Blutwerte

Februar 2013 | Gesundheitslexikon

Gesundheitscheck im Labor
 
Akute und chronische Entzündungen, Eisenmangel, Allergien, Lebererkrankungen: Schon einige Tropfen Blut genügen, um verschiedenen gesundheitlichen Problemen auf die Schliche zu kommen. Die regelmäßige Untersuchung des Blutes ist deshalb eine unverzichtbare Vorsorgemaßnahme.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Zwischen fünf und sechs Liter Blut fließen durchschnittlich durch den menschlichen Körper. Der „Lebenssaft“ besteht zu rund 55 Prozent aus flüssigem Blutplasma und zu 45 Prozent aus Blutzellen. Diese im Blut treibenden Zellen und der flüssige Anteil des Blutes werden bei der Blutuntersuchung unter die Lupe genommen. Zwei Röhrchen Blut – das sind zehn bis 15 Milliliter oder rund zwei Esslöffel voll – werden im Rahmen einer Vorsorgeuntersuchung benötigt, um die wichtigsten, knapp 20 Werte zu erheben, sich ein „Bild“ zu machen. Vorsorglich wird zumindest ein „kleines Blutbild“, in vielen Fällen auch ein „großes Blutbild“ gemacht.

Kleines und großes Blutbild

Jene Blutzellen, die man beim „kleinen Blutbild“ misst, sind die roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) und die Blutplättchen (Thrombozyten). „Außerdem lässt sich dabei feststellen, ob der rote Blutfarbstoff, das Hämoglobin, in ausreichender Konzentration im Blut vorhanden ist“, erklärt der Labormediziner Dr. Thomas Perkmann vom Klinischen Institut für Labormedizin der Medizinischen Universität Wien. „Ist die Konzentration zu niedrig, spricht man von einer Anämie, einer Blutarmut.“ Eine Anämie ist ein häufiges Gesundheitsproblem, das man im Rahmen der Blutuntersuchung  diagnostizieren kann. Sie äußert sich in Müdigkeit, Blässe, verminderter Leistungsfähigkeit. „Als mögliche Ursache kommt zum Beispiel ein Eisenmangel in Frage“, erklärt der Spezialist. Sie ist gerade bei Frauen, unter anderem aufgrund des monatlichen Blutverlusts bei der Menstruation, sehr häufig. Speziell ab dem Alter von 50 Jahren kann eine Anämie jedoch auch auf einen chronischen, nicht physiologischen Blutverlust hinweisen. „Besonders bei Krebserkrankungen im Magen-Darm-Bereich kann aufgrund kleiner Blutungen eine Anämie auftreten“, so der Labormediziner. „Eine weitere Ursache einer Anämie ist ein Mangel an Vitamin B12 und Folsäure, auch Vitaminmangelanämie genannt. Der Grund dafür liegt häufig, neben ernährungsbedingtem Mangel, in einem chronischen Alkoholmissbrauch.“
Beim „großen Blutbild“ wird zusätzlich eine genaue Unterscheidung der weißen Blutzellen vorgenommen. Neutrophile, eosinophile und basophile Granulozyten, Monozyten und Lymphozyten heißen die Blutbestandteile, um deren genaue Verteilung es bei dieser Untersuchung geht (Differentialblutbild). Daraus kann der Arzt wiederum verschiedene gesundheitliche Probleme ablesen: „Wenn zum Beispiel die neutrophilen Granulozyten erhöht sind, deutet dies auf akute Entzündungsprozesse im Körper hin“, erläutert der Labormediziner Perkmann. „Bei bestimmten chronisch-entzündlichen Prozessen kommt es oft zu einer deutlichen Erhöhung der Lymphozyten.“ Sind die eosinophilen Granulozyten erhöht, spricht dies z. B. für ein allergisches Geschehen. Natürlich können auch Erkrankungen des Blutes wie z. B. Blutkrebs (Leukämie) anhand des Blutbilds festgestellt werden.

Cholesterin, Blutzucker, Leberwerte

Neben dem kleinen bzw. großen Blutbild werden bei der Vorsorgeuntersuchung auch verschiedene „chemische Laborwerte“ wie Blutzucker, Cholesterin oder Leberenzyme bestimmt. Durch die Messung von Blutzucker (Glukose) und Blutfetten (Cholesterol und Triglyzeride) lässt sich feststellen, ob ein erhöhtes Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung besteht. Auch die Funktion einiger Organe kann man auf diesem Weg überprüfen. „Die Werte von Kreatinin und Blut-Harnstoff-Stickstoff (BUN) geben Aufschluss über die Funktion der Nieren“, erläutert Thomas Perkmann. Hinweise zur Gesundheit der Leber liefern die Leberenzyme ALT (GPT), AST (GOT), GTT und die alkalische Phosphatase: „Anhand dieser kann man beispielsweise akute und chronische Leberentzündungen erkennen“, sagt Perkmann. Als mögliche Ursache kommt eine virale Hepatitis in Frage, wesentlich häufiger liegt aber eine durch falsche Kost oder Alkohol verursachte Störung der Leberfunktion („Fettleberhepatitis“) zugrunde. „Genauso wie durch Alkohol wird die Leber auch durch den Konsum von viel Zucker und Fett belastet“, betont der Mediziner.  
Wertvolle Hinweise auf mögliche Entzündungsprozesse im Körper liefern das CRP (c-reaktive Protein) und die Blutsenkungsgeschwindigkeit: Dabei misst man, wie schnell Blutzellen in einem Röhrchen nach einer bestimmten Zeit zu Boden sinken. Und worauf deuten Entzündungsprozesse hin? Zu einer akuten Entzündung kann es z. B. durch eine Infektion mit Bakterien oder Viren kommen. „Chronische Entzündungsprozesse hingegen können bei Krebserkrankungen oder Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis beobachtet werden“, so Perkmann.

Abweichungen von der Norm

Zeigt sich am Blutbild eine Abweichung von der Norm, also dem angegebenen Referenzwert, braucht es weiterführende Untersuchungen. Allerdings: Nicht jeder „Ausreißer“ aus dem Normbereich, muss unbedingt auf eine Erkrankung deuten, betont Perkmann. „Es gibt auch Über- oder Unterschreitungen, die nicht zwangsläufig mit einem krankhaften Prozess zusammenhängen.“ Schließlich sind die Referenzwerte nur relativ aussagekräftig, statistische Fehler inklusive. „Die Referenzbereiche werden erhoben, indem man einer Gruppe offensichtlich gesunder Menschen Blut abnimmt“, erklärt der Labormediziner den Hintergrund. „Wenn 95 Prozent von ihnen in einem bestimmten Bereich liegen, gilt dieser als Normbereich.“ Liegt nun ein Wert des eigenen Blutbefundes außerhalb dieses Bereichs, sollte dies mit dem behandelnden Arzt besprochen werden; es besteht aber kein Grund zur Panik. „Es kann sein, dass jemand einen Referenzwert überschreitet und trotzdem pumperlgesund ist“, betont Perkmann. Umgekehrt ist es keine Garantie für Gesundheit, wenn alle Werte im grünen Bereich sind, denn das Blut „weiß“ zwar viel, aber nicht alles.

Einmal jährlich ab 50

Dennoch ist eine regelmäßige Blutabnahme ab dem 18. Lebensjahr alle drei Jahre sinnvoll. Ab dem 40. Geburtstag sollte man sein Blut alle zwei Jahre und ab dem 50. Geburtstag jährlich untersuchen lassen. „Den Kontrollintervall strikt einzuhalten wird umso wichtiger, je älter man wird“, appelliert der Labormediziner. Für Frauen ist diese Vorsorgeuntersuchung allerdings schon in jüngeren Jahren besonders wichtig, um einer Erkrankung rechtzeitig auf die Schliche zu kommen: „Bei Frauen kommen nämlich schon ab 35 Jahren Krebserkrankungen gehäuft vor, während sie bei Männern dieses Alters noch relativ rar sind“, so Perkmann.

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„Bitte nüchtern!“
Das sollten Sie wissen

Ob Blutzucker, Blutfette oder Leberenzyme: Viele Werte sind nur aussagekräftig, wenn man zum Zeitpunkt der Blutabnahme nüchtern ist. Das bedeutet? „Streng genommen sollte vor der Blutabnahme zwölf Stunden lang nichts und auch davor nur moderat gegessen werden“, erläutert der Labormediziner Dr. Thomas Perkmann. „Man sollte also am Vorabend weder übermäßig viel, noch sehr fett- oder kohlenhydratreich essen.“ Wenn man sich abends eine kohlenhydratreiche Mahlzeit zuführt, zum Beispiel eine große Portion Spaghetti Bolognese, kann das selbst nach zwölf Stunden Fasten noch die Blutwerte verfälschen. Und: „Ebenso strikt sollte auf Alkohol verzichtet werden“, betont der Labormediziner.

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