Das Herz

Oktober 2017 | Medizin & Trends

Alles über den Motor unseres Lebens
 
Welche Aufgaben erfüllt unser Herz? Wie ist es aufgebaut? Woran erkrankt es häufig? Wie können wir unser Herz schützen? Fragen wie diese beantwortet der Past-Präsident der Österreichischen Kardiologischen Gesellschaft (ÖKG), Prim. Univ. Doz. Dr. Franz Xaver Roithinger vom Landesklinikum Wiener Neustadt für MEDIZIN populär.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Welche Aufgaben erfüllt unser Herz?

Das Herz ist unser Motor, der Motor unseres Lebens. Es hat die Aufgabe, unser Blut durch unseren Körper zu pumpen und ihn auf diese Art und Weise mit Energie beziehungsweise mit lebensnotwendigem Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen zu versorgen. Diese Arbeit erledigt das Herz über zwei ineinander spielende Kreisläufe. Ausgehend von der linken Herzkammer funktioniert das so: Die linke Herzkammer und der linke Vorhof werfen das Blut über die Hauptschlagader, die Aorta, in den großen Kreislauf und die Blutgefäße des gesamten Körpers aus. Hat das Blut die Nährstoffe, die aus unserer Nahrung stammen, und den Sauerstoff an die Organe des Körpers abgegeben, nimmt es eine dunklere Farbe an und wird über die Venen zum Herz zurücktransportiert. Über den rechten Vorhof gelangt es in die rechte Herzkammer, die das Blut wiederum in den kleinen Kreislauf Richtung Lunge pumpt. Nachdem unser Blut dort mit Sauerstoff angereichert wurde, gelangt es über die Lungenvenen in den linken Vorhof und in die linke Herzkammer, den Ausgangspunkt dieser Beschreibung. Pro Minute und bei körperlicher Ruhe schlägt das Herz eines Erwachsenen durchschnittlich 70 Mal und befördert in dieser Zeit zwischen fünf und sechs Liter Blut durch den Körper.

Wie ist das Herz aufgebaut?

Unser Herz ist ein Hohlorgan und besteht aus vier Schichten, der Innenhaut, der Muskelschicht, der Außenhaut und dem Herzbeutel. Es unterteilt sich in die linke und die rechte Herzhälfte, die durch die Herzscheidewand getrennt sind. Jede der beiden Hälften besteht wiederum aus einem Vorhof und einer Kammer.  An der Wand des rechten Vorhofs befindet sich eine Ansammlung spezieller Zellen, der Sinusknoten, der über elektrische Signale den Takt für den Herzschlag vorgibt. Verschiedene Herzklappen, die wie Ventile vorstellbar sind, sorgen dafür, dass das Blut in die richtige Richtung fließt, also beispielsweise aus dem linken Vorhof in die Aorta und über die Venen zum rechten Vorhof und zur rechten Herzkammer. Außerdem gehören zum Herzen noch die Herzkranzgefäße, die das Herzmuskelgewebe mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen.

Woran erkrankt unser Herz häufig?

Durch das Altern, schlechte Blutfettwerte, zu viel Zucker im Blut und Rauchen bilden sich Ablagerungen an den Herzkranzgefäßen, was dazu führt, dass das Herz nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Bei körperlicher Aktivität tritt dadurch ein Gefühl der Brust enge auf, Angina pectoris. Dieses Gefühl verschlimmert sich und wird von Schmerzen in der Brust oder im Rücken, von Erbrechen und Atemnot begleitet, wenn die Herzkranzgefäße gänzlich verstopfen: Das führt zu einer weiteren verbreiteten und lebensgefährdenden Herzerkrankung, dem Herzinfarkt. Ein zurückliegender Herzinfarkt ist wiederum die Hauptursache für ein ebenfalls häufiges Leiden, eine Schwäche des Herzmuskelgewebes, die Herzschwäche oder Herzinsuffizienz. Herzinsuffizienz ist an Atemnot und einer verringerten körperlichen Leistungsfähigkeit erkennbar. Sie kann auch durch anhaltend hohen, unbehandelten Bluthochdruck entstehen, durch ein Problem mit den Herzklappen oder durch Herzrhythmusstörungen. Häufigste Herzrhythmusstörung ist wiederum das Vorhofflimmern. Dabei schlägt das Herz zu schnell und unregelmäßig, die Pumpleistung ist eingeschränkt, der Blutfluss in den Vorkammern langsam, sodass sich Blutgerinnsel bilden können. Das bringt die Gefahr mit sich, dass ein Gerinnsel über die Blutgefäße in das Gehirn gelangt und dort ein Gefäß verstopft, wodurch es zum Schlaganfall kommt.

Wie können wir das Herz schützen?

Ausgehend davon, dass die Verkalkung der Herzkranzgefäße das am meisten verbreitete Problem ist, können wir unser Herz schützen, indem wir einen gesunden Lebensstil führen: Also, indem wir nicht rauchen, zu viel Zucker im Blut und schlechten Blutfettwerten vorbeugen. Dies gelingt durch eine ausgewogene und gesunde Ernährung nach den Empfehlungen der Österreichischen Ernährungspyramide und viel Bewegung. Ein weiterer Schutz für das Herz besteht darin, Bluthochdruck und zu hohe Blutzuckerwerte behandeln zu lassen. Und schließlich sollte bei Beschwerden rasch ein Arzt aufgesucht oder gerufen werden – vor allem bei Symptomen für einen Herzinfarkt, denn je früher Herzerkrankungen behandelt werden, desto besser wirkt die Therapie und desto geringer ist die Gefahr für das Leben.

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Zahlen & Fakten

  • Unser Herz ist in etwa so groß wie eine Faust und wiegt zwischen 300 und 500 Gramm. Diese Maße erreicht das Herz aber erst nach und nach. Bei der Geburt ist es nur walnussgroß.
  • Zu schlagen beginnt das Herz bereits im embryonalen Zustand ab der achten Schwangerschaftswoche. Am Anfang des Lebens schlägt es deutlich schneller, weil das Wachsen anstrengend ist: Beim Baby etwa 130 Mal pro Minute, beim Kind ungefähr 100 Mal, bei Jugendlichen und Erwachsenen durchschnittlich 70 Mal – jeweils im körperlich inaktiven Zustand. Durchschnittlich 100.000 Mal schlägt das Herz an einem Tag, 35 Millionen Mal pro Jahr, und bis zum 80. Lebensjahr hat unser Herz etwa drei Milliarden Mal geschlagen.
  • Beim Sport, auch bei psychischen Einflüssen wie Wut, Stress, Nervosität, Freude oder Angst wird der Herzschlag schneller und kann je nach Alter eine Frequenz von bis zu 200 pro Minute erreichen. Die durchschnittliche, bei starker Anstrengung noch sinnvolle Maximalfrequenz errechnet sich aus der Formel 220 minus Lebensalter. Eine sinnvolle Durchschnittsfrequenz bei einem Ausdauertraining liegt bei 180 minus Lebensalter.
  • Bei psychischer Belastung wie etwa Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen kann es zu  Symptomen eines Herzinfarkts kommen, selbst wenn die Herzkranzgefäße gar nicht verstopft sind und kein Herzinfarkt feststellbar ist: Ausgelöst wird dieses „Broken Heart Syndrom“, Syndrom des gebrochenen Herzens, durch die Ausschüttung von Stresshormonen.
  • Mit jedem Schlag und bei körperlicher Inaktivität befördert das Herz fünf bis sechs Liter Blut durch den Körper. Bei körperlicher Aktivität steigt die Menge auf 30 bis 50 Liter.
  • Bei Sportlern mit einem Herzmuskel, der durch Ausdauertraining wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen kräftiger ist und daher auch mehr Leistung erbringt, braucht das Herz weniger oft zu schlagen, um das Blut durch den Körper zu pumpen. Die Frequenz kann im Ruhezustand unter 50 Schläge pro Minute sinken.
  • Messbar ist der Herzschlag bzw. der Puls z.B. mit der Hand an der Halsschlagader.

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Herzstillstand:
Was tun im Notfall?

1. PRÜFEN:
Person ansprechen und schütteln.
Keine Reaktion?
Keine normale Atmung?

2. RUFEN:
Hilfe organisieren; mit 144 Rettung rufen!

3. DRÜCKEN:

Herzdruckmassage machen: Kräftig und rasch auf die Mitte des Brustkorbs drücken
(etwa 100 mal pro Minute).

4. Wenn ein Defibrillator verfügbar ist:

Gerät einschalten und den automatischen Sprachanweisungen folgen.

Webtipp:
www.puls.at

Buchtipps:
Altenberger, Bauer
Herzschwäche. Ursachen – Diagnose – Therapie
ISBN 978-3-99052-160-1
96 Seiten, € 14,90 Verlagshaus der Ärzte, Juni 2017

Ingrid Spona, Jürgen Spona
Vitalquelle Aminosäuren
ISBN 978-3-99052-151-9
176 Seiten, € 14,90 Verlagshaus der Ärzte 2017

Stand 10/2017

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