Schnupfen ist nicht gleich Schnupfen

Februar 2010 | Medizin & Trends

Oft tritt er als Begleiter von Erkältung oder Grippe auf, er kann sich aber auch als alleiniges Übel einstellen: der Schnupfen. Er kann akut oder chronisch sein, von Viren oder Bakterien ausgelöst werden oder eine Allergie anzeigen. Schnupfen ist also nicht gleich Schnupfen. MEDIZIN populär über die Unterschiede.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Akuter Schnupfen

Haaaatschi! Heftiger Niesreiz, ein Brennen und Kitzeln in der Nase, wässriges Sekret – kein Zweifel: Man hat sich wieder einmal einen Schnupfen eingefangen. Schnupfen, in der Fachsprache Rhinitis genannt, ist eine Entzündung der Nasenschleimhaut und hat meist eine verstärkte Schleimbildung zur Folge. Rund 200 verschiedene Schnupfenviren, auch Rhinoviren genannt, können den akuten, meist harmlosen, Erkältungsschnupfen auslösen. Die Vielzahl verschiedener Erreger ist auch der Grund, weshalb wir – auch wenn wir gegen ein Virus immun sind – immer wieder an Schnupfen erkranken: Erwachsene sind zwei bis vier Mal im Jahr von einer Rhinitis betroffen, Kinder können sich bis zu acht Mal jährlich – im Kindergartenalter sogar noch häufiger – eine „Schnupfennase“ holen.
Durch Hautkontakt, z. B. beim Händeschütteln, und Tröpfcheninfektion, etwa beim Niesen, werden die Viren übertragen und gelangen in die Nase. „Dort setzen sie sich bevorzugt in der Nasenschleimhaut oder im Nasenrachen fest und lösen verschiedene Körperreaktionen aus“, berichtet Univ. Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner, Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenerkrankungen und Vorstand der Universitätsklinik für HNO-Krankheiten in Wien. „Der akute Schnupfen ist gekennzeichnet durch einen wässrigen, später auch schleimigen Nasenfluss.“ Die Augen tränen, die Nasenschleimhäute röten sich und schwellen an –  die Nase ist verstopft. Das Produzieren von Sekret ist übrigens eine Selbstheilungsmaßnahme des Körpers: Auf diesem Weg sollen Schnupfenviren ausgeschwemmt werden.
Der akute Erkältungsschnupfen, der alleine oder zusammen mit anderen Beschwerden auftreten kann, klingt im Normalfall von selbst wieder ab. Günstig ist, ein wenig kürzer zu treten, damit der Körper sich erholen kann. „Da große Ansteckungsgefahr besteht, sollte man sich vor erkrankten Personen schützen“, ergänzt der Facharzt. Ein paar Hausmittel, die die Beschwerden lindern: Dampfinhalationen bei Temperaturen von 36, 37 Grad  machen Rhinoviren, die bis zu 32 Grad vertragen, den Garaus. „Hilfreich sind auch Nasentropfen oder Nasensprays“, rät der Arzt. Verschnupften Säuglingen helfen Kochsalzlösungen, um Viren und andere Entzündungsstoffe auszuschwemmen.

Chronischer Schnupfen

Dauern die Beschwerden länger als eine Woche an oder kommen Symptome wie Fieber, Kiefer-, Stirnkopf- oder Ohrenschmerzen dazu, sollte man sich ärztlich untersuchen lassen. Chronisch wird der akute Schnupfen, wenn sich auf den viralen Infekt eine bakterielle Infektion – meist ist es eine Nebenhöhlenentzündung – „setzt“: Studien zufolge sind in unseren Breiten rund fünf Prozent der Bevölkerung davon betroffen. „Das Nasensekret wird dann schleimig, später milchfarben, gelblich und letztlich grünlich“, veranschaulicht Gstöttner. Wie es dazu kommen kann? „Eine durch Viren geschädigte Nasenschleimhaut ist für Bakterien, die wir ja überall im Körper haben, besonders anfällig“, so der Arzt. Außerdem können bestimmte anatomische Gegebenheiten, z. B. in sich abgeschlossene Nebenhöhlen, den Sekretabfluss erschweren und so das Ansiedeln von Bakterien ermöglichen. „In den Hohlräumen staut sich wegen der fehlenden Belüftung Sekret, dies ist der ideale Nährboden für Bakterien“, erklärt Wolfgang Gstöttner. Eine bakterielle Infektion verläuft wesentlich komplizierter und kann sich über Wochen ziehen. Wirksamer als Antibiotika – die oft nicht in ausreichender Konzentration in die Kieferhöhle gelangen – ist ein entzündungshemmender, kortisonhältiger Nasenspray, der dafür sorgt, dass das Sekret aus den Nasenhöhlen abfließen kann. Auch das Absaugen von Eiter ist eine wichtige Maßnahme. „Bei Patienten, die mehrmals im Jahr eine Nasennebenhöhlenentzündung haben, ist es aber günstiger, die Nebenhöhlen operativ ein wenig zu öffnen.“  
Ein weiteres Risiko bei chronischem Schnupfen stellt der sogenannte „postnasal drip“ dar: Hier rinnt das Nasensekret nicht vorne bei der Nase, sondern – von den Betroffenen oft unbemerkt – hinten über den Kehlkopf ab. „Wenn man dauernd Schleim schluckt, kann das zu einer Infektion des Kehlkopfes, der Luftröhre oder der Lunge und schließlich zu einem Lungenasthma führen “, warnt der HNO-Arzt.

Allergischer Schnupfen

Neben der viralen und bakteriellen existiert auch eine allergische Schnupfenform, die akut wie chronisch verlaufen kann. Anstelle der Viren sind hier Allergene – Pollen oder Hausstaubmilben – die Verursacher. „Ein allergischer Schnupfen ist eine Überreaktion des Immunsystems auf verschiedene Allergene“, erläutert Gstöttner. Die Symptome sind ähnlich wie bei einem Erkältungsschnupfen. „Es kommt zu wässrigem Nasenfluss, die Nase schwillt an, was die Nasenatmung erschwert“, sagt der Facharzt. „Die Sekretbildung ist eher wässrig und weniger schleimig oder eitrig. Häufig sind auch andere Schleimhäute, etwa die der Augen, betroffen und es kommt zu Juckreiz.“
Pollenallergiker kennen vor allem den akuten allergischen Schnupfen, den Heuschnupfen, der in der jeweiligen Pollensaison, wenn z. B. Gräser- oder Birkenpollen fliegen, auftritt. Wer gegen Hausstaubmilben allergisch ist, ist oft vom ganzjährigen, dem chronischen allergischen Schnupfen betroffen.

Trockener Schnupfen

Nicht immer rinnt die Nase, wenn vom Schnupfen die Rede ist. Wird bei einer Nasenschleimhautentzündung nur wenig Sekret produziert, spricht man vom trockenen Schnupfen. Die Schnupfenform, bei der Symptome wie eine Rötung, Brennen und Schmerzen der Schleimhaut im Vordergrund stehen, ist beim allergischen wie beim Erkältungsschnupfen möglich und kann auch chronisch werden.

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Nasentropfen: Bitte, Vorsicht!

Gefäßverengende Nasentropfen oder -sprays bewirken ein rasches Abschwellen der Nasenschleimhaut. Sind sie länger als sieben Tage im Einsatz, können sie jedoch erst recht zum Anschwellen der Schleimhäute führen, was zum verstärkten Gebrauch des Medikaments verleitet – ein Teufelskreis. In der Fachsprache heißt der medikamentös herbeigeführte Schnupfen Rhinitis medicamentosa. Der Hintergrund: Bestimmte Hirnzentren regulieren den Schwellungszustand der Nasenschleimhaut. Werden diese feinen Regulationsmechanismen durch die Medikamente längere Zeit gestört, gehen sie kaputt.
Eine chronisch verstopfte Nase kann „befreit“ werden, indem man mittels Laser die Schwellkörper der Nasenmuscheln verkleinert.

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In Wien erforscht: Nasengel gegen Grippe

Dass jede Grippe eigentlich in der Nase beginnt, davon sind Experten wie der Wiener HNO-Facharzt Univ. Prof. Dr. Wolfgang Gstöttner überzeugt. „Wenn eine Grippe im Anflug ist, spürt man als erstes meist ein Brennen im Nasen-Rachenraum“, so der Mediziner. „Die Erkältungsviren dringen nämlich zuerst über den Nasen-Rachenweg in den Körper ein und verursachen Schnupfen & Co, bevor sich im gesamten Körper Abwehrreaktionen wie Fieber, Muskel- und Gliederschmerzen zeigen.“
Neben der Grippeimpfung als vorbeugender Therapie werde jetzt verstärkt an lokal wirksamen Medikamenten geforscht. Gstöttner: „Wir erforschen derzeit die Wirksamkeit eines gelartigen Nasensprays, der das Virus binden und ausschwemmen soll.“ Damit soll verhindert werden, dass die Viren schlimmere Grippesymptome auslösen können.

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