Viele Frauen verzichten darauf. Dabei kann man mit den beiden wichtigsten gynäkologischen Vorsorgeuntersuchungen, dem Krebsabstrich und der Mammografie, zugleich jenen Krebserkrankungen vorbeugen, von denen Frauen am häufigsten betroffen sind: dem Brust- und dem Gebärmutterhalskrebs.
Von Mag. Alexandra Wimmer
Krebsabstrich
Gebärmutterhalskrebs, die zweithäufigste Krebserkrankung von Frauen, „ist vor allem der Krebs jüngerer Frauen, insbesondere im Alter zwischen 40 und 50 Jahren“, so die Gynäkologin Dr. Doris Linsberger, Fachgruppenvorsitzende der Ärztekammer Niederösterreich. Etwa 60.000 Frauen sind jährlich mit einem auffälligen Krebsabstrich konfrontiert – ein Schrecken für die Betroffenen, der aber zugleich eine große Chance birgt: „Durch den PAP-Test lassen sich Veränderungen und die Vorstufen von bösartigen Befunden so früh erkennen, dass man zu einem frühen Zeitpunkt mit der Therapie beginnen kann“, betont Doris Linsberger. „Und je früher man mit der Therapie beginnt, umso weniger belastend ist sie für die Frau und umso besser sind die Heilungschancen.“ Dennoch: Nur ein Drittel der Frauen lässt diese Untersuchung jedes Jahr durchführen.
Zellen zeigen Risiko
Beim PAP-Test – benannt nach seinem „Erfinder“, dem griechischen Arzt George Nicolas Papanicolaou – wird der Gebärmutterhals genau inspiziert und hinsichtlich möglicher Zellveränderungen untersucht: „Dazu werden vom Gebärmutterhalskanal oberflächliche Zellen abgeschabt“, erklärt Linsberger. Die Untersuchung der Zellen zeigt, ob und in welchem Grad Zellveränderungen stattgefunden haben:
„Aufgrund des Zellbildes kann man sehr früh auf Veränderungen im Bereich des Gebärmutterhalses schließen, die bedenklich sind oder sogar in Richtung Bösartigkeit gehen.“
PAP 1 bis PAP 5
Wie es nach der Abstrichabnahme weitergeht, hängt vom jeweiligen Befund ab: Die Untersuchungsergebnisse unterteilt man in PAP 1 (unauffälliger Befund) bis PAP 5 (Gebärmutterhalskrebs = Zervixkarzinom). „PAP 4 ist die Vorstufe einer bösartigen Zellveränderung“, präzisiert die Ärztin. „Bei PAP 3 handelt es sich meist um entzündliche Veränderungen, hervorgerufen durch unterschiedliche Erreger, die sich oft gut behandeln lassen.“ In immerhin rund 90 Prozent der Fälle bilden sich die Veränderungen durch die richtige Therapie wieder zurück, weiß die Gynäkologin.
Der PAP-Test zeigt zwar möglicherweise gefährliche Veränderungen an, aber nicht die Ursache dafür. Um herauszufinden, welche Viren dafür verantwortlich sind, wird auch ein HPV-Test gemacht, also ein Test auf Humane Papillomviren: „Schließlich wissen wir, dass fast 100 Prozent aller Zervixkarzinome durch HPV-Hochrisikostämme ausgelöst werden, insbesondere durch die Viren der Stämme 16 und 18“, verdeutlicht Linsberger. Sind die Viren identifiziert, kann gezielt dagegen angegangen werden.
Jährlich ab 19
„Frauen ab 19 sollten sich einmal jährlich untersuchen zu lassen“, betont die Gynäkologin. Dabei haben Frauen im Vorfeld nichts weiter zu beachten, als dass die Untersuchung aussagekräftiger ist, wenn sie nicht während der Menstruation durchgeführt wird.
Mammografie
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung der Frauen – jede achte ist im Laufe des Lebens betroffen, pro Jahr sind das 5000 neue Fälle. Das Röntgen der Brustdrüsen, die Mammografie, ist das wichtigste Instrument zur Früherkennung. Doch nur rund 40 bis 50 Prozent der Frauen, denen ihr Arzt unbedingt dazu geraten hat, gehen tatsächlich zur Mammografie.
Knoten, Verdichtungen, Verkalkungen
Indem die Brust von allen Seiten via Röntgenstrahlen abgebildet wird, lassen sich nicht tastbare Gewebsveränderungen (Knoten, Verdichtungen, Verkalkungen) bereits im Frühstadium erkennen. Die Entdeckung bösartiger Gewebsveränderungen (Tumor) macht eine rasche Behandlung möglich – und verhindert möglicherweise den Krebstod.
Am aussagekräftigsten ist das Bruströntgen, wenn es etwa am zehnten Tag nach Beginn der Menstruation durchgeführt wird. Dann ist das Drüsengewebe weniger dicht und das „Einpressen“ der Brust zwischen zwei Platten wird als weniger unangenehm empfunden
„Auch die Angst vor der Strahlenbelastung durch die Mammografie ist unbegründet, denn sie ist sehr gering“, beruhigt Univ. Doz. Dr. Franz Frühwald, Obmann der Bundesfachgruppe Radiologie in der Österreichischen Ärztekammer. Das Risiko, durch Röntgenstrahlen an Brustkrebs zu erkranken, stehe in keiner Relation zum „natürlichen“ Brustkrebsrisiko. Sollte der Arzt an die Röntgenuntersuchung einen Ultraschall anschließen, ist auch das kein Grund zur Beunruhigung: „Speziell bei einer Brust mit dichtem Drüsengewebe ist das sinnvoll, weil nur damit gewisse Gewebeveränderungen entdeckt werden können“, ergänzt Gynäkologin Linsberger.
Alle ein bis zwei Jahre
Derzeit gelten in Österreich die internationalen Standards: Frauen zwischen 50 und 70 Jahren lassen sich alle ein bis zwei Jahre untersuchen, Frauen zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr und jenen mit dichtem Drüsengewebe wird die jährliche Untersuchung empfohlen. Bei Auffälligkeiten wie Knoten, einseitigen Veränderungen der Brust, austretendem Drüsensekret etc. werden Röntgenuntersuchungen im Anlassfall angeraten.
Selbstuntersuchung wichtig
Trotz des regelmäßigen Bruströntgens bleibt die monatliche Selbstuntersuchung wichtig: Dabei tastet die Frau ihre Brust in den Tagen nach der Menstruation genau ab. „Zu diesem Zeitpunkt ist das Gewebe weicher, man kann Veränderungen besser spüren und das Abtasten tut nicht weh“, erklärt Doris Linsberger.
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Frau unter der Lupe:
Einmal jährlich beim Gynäkologen
Spätestens ab dem 19. Lebensjahr sollten sich Frauen jährlich bei ihrem Gynäkologen, ihrer Gynäkologin untersuchen lassen. Dabei geht es um weit mehr als um den PAP-Abstrich. So wird der gesamte Genitalbereich inspiziert: „Die Schamlippen werden auseinandergespreizt und man geht mit dem Spekulum, einem Scheidenspiegel, in die Scheide ein, um den Muttermund und die Scheide besser beurteilen zu können“, veranschaulicht die Gynäkologin Dr. Doris Linsberger die Vorgehensweise. Damit können bösartige Veränderungen frühzeitig erkannt werden. Noch genauer kann mit dem Kolposkop, einem Lupeninstrument, untersucht werden, mit dem man das Areal in verschiedenen Vergrößerungen unter die Lupe nimmt.
Krankhafte Veränderungen der Beckenorgane (Eierstöcke, Gebärmutter, Harnblase etc.) können bei der Tastuntersuchung festgestellt werden. Dazu führt der Gynäkologe oder die Gynäkologin einen Finger in die Scheide ein und schiebt die Organe quasi der anderen Hand entgegen, die außen vom Bauch her tastet.
Noch früher können z. B. Tumoren im Rahmen der gynäkologischen Ultraschalluntersuchung entdeckt werden. „Dadurch ist es beispielsweise möglich, bösartige Veränderungen an Eierstöcken und Gebärmutterschleimhaut früh genug zu erkennen, um sie erfolgreich zu behandeln“, betont die Medizinerin.
Bei der Brustuntersuchung wird die Brust hinsichtlich Hautveränderungen, Einziehungen, Größenunterschiede etc. angeschaut. „Dabei steht die Frau mit entblößtem Oberkörper und locker in den Nacken gelegten Armen vor der Gynäkologin oder dem Gynäkologen“, beschreibt Doris Linsberger. „Neben der Brust werden auch die Ausläufer des Brustmuskels und die Achseln abgetastet.“ Schließlich können auch vergrößerte Lymphknoten im Brustbereich auf einen Tumor hinweisen.