Reagiert die Haut gerötet und gereizt, ist oft ein allergisches Kontaktekzem die Ursache dafür. Das ist schon jetzt eine der häufigsten Hauterkrankungen, und sie wird immer häufiger. Heute ist jeder fünfte Mitteleuropäer davon betroffen, Experten rechnen aber mit einem weiteren Anstieg. Lesen Sie, warum das so ist, und was man gegen das Problem tun kann.
Von Mag. Sabine Stehrer
Erst juckt und brennt es, dann wird die Haut rot, schwillt an und schmerzt, ehe sich Bläschen bilden, manchmal auch Quaddeln, die platzen, nässen und Krusten hinterlassen. „Das ist der typische Verlauf einer akuten allergischen Reaktion der Haut auf den Kontakt mit einer bestimmten Substanz“, sagt Univ. Prof. Dr. Werner Aberer von der Hautklinik an der Medizinischen Universität Graz. Und er sagt auch: „Unbehandelt entwickelt sich aus der akuten Reaktion häufig eine chronische allergische Hauterkrankung, das Kontaktekzem.“
Da bleibt es dann nicht bei den Krusten, sondern die Haut beginnt, sich zu schuppen, und kleine Knötchen entstehen, Papeln. Oft wird die Haut an der befallenen Stelle auch dunkler als in der Umgebung, weil sich die Pigmentierung verstärkt, und sie wird dicker, bis sie ein lederartiges Aussehen annimmt. Außerdem juckt es und die Haut schuppt sich permanent. Aberer: „Die Beschwerden können so groß werden, dass sie die Schlafqualität der Betroffenen beeinträchtigen, und außerdem sind Ekzeme oft ein optisches Problem.“
Mehr Kontakt mit reizenden Substanzen?
Experten wie der Grazer Dermatologe bekommen sie häufig zu sehen, die juckenden und sich schuppenden Hautstellen, denn Kontaktekzeme sind die häufigste Hauterkrankung überhaupt, und sie werden immer häufiger. Schon jetzt ist jeder fünfte Mitteleuropäer davon betroffen, und geht man davon aus, dass die Zahl der Erkrankten in den nächsten Jahren in demselben Ausmaß zunimmt wie in der Vergangenheit, dann muss künftig jeder damit rechnen, irgendwann im Lauf seines Lebens ein Kontaktekzem zu bekommen. Warum immer mehr Menschen an Ekzemen leiden? „Dafür gibt es mehrere mögliche Gründe“, sagt Aberer. So könnte die Zunahme daran liegen, dass der Mensch in den westlichen Industriestaaten ganz einfach Kontakt zu immer mehr Substanzen hat, die allergische Hautreaktionen auslösen können, und zwar im Beruf ebenso wie in der Freizeit. Aberer: „Nicht auszuschließen ist aber auch, dass die Krankheit ganz einfach häufiger als früher diagnostiziert wird, wo man sich mit einem Hautproblem meistens einfach abgefunden hat.“
Ursache muss gefunden werden
Das Ekzem als gegeben hinnehmen und darauf hoffen, dass es wieder vergeht – das braucht man heute nicht mehr tun. „Man sollte im Gegenteil so rasch wie möglich ärztliche Hilfe suchen, wenn sich Hautveränderungen wie die beschriebenen zeigen“, sagt Aberer. „Dann kann man auch damit rechnen, dass die Beschwerden durch die Behandlung relativ rasch wieder verschwinden.“
Die Therapie beginnt damit, nach der Ursache für die Hauterkrankung zu suchen bzw. nach der Substanz, die das Jucken und Brennen, die Rötung und Schwellung, ausgelöst hat. Warum das so wichtig ist? Aberer: „Man muss den Auslöser kennen, um ihn meiden zu können, und durch das Meiden der allergieauslösenden Substanz verschwinden die Beschwerden nach einiger Zeit von selbst.“ Vor allem kehren sie dann nicht wieder.
Nickel, Chromate, Kartoffelschalen
Nickel, der aus billigem Modeschmuck, Knöpfen, Haken, Ösen, Nieten, Reißverschlüssen, Gürtelschnallen oder manchen Münzen freigesetzt werden kann, und Chromate, die beispielsweise Bestandteil von Arbeitshandschuhen sein können, zählen zu den häufigsten Auslösern von allergischen Hautreaktionen. Fast genauso oft verursachen Duftstoffe oder Konservierungsmittel in Kosmetika die Beschwerden. Auch Emulgatoren in Seifen, Duschgels und Haarshampoos oder bestimmte Inhaltsstoffe in Reinigungsmitteln und Desinfektionsmitteln können Allergien auslösen. Oder die Haut reagiert auf Farbstoffe allergisch, wie das p-Phenylendiamin, das für Tattoos verwendet wird. Auch Salben mit Antibiotika, ätherische Öle, Harze oder Gummi-Inhaltsstoffe können gefährlich werden, in seltenen Fällen sogar Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare, Kartoffelschalen oder Apfelscheiben sowie anderes Gemüse und Obst.
4000 mögliche chemische Auslöser
Allein unter den 50.000 chemisch definierten Substanzen seien 4000 als mögliche Kontaktallergene bekannt, sagt Aberer. Da die Betroffenen selbst oft nicht wissen, worauf sie allergisch sind, empfehle es sich, einen Allergietest zu machen. Bei diesem Test, dem so genannten Epikutantest, werden die häufigsten bekannten Allergene sowie Substanzen, mit denen der Erkrankte vor dem Auftreten des Ekzems im Berufsleben oder im Haushalt in Kontakt kam und die möglicherweise die Allergie auslösten, auf die Haut aufgetragen. Anhand der positiven Reaktion, die dem Bild eines Kontaktekzems entspricht – wie einer Rötung oder Bläschenbildung – zeigt sich rasch, vor welchen Substanzen sich die Betroffenen in Zukunft schützen sollten, um von Ekzemen verschont zu bleiben.
Kortison und Kontaktvermeidung
Damit das bereits vorhandene Ekzem verschwindet, werden, so Aberer, „am besten Cremen oder Salben, die Kortison enthalten, auf die betroffenen Hautstellen aufgetragen“. Sind die Beschwerden sehr groß, könnte es notwendig sein, parallel Kortison-Tabletten einzunehmen. Aberer: „Ist der Heilungsprozess abgeschlossen, empfiehlt es sich, die Haut so gut wie möglich vor dem Allergen zu schützen und Belastungen der Haut zu vermeiden.“ Am besten sei es, milde Reinigungsprodukte zu verwenden und bei Arbeiten im Haushalt oder bei Handwerksarbeiten Handschuhe zu tragen – die frei von Allergenen sind.
Wer den Schutz vernachlässigt, muss damit rechnen, dass das Ekzem bei einem neuerlichen Kontakt mit dem Allergen sofort wiederkehrt. Aberer: „Und zwar auch an anderen Körperstellen als dort, wo man bereits ein Ekzem hatte.“ Der Grund für diese so genannte Streuung: Jene weißen Blutkörperchen, T-Zellen, die das Allergen bekämpften, merken sich den Feind, zirkulieren das ganze Leben weiter im gesamten Blutkreislauf und sorgen so bei einem neuerlichen Kontakt an einer anderen Hautstelle auch dort für die unerwünschte Hautreaktion. Gegen diese Gefahr der Wiederkehr gibt es, „leider“, wie Aberer sagt, „noch keine Therapie“
Allergisch aufs Handy?
Selten, aber doch kommt sie vor, die so genannte Mobiltelefon-Dermatitis. Dabei bilden sich im Bereich der Ohren und der Wangen, also dort, wo man beim Telefonieren Kontakt mit dem Handy hat, rote und juckende Bläschen. Die Ursache für den Ausschlag ist eine allergische Reaktion auf Nickel. Nach einer Studie aus den USA vom Beginn dieses Jahres wurde das Metall bei zehn von 22 überprüften Mobiltelefonen freigesetzt. Univ. Prof. Dr. Werner Aberer von der Universitätshautklinik an der Medizinischen Universität Graz rät Betroffenen, ein Telefon zu verwenden, das kein Nickel freisetzt. Ob das Problem nur bei Menschen auftritt, die bereits eine Allergie gegen Nickel haben, oder ob das Telefonieren mit dem Handy eine Nickelallergie auslösen kann, sei, so Aberer weiter, derzeit nicht geklärt.
Kontaktekzem
Die häufigsten Auslöser
- Nickel (z. B. in Modeschmuck), Chromate (z. B. in Lederwaren), Kobalt (z. B. in Ölen und Wachsen zur Fußbodenpflege), Palladium (z. B. in Zahnkronen)
- Duftstoffe in Kosmetika und Parfum
- Konservierungsmittel in Kosmetika (Parabene, Methyldibromoglutaronitril)
- Emulgatoren (Lanolin, z. B. in Ölen und Wachsen für die Fußboden- und Möbelpflege), Cetylstearylalkohol (z. B. in Sonnenschutzmitteln, Cremen und Salben gegen Akne)
- Salben mit Antibiotika (Neomycin, Framycetin)
- Farbstoffe wie p-Phenylendiamin (kann in Farben für Tattoos vorkommen)
- Gummi-Inhaltsstoffe, ätherische Öle
- Inhaltsstoffe von Seifen und anderen Reinigungsmitteln, Putz- und Desinfektionsmitteln
- Pollen, Milben, Sporen, Tierhaare, Gemüse, Obst