– Von Mag. Silvia Feffer-Holik
Das Argument: „Ich gehe nicht in den Wald, also wird mich auch keine Zecke stechen“, hat sich überholt, denn Zecken lauern nicht nur in Waldstücken, sondern vor allem in der Wiese, bei der Gartenarbeit oder auch im Park. Oft merkt man den Zeckenstich gar nicht, da schon winzig kleine Larven bzw. Nymphen zustechen können. Doch selbst wenn man ihn spürt: Das FSME-Virus wird unmittelbar nach dem Stich übertragen, da hilft auch eine rasche Entfernung des Tieres nicht.
„Zu 100 Prozent vermeiden kann man einen Stich auch durch Schutzmaßnahmen wie imprägnierte Kleidung nicht und die immer wieder zitierte Bernsteinkette ist völlig wirkungslos“, erklärt Priv.Doz. Dr. Georg Duscher vom Institut für Parasitologie der Veterinärmedizinischen Universität Wien. „Bei Tieren schützen Hundehalsbänder oder sogenannte Auftropfpräparate gegen Zecken nur unvollständig. Gegen FSME bietet uns Menschen nur die adäquat durchgeführte Impfung wirklichen Schutz.“
Was ist FSME?
Die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) ist eine entzündliche Erkrankung des Gehirns bzw. der Hirnhäute, die durch das FSME-Virus ausgelöst wird. Dieser Erreger wird durch Zecken übertragen. Die Durchseuchung der Zecken mit dem FSME-Virus ist regional sehr unterschiedlich – und somit auch das jeweilige Infektionsrisiko. Wer nicht oder nicht adäquat gegen FSME geimpft ist, geht also das Risiko ein, schwer zu erkranken.
„Nicht immer führt eine Infektion zu einer Erkrankung. Wenn sie jedoch ausbricht, verläuft sie meist in zwei Phasen“, erläutert Univ. Prof. Dr. Ursula Kunze vom Zentrum für Public Health der Medizinische Universität Wien. Nach einer Inkubationszeit von etwa acht Tagen treten erste grippeähnliche Symptome auf. Danach kommt es zu einem symptomfreien Intervall von durchschnittlich sieben Tagen, gefolgt von der zweiten Phase mit Befall des Zentralnervensystems (ZNS). Neben den Gehirn- oder Hirnhautentzündungen kann es auch zu Nervenschäden und Lähmungen kommen. Ungefähr ein Drittel der Betroffenen trägt langfristige Folgeschäden davon. In seltenen Fällen kann die Infektion auch zum Tod führen.
Nur 40 Prozent der unter Dreijährigen sind geimpft
„Zecken lauern vor allem im Gras und in Sträuchern. Man sollte sich und seine Kinder also auch dann impfen lassen, wenn man keine großen Wanderungen unternimmt, sondern etwa nur mit der Familie in den Stadtpark geht. Denn gerade die Kleinsten sind beim Herumkrabbeln im Gras verstärkt der Zeckengefahr ausgesetzt und eine Infektion kann auch bei Kleinkindern schwere Folgen haben“, warnt Dr. Rudolf Schmitzberger, Leiter des Referats für Impfangelegenheiten der Österreichischen Ärztekammer.
123 FSME-Fälle
2017 wurden 123 FSME-Fälle gemeldet, 20 davon bei Kindern unter 15 Jahren. Kinder unter sechs Jahre erkrankten an Meningoenzephalitis, einer Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten. Kinderarzt Rudolf Schmitzberger: „Allerdings waren auch nur 40 Prozent der unter Dreijährigen geimpft. Und das, obwohl es spezielle, gut verträgliche Kinder-Impfstoffe gibt und der Österreichische Impfplan die Impfung ab dem vollendeten ersten Lebensjahr empfiehlt.“
Nicht richtig geimpft
Bei einer Umfrage im Vorjahr erklärten 82 Prozent der Befragten, zumindest irgendwann einmal gegen FSME geimpft worden zu sein. Aber nur 62 Prozent gaben an, vollständig grundimmunisiert zu sein und rechtzeitig die letzte Auffrischungsimpfung wahrgenommen zu haben. Somit ist ein gutes Drittel der Bevölkerung nicht ausreichend vor FSME geschützt. Unter 60-Jährige sollten alle fünf Jahre, über 60-Jährige alle drei Jahre zur Auffrischung. Zu beachten ist allerdings, dass die Impfung nur gegen die Virenerkrankung FSME, nicht aber vor der bakteriell-bedingten Borreliose schützt.
Was ist Borreliose?
Borrelien sind Bakterien, die sich unbehandelt im Körper auf Organe ausbreiten. Sie können jahrelang im Organismus lauern, bevor sie aktiv werden. Dann können sowohl Nerven als auch der Halte- und Bewegungsapparat sowie verschiedene Gewebsregionen erkranken.
Typisch für eine Infektion mit Borrelien ist eine kreisrunde, ringförmige Rötung um die Einstichstelle (Wanderröte), die oft deutlich am Rand abgegrenzt ist. Oft juckt die Haut. Auch wenn die Zecke nicht mehr zu sehen ist, sollten diese Rötungen unbedingt ärztlich abgeklärt werden. Es gibt hilfreiche Antibiotika, die die Bakterien gezielt abtöten.
Zeckenbarrieren
Folgende Maßnahmen können dabei helfen, es den Zecken zu erschweren, sich in der menschlichen Haut festzusaugen – einen wirklichen Schutz vor FSME bietet aber nur die Impfung:
- Meiden Sie hohes Gras oder Unterholz.
- Geschlossene Kleidung mit langen Ärmeln und langen Hosen bieten eine gewisse Zeckenbarriere.
- Auf heller, einfärbiger Kleidung lassen sich Zecken leichter erkennen.
- Wasser hält Zecken nicht ab.
- Im Gegenteil: Man wird sie auch beim Waschen der Kleidung nicht los. Zecken überleben auch ohne Probleme einen Waschgang bei 40 Grad.
- Suchen Sie nach jedem Aufenthalt im Freien den ganzen Körper besonders gründlich nach Zecken ab.
Wo sticht die Zecke häufig?
Bevorzugte Stichstellen beim Menschen sind der Haarbereich des Kopfes, die Ohren, die großen Beugen sowie Hände und Füße. Sollte sich die Zecke bereits festgebissen hat, dann möglichst rasch, aber sehr vorsichtig entfernen. Diese Maßnahme kann zwar nicht vor FSME schützen, da diese gleich nach dem Einstich übertragen wird, bietet jedoch eine gute Chance, eine Ansteckung mit Borrelien zu verhindern. Die Borreliosegefahr ist umso größer wird, je länger das Tier Blut saugt.
Wie wird eine Zecke richtig entfernt?
Nicht mit Hilfe von Chemikalien, Öl oder Alkohol. Besser ist es, die Zecke mechanisch mit Hilfe einer Pinzette oder Zeckenzange zu entfernen. Sie sollte dabei so weit vorne wie möglich an den Mundwerkzeugen gepackt, nicht gequetscht und mit einer leichten Drehbewegung aus der Haut gezogen werden. Die Richtung ist dabei egal. Danach das Tier in einem Klebestreifen fixieren und im Hausmüll entsorgen. Wasser tötet Zecken nicht ab, da sie bis zu 21 Tage unter Wasser überleben können.
Stand 05/2018