Schwarz vor den Augen

März 2010 | Medizin & Trends

Wenn Sehstörungen auf eine Krankheit hinweisen
 
Nicht immer sind Sehstörungen mit einer Brille zu beheben: Treten sie plötzlich auf und äußern sie sich durch Symptome wie Flimmern, Blitze, helle Punkte oder Schwarzwerden vor den Augen, so kann auch eine neurologische Erkrankung dahinterstecken. Lesen Sie in MEDIZIN populär, wie man den – oft harmlosen, mitunter aber lebensbedrohlichen – Auslösern auf die Spur kommt.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Plötzlich flackert, flimmert oder blitzt es, manchen wird schwarz vor den Augen, andere sehen graue Flecken oder Doppelbilder und im schlimmsten Fall erblindet ein Auge sogar: Eine Sehstörung, also die krankhafte  Beeinträchtigung des Sehapparats, kann vorübergehend oder anhaltend sein. Speziell, wenn sie plötzlich aufgetreten ist und sich nicht durch eine herkömmliche Fehlsichtigkeit erklären lässt, sollte man unverzüglich ärztliche Hilfe suchen. Das Problem kann ein Hinweis auf eine gravierende Erkrankung und zwar nicht nur der Augen (z. B. eine Hornhautentzündung, Netzhautablösung) sein, sondern auch auf neurologische Erkrankungen deuten, wie z. B. auf Durchblutungsstörungen des Gehirns, auf Hirnblutungen, Multiple Sklerose, Schlaganfall, Migräne oder einen Gehirntumor.

Schwarz vor den Augen  

Wird es einem plötzlich schwarz vor den Augen, so sollte vor allem abgeklärt werden: Tritt das Symptom öfters auf? Ist man davor länger gestanden bzw. hat man vielleicht zu wenig gegessen? Ist die Schwärze ähnlich einer Jalousie heruntergefallen? „Bei Jugendlichen im Wachstum sowie bei Frauen während der Monatsblutung ist beidseitiges Schwarzwerden kein seltenes Symptom“, erklärt Univ. Prof. Dr. Gerhard Ransmayr, Primar für Neurologie und Psychiatrie am AKH Linz. „Es ist zumeist die Folge eines Blutdruckabfalls im Stehen und meistens harmlos. Es gibt aber auch Erkrankungen wie Parkinson-Syndrome, die mit diesem Symptom einhergehen können.“ Unbedingt abzuklären ist weiters, ob zusätzlich Symptome wie Lähmungen, Sprechstörungen oder ein Schwindelgefühl aufgetreten sind. „Dann muss man annehmen, dass eine ernst zu nehmende Durchblutungsstörung im Hirnstamm oder der Sehrinde vorliegt“, erklärt der Neurologe. „Treten zusätzlich zum Schwarzwerden Blitze oder helle Punkte auf, so können die Sehstörungen auch die Folge von massivem Bluthochdruck sein.“ Auch eine Herzrhythmusstörung kann dahinterstecken.

Graue Flecken

Wenn ein grauer Fleck die Sicht stört, „kann das auf einen Schlaganfall oder auf Verletzungen im Gehirn, beispielsweise nach einem Unfall, deuten“, betont Ransmayr. Im Fall einer Kopfverletzung sollten Ersthelfer sich auch die Augen des Verletzten genauer anschauen: „Sind die Pupillen unterschiedlich groß, so ist das ein Notfallzeichen“, betont der Facharzt. In einer Unfall- oder Neurologieabteilung muss dann rasch abgeklärt werden, ob eine Blutung innerhalb des Schädels eingetreten ist.

Flackern, Blitze, Punkte

Vorübergehende Sehstörungen können auch im Rahmen einer komplizierten Migräne auftreten“, berichtet der Neurologe Ransmayr. Bei der sogenannten Migräne mit Aura ist das Gesichtsfeld durch Flimmern oder Flackern beeinträchtigt. Manchmal treten die Sehprobleme sogar ohne die typischen Migränesymptome wie Kopfschmerz und Übelkeit auf.
Werden plötzlich Blitze wahrgenommen, ist die Ursache häufig eine Augenerkrankung. „Dann sollte augenärztlich kontrolliert werden, ob beispielsweise eine Schwäche der Netzhaut vorliegt und sie irgendwo abzuheben droht“, betont Ransmayr. Als harmlose Erscheinungen gelten hingegen „Mouches volantes“ – das sind Fäden, Punkte oder Flecken im Blickfeld, die durch kleine Trübungen des Glaskörpers verursacht werden.

Doppelbilder

Zum Sehen von Doppelbildern kommt es, wenn das Gehirn, die Nerven oder Augenmuskeln unfähig sind, den Seheindruck beider Augen zu einem Bild zu vereinigen. Wenn man doppelt sieht, kann das z. B. auf eine Nervenschädigung im Zusammenhang mit Diabetes deuten, auf Alkoholabhängigkeit oder Vergiftungen; auch ein Schlaganfall, Nervenentzündungen wie Borreliose oder ein Gehirntumor zählen zu den möglichen Ursachen. „Bei älteren Menschen sind Doppelbilder sehr häufig die Folge einer leichten Schielstellung, die bislang vom Nervensystem kompensiert wurde und im Alter plötzlich nicht mehr kontrolliert werden kann“, ergänzt Ransmayr.

Gesichtsfeldausfälle

Werden Bereiche des Gesichtsfeldes plötzlich schwarz, grau, verwischt oder verzerrt wahrgenommen, so spricht man von einem Gesichtsfeldausfall, in der Fachsprache Skotom genannt. Dafür – und für eine plötzliche Erblindung des Auges – gibt es verschiedene Erklärungen: „Eine mögliche Ursache ist zum Beispiel eine Schädigung am Sehnerv“, erklärt der Facharzt. Zu den häufigsten Sehnervschädigungen zählt der Grüne Star, also das Glaukom, bei dem aufgrund von erhöhtem Augeninnendruck kontinuierlich Nervenfasern verloren gehen.
Auch ein Hirntumor – oft ein Tumor der Hirnanhangdrüse – kann diese Symptome verursachen. Einem dauerhaften Sehverlust lässt sich dann nur entgegenwirken, wenn der Druck rasch operativ beseitigt wird. Weiters können auch Hirnblutungen zu Ausfällen im Gesichtsfeld und sogar zur völligen Erblindung führen.

Verminderte Sehschärfe

Wenn sich plötzlich die Sehschärfe oder das Farbensehen verschlechtert, wenn  Gesichtsfeldausfälle und Augenschmerzen auftreten, steckt möglicherweise ein entzündeter Sehnerv dahinter. Eine Sehnerventzündung wiederum kann von einer Virusinfektion aber auch von einer Autoimmunerkrankung wie Multipler Sklerose (MS) ausgelöst werden. Je nach Entstehungsort der Entzündung spricht man von einer Papillitis (Entzündung des Sehnervenkopfs) oder einer Retrobulbärneuritis (Entzündung eines weiter hinten liegenden Sehnervteils) – letztere ist häufig ein Hinweis auf eine MS-Erkrankung. „Die Patienten klagen dann meist über Schleier- und Nebelsehen, mit dem die Farben an Leuchtkraft verlieren“, berichtet der Facharzt.
Die plötzliche Minderung der Sehschärfe sowie Einschränkungen des Gesichtsfeldes können außerdem durch eine Erkrankung des Sehnervenkopfs, der Papille, verursacht werden; z. B. durch eine Papillenschwellung aufgrund eines Hirntumors, einer Hirnhautentzündung (Meningitis) oder einer Gehirnentzündung (Enzephalitis). Auch im Zuge eines Papilleninfarkts – das ist der Verschluss einer Arterie zur Papille – kommt es aufgrund der verminderten Versorgung des Sehnervenkopfes zu einer plötzliche Sehverschlechterung bis hin zur Erblindung.

Anamnese und Diagnose

Weil es für eine Sehstörung eine Vielzahl möglicher Ursachen gibt, spielt die genaue Patientenbefragung für die Diagnose eine große Rolle. „Man fragt die Patienten, welcher Art die Sehstörung ist, ob das Problem plötzlich oder allmählich aufgetreten ist, ob sie Schmerzen verspüren“, erklärt Ransmayr. „Eventuell lässt man sie auch aufzeichnen, wie die Sehstörung aussieht.“
Ergänzend zu Blutdruck- und Pulsmessung werden klinische Tests durchgeführt, die z. B. einen Sehtest, eine Gesichtsfelduntersuchung, die Messung des Augendrucks umfassen. „Je nach Verdachtsdiagnose wendet man verschiedene bildgebende Verfahren wie Magnetresonanztherapie, Computertomografie und EEG an“, berichtet der Mediziner. „Und je nach Diagnose wird therapiert.“
Sehstörungen werden meistens von Neurologen oder Augenärzten diagnostiziert – in rund fünf Prozent der Fälle werden Spezialisten, Neuroophtalmologen, herangezogen. „Das sind entweder Neurologen, die sich speziell mit der Funktion des visuellen Systems beschäftigen, oder spezialisierte Augenärzte.“

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