Wer beim Abnehmen Erfolg hat, freut sich, wenn der Bauch flacher wird, die Arme dünner, Oberschenkel und Hintern schlanker werden, und sich die Pausbacken im Gesicht verabschieden. Nur Haut und Gewebe passen oft nicht zum neuen Gesamteindruck und zeigen sich schlaff und schlapp. Für MEDIZIN populär erklärt die Wiener Fachärztin für Dermatologie Dr. Sibylle Wichlas, was hilft, damit die Haut beim Abnehmen straff bleibt.
Von Mag. Sabine Stehrer
Cremen und Öle
Mit Cremen und Ölen, die dem individuellen Hauttyp und Hautzustand gut tun, sollte man die Haut grundsätzlich immer pflegen, sagt Dr. Sibylle Wichlas. „So auch beim Abnehmen und insbesondere nach dem Waschen, Duschen oder Baden.“ Durch das Auftragen der Substanzen auf die Haut werde der Feuchtigkeitsverlust der oberen Hautschichten ausgeglichen. Wichlas: „So bleibt die Haut glatter, aber auch an der Oberfläche elastischer und kleine Trockenheitsfältchen treten nicht so leicht auf.“
Wickel
Die Wirkung lässt sich durch Wickel verstärken. Wichlas: „Durch den so genannten Okklusivverband wirken die Substanzen besser und intensiver als durch das Auftragen.“ Das heißt laut Ärztin jedoch auch, dass man Produkte, die man noch nie verwendet hat, am besten vor dem Wickeln auf einer kleinen Hautfläche wie in der Ellenbeuge testet, um zu erkennen, ob man sie verträgt.
Mesotherapie
Bei der Mesotherapie werden hautstraffende Substanzen wie Hyaluronsäure über feine dünne Nadeln in die tiefen Hautschichten eingeschleust“, erklärt Wichlas. So gelangen die Wirkstoffe anders als beim Cremen, Ölen oder Wickeln bis in das tiefer in der Haut liegende Bindegewebe hinein, straffen und stärken es und sorgen sogar für die Neubildung von Gewebe. An den Oberarmen, Oberschenkeln oder am Hintern können mit der Mesotherapie feine Fältchen geglättet werden. Wichlas: „Die Wirkung ist schon nach einer Therapie-Anwendung zu sehen.“ Nach zwei bis drei Anwendungen binnen zwei bis drei Monaten bleibe die straffere Haut bis zu einem Jahr erhalten. Danach kann die Therapie wiederholt werden, was wiederum für ein weiteres Jahr die gewünschte Straffheit verschafft. Die Methode sei schmerzarm, die Nadelstiche spüre man kaum, sagt die Expertin.
Unterspritzung mit Hyaluronsäure-Filler, Kollagen, Milchsäure und Eigenfett
Insbesondere um unerwünschte Folgen des Abnehmens im Gesicht zu beseitigen, wie z. B. eingefallene Wangen, eignen sich Unterspritzungen mit Hyaluronsäure-Filler, Kollagen, Milchsäure oder auch Eigenfett. Wichlas: „Mit den Unterspritzungen lassen sich sehr gut auch Schwerpunkte setzen, also zum Beispiel die Backenknochen betonen.“ Der Effekt der Unterspritzungen halte ein bis drei Jahre an, so Wichlas, danach können die Anwendungen wiederholt werden.
Massagen
Herkömmliche Massagen mit den Händen oder mit Bürsten und auch Lymphdrainagen regen, so Wichlas, die Durchblutung der Haut und den Lymphfluss an. „Diese Anwendungen tun genauso wie die Pflege mit Cremen und Ölen den obersten Hautschichten gut, was die Bildung von Fältchen hinauszögern kann.“ Wenn die Kilos purzeln und die Haut trotzdem straff bleiben soll, dann empfiehlt die Expertin vor und während des Abnehmens Spezialmassagen, die bis in tiefere Hautschichten hinein wirken, die so genannten Lipomassagen. Wichlas: „Die Lipomassagen sind computergesteuerte Tiefenmassagen mit speziellen Rollen, die an die Problemzonen angesetzt werden.“
Da die Abnehmenden bei der Lipomassage nicht einfach nur auf dem Massagebett liegen, sondern verschiedene Übungen machen, während die Rollen den Bauch, die Oberschenkel oder das Gesäß bearbeiten, werden auch die Muskeln trainiert und der Stoffwechsel wird angeregt, was das Purzeln der Kilos unterstützt.
Hormone und Vitamine
So genannte Androgene, männliche Hormone, und auch Vitamin A und Vitamin E können – als Creme oder Gel auf die Haut aufgetragen – für Straffung sorgen. Wichlas: „Die Wirkung bleibt in diesem Fall auf die Haut beschränkt, der Hormonhaushalt des Körpers wird durch das Auftragen der Androgene nicht beeinflusst, und die Vitamin-Cremen und -Gels wirken nur lokal.“
Sport
Das beste Mittel, um die Haut beim Abnehmen straff zu erhalten, sei Sport in Form eines gezielten Muskelaufbaus, sagt Wichlas. „Wer durch Krafttraining oder entsprechende Gymnastik die Muskeln dort vergrößert, wo sich die Problemzonen befinden, erreicht, dass die Fettmasse abnimmt und sich der Volumenverlust durch die Gewichtsreduktion des Unterhautfettgewebes nicht so bemerkbar macht.“ Empfehlenswert sei, sich von einem Sportmediziner beraten bzw. sich die Übungen zeigen zu lassen und sie dann unter Anleitung durch einen Sporttrainer zum Beispiel in einem Fitnessstudio durchzuführen.
Operationen
Wichlas: „Wenn jemand sehr rasch sehr viele Kilos verloren hat, von Natur aus ein schwaches Bindegewebe hat und schon älter ist, kann es dazu kommen, dass sich die überschüssige Haut nicht oder nicht ausreichend zurückbildet und herunterhängt. Auch Dehnungsstreifen können entstehen.“ Klassisch seien der schlaffe Hängebauch, auch Bauchschürze genannt, schlaffe Oberarme, schlaffe Oberschenkel, ein hängendes Gesäß. „Wenn der Leidensdruck bei den Betroffenen groß ist, rate ich zu einer Operation“, sagt Wichlas. Egal, welcher Körperteil operativ gestrafft wird: Die Eingriffe werden in Vollnarkose durchgeführt und erfordern einen stationären Spitalsaufenthalt von drei bis vier Tagen. Mit Schmerzen nach der Operation und einem ein- bis zweiwöchigen Krankenstand muss gerechnet werden, außerdem haben die Operierten über mindestens einen Monat einen Kompressionsverband zu tragen.
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Wie bildet sich die Haut zurück?
Damit sich die Haut bei und nach einem Gewichtsverlust zurückbilden kann, müssen sich die Bindegewebsfasern in den unteren Hautschichten zusammenziehen, wodurch die Haut schrumpft und die Hautoberfläche kleiner wird. „Je jünger der Mensch, desto besser funktioniert das, weil Fasern und Haut in jungen Jahren elastischer sind“, sagt Dr. Sibylle Wichlas.
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Wichtig: Nur ein Kilo weniger pro Woche
Was für den Körper insgesamt schlecht ist, tut auch der Haut nicht gut: Ein rascher und intensiver Gewichtsverlust. Dr. Sibylle Wichlas:
„Ich rate Abnehmwilligen von Crash-Diäten ab, bei denen man zum Beispiel zehn Kilo in vier Wochen abnimmt.“
Gut wäre, maximal ein Kilo pro Woche abzunehmen. „Dann hat auch die Haut mehr Zeit, um sich anzupassen, und die Gefahr, dass schlaffe, herunterhängende Partien entstehen, ist nicht so groß.“