Natur auf der Haut

September 2017 | Kosmetik & Pflege

Sind Biokosmetika wirklich besser?
 
Nicht nur, was wir essen, auch womit wir unsere Haut pflegen, wird heute immer bewusster hinterfragt. Neben biologisch erzeugten Nahrungsmitteln boomen auch Biokosmetika: Sie enthalten natürliche Rohstoffe aus biologischem Anbau und sind frei von Chemie – das Angebot ist mittlerweile riesig. In MEDIZIN populär verrät eine Hautärztin, wie Sie die beste Wahl bei Körperpflege und Kosmetika aus biologischer Herstellung treffen.
 
Von Mag. Sonja Zechmann-Hamidi

Aluminium im Deo, hormonell wirksame und potenziell krebserregende Substanzen in chemischen Sonnenschutzfiltern, allergieauslösende Duftstoffe, Mikroplastik in Zahnpasta: Laufend liest man neue Testergebnisse über bedenkliche Inhaltsstoffe in unseren Körperpflegeprodukten. Die Liste ist so lang wie beunruhigend. Abgesehen davon belasten herkömmlich produzierte Kosmetika oft auch die Umwelt: Weltweit werden jeden Tag Erdölprodukte in Form von Paraffin, Silikon oder Mikroplastik aufgetragen und gelangen beim Waschen und Duschen ins Abwasser.  

Bio statt Chemie

Längst ist der Trend zu bio und Nachhaltigkeit in unseren Badezimmern angekommen: Immer mehr Menschen machen sich Gedanken darüber, was sie sich oder ihren Kindern auf die Haut, unser größtes Organ, schmieren. Viele wollen kein Risiko mehr eingehen und suchen nach natürlichen, unbedenklichen Produkte. Doch was sind mögliche Alternativen und worauf gilt es bei der Auswahl zu achten? Für die Konsumenten stellt es oft eine große Herausforderung dar, das kleingedruckte Gewirr an chemischen Begriffen auf den Verpackungsrückseiten zu verstehen und Gut von Böse zu unterscheiden. Eine erste Hilfestellung können spezielle Apps (z. B. Codecheck, Toxfox) liefern.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, chemische Substanzen, die im Verdacht stehen gesundheitsschädlich zu sein, zu vermeiden. Bei echter Bio- und Naturkosmetik (siehe „Echt bio?“ weiter unten), kann man sicher sein, dass die in Verruf geratenen hormonaktiven oder krebserregenden Inhaltsstoffe nicht enthalten sind. „Daher ist Biokosmetik definitiv die bessere Alternative“, sagt die Wiener Dermatologin Dr. Julia Lämmerhirt. Aber Achtung: Längst nicht alles, was natürlich klingt oder nach „bio“ aussieht, ist es auch. Einige Hersteller herkömmlicher Kosmetik setzen das Deckmäntelchen ‚Natur‘ ausschließlich für Marketingzwecke ein.

Top oder Flop?

Die Bezeichnungen „Natur“, „natürlich“ etc. auf den Produktpackungen reichen als Qualitätskriterium nicht aus, da die Begriffe „Biokosmetik” und „Naturkosmetik” rechtlich nicht geschützt sind. Expertin Lämmerhirt rät bewussten Konsumenten und Menschen mit empfindlicher Haut, immer die Inhaltsstoffe unter die Lupe zu nehmen und auf ein entsprechendes Gütesiegel zu achten. Allerdings gibt es eine große Vielfalt an Siegeln und nicht alle haben gleich strenge Kriterien (siehe „Natur, bio, vegan“).

Manchmal reizend

Menschen mit sensibler Haut oder chronischen Hauterkrankungen sollten weiters bedenken, dass es nicht nur bei Inhaltsstoffen konventioneller Kosmetik zu Allergien und Hautreizungen kommen kann. Auch die Natur kann Reizungen verursachen. Pollenallergiker wissen ein Lied davon zu singen. Zwar verzichtet Naturkosmetik auf synthetische, potenziell allergieauslösende Stoffe, aber auch der hochwertigste natürliche Inhaltsstoff kann Unverträglichkeiten auslösen. Die Dermatologin empfiehlt, bei empfindlicher Haut Produkte mit wenigen Inhaltsstoffen zu verwenden, weil diese generell empfindlicher auf die Inhaltsstoffe von Kosmetika reagiert. „Bei chronischen Hautproblemen ist es wichtig, von einem Hautarzt eine genaue Diagnose gestellt zu bekommen, damit die zum Problem passende Art der Pflege festgelegt werden kann.“
Der Umstieg auf eine natürliche Pflegelinie erfordert Geduld. Pickel, Spannungsgefühl oder vermehrte Talgproduktion bedeuten nicht automatisch eine Unverträglichkeit. Oft muss sich die Haut erst umstellen und braucht etwas Zeit, um sich an die neuen Produkte zu gewöhnen und angesammelte ‚Altlasten‘ hinaus zu transportieren.
Nichtsdestotrotz empfiehlt es sich, ein Auge auf „natürliche“ Allergene wie beispielsweise Wollwachs (Lanolin), Bienenwachs (Propolis), Arnika, Ringelblume und Kamille zu haben. Auch ätherische Öle, die in Naturkosmetik gerne wegen ihrer konservierenden Wirkung eingesetzt werden, können Hautreizungen oder Allergien hervorrufen.

Natürliche High-Tech-Pflege

Der Biokosmetik wurde zum Teil nachgesagt, nicht so wirkungsvoll zu sein wie herkömmliche Industriekosmetik. Doch das Image hat sich gewandelt, Naturkosmetika haben den alternativen „Öko-Touch“ verloren. Sie haben auch nichts mit in der Küche selbst zusammen gerührten Cremes zu tun. Inzwischen ist Bio-Kosmetik im High-Tech-Zeitalter angekommen. Die Natur hat überaus wirksame Substanzen zu bieten, die Naturkosmetikfirmen in Form von Konzentraten und Extrakten  hoch dosiert einsetzen. Verschiedenste erlesene pflanzliche Öle, natürliche Vitamine und Antioxidantien werden in unabhängigen Studien geprüft und erfolgreich für moderne, natürliche Anti-Aging-Pflege eingesetzt. Der Verzicht auf belastende Inhaltsstoffe wie Silikone, Paraffine, synthetische Farb-, Duft- oder Konservierungsstoffe  – indem letztere auch gute Hautbakterien abtöten, stören diese die Hautflora  –  ist eine Entlastung für Umwelt, Körper und Haut und bringt einen zusätzlichen Anti-Aging-Effekt mit sich.
Für größtmögliche Frische verzichten manche Hersteller sogar gänzlich auf Konservierungsstoffe – in synthetischer Form genauso wie in Form natürlicher ätherischer Öle.

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Echt bio?
Worauf Sie sich verlassen können

Die bekanntesten Gütesiegel sind NaTrue, BDIH und Ecocert. Hersteller, die ein solches Siegel verwenden, müssen die Erfüllung strikter Kriterien nachweisen. Bezüglich der Menge der angepriesenen Wirkstoffe lohnt sich der Blick auf die INCI (Internationale Nomenklatur für kosmetische Inhaltsstoffe)- Liste auf der Verpackungsrückseite. Je weiter hinten ein Stoff gelistet ist, desto geringer ist die enthaltene Menge.

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Natur, bio, vegan
Das „Who is Who“ der grünen Kosmetik

Was genau sind die Unterschiede?
Was zeichnet Natur- und Biokosmetik gegenüber herkömmlicher aus?

  • Naturkosmetik

In Österreich bildet das Österreichische Lebensmittelbuch die Definitionsgrundlage für Naturkosmetik. Hier heißt es auszugsweise: „Naturkosmetika sind Erzeugnisse, die ausschließlich aus Naturstoffen bestehen. Naturstoffe sind Stoffe pflanzlichen, mineralischen und gewisse Stoffe tierischen Ursprungs sowie deren Gemische.” Naturkosmetika können, müssen aber nicht Bio-Qualität beinhalten. Die in herkömmlicher Kosmetik allgegenwärtigen synthetischen Duftstoffe, PEG (Polyethylenglykol), Silikone, Parabene und Paraffine haben in Naturkosmetik nichts verloren. Es gibt zahlreiche Zertifikate für die Kennzeichnungvon Naturkosmetikprodukten, einheitliche Standards fehlen nach wie vor.

  • Biokosmetik

Biokosmetik geht noch einen Schritt weiter als Naturkosmetik:
Hier muss ein Großteil der enthaltenen Substanzen Bio-Qualität haben.

  • Vegane Kosmetik

Sie enthält keine Inhaltsstoffe, die von oder aus Tieren produziert werden (z. B. Bienenwachs, Karmin). Hersteller veganer Kosmetik verzichten in der Regel auf Tierversuche. Der Begriff „vegan” ist jedoch nicht geschützt oder durch den Gesetzgeber klar definiert. So muss es sich bei veganer Kosmetik nicht automatisch um Naturkosmetik handeln: Auch ein Produkt mit ausschließlich synthetischen Inhaltsstoffen kann vegan sein.

Stand 09/2017

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