Draußen eisige Kälte, drinnen trockene Heizungsluft – das sind die winterlichen Herausforderungen für die Haut. Damit sie jetzt gesund und schön bleibt, braucht sie die richtige Pflege von außen und innen – und das rund um die Uhr. Die besten Expertentipps.
Von Mag. Alexandra Wimmer
Jetzt, auf dem Höhepunkt der kalten Jahreszeit, zeigt sich, ob und wie gut unsere Haut gepflegt ist – oder ob Wind, Kälte und Heizungsluft bereits sicht- und spürbare Spuren an ihr hinterlassen haben. Dann ist die Haut trocken und rau, möglicherweise spannt, juckt oder schuppt sie – und das speziell an exponierten Stellen wie Gesicht, Hals und Händen. Der Hintergrund für die besondere „Pflegebedürfigkeit“ im Winter: Mit den sinkenden Temperaturen drosselt die Haut den Stoffwechsel – dadurch nimmt nicht nur ihr Feuchtigkeitsgehalt ab, sie produziert jetzt außerdem weniger Fett als in den wärmeren Monaten.
Um die winterlichen Strapazen unbeschadet zu überstehen, muss die Haut rund um die Uhr dem individuellen Hauttyp entsprechend versorgt und gepflegt werden. „In der Wintersaison braucht die Haut zum einen besonders viel Feuchtigkeit wegen der trockenen Luft und zum anderen eine Extraportion Fett wegen der Kälte“, bringt es die Salzburger Dermatologin Dr. Ulrike Lanner auf den Punkt. „Man sollte darauf achten, dass die Tagespflege prozentuell mehr Fett als Feuchtigkeit und die Nachtpflege mehr Feuchtigkeit als Fett enthält.“
Gute-Nacht-Creme:
Feuchtigkeit am Abend
Das winterliche Hautpflegeprogramm startet am Abend: mit einer schonenden und milden Reinigung, für die man am besten leicht rückfettende Produkte verwendet. Danach heißt es: Feuchtigkeit zuführen! „Nach dem Abschminken oder dem Abnehmen der Tagespflege sollte man die feuchte Pflege sanft einklopfen“, erklärt Hautärztin Lanner. „Dadurch erhält die Haut am Abend und in der Nacht genau die Feuchtigkeit, die sie den ganzen Tag über nicht bekommt.“ Ein Pflegetipp für die besonders sensible, weil dünnhäutige Region um die Augen: „Man kann zusätzlich eine vitaminreiche Pflege – etwa ein Serum mit Hyaluronsäure – sanft in die Augenpartie einklopfen“, sagt Lanner. „Während des Schlafens kann die Feuchtigkeit am geschlossenen Lid gut einwirken, Rötungen und Schwellungen bilden sich zurück.“
Tages-Schutzfilm:
Fett am Morgen
„Die ideale Winterpflege besteht aus Wasser-in-Öl-Emulsionen, deren Hauptbestandteil ein Öl- oder Fettgemisch ist“, betont Lanner. „Das enthaltene Fett pflegt und sorgt dafür, dass die im Wasser enthaltenen Feuchtigkeitsspender einziehen können.“ Einen guten Frostschutz gewähren sogenannte „Cold Creams“, die neben Fett auch Wachs enthalten; auch eine reichhaltige Nachtcreme taugt als Wintertagespflege. „Ist eine Pflege zu feucht, kann sie von der Haut nicht aufgenommen werden und es entstehen bei Kälte und Wind kleinste Eiskristalle an der Hautoberfläche. Die Haut trocknet aus und es kann zu minimalen Erfrierungsschäden kommen“, so die Ärztin. Wer unter roten Äderchen (Couperose) leidet, sollte beim Cremen besonders gewissenhaft sein, da sich die Äderchen durch die falsche Pflege verstärken können.
Befeuchtung von innen:
Tagsüber viel trinken
Die so wichtige Feuchtigkeit führt man der Haut tagsüber am besten von innen zu: „ Am Arbeitsplatz und in trockener Raumluft sollte man vor allem darauf achten, viel zu trinken“, lautet der Tipp der Hautärztin. „ Man könnte außerdem einen Man könnte außerdem einen Luftbefeuchter aufstellen und auf diesem Weg der Haut eine Extraportion Feuchtigkeit zuführen.“
Pflege auffetten:
Extra-Fettschicht für draußen
Wer sich jetzt längere Zeit im Freien aufhält – beim Winterspaziergang, beim Rodeln oder Skifahren in den Bergen – muss seine Tagespflege noch einmal auffetten und beispielsweise einen fettreichen Pflegestift über die Tagecreme auftragen. „Damit behandelt man speziell jene Stellen, die man besonders vor Kälte und Erfrierungen schützen muss“ , so Lanner. Nicht zu vergessen ist ein ausreichender Sonnenschutz, mit dem man nicht nur dem Hautkrebs, sondern auch der Alterung der Haut entgegenwirkt. „ Ideal sind auch hier spezielle Pflegesticks, die neben einer fetteren Pflege einen hohen Lichtschutzfaktor bis zu 50 enthalten. Wer empfindliche Haut hat, kann statt dessen auch ein Babypflegeprodukt verwenden“ , ergänzt die Dermatologin. „ Diese Produkte sind arm an Duftstoffen und Konservierungsmitteln.“ Mit der richtigen Pflege ist die Haut nicht zuletzt für (abrupte) Temperaturwechesel gewappnet – ob man nach dem Einkaufen im überheizten Shoppingcenter einen Winterspaziergang unternimmt oder nach dem Skifahren den Tag in der Sauna ausklingen lässt.
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Hautpflege in der Wanne:
Dusch- und Ölbäder
Die Haut neigt jetzt nicht nur an exponierten Stellen wie Gesicht, Hals, Händen, sondern generell zum Austrocknen. Eine mögliche Ursache neben Faktoren wie Kälte und trockener Luft: „Gerade im Winter zieht man sich nach dem Duschen wärmer an – Strumpfhose, Hose – sodass die Haut nicht atmen kann, schwitzt und damit austrocknet“, weiß die Dermatologin Dr. Ulrike Lanner. Ihr Rat: „Indem man ein rückfettendes Duschgel verwendet, hat man die Duschpflege und die Hautpflege danach gleich in einem. Ergänzend könnte man die Haut einmal wöchentlich mit feinem Sisalhandschuh massieren.“ Diese Massage, für die sich ein Hautöl empfiehlt, bewirkt eine bessere Durchblutung der Haut, macht sie draller und regt die Lymphe an. „Die Massagestreicheleinheiten sind bei Zellulite besonders empfehlenswert“, so Lanner.
Wer sich mit einem Vollbad verwöhnen möchte, sollte ein hautpflegendes, rückfettendes Ölbad einem Schaumbad vorziehen. Und so macht man es richtig: „Damit die Haut die pflegenden Substanzen aufnehmen kann, sollte man erst das Wasser einlassen, sich dann selbst für einige Minuten in die Wanne setzen, damit die Hautporen sich öffnen, und dann erst das Öl dazugeben.“
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Langsam „auftauen“:
Tipps bei leichten Erfrierungen
Was tun, wenn sich leichte Erfrierungserscheinungen bemerkbar machen? Wenn die Haut an Nase, Ohren, Fingerspitzen bläulich-weiß wird bzw. sich rötet? „Am besten ist es, die betroffene Region mit Körpertemperatur allmählich anzuwärmen, indem man beispielsweise die Hand leicht an die Wange oder Nase hält“, rät die Dermatologin Dr. Ulrike Lanner. „Wenn erfrorenes Areal sehr schnell auftaut, weil man etwa eine Wärmeflasche darauf legt, kann es passieren, dass man damit der Haut zusätzlich schadet. Bei Kälte stellen die Blutgefäße sich ganz eng und werden bei Wärmeeinfluss ganz weit – diese abrupte Umstellung ist ungünstig.“ Auch sollte man die betreffenden Stellen für einige Zeit nicht der direkten Sonneneinstrahlung aussetzen. „Aufgrund der Erfrierung kommt es zu einer Pigmentverschiebung, sodass diese Stellen braun werden.“
Bei stärkeren Erfrierungen, wenn sich z. B. Frostbeulen bilden und die Haut gefühllos wird, sollte man jedenfalls eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen.