Leben mit kranker Blase

Februar 2013 | Medizin & Trends

„Ich war bis zu 60 Mal am Tag am Klo“
 
Vor 20 Jahren erkrankte Christa Rammerstorfer an der sogenannten interstitiellen Cystitis (IC), einer chronischen, fortschreitenden Blasenentzündung. Im Interview mit MEDIZIN populär beschreibt die Linzerin ihren langen Leidensweg mit der seltenen Krankheit.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

MEDIZIN populär
Die interstitielle Cystitis zählt zu den seltenen Krankheiten. Für die Betroffenen bedeutet das oftmals einen langen Leidensweg, bis die Krankheit diagnostiziert und behandelt wird. Wie war das bei Ihnen, Frau Rammerstorfer?

Christa Rammerstorfer
Leider genauso. Als ich mit 35 Jahren immer wiederkehrende Harnwegsinfekte hatte, also die typischen ersten Anzeichen für die interstitielle Cystitis, wurden jahrelang nur die Harnwegsinfekte behandelt. Niemand hat die wirkliche Ursache für die häufigen Entzündungen und das schmerzhafte Ziehen im Unterleib entdeckt. Nach drei Jahren des Leidens, da war ich 38 Jahre alt, meinte man, dass meine Unterleibsschmerzen nicht auf Harnwegsinfekte zurückzuführen sind, sondern von der Gebärmutter ausgehen und hat mir empfohlen, die Gebärmutter entfernen zu lassen. Ich habe eingewilligt, obwohl ich noch keine Kinder hatte. Ich glaube, jeder kann sich vorstellen, wie geschockt ich war, als ich nach der Operation genau dieselben Schmerzen im Bauch hatte wie davor!

Und dann wurden Sie anders behandelt?

So wie vor der Gebärmutterentfernung habe ich wieder Schmerzmittel und Antibiotika bekommen, weil man wieder angenommen hat, meine Beschwerden gehen auf eine bakterielle Blasenentzündung zurück. Dabei ist die IC keine bakterielle Entzündung. Also haben die Antibiotika nichts genützt, und ich habe weiter gelitten. Irgendwann habe ich beschlossen, mich neuerlich in einem Krankenhaus untersuchen zu lassen. Dort wurde eine Blasenbiopsie gemacht, das entnommene Gewebe untersucht und so die IC diagnostiziert.

War das schlimm für Sie?

Nein, im Gegenteil, ich war erleichtert, weil das Kind endlich einen Namen hatte! Nach der Diagnose habe ich mich selbst nach Behandlungsmöglichkeiten erkundigt und die Selbsthilfegruppe „ICA-Austria“ mitbegründet, deren Vorsitzende ich heute bin. Nach einiger Zeit habe ich Medikamente bekommen, die besser gegen die Schmerzen geholfen haben. Und ich habe meine Ernährung umgestellt und jene Lebensmittel, die bei mir die IC verschlimmert haben, weggelassen. Die Krankheit war aber schon so weit fortgeschritten, dass die Beschwerden nicht mehr dauerhaft zu lindern waren. Also habe ich mit den Schmerzen gelebt, die immer da waren. Tagsüber während der Arbeit, abends, wenn ich mich gerade zum Schlafen ins Bett gelegt hatte, nachts, wodurch ich oft aufgewacht bin, und natürlich jedes Mal beim Harnlassen. Man hat ja bei dieser Krankheit fast permanent einen Harndrang, kombiniert mit brennenden, krampfartigen Schmerzen. Zuletzt bin ich bis zu 60 Mal binnen 24 Stunden am Klo gewesen. Natürlich sind da immer nur ein paar Tröpfchen abgegangen, aber das hat gebrannt wie Feuer!

Jetzt haben Sie die Krankheit besiegt?

Meine Blase war wegen der jahrelang bestehenden Entzündung irgendwann so kaputt, dass mir zur Entfernung geraten wurde. Ich wollte aber keinen künstlichen Ausgang und habe die Operation so lange hinausgezögert, bis es möglich war, die Blase durch ein Stück des Dünndarms zu ersetzen. Das habe ich dann vor einigen Jahren machen lassen. Es hat etwas gedauert, bis ich gelernt hatte, mit der neuen Blase umzugehen, aber inzwischen geht es mir damit sehr gut!    

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