Akne im Griff?

August 2017 | Kosmetik & Pflege

Was gegen unreine Haut hilft
 
Mitesser, Pickel, zurückbleibende Narben: Nahezu alle Jugendlichen leiden an Akne. Eine Expertin erklärt die Unterschiede und zeigt, was gegen die unreine Haut hilft.
 
Von Mag. Helga Schimmer

So äußert sich Akne

Sie ist die häufigste Hauterkrankung: Akne vulgaris. Fast jeder Pubertierende ist davon betroffen, wenn auch in recht unterschiedlicher Form, denn: „Erscheinungsbild und Schweregrad der gewöhnlichen Akne sind sehr vielfältig“, sagt Univ. Doz. Dr. Sanja Schuller-Petrovic, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in Wien. So entstehen beispielsweise bei der Komedonen-Akne geschlossene weiße und offene schwarze Mitesser meistens nur im Gesicht. Diese leichteste Akne-Form ist nicht schmerzhaft und führt auch nicht zur Narbenbildung.
Die nächste Stufe im Schweregrad von Akne, die Akne papulo-pustulosa, äußert sich durch entzündete, zum Teil eitrige und schmerzhafte Papeln und Pusteln nicht nur im Gesicht, sondern auch auf Brust, Rücken und Oberarmen. Drückt man diese Pickel häufig aus, können – bisweilen auch tiefere – Narben zurückbleiben.
Bei der schwersten Form von Akne vulgaris, der Akne nodosa oder Akne conglobata, kann es schließlich zu derben, entzündeten Gewebeknoten oder zu äußerst schmerzhaften, stark entzündlichen Hautveränderungen kommen. Selten, aber doch kann sogar hohes Fieber auftreten, auch eine stationäre Spitalsbehandlung kann erforderlich sein. „Schwere Akne lässt auch oft starke Narben zurück“, informiert Schuller-Petrovic.

So entsteht Akne

Alle genannten Akne-Arten kommen bei Jugendlichen vor, Ursache ist das hormonelle Ungleichgewicht, das sich in der Pubertät einstellt. Es werden verstärkt Androgene, männliche Sexualhormone, ausgeschüttet, auch bei Mädchen, wodurch mehr Talg produziert wird und die Ausführgänge der Talgdrüsen stärker verhornen. „Nun kann das Hautfett nicht mehr normal abfließen, sondern staut sich, und Mitesser bilden sich“, beschreibt die Medizinerin die Entstehung von Akne.
Zusätzlich vermehren sich einige – sonst für die Haut harmlose – Bakterienarten: Propioni- und Coryne-Bakterien etwa fühlen sich im angestauten Talg besonders wohl und scheiden Stoffe aus, die zu entzündeten rötlichen Erhebungen, den Papeln, bzw. gelblichen Eiterbläschen, Pusteln, führen. Wieso der eine Jugendliche an Akne leidet, der andere nicht, ist auch eine Frage der Gene – Akne liegt oft in der Familie.  

So wird Akne äußerlich behandelt

Die Therapie von Akne richtet sich nach dem Erscheinungsbild. Ob Cremen, Tinkturen, Tabletten oder Hormone – die verschiedenen Behandlungskonzepte haben vor allem eines gemeinsam: Sie helfen nicht sofort. „Die Patienten müssen sich bewusst machen, dass Akne eine chronische Erkrankung ist, bei der nur eine konsequente Langzeittherapie zum Erfolg führt“, so die Dermatologin.
Äußerlich angewandte Präparate enthalten Wirkstoffe, die die Talgsekretion drosseln und die Verhornung der Talgdrüsengänge verhindern. Ferner bekämpfen entzündungshemmende oder antibiotische Substanzen die Propioni- und Coryne-Bakterien. Viele Aknepräparate enthalten mehrere Wirkstoffe. Mittel gegen leichte Akne enthalten etwa Fruchtsäuren, die verhornungshemmend, antientzündlich und lokal antibakteriell wirken. Mit Fruchtsäurepeelings, die vom Hautarzt durchgeführt werden, lässt sich ein noch stärkerer Effekt erzielen. Die darin enthaltenen Substanzen unterdrücken durch die Bildung freier Radikale die Aknebakterien, lösen Mitesser auf, dämpfen die Entzündungsreaktion, hemmen das Bakterienwachstum und schälen abgestorbene Hornzellen ab.

So wird Akne von innen behandelt

Bei schwerer Akne reicht die äußerliche Behandlung nicht mehr aus. In diesem Fall werden Medikamente verordnet, die mehrere Wochen lang eingenommen werden müssen. „Diese Behandlungsart ist am effektivsten, weil sie die Talgdrüsen verkleinert. Selbst sehr schwere Akne kann sich damit 90-prozentig verbessern oder sogar vollständig abheilen“, sagt Schuller-Petrovic. Da der Wirkstoff jedoch auch Leberveränderungen verursachen kann, muss die Therapie vom Arzt überwacht werden. Außerdem dürfen Frauen, die bestimmte dieser Mittel einnehmen, nicht schwanger werden, denn die Einnahme kann zu schweren Missbildungen beim Kind führen. Für Frauen bieten sich alternativ Antibabypillen an, die Anti-Androgene enthalten und die Produktion der auch vom weiblichen Organismus gebildeten männlichen Geschlechtshormone drosseln.

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Selbsthilfe bei Akne:
Natürliche Pflege statt industrieller Kosmetik

Eigentlich pflegt und schützt sich die Haut durch Talgproduktion von selbst, wenn man sie lässt“, sagt Univ. Prof. Dr. Sanja Schuller-Petrovic. Leider wird jedoch – von der Kosmetikindustrie beeinflusst – „porentief gereinigt, geklärt, geschrubbt, gepeelt, und wenn die Haut dann völlig ausgetrocknet und gereizt ist, wird sie mit gehaltvollen Nährcremen überpflegt.“ Kein Wunder also, dass unser Schutzorgan sich wehrt und mit Pickeln und Pusteln reagiert. Man könnte das Risiko für die Hauterkrankung reduzieren,  würde man in puncto Pflege minimalistischer vorgehen und auf die natürliche Regenerationsfähigkeit der Haut vertrauen, so die Dermatologin. Grundsätzlich empfiehlt sie Menschen mit unreiner Haut:

  • Waschen Sie Ihr Gesicht abends mit einer milden Reinigungsmilch und tragen Sie eine fruchtsäurehaltige Creme auf.
  • In der Früh genügen Wasser zur Reinigung und eine fettarme Creme mit Sonnenschutz zur Pflege.
  • Verzichten Sie auf alkoholisches Gesichtswasser, Rubbel-Peeling und kosmetische Dermabrasion, denn eine „porentiefe“ Reinigung ist ohnehin unmöglich.
  • Make-up schadet nicht, sofern es fettarm ist.
  • Fragen Sie Ihren Hautarzt nach individuell passenden medizinischen Pflegeprodukten.

 Wenn Erwachsene  an Akne leiden …

… ist meist eine zu intensive Hautpflege mit aggressiver Reinigung und anschließendem Auftragen von zu fettigen Nährcremen die Ursache dafür. „Hier besteht die beste Therapie darin, die Pflegemaßnahmen einzuschränken bzw. auf eine milde Pflege umzusteigen, die dem Alter und dem Hautzustand entspricht“, empfiehlt Univ. Doz. Dr. Sanja Schuller-Petrovic. Selten kann auch ein gestörter Hormonhaushalt Altersakne hervorrufen. In diesem Fall schafft ein Hormonstatus Klarheit.

 Wenn Akne von der Sonne kommt …

… handelt es sich dabei eigentlich nicht um Akne, auch wenn die Erkrankung „Mallorca-Akne“ genannt wird, sondern um eine fototoxische Reaktion, die sich in einem juckenden Hautausschlag, Bläschen und Pusteln äußert. Die Hauterkrankung entwickelt sich meist zu Beginn des Sommers durch das Zusammenwirken von fetthaltigen Sonnenschutzmitteln und UVA-Licht. Zur Vorbeugung gilt: am besten fettfreie oder fettarme Sonnenschutzgele verwenden und die Haut langsam an die Sonne gewöhnen. Die beste Behandlung besteht darin, die erkrankte Haut vor weiterer Sonnenbestrahlung zu schützen.

 Wenn sich „Akne“ unter  den Achseln breit macht …

… kann die Diagnose „Akne inversa“ lauten. Auch die Akne inversa  ist keine Akne im eigentlichen Sinn. „Weder das Krankheitsbild noch die Behandlung sind mit herkömmlicher Akne vergleichbar“, weiß die Dermatologin. Aus noch ungeklärter Ursache kommt es bei diesem seltenen Leiden vor allem unter den Achseln, im Leistenbereich und rund um den After zu schweren knotigen Entzündungen der Haarfollikel, die sich allmählich unter der Haut ausbreiten. Medikamente helfen.

Stand 07-08/2017

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