Augen: Störendes Flimmern

April 2019 | Medizin & Trends

Blitze beim Sehen oder lästige Zickzack-Linien? Das sollte der Augenarzt abklären.
 
-Von Mag. Silvia Feffer-Holik

Augenflimmern kann einseitig oder in beiden Augen gleichzeitig, sowohl im Zentrum als auch am Rande des Sichtfeldes auftreten. Auch bei geschlossenen Augen ist Augenflimmern wahrnehmbar, Zickzack-Linien oder flirrende Lichtpunkte können sich ebenfalls bemerkbar machen. Die Ursachen können ganz unterschiedlich sein. Oft stecken Nährstoffmangel, Übermüdung, Unterzuckerung, Kreislaufstörungen, Stress oder eine Überanstrengung der Augen – beispielsweise durch langes Arbeiten am Computer – dahinter. Der Blutdruck sollte kontrolliert werden, die Sehstörungen können auch Vorbote für einen Migräneschub (mit Aura) sein.

Was hilfreich ist

Hilfreich sind in diesem Fall Ruhe, gedämpftes Licht, Medikamente sowie kalte Kompressen auf Augen und Nacken.Augenflimmern sollte sich nach etwa 30 Minuten bis einer Stunde wieder beruhigt haben. Ist das nicht Fall bzw. häufen sich solche Sehstörungen – wobei es zum teilweisen Verlust der Sehkraft in bestimmten Bereichen des Gesichtsfeldes kommt – so kann eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken, die schnellstmöglich untersucht werden sollte. Dazu zählen etwa eine Ablösung der Netzhaut, eine Aderhautentzündung oder auch eine Durchblutungsstörung der Gehirngefäße nach einem Schlaganfall.

Ziehen an der Netzhaut

„Augenflimmern irritiert jeden Menschen, da es gewöhnlicherweise nicht vorkommt. Es tritt vor allem dann auf, wenn an der Netzhaut gezogen wird. Die Netzhaut ist die innerste Schicht des Augapfels und besteht aus 130 Millionen Zellen, die für die Umwandlung von Licht in einen elektrischen Impuls und dessen Weiterleitung zuständig sind“, erklärt Univ. Prof. Dr. Christoph Faschinger, stellvertretender Leiter der Universitäts-Augenklinik der Medizinischen Universitätsklinik Graz. Die Sehzellen reagieren aber nicht nur auf Licht (Photonen), sondern auch auf mechanischen Reiz. Klopft man z.B. zart von außen auf den Augapfel, entstehen dadurch helle Lichtblitze. 

Was ist der Glaskörper des Auges?

Das Auge ist innen mit einem Gelee ausgefüllt, das als Glaskörper bezeichnet wird. Dieser Glaskörper ist durchsichtig wie Glas, deshalb sein Name. Er besteht zu 98 Prozent aus Wasser, das an Hyaluronsäure, einer bindegewebsartigen Substanz, gebunden ist und der Ernährung der Netzhaut dient. Mit dieser ist er im Bereich des Sehnervs und beim Übergang von sehender zu nicht-sehender Netzhaut fest verbunden. Im Laufe unseres Lebens wird das Gelee immer flüssiger, der Glaskörper kollabiert teilweise. Bei dieser Verflüssigung verringert sich sein Volumen, er hebt sich von seinen fixen Verbindungen ab (Glaskörperabhebung). Durch diesen dabei entstehenden Zug an den Zellen der Netzhaut kommt es zur mechanischen Reizung und zu subjektiv wahrnehmbaren Lichtblitzen.

An sich ist das völlig harmlos. Augenarzt Faschinger: „Selten zieht der Glaskörper so stark, dass Netzhautlöcher oder Risse entstehen. Daraus können sich Netzhautabhebungen entwickeln, die eindeutig als Schatten wahrgenommen werden, einen Notfall darstellen und umgehend operiert werden müssen.“
Eine medikamentöse Therapie der Lichtblitze gibt es nicht. Sie hören dann von selbst auf, wenn der Glaskörper sich vollständig abgehoben hat.

Wann sollte man zum Augenarzt?

Bei folgenden Beschwerden sollte man umgehend zum Augenarzt:

1. „Wenn ich auf eine helle Wand sehe, tauchen plötzlich feine helle Punkte, Kugeln, Spiralen oder Würmchen auf.“

Univ. Prof. Dr. Chistoph Faschinger
Von Geburt an kommt es im Laufe des Lebens zu einer zunehmenden Verflüssigung des Glaskörpers und zu einer Veränderung der Kittsubstanz, die Glaskörper und Netzhaut verbindet. Durch diese Veränderung der Zusammensetzung entstehen im Glaskörper kleine „Wasserseen“, da die Kittsubstanz im Glaskörper „verklumpt“. Dies kann dann bei einfallendem Licht einen Schatten auf die Netzhaut werfen.
Die „Wasserseen“ können verschiedensten Formen annehmen, wie Kugeln, Spiralen, wurmartige Gebilde; sie werden auch „fliegende Mücken“ oder „floaters“ genannt.

Typischerweise schwimmen diese Gebilde bei Augenbewegungen im Blickfeld und können sehr störend sein, zumeist sind sie aber harmlos. Bemerkt werden sie meist zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr, bei Kurzsichtigkeit können sich diese Veränderungen auch früher bemerkbar machen. Beim Erstauftreten sollte eine Untersuchung beim Augenarzt erfolgen, der andere Ursachen, die eine spezielle Behandlung brauchen (z.B. Entzündungen), ausschließen kann. In der Regel ist keine Behandlung erforderlich, die Trübungen setzen sich mit zunehmender Verflüssigung des Glaskörpers ab und verschwinden damit aus dem Blickfeld. Bei starken Augenbewegungen können sie wieder kurz bemerkt werden. Sollten sie extrem störend sein und die Lebensqualität herabsetzen, können sie mit Laserstrahlen „pulverisiert“ werden (Laser-Vitreolyse).

2.  „Plötzlich sehe ich auf einem Auge unscharf. Es ist, als würden glasklare Brocken in meinem Auge herumschwimmen. Außerdem sehe ich ganz kleine Pünktchen, und es blitzt im Auge.“

Mit zunehmender Verflüssigung des Glaskörpers und der ihn mit der Netzhaut verbindenden Kittsubstanz kommt es durch Schleuderbewegungen des Kollagengerüsts schließlich zur Abhebung des Glaskörpers von der Netzhaut. Dieser Vorgang kann ab dem 60. Lebensjahr, bei Kurzsichtigen auch schon deutlich früher, eintreten. Sehr häufig sind ein schwimmendes, ringförmiges Gebilde (Anheftungsring des Glaskörpers am Sehnervkopf) und eine Zunahme der Trübungen zu bemerken.

Die Abhebung kann in der Blickfeldmitte beginnen und schreitet mit unterschiedlicher Geschwindigkeit zur vorderen Netzhaut fort. Ist der Glaskörper mit einem kleinen Blutgefäß fester verbunden,kann dieses einreißen und zu bluten beginnen – es werden plötzlich viele kleine Pünktchen (wie „Ruß“) gesehen. Sobald die Abhebung die vordere Netzhaut mit ihrer festen Glaskörperverbindung erreicht, kann durch die Bewegungen des Glaskörpers Zug auf die Netzhaut ausgeübt werden. Diese Reizung der Netzhaut wird als „Blitzen im Auge“ wahrgenommen. Bei starkem Zug kann die Netzhaut einreißen – es entsteht ein Netzhautriss.

3. „Ich sehe plötzlich viele Mücken, Punkte, einen Rußregen. Außerdem blitzt es im Auge.“

Wenn plötzlich viele kleine dunkle Punkte zu sehen sind, ist das ein Alarmzeichen. Es sollte dringend ein Augenarzt aufgesucht werden. Diese Punkte können Entzündungszellen sein, meistens sind es Blutzellen oder Pigmente. Blutzellen können bei der hinteren Glaskörperabhebung aus einem Blutgefäß kommen oder durch einen Netzhauteinriss bedingt sein. Sie entstehen im vorderen Netzhautbereich, wo der Glaskörper an sich fest mit der Netzhaut verbunden ist. Häufig liegen schon vor dem Einriss spezielle Beeinträchtigungen der Netzhaut – verdünnte Netzhautstellen – vor. 

Bestehen solche Veränderungen, sind regelmäßige Kontrollen der Augen sinnvoll. Durch den Einriss können Blutzellen, aber auch Pigmentzellen, die unter der Netzhaut liegen, in den Glaskörperraum geschleudert und damit sichtbar werden. Häufig entstehen beim Einriss Lichtblitze. Bei der Untersuchung wird die Netzhaut auf einen Einriss hin untersucht. Die Augenoberfläche wird dabei mit Tropfen betäubt, anschließend ein Kontaktglas auf das Auge aufgesetzt, das es dem Augenarzt erlaubt, mit seinem Mikroskop (Spaltlampe) die Netzhaut und den Glaskörper zu untersuchen. Wird kein Einriss gefunden, sollte die Untersuchung nicht nur bei Auftreten neuer Beschwerden, sondern auch bis zur völligen Abhebung des Glaskörpers kontrolliert werden. Das kann mehrere Wochen dauern.

4. „Was kann bei einem Netzhautriss gemacht werden?“

Wird ein Einriss gefunden und liegt die Netzhaut der Augenwand an, kann ambulant und nahezu schmerzfrei um den Riss herum mittels Laserbehandlung eine „Verschweißung“ der Netzhaut mit der darunter liegenden Pigmentschicht/ Aderhaut erfolgen. Ist bereits durch den Einriss Glaskörperflüssigkeit unter die Netzhaut gekommen, so spricht man von einer Netzhautabhebung. Im Blickfeld erscheint dann ein grau-schwarzer Schatten, der mehr oder weniger rasch größer wird. Wartet man zu, kann das gesamte Sehfeld betroffen sein und man sieht nur mehr hell/dunkel. Liegt bereits eine Netzhautabhebung vor, so ist eine rasche Operation zur Verhinderung einer Erblindung notwendig.

5. „Wie hoch sind die Erfolgschancen bei einer Operation einer Netzhautabhebung?“

Eine Netzhautabhebung kann in bis zu 85 bis 90 Prozent der Fälle mit einer Operation erfolgreich operiert werden.

 

Stand: 04/ 2019

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