Schwachstelle Schulter

Oktober 2017 | Medizin & Trends

Was dem Gelenk zu schaffen macht und was hilft
 
Es ist das beweglichste Gelenk unseres Körpers und daher auch besonders anfällig für Probleme: Das Schultergelenk. Für MEDIZIN populär erklärt Dr. Mohamed Moursy von der Universitätsklinik für Orthopädie und Traumatologie an den Salzburger Landeskliniken, was der Schwachstelle Schulter häufig zu schaffen macht und was hilft.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Engpass in Schulter

Schmerzen beim Hochstrecken des Armes, bei Überkopfbewegungen, nachlassende Kraft beim Heben, Schmerzen beim Liegen auf der Seite: So äußert sich das Schulterengpasssyndrom oder Impingement-Syndrom. „Verursacht wird das Engpasssyndrom durch Verletzungen im Schulterbereich, auch durch angeborene Fehlbildungen oder andauernde Fehlhaltungen, die sich mit den Jahren auswirken“, sagt Dr. Mohamed Moursy. Ist es zwischen dem Oberarmkopf und dem Schulterdach eng geworden, etwa aufgrund von Verschiebungen bedingt durch chronische Fehlbelastung, oder weil durch Fehlbildungen ein Knochensporn gewachsen ist, entzünden sich Sehnen und Schleimbeutel, was zu den genannten Beschwerden führt. Um das Syndrom wieder loszuwerden, empfiehlt sich laut Moursy eine Physiotherapie, bei der durch spezielle Übungen der Oberarmkopf neu zentriert wird. Dadurch erweitert sich der Platz im Gelenk, die Entzündungen des Schleimbeutels und der Sehnen klingen ab, die Schmerzen, Kraftlosigkeit und Bewegungseinschränkungen verabschieden sich. Führen die Übungen nicht zum Erfolg, hilft eine kleine Operation. Dabei werden mithilfe einer Gelenkspiegelung, der Arthroskopie, und einer Fräse Knochen abgeschabt, oder, falls vorhanden, der Sporn abgetragen: Mit diesen Maßnahmen zur Erweiterung sind dann die Beschwerden beseitigt.  

Schaden an Manschette

Schmerzen in der Schulter oder im Oberarm, Schmerzen beim Anheben oder Drehen des Arms nach innen oder außen, Kraftlosigkeit: Das sind Anzeichen für einen Schaden, einen Riss, in der Rotatorenmanschette, bestehend aus mehreren zusammenhängenden Muskeln und Sehnen, die das Gelenk stabilisieren und bewegen. „Zu einem solchen Riss kann es durch einen Unfall kommen, durch beruflich bedingte übermäßige Belastungen der Schulter und dadurch verursachten Verschleiß, oder auch durch das Alter“, erklärt Moursy. Im Alter wird die Manschette schlechter durchblutet, wodurch sich Kalk bildet, die Kalkschulter entsteht, und die ist anfälliger für Risse. Wie Risse an der Rotatorenmanschette therapiert werden, hängt vom Ausmaß des Schadens ab. Ist der Schaden gering, regeneriert sich die Manschette bei vorübergehender Schonung und Kälteanwendungen, die die Schmerzen stillen, laut Moursy oft selbst. Größere Risse in Muskeln oder Sehnen werden bei einem arthroskopischen Eingriff durch eine Naht verschlossen. Danach ist eine Physiotherapie nötig, bei der trainiert wird, die Schulter wieder richtig zu steuern. Ist der Schaden an der Manschette so groß, dass er sich nicht mehr durch Nähen beheben lässt, hilft manchmal der Ersatz einer Sehne. Oder es ist der Einsatz eines künstlichen Gelenks angesagt, einer Schulterprothese, die wieder schmerzfrei beweglich macht.

Schulter kugelt aus

Die Schulter springt aus dem Gelenk heraus, die Bewegung des Oberarms ist nicht mehr möglich, starke Schmerzen treten auf: Das passiert, wenn es zum Auskugeln der Schuler, der Schulterluxation, kommt. „Die Ursache dafür ist meist eine Verletzung beim Sport, häufig bei Schlägen beim Handball, Volleyball oder bei Kampfsportarten, auch bei einem Sturz, wenn der Arm zum Abfangen verwendet wird“, so Moursy. Eher selten machen angeborene Fehlbildungen oder altersbedingte Schäden die Schulter so instabil, dass sie auskugelt. Manchmal springt die Schulter nach dem Auskugeln von selbst wieder in die Gelenkpfanne zurück, doch meist müssen der Oberarmkopf eingerenkt und der Arm für eine Zeit lang mit einer Armbinde fixiert werden. Mit einer Physiotherapie und nachfolgendem eigenständigen Training, bei dem die Schultermuskulatur gekräftigt wird, kann das Risiko für ein neuerliches Auskugeln der Schulter reduziert werden. Gelingt dies nicht, und springt der Oberarmkopf wiederholt aus der Gelenkpfanne, hilft eine Operation, die der Stabilisierung der Schulter dient. Bei dem aufwändigen Eingriff werden je nach aufgetretenem Schaden Knochen aufgebaut oder instabile Bestandteile der Schulter mit speziellen Fäden fixiert.

Gelenk ist abgenützt

Das Gelenk schmerzt bei bestimmten Bewegungen des Arms, wodurch die Bewegungsfähigkeit eingeschränkt ist, und tut auch beim Heben, manchmal sogar im Ruhezustand, weh: So zeigen sich Abnützungserscheinungen, die Arthritis. „Zu diesen Abnützungserscheinungen kann es im Zuge einer rheumatischen Erkrankung kommen, bei Verschleiß nach Knochenbrüchen im Schulterbereich oder durch länger anhaltende starke Belastungen des Gelenks, wie sie häufig bei Handwerkern bestehen, etwa Malern oder Tischlern, die viele Überkopfarbeiten zu erledigen haben“, weiß Moursy. Die Möglichkeiten der Behandlung der Abnützungserscheinungen am Schultergelenk bestehen in einer Schmerztherapie durch Kälteanwendungen oder schmerzstillende Gele. Ist der Gelenkknorpel betroffen, kann manchmal mit einer Knorpeltransplantation oder einem teilweisen Gelenkersatz geholfen werden. Oder es wird ein künstliches Schultergelenk, eine Schulterprothese eingesetzt. Nach den jeweiligen Operationen ist eine Physiotherapie nötig.

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Schwachstelle Schulter:
Das kann sie

Das Schultergelenk, nach dem Knie- und Hüftgelenk das drittgrößte Gelenk des Körpers, verbindet die Arme mit dem Rumpf. Die Schulter ist ein Kugelgelenk und das beweglichste Gelenk unseres Körpers. Wir können damit unsere Arme in alle Richtungen bewegen und etwas heben. Die Hebebewegung fällt am leichtesten, wenn sie mit angewinkelten Armen vor dem Körper erfolgt, am schwersten ist seitliches Hochheben mit ausgestrecktem Arm.

Schwachstelle Schulter:
Daraus besteht sie

Das Schultergelenk besteht aus dem Schultergürtel mit Schulterblatt und Schlüsselbein, dem Oberarmkopf und der Schulterblattgelenkpfanne, Muskeln, Bändern und Sehnen, die das Gelenk wie eine Manschette umgeben, der Gelenkkapsel, Schleimbeutel und Knorpel.

Schwachstelle Schulter:
Das stärkt das Gelenk

  • Sport: Nordic Walking, Schwimmen, Skilanglaufen regen die Durchblutung des Gelenks an, wodurch Bänder, Sehnen und der Knorpel besser mit wichtigen Nährstoffen versorgt werden, die sie gesund halten. Mit gezieltem Krafttraining kann die Schultermuskulatur gestärkt werden, was das Gelenk stabilisiert und schützt.
  • Ernährung: Die Knochen des Schultergelenks lassen sich durch Nahrungsmittel kräftigen, die viel Kalzium enthalten, wie Milchprodukte, sowie durch Vitamin D, das in Fisch steckt.


Schwachstelle Schulter:
Das gefährdet das Gelenk

  • Angeborene Fehlbildungen
  • Andauernde Fehlhaltungen
  • Häufiges Überkopfarbeiten
  • Handballsport, Kampfsport
  • Rheumatische Erkrankungen
  • Altersbedingte Abnützungserscheinungen

Buchtipp:

Engelke, Hlatky
Nacken- & Schulterschmerzen. Was wirklich hilft
ISBN 978-3-99052-139-7
96 Seiten, € 14,90
Verlagshaus der Ärzte 2016

Stand 10/2017

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