Schwungvoll fit werden mit Smovey

November 2009 | Fitness & Entspannung

Kleine Ringe, große Wirkung
 
Als der Österreicher Johann Salzwimmer mit der Diagnose Parkinson konfrontiert wurde, wollte er etwas tun, um das Fortschreiten der Krankheit zu verhindern, und erfand ein neues Sportgerät: Smovey. Das hilft heute nicht nur Parkinsonpatienten.
 
Von Bettina Benesch

Kein anderer Spruch passt an dieser Stelle besser als: „Not macht erfinderisch!“ So war es vermutlich mit dem Heftpflaster, vielleicht auch mit Narkosemitteln. So ist es mit Sicherheit gewesen, als Johann Salzwimmer an sein neues Therapiegerät dachte: Der Gastronom und begeisterte Tennisspieler erfuhr vor etwa 15 Jahren von seiner Parkinson-Erkrankung. Damals war er um die 50. Die Krankheit schritt fort, die Muskelkraft ließ schrittweise nach. An Tennisspielen war nicht mehr zu denken.
Parkinson ist eine heimtückische Krankheit: Bei vollem Bewusstsein erlebt der Patient, wie zuerst eine Hand zittert, die Finger zusehends versteifen, Zähneputzen zur Herausforderung wird, wie Füße oder Beine nicht mehr gehorchen. Einige Jahre lang sah Johann Salzwimmer seiner Krankheit mehr oder weniger beim Fortschreiten zu. Dann begann er, nach Lösungen zu suchen. Er fand sie schließlich in einem selbst gebastelten Trainingsgerät: Ansaugschlauch an den Enden zusammengebaut, Fahrradgriff drüber, Metallkugeln innen. Eine ovale Sache zum Schwingen.
„Das Schwingen ist das Entscheidende“, sagt Salzwimmer. „Dadurch erinnert sich der Muskel, dass er die Bewegung von früher kennt – zum Beispiel vom Tennisspielen her.“ Heute sagt Salzwimmer: „Mein Ziel war es, wieder Tennis zu spielen und auf einer flachen Piste wieder Ski zu fahren. Natürlich habe ich die Krankheit noch immer. Aber ich kann damit leben“ – Skifahren und Tennisspielen inklusive. Heute trainiert Johann Salzwimmer drei bis vier Mal am Tag für je fünf Minuten mit Smovey. Das Training selbst hat dabei nicht oberste Priorität: „Es geht um die Macht der Pause“, sagt Salzwimmer. „Den Körper spüren, das geht nur, wenn ich Ruhe habe.“ Das Training und die anschließenden Pausen führen ihn zu seiner Mitte, sagt er. Und ohne die Mitte gibt es keine Gesundheit.

Geeignet für jede Lebenslage

Die Mitte und das Schwingen sind nicht allein Angelegenheiten von Parkinsonpatienten, sagt Dr. Sabine Lahnsteiner, Allgemeinmedizinerin in Strengberg, Niederösterreich: „Wir verwenden Smovey bei Patienten mit Rückenschmerzen und Verspannungen im Rücken und auch bei älteren Menschen, die sich nur mehr eingeschränkt bewegen können.“ Spezielle    Koordinationsübungen werden beispielsweise in der Betreuung von Schlaganfallpatienten eingesetzt. Koordination ist auch Thema bei den Kleinsten: „Rechenschwierigkeiten entstehen oft dann, wenn die Gehirnhälften nicht richtig miteinander verschaltet sind“, erklärt Lahnsteiner. Kinder verbessern diese Verschaltung durch einfache Koordinationsübungen – und damit ihre Rechenleistung.
Während der Arbeit mit Smovey entdeckte Lahnsteiner auch die Wirkung bei Brustkrebspatientinnen: Wer die Arme durch die Ringe führt, das Gerät unter die Achseln klemmt und sich damit rhythmisch bewegt, massiert die Lymphe, aktiviert damit den Abfluss und das Ausscheiden von Stoffwechselprodukten aus dem Körper. Die Patientin macht mit dem Smovey also selbst, was sonst Profis via Lymphdrainage tun. Diese Lymphmassage ist besonders für Brustkrebspatientinnen sinnvoll, wenn der Abfluss durch die Entfernung der Lymphknoten oft gestört ist.
Rückenschmerz- und Parkinsonpatienten, alte Menschen, junge Schreibtischarbeiter, Brustkrebspatientinnen: Sie alle profitieren laut Lahnsteiner von dem knallgrünen Oval. Gibt es keine Kontra-Indikationen, also Gründe, die ein Training mit dem Smovey verbieten? Doch, die gebe es, sagt Lahnsteiner: der akute Bandscheibenvorfall gehört dazu, frisch operierter Brustkrebs samt Entnahme der Lymphknoten oder eine schwere Grunderkrankung. „Man muss vorher abklären, ob Bewegung gemacht werden darf“, rät die Ärztin. Wer sich bewegen darf, der darf auch mit dem Smovey zu Werke gehen.
Für Lahnsteiner ist das Gerät einzigartig. „Man kann immer damit trainieren, bei jeder Witterung, im Altersheim, im Rollstuhl, im Wasser“, sagt die Ärztin. „Es ist eine einfache Bewegung und durch das Schwingen der Ringe bekommt man eine gewisse Ruhe. Es bringt einen mit sich selbst in Einklang, und es werden ganz spezielle Muskelgruppen trainiert.“ Die Rede ist unter anderem von der Tiefenmuskulatur, die wir vor allem dann bemerken, wenn uns Rückenschmerzen plagen. Wer zehn Minuten pro Tag übt, sollte nach zwei bis drei Wochen Smovey-Training einen Effekt spüren, sagt die Allgemeinmedizinerin Sabine Lahnsteiner – egal, ob er wegen Rückenschmerzen oder wegen Parkinsonsymptomen mit dem Training begonnen hat. Und nicht nur das aktive Training wirke, sagt Lahnsteiner, auch für Rückenmassagen eignet sich das Gerät gut.

Erste Untersuchungen zeigen Wirkung

Medizinische Studien mit Smovey gibt es bislang nicht, jedoch Diplomarbeiten aus der Physiotherapie. Eine Physiotherapeutin zeigte an einer Gruppe von zehn Parkinsonpatienten, dass Smovey die Beweglichkeit von Wirbelsäule und Schultern verbesserte. Die Teilnehmer fühlten sich nach sechs Wochen Training auch subjektiv besser – interessanterweise waren darunter auch Personen aus der Kontrollgruppe, die nicht mit Smovey trainierten, sondern einmal wöchentlich an einem Gruppenprogramm in ihrem Altersheim teilnahmen.
Das zeigt einmal mehr, wie wichtig die Gruppe und der Zuspruch der Trainer für die Menschen sind. Eine weitere Diplomarbeit beschäftigte sich mit dem Einfluss des Geräts auf Schmerzen in der Halswirbelsäule bei fünf Friseurinnen. Nach acht Wochen Training berichteten die Teilnehmerinnen, deutlich weniger Schmerzen zu haben als vor der kleinen Studie.
Neben dem Schwingen hat Smovey einen weiteren Effekt: Die Kugeln in dem gerippten Rohr lassen das Gerät vibrieren. Dieses Vibrieren setzt sich auf den Handflächen fort –  und wirkt laut der Ärztin Lahnsteiner auf den ganzen Körper. Geplant hatte Johann Salzwimmer diese Wirkung nicht. Ein gerippter Schlauch vibriert eben, wenn man ihn mit Metallkugeln füllt und hin und her schwingt. Ein Zufallstreffer. Oder „Gottes Wille“, wie Willi Enzlberger es ausdrückt.

Aus der Integrationswerkstätte

Wenn Johann Salzwimmer der Vater von Smovey ist, dann ist Willi Enzlberger – sagen wir – der Taufonkel. Willi Enzlberger ist geschäftsführender Gesellschafter der Smovey Gmbh in Steyr-Gleink, Oberösterreich. Aus dem Rohling entwickelte er das heutige Gerät: knallgrüner Körper, schwarzer Griff, vier Stahlkugeln im Inneren, gedämpft durch ein spezielles Federsystem im Bereich des Griffes. Im März 2006 gewann er damit einen Ideenwettbewerb, offizieller Markteintritt war ein Jahr später. Seither stellen Mitarbeiter einer Integrationswerkstatt in Weyer das Gerät aus Einzelteilen zusammen.
Der Name Smovey stammt übrigens aus Enzlbergers Schmiede: Das „S“ kommt vom „sanften Schwingen“, das „move“ vom „Bewegen“, erklärt er. Und das Ypsilon? „Das kommt vom Smiley.“ Zum Ypsilon kommt demnächst mitunter ein „i“ dazu: i-smovey könnte per Display körperbezogene oder geographische Daten liefern, etwa Informationen zur Herzleistung oder zur bewältigten Wegstrecke.

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So funktioniert Smovey

Smovey kommt generell im Doppelpack, stets in Form von zwei ovalen Kunststoffschläuchen. In diesen Schläuchen schwingen vier Stahlkugeln frei zwischen einem Griff mit Dämpfungselementen – sie schwingen also nicht im Kreis, sondern zwischen dem Griff vor und zurück. Im Ruhezustand wiegt ein Ring 500 Gramm, im vollen Schwung kommt er auf fünf Kilogramm. Je nach Schwungkraft lässt sich also auch das Trainingsgewicht dosieren. Der Kunststoffschlauch ist gerippt, die Kugeln erzeugen dadurch leichte Vibrationen. Das Gerät wirkt einerseits durch dieses Vibrieren, andererseits durch die Fliehkraft, die beim Schwingen entsteht.


Infotipp:

Smovey ist erhältlich unter www.smovey.com, im ausgewählten Sportfachhandel und bei ausgewählten Bandagisten.

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