundenen Anstrengung für den Körper und für das Immunsystem mit einer wärmenden Nachmittagsjause entgegenwirken. Am besten nimmt man einen wärmenden Zimt- oder Yogi-Tee zu sich oder einen Kakao mit Sojamilch bzw. den indonesisch gewürzten Spezialkaffee.

Bayer: „Dazu könnte man ein paar Zimt- oder Ingwerkekse knabbern.“ Ingwer und Zimt sind besonders gute Stimulantia für diese Tageszeit. Denn sie wärmen, indem sie die Durchblutung der Gefäße im gesamten Körper und im Gehirn verstärken, und sie kurbeln darüber hinaus den Stoffwechsel an. „Das holt einen aus dem Nachmittagstief heraus.“ Schlecht fürs Immunsystem: normaler und daher kühlender Nachmittagskaffee mit kaltem Kuchen, kaltes Obst.

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Klare Suppen am Abend

Und das ideale Abendessen für die Abwehrkräfte? „Es sollte vor allem eines sein“, sagt Prof. Bayer, „leicht verdaulich, damit der Körper nicht über Nacht mit dem Verdauungsprozess und mit dem Anlegen von Fettdepots aus dem Nahrungsüberschuss belastet ist, statt seine Kräfte den Immunzellen zur Verfügung zu stellen. „Sehr empfehlenswert sind z. B. klare Suppen mit klein geschnittenen Fleisch- oder Fisch- und Gemüsestücken.“ Klein geschnitten sollen Gemüse, Fisch und Fleisch sein, weil sie dann nicht so lang gekocht werden müssen, um weich zu werden, und daher mehr der wertvollen Inhaltsstoffe der Nahrungsmittel erhalten bleiben. Klar sollen die Suppen sein, weil Rahm und Obers in den Rahm- und Cremesuppen den Körper abkühlen. Auch die Suppen könnten wieder mit Ingwer gewürzt werden – oder mit Chili bzw. Pfeffer, die ebenfalls zu den wärmenden Gewürzen zählen. Empfehlenswerte Beilagen: warmes Brot, warmer Toast oder Reis. Als Getränke ideal: wärmender Tee, wärmende heiße Sojamilch mit oder ohne Kakao, ein Glas Rotwein oder ein dunkler Schnaps.

Klare Schnäpse, Weißwein und Bier bringen uns in der kalten Jahreszeit hingegen bloß zum Frösteln – und versetzen unser Immunsystem unnötig in den unerwünschten Stress. Außerdem schlecht: am Abend die reichhaltigste Mahlzeit des Tages einnehmen, kühlenden Käse essen (das sind alle milden und alle Streichkäse-Sorten), kalten Salat essen, kaltes Obst essen.


Starke Nahrung wirkt schnell

Wer jetzt damit beginnt, seine Abwehrkräfte mit Nahrung zu stärken, kann übrigens damit rechnen, schon binnen zwei Wochen die Wirkung zu spüren. Bayer: „Man fühlt sich besser, und man ist leistungsfähiger.“ Bei Kindern treten diese Effekte seiner Erfahrung nach übrigens noch rascher ein. „Da dauert das ein paar Tage oder höchstens eine Woche, bis der Körper besser geschützt ist.“

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Schwaches Immunsystem – Was ist das?

Wenn man sich im Erwachsenenalter öfter als sechsmal im Jahr mit Erkältungs- oder Grippeviren ansteckt, sind die Abwehrkräfte eindeutig zu schwach. Ein anderes Anzeichen ist das häufige (mehr als sechsmal im Jahr) Auftreten von Lippenherpes bzw. Fieberblasen. Über eine Blutuntersuchung beim Arzt lässt sich ermitteln, wie viele Abwehrzellen man hat und wo sich diese verteilen: Das Ergebnis gibt dann ganz genau Aufschluss über die Qualität des Immunstatus.


Schon erwischt? Das hilft

Es kratzt im Hals und die Stirn fühlt sich ungewöhnlich warm an? Wenn man meint, dass es einen schon erwischt hat, empfiehlt Univ. Prof. Dr. Andreas Bayer, sofort viel Pfefferminz- oder Thymiantee zu trinken. „Thymian tötet Bakterien und Viren ab, Pfefferminze kühlt.“ Auch gut: Inhalationen einer Mischung aus Kamille, Thymian und Salzwasser.


Händewaschen schützt

Empfehlenswert ist, sich in Erkältungs- und Grippezeiten so oft wie möglich die Hände zu waschen. Denn meistens gelangen die Krankheitserreger über die Hände und den Griff in die Augen, an die Nase oder an den Mund in den Körper. Besonders tückisch: Man schüttelt jemandem die Hand, der infiziert ist, oder man greift etwas an (eine Türklinke, einen Haltegriff oder ein Geländer), das vorher von einem Infizierten berührt wurde. Vorher bezieht sich in dem Fall auf bis zu 24 Stunden – denn so lange können hinterlassene Viren und Bakterien überleben!
   

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