Leben mit einem fremden Herzen

Juni 2011 | Medizin & Trends

Herztransplantation: Nur ein Muskel, der ausgetauscht wurde
 
Vor 17 Jahren wurde Arnulf Pohl ein Spenderherz eingesetzt. Im Interview mit MEDIZIN populär erzählt der heute 73-jährige Pensionist und Präsident der Europäischen Vereinigung der Herz- und Lungentransplantierten, wie es dazu gekommen ist und wie er seither mit dem fremden Herzen lebt.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

MEDIZIN populär
Herr Pohl, warum wurde Ihnen ein Spenderherz transplantiert?

Arnulf Pohl
Als ich noch voll im Berufsleben stand, musste ich eine Zeit lang sehr oft beruflich ins Ausland reisen. Danach habe ich mich immer schwach gefühlt und daher wurde unter anderem mein Herz untersucht. Dabei stellte man fest, dass mein Herzmuskel geschädigt ist. Man hat vermutet, dass das durch eine übergangene Grippe verursacht worden war. Mein Arzt hat mir damals schon gesagt, dass der Schaden irreparabel ist und eine spätere Transplantation unumgänglich sein würde. Ich wurde dann aber medikamentös behandelt und habe noch acht Jahre lang gut mit meinem eigenen Herzen weitergelebt. Dann ist es mir auf einmal immer schlechter gegangen, ich konnte nicht mehr arbeiten und auch die Alltagserledigungen wurden mühsam. Also hat man mich auf die Warteliste für eine Herztransplantation gesetzt.

Wie ist es Ihnen beim Gedanken daran ergangen, dass ein fremdes Herz in Ihrer Brust schlagen würde?
Da ich ein naturwissenschaftliches Studium absolviert habe und diese Dinge realistisch sehe, habe ich mein eigenes Herz als Muskel betrachtet, der ausgetauscht werden musste. Und in den Monaten vor dem Eingriff ist es mir so schlecht gegangen, dass ich sehr darauf gehofft habe, bald ein geeignetes Spenderherz zu bekommen.

Wie ist die Transplantation verlaufen?
Als ein Spenderherz für mich bereit war, wurde ich um zwei Uhr nachts angerufen und man hat mir mitgeteilt, dass ich zur Transplantation ins AKH Wien geholt werde. Am Morgen folgte die Operation, und als ich aufgewacht bin, hatte ich mein neues Herz – und ein zweites Leben!

Wie haben Sie sich danach gefühlt?
Die Operation war ein großer Eingriff. Die Zeit kurz danach war schwierig, aber allein das Bewusstsein, dass die Operation gelungen war und mir mit dem neuen Herzen ein zweites Leben geschenkt worden ist, hat mir eine unbeschreibliche Freude bereitet. Das, die hervorragende Betreuung durch die Ärzte und die Unterstützung durch meine Familie haben meinen Heilungsprozess bestimmt positiv beeinflusst. Vier Monate nach dem Eingriff war meine Verfassung schon so gut, dass ich mit meiner Frau nach Italien reisen konnte. Danach habe ich wieder zu arbeiten begonnen und war noch zehn Jahre lang beruflich tätig.

Hat man Ihnen gesagt, von wem das Spenderherz stammt?
Nein, das erfährt man üblicherweise nicht, da das niemandem dient. Ich weiß lediglich, dass es von einem Spender aus Deutschland stammt.

Achten Sie besonders auf Ihr neues Herz?
Insofern, als ich wie jeder Organtransplantierte Medikamente nehme, die mein Immunsystem daran hindern, das neue Organ abzustoßen. Auch werde ich alle zwei bis drei Monate in einer Spezialambulanz des AKH Wien untersucht. Und natürlich achte ich darauf, mich gesund zu ernähren und mich genug zu bewegen, aber nicht zu sehr anzustrengen.
 
Wissen Sie, wie lange Ihr neues Herz halten wird?
In Österreich gibt es Herztransplantierte, die ihr neues Herz seit weit mehr als 20 Jahren haben. Und meines hält jetzt auch schon 17 Jahre. Ich werde es weiter gut pflegen, damit es noch viele Jahre hält!

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