Die Statistiken zeichnen ein schwarz-weißes Bild: Einerseits erkrankt bereits eine von acht Frauen irgendwann im Lauf ihres Lebens an Brustkrebs – Tendenz steigend. Andererseits werden die Chancen auf Heilung immer größer. Vor allem wenn der Tumor früh erkannt wird, kann der häufigste Krebs der Frauen meist gut behandelt werden. Um noch bessere Heilungsraten zu erzielen, startet Österreich am 1. Oktober mit dem Brustkrebs-Screening.
Von Mag. Sabine Stehrer
Was für nahezu alle Krankheiten gilt, gilt auch für die Erkrankung an Brustkrebs: Je früher sie erkannt und behandelt wird, desto größer sind die Heilungschancen. Aber wie früh ist früh genug? Univ. Prof. Dr. Michael Gnant, Leiter der Brustambulanz am AKH in Wien, beantwortet diese Frage mit einem Beispiel: „Wenn ich einer Frau einen rechtzeitig erkannten kleinen Tumor mit einem Durchmesser von drei Millimetern aus der Brust entferne, ist sie bereits durch diese Maßnahme mit 99-prozentiger Wahrscheinlichkeit geheilt.“
Bei immerhin schon etwa 80 Prozent liegt die Heilungsrate bei Brustkrebs heutzutage, wenn gegen Tumore angekämpft wird, die schon einige Zentimeter groß sind. „Dann ist oft noch eine Chemotherapie über Infusionen oder mit Tabletten oder eine Hormontherapie notwendig“, erklärt Gnant. Und zwar entweder nach der Operation, um dem Wachstum neuerlicher Tumoren vorzubeugen, oder davor, um den Tumor zu verkleinern und den Eingriff leichter zu machen. „Operiert wird heute bei mehr als 90 Prozent der Betroffenen brusterhaltend, durch oft sehr kleine Schnitte, von denen bald nichts mehr zu spüren und zu sehen ist“, sagt Gnant. „Eine Amputation ist heute nur noch bei weniger als zehn Prozent der Betroffenen nötig.“
Nach der Therapie ist meist noch über viele Jahre eine umfangreiche Nachsorge notwendig, denn Brustkrebs kann auch noch lange nach einer erfolgreichen Behandlung wiederkehren – und sollte freilich auch dann früh erkannt werden. „Die Nachsorge besteht im Wesentlichen in Brust- und Blutuntersuchungen, die von Fall zu Fall verschieden oft empfohlen werden“, so Gnant. Bleibt Brustkrebs unbehandelt, wird über kurz oder lang nicht nur der Knoten immer größer, sondern es bilden sich im gesamten Körper Metastasen. Gnant: „Und das führt unweigerlich zum Tod.“
Übergewicht, Rauchen, Stress
Warum erkranken Frauen an Brustkrebs, und was ist der Grund dafür, dass die Zahl der Betroffenen in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen hat? „Wir wissen heute, dass die Wahrscheinlichkeit, Brustkrebs zu bekommen, mit zunehmendem Alter steigt, und da Frauen immer länger leben, gibt es auch mehr Erkrankte“, erklärt Gnant. Eine Rolle spielt auch, dass Frauen weniger Kinder als früher bekommen und weniger Frauen ihre Kinder stillen. Gnant: „Die Hormonausschüttungen während Schwangerschaften und Stillzeiten schützen offensichtlich vor Brustkrebs.“
Auch andere Risikofaktoren waren noch vor 50 Jahren nicht so verbreitet wie jetzt: Übergewicht, Stress und Rauchen. Nur sehr wenigen Frauen wird Brustkrebs sozusagen in die Wiege gelegt: Sie tragen Brustkrebsgene in sich, die früher oder später zur Erkrankung führen. Diesen Frauen wird dazu geraten, sich schon ab dem Teenageralter jedes halbe Jahr einer ausführlichen Untersuchung zu unterziehen, um einen Tumor frühzeitig zu entdecken.
Programm zur Früherkennung
Ab wann sollen das alle anderen tun? Gnant rät, mit 35 Jahren das erste Mal eine Mammografie durchführen zu lassen. Bei der Hälfte aller Frauen reicht diese Röntgenuntersuchung der Brüste aus. Die andere Hälfte hat so dichtes Brustgewebe, dass zusätzlich eine Ultraschalluntersuchung nötig ist. Neben der regelmäßigen Selbstuntersuchung der Brüste empfiehlt Gnant Frauen ab 40, alle zwei Jahre zur Mammografie zu gehen. Frauen über 45 werden ab Herbst dieses Jahres dazu im Rahmen des „Brustkrebs-Früherkennungsprogramms“ eingeladen: „Mit dieser Maßnahme wollen wir erreichen, dass die Heilungsrate in Österreich noch weiter steigt“, erklärt Gnant. International im Spitzenfeld ist sie bereits, genau wie die Behandlung weltweit als vorbildlich gilt. Diese wird sich zumindest in den nächsten zehn Jahren nicht wesentlich verändern, so Michael Gnant, allerdings soll sie noch besser auf die einzelnen Betroffenen abgestimmt und daher schonender werden.
Infotipp:
Infos zum Österreichischen Brustkrebs-Frueherkennungsprogramm unter www.frueh-erkennen.at ,Telefon 0 800/500 181.