Er ist der Bundesinnungsmeister der Rauchfangkehrer in der Österreichischen Wirtschaftskammer und damit „Chef“ von über 140 Rauchfangkehrerbetrieben mit mehr als 660 Mitarbeitern.
Im Gespräch mit MEDIZIN populär erzählt der 57-Jährige aus Waidhofen an der Ybbs, wo er selbst einen großen Rauchfangkehrerbetrieb führt, warum der Beruf des Rauchfangkehrers Zukunft haben wird, welche Voraussetzungen dafür nötig sind, wieso Rauchfangkehrer Glücksbringer sind und was man am besten macht, damit sie besonders viel Glück bringen.
Von Mag. Sabine Stehrer
MEDIZIN populär
Herr Engelbrechtsmüller, bringt es den Lesern von MEDIZIN populär Glück für das neue Jahr 2017, wenn sie dieses Interview mit Ihnen lesen?
Peter Engelbrechtsmüller (lacht)
Auf jeden Fall, ja!
Und wenn sie einem Rauchfangkehrer auf der Straße begegnen, was sollen sie tun, damit der ihnen noch mehr Glück bringt?
Auch nur durch die Begegnung bringen wir Rauchfangkehrer Glück. Aber man sagt, wir bringen besonders viel Glück, wenn jemand, sobald er uns sieht, einen Knopf an seiner Kleidung angreift und den Knopf ein wenig hält oder daran reibt.
Ich bin immer versucht, statt Rauchfangkehrer Kaminkehrer zu sagen…
…im Osten Österreichs sagt man zu uns Rauchfangkehrer, im Westen, etwa ab Oberösterreich und in Bayern Kaminkehrer, im übrigen Deutschland sind wir die Schornsteinfeger.
Gut, ich bleibe beim Rauchfangkehrer.
Wie ist der Rauchfangkehrer zum Glückssymbol geworden?
Dazu gibt es zwei Thesen. Die eine ist die, dass man ja schnell erkannt hat, welches Glück die Arbeit der Rauchfangkehrer bedeutet, da sie Unglück verhindert. Wenn der Rauchfang nicht richtig von Ruß gesäubert wird und die Heizungsanlagen nicht ordentlich gewartet werden, kann es zu Bränden kommen, und in früheren Zeiten haben die Leute durch Brände häufig nicht nur ihr Haus verloren. Wenn der Brand auf andere Häuser übergegriffen hat, wurden sie oft verurteilt, manchmal sogar hingerichtet. Die andere These zu der Frage, warum Rauchfangkehrer als Glückssymbol gelten, beruht auf einem Erlebnis, das Maria Theresia, die Ehefrau des österreichischen Kaisers Franz I. Stephan, gehabt haben soll. Einer der Rauchfangkehrer, der die Rauchfänge der Wiener Hofburg reinigte, soll während der Reinigung über den Rauchfang ein Gespräch in einem anderen Stockwerk mitgehört haben. Inhalt des Gesprächs war die Planung eines Komplotts gegen den Kaiser. Er erzählte Maria Theresia davon, und so konnte das Komplott abgewendet werden – zum Glück.
Meinen Sie, dass viele den Beruf des Rauchfangkehrers ergreifen, weil er den guten Ruf hat, Glück zu bringen?
Das mag vielleicht bei dem einen oder anderen auch eine Rolle spielen. Aber ich denke, andere Kriterien sind bei der Wahl dieses Berufes wichtiger. Den Beruf ergreift man wohl eher, weil man den Wunsch hat, Menschen zu schützen, ihre Objekte, also Häuser und Wohnungen, vor Schäden zu schützen, ihre Nachbarn zu schützen und nicht zuletzt die Blaulichtorganisationen zu schützen: Wir schauen bei unseren Begehungen nämlich auch darauf, dass zum Beispiel die Rettung auf ihrem Weg zu einem Einsatz keine Stolpersteine vorfindet. Sehen wir wo ein eher angeräumtes Stiegenhaus oder einen angeräumten Flur, fordern wir die Bewohner auf, die Hindernisse zu entfernen.
So helfen Rauchfangkehrer indirekt auch bei medizinischen Notfällen?
Ja, den Ärzten, den Einsatzkräften und den Patienten.
Welche Voraussetzungen muss man erfüllen, um Rauchfangkehrer werden zu können?
Man sollte in der Lage sein, tagtäglich viele Stufen auf und ab zu gehen. Außerdem muss man auf Leitern klettern, auf Dächer und in Kamine und Schlote steigen können.
Für den Beruf ist es also empfehlenswert, sich körperlich fit zu halten?
Ja, aber ich finde, das ist nicht nur für Rauchfangkehrer empfehlenswert, sondern tut jedem gut.
Was machen Sie für Ihre Fitness?
Ich habe früher viel Fußball gespielt und bin gern laufen gegangen, und laufen gehe ich heute noch. Wenn ich gerade in einer sportlichen Phase bin, schnüre ich mir sogar so drei-, viermal in der Woche um halb sechs in der Früh die Laufschuhe und starte dann los, laufe einmal 20 Minuten lang, einmal 40. Allerdings habe ich dann wieder so Phasen, wo ich das nicht schaffe, das ist bei mir so ein Auf und Ab. Genauso geht es mir mit der Ernährung, mir fällt ein gesundes Essverhalten manchmal leichter, dann wieder schwerer.
Braucht man als Rauchfangkehrer besondere psychische Fähigkeiten?
Schwindelfrei und frei von Höhenangst, auch frei von Klaustrophobie, der Angst vor engen Räumen, sollte man schon sein. Was aber außerdem wichtig ist: Man muss gut mit Leuten reden können, Vertrauen vermitteln können und verschwiegen sein. Schließlich kommen wir in Bereiche von Häusern und Wohnungen, wo sonst oft niemand hinkommt, und da sieht man so einiges, über das man besser nicht spricht.
Was zum Beispiel?
Da habe ich schon oft Dinge gesehen, die es notwendig gemacht haben, Behörden zu informieren, um Schaden von den Menschen abzuwenden.
Meine Rauchfangkehrerin ist eine Frau, aber die meisten Rauchfangkehrer sind Männer. Warum ist das so?
Derzeit sind nur acht Prozent der Rauchfangkehrer Frauen, was bedauerlich ist. Damit mehr Frauen eine Rauchfangkehrer-Lehre beginnen, wäre eine Gesetzesänderung erforderlich: Derzeit ist es so, dass eine Rauchfangkehrerin von der Meldung einer Schwangerschaft an für andere Tätigkeiten im Betrieb eingesetzt werden muss. Das ist aber oft nicht möglich, und das hindert Frauen daran, den Beruf zu ergreifen und hemmt die Betriebe, Frauen anzustellen.
Hat der Beruf des Glücksbringers Rauchfangkehrer Zukunft?
Rauchfangkehrer gibt es seit mehr als 350 Jahren, und es wird sie auch in Zukunft geben. Auch wenn wir zum Beispiel bei Fernwärme- oder Gasheizungen keine Rauchfänge mehr kehren müssen, sind und bleiben wir die ersten Ansprechpartner, wenn es um die Optimierung der Heizung geht. Nur unsere Beratung ist eine Beratung ohne eigenes Interesse und dient ausschließlich dem Schutz, der Sicherheit, der Gesundheit, also eben dem Glück der Bewohner.
Wenn nun der Rauchfangkehrer so ein umfassender Glücksbringer ist – wer bringt dann ihm Glück?
Die Menschen, denen er Glück bringt.
Stand 01/2017