Flaute im Bett

Oktober 2012 | Partnerschaft & Sexualität

Was gegen Erektionsstörungen hilft
 
Hin und wieder treten sie bei den meisten Männern auf. Wenn Erektionsstörungen aber für eine Flaute im Bett sorgen, gilt es, die Ursache dafür zu finden. Denn das dahinterliegende Problem kann nicht nur die Beziehung, sondern auch die körperliche und seelische Gesundheit des Mannes gefährden. MEDIZIN populär über das weitgehend verschwiegene Problem.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Sie sind kein Thema für den After-Work-Drink mit den Arbeitskollegen, haben am Stammtisch mit den Sportskameraden genauso wenig Platz und eignen sich nicht einmal für den Plausch mit dem besten Freund: Erektionsstörungen. „Auch mit einem Arzt über das Problem zu sprechen, fällt betroffenen Männern schwer“, sagt einer, der es wissen muss: Dr. Georg Pfau, „Männerarzt“, Sexualmediziner und Allgemeinmediziner in Linz. Der Grund: „Das Bild vom richtigen Mann besteht nach wie vor darin, dass er immer will und immer kann, deswegen schämen sich viele für ihr Problem und verschweigen es“, sagt Pfau.

70 Prozent haben „es” schon erlebt

So entsteht der Eindruck, dass Erektionsstörungen selten vorkommen. Doch dem ist nicht so. Denn in Befragungen, die anonym für Studien gemacht wurden, gaben 70 Prozent aller Männer an, schon einmal oder öfter Erektionsstörungen gehabt zu haben. Was man genau unter Erektionsstörungen zu verstehen hat, die in der Fachsprache der Mediziner „erektile Dysfunktion“ genannt werden? „Definiert sind Erektionsstörungen dadurch, dass ein Eindringen des Penis in die Scheide nur selten oder nie möglich ist, weil der Penis nicht hart genug dafür wird“, sagt Pfau. Das erleben ältere Männer öfter als jüngere: Bei Unter-30-Jährigen rangieren Erektionsstörungen auf der Liste der häufigsten Sexualstörungen hinter dem frühzeitigen Samenerguss, der „ejaculatio praecox“ auf Platz zwei, bei Älteren liegen sie auf Platz eins.

Vorzeichen für Krankheiten

Pfau über den Grund für die unterschiedlichen Häufigkeiten von Erektionsstörungen in den beiden Altersgruppen: „Mit zunehmendem Alter produziert der männliche Körper immer geringere Mengen des Sexualhormons Testosteron.“ Und Testosteron spielt eine wichtige Rolle in jenem komplexen Zusammenspiel zwischen Körper und Psyche, das zur Erektion führt. Je älter ein Mann ist, desto häufiger können der Erektion aber auch andere biologische Hindernisse im Weg stehen: Verschiedene Alterserscheinungen, die dazu führen, dass andere Mitspieler beim Zustandekommen der Erektion, wie Blutgefäße oder Nerven, nicht mehr so funktionieren, wie sie funktionieren sollten. „Das heißt aber nicht, dass Ältere Erektionsstörungen einfach so hinnehmen müssen“, sagt Pfau. „Man sollte unbedingt seinen Arzt darauf ansprechen.“ Schließlich kann das Leiden auch ein Vorzeichen für eine Erkrankung sein, und wird diese behandelt, verbessert sich oft auch die Erektionsfähigkeit.

Problem Psyche

Zwar können diese biologischen Faktoren auch schon in jüngeren Jahren die Erektionsfähigkeit der Männer beeinträchtigen, doch das ist nur selten der Fall. „Bei 90 Prozent aller Männer mittleren Alters oder in jungen Jahren sind Erektionsstörungen auf psychosoziale Probleme zurückzuführen“, sagt Pfau. Warum solche Probleme für eine Flaute im Bett sorgen können? „Der Impuls für die Erektion wird im Hirn gesetzt, und das Hirn mag den Impuls für die Erhärtung des Penis nicht geben, wenn der Mann gerade über die Maßen mit Dingen beschäftigt ist, die ihn belasten“, erläutert Pfau. Zu den häufigsten psychisch bedingten Erektionskillern zählen Probleme mit der Partnerin, die dann entweder zur erektilen Dysfunktion im intimen Zusammensein mit ihr führen, oder „es“ funktioniert beim Ausweichmanöver Fremdgehen nicht bzw. nach der Trennung mit der noch neuen nächsten Partnerin. Ebenfalls häufig sind Erektionsstörungen bei Stress im Beruf, bei Streits in der Familie, beim Eingewöhnen in eine neue Lebenssituation oder auch bei einem schlechten Lebensstil mit erhöhtem Alkohol- und Tabakkonsum, Bewegungsmangel sowie Übergewicht. Die überschüssigen Kilos schlagen sich übrigens nicht nur auf die Potenz nieder, sondern können auch die Zeugungsfähigkeit beeinträchtigen, da Übergewicht die Produktion des weiblichen Sexualhormons Östrogen ankurbelt und Testosteron raubt.

Selbstheilungsversuche bringen wenig

Anstatt zum Arzt zu gehen und davon zu profitieren, dass sich Behandlungserfolge umso schneller und verlässlicher einstellen, je früher die Behandlung beginnt, probieren es viele Betroffene zunächst mit Selbstheilungsversuchen, weiß Pfau. „Entweder sie testen, ob es mit anderen Frauen funktioniert, oder sie versuchen, das Problem mit Potenzmitteln aus dem Weg zu schaffen.“ Diese führen zwar Erektionen herbei, verstärken oder verlängern sie, und es gibt sie entweder in Tablettenform, als Injektionen oder in Form von Geräten wie Vakuumpumpen. Doch sind sie nicht für den Dauergebrauch geeignet, und irgendwann wird jeder dessen müde, immer zu solchen Hilfsmitteln greifen zu müssen, um Sex haben zu können. Pfau: „Schlimmstenfalls verzichten die Betroffenen ganz darauf, sich Frauen zu nähern und bringen sich damit um die innere Zufriedenheit, die das liebevolle, intime Zusammensein von Mann und Frau mit sich bringt.“ Manche ziehen sich sogar völlig zurück und handeln sich über kurz oder lang Depressionen ein, so Pfau.  

Gesprächstherapie hilft

Dabei könnten Erektionsstörungen in neun von zehn Fällen gut behandelt werden, die biologisch bedingten genauso wie jene, die im Kopf entstehen. Voraussetzung dafür ist aber, dass man sich von einem Arzt helfen lässt, der auch Sexualmediziner und Psychotherapeut ist. Denn der ideale Behandlungsweg ist eine Gesprächstherapie, bei der den Männern zunächst einmal erklärt wird, dass sie nicht die einzigen Betroffenen sind, und dass es normal ist, in konflikt- oder stressreichen Lebenslagen eben auch einmal nicht so zu funktionieren, wie man glaubt, als richtiger Mann funktionieren zu müssen. „Das befreit viele schon von dem Druck, unter dem sie stehen, und ist ungemein hilfreich“, weiß Pfau aus Erfahrung. In weiteren Gesprächen wird versucht, Lösungen für die individuellen Probleme zu finden. „Das Therapieziel ist erreicht, wenn der Mann zu seiner sexuellen Zufriedenheit zurückgefunden hat“, so Pfau.

Partnerin miteinbeziehen

Wenn der Mann in einer Beziehung lebt und sich die Partnerin in die Therapie miteinbeziehen lässt, sollte das unbedingt geschehen. Denn, so Pfau: „Die meisten Frauen, die erleben, dass es bei ihm nicht mehr so gut wie früher funktioniert, denken entweder, dass er eine andere hat, oder dass er sie nicht mehr schön genug findet.“ Das zu erfragen, trauen sich viele nicht, aus Angst, den Mann zu verletzen oder selbst verletzt zu werden. „So entsteht eine Dissonanz, die wiederum der Mann spürt, und die die Erektionsfähigkeit weiter verschlechtert.“ Erfahren die Frauen dann im therapeutischen Gespräch, dass die Erektionsstörungen z. B. ganz einfach deswegen auftreten, weil ihr Mann halt nicht mehr der Jüngste ist, ist die Erleichterung groß. „Für diese Paare gibt es dann Hausaufgaben, bei denen sie verschiedene Hilfsmittel für den Sex und Sextechniken ausprobieren“, so Pfau. Neun von zehn Paaren finden so, weiß Pfau, sehr schnell neue Wege zu neuem Glück.

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Impotent und zeugungsunfähig?

Ein Mann, der an Erektionsstörungen oder völliger Impotenz, also dem gänzlichen Funktionsverlust der Schwellkörper am Penis leidet, ist nicht unbedingt auch zeugungsunfähig. Da der Penis aber gar nicht oder nur selten in die Scheide eingeführt werden kann, bringen Erektionsstörungen freilich oft eine Unfruchtbarkeit mit sich. Deswegen ist auch betroffenen Männern mit Kinderwunsch anzuraten, zum Arzt zu gehen und sich untersuchen zu lassen.

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Impotent wegen Krankheit

Die häufigsten biologischen Ursachen für Erektionsstörungen sind Bluthochdruck oder Diabetes, die unbehandelt zu Gefäßschädigungen führen. Diese Schäden, Verengungen und Verstopfungen, erhöhen das Risiko für Schlaganfälle und Herzinfarkte. Zudem bringen sie mit sich, dass die Schwellkörper am Penis nicht mehr gut genug durchblutet werden, um eine Erektion zu ermöglichen. „Werden Diabetes und Bluthochdruck behandelt, funktioniert oft auch im Bett wieder alles wie früher“, sagt „Männerarzt“ Dr. Georg Pfau.
Der Impuls für Erektionen kommt aus dem Gehirn und wird über die Nerven Richtung Penis geschickt. Sind Nerven beschädigt oder entzündet, z. B. nach Bandscheibenvorfällen oder durch langes Sitzen auf einem unpassenden Fahrradsattel, kann es ebenfalls zu Erektionsstörungen kommen. Pfau: „Können die Nervenerkrankungen ausgeheilt werden, kommt es auch wieder zur Erektion.“
Zu biologischen Ursachen zählen schließlich noch Hormonstörungen bzw. ein Mangel am männlichen Sexualhormon Testosteron, dessen Produktion der Körper mit zunehmendem Alter drosselt. „Ist jemand frühzeitig davon betroffen, kann mit testosteronhältigen Medikamenten geholfen werden“, sagt Pfau.

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