Rückenschmerzen?

Mai 2019 | Medizin & Trends

Was das Kreuz stärkt und was ihm schadet
 
– Von Mag. Wolfgang Bauer

Haben Sie gewusst, dass man bei 80 bis 90 Prozent Rückenschmerz-Geplagten vergeblich nach den Ursachen sucht? Die Bandscheiben sind intakt, die Wirbel nicht verschoben, die Nerven im Bereich der Wirbelsäule nicht unter Druck. Und trotzdem kommt es zu unspezifischen Rückenschmerzen, die  Haus- und Fachärzte auf Trab halten. „Rund 400 Millionen Krankenstandstage pro Jahr gehen aufs Konto von unspezifischen Rückenschmerzen“, sagt Dr. Waltraud Stromer, Fach­ärztin für Anästhesie und allgemeine Intensivmedizin in Horn sowie Mitglied des Vorstands der Österreichischen Schmerzgesellschaft.

Rücken unter Druck

Warum tut der Rücken so häufig weh? Weil er das Zentrum des Bewegungsapparates darstellt, wir uns aber viel zu wenig bewegen. Ein Bewegungsapparat, der nicht bewegt wird, kann eben Probleme machen. Nicht von ungefähr bezeichnen Experten eine sitzende Lebensweise als das neue Rauchen.
Zum Bewegungsmangel gesellt sich noch eine schlechte Haltung, etwa beim stundenlangen Arbeiten am PC. Auch Übergewicht, eine falsche Technik beim Heben und Tragen von Lasten, Stress und psychische Anspannung sowie zu große Belastungen beim Sport können bewirken, dass die Spannung in bestimmten Muskeln steigt. Angespannte Muskulatur wird schlechter durchblutet und mit Sauerstoff versorgt, sie verhärtet, verspannt im wahrsten Sinne des Wortes – was Schmerzen bereitet. Was also tun?

5 Tipps für einen fitten Rucken

1 Aktiv bleiben
Schmerzexpertin Waltraud Stromer rät Betroffenen, trotz schmerzhafter Verspannungen in Bewegung zu bleiben, so gut es möglich ist, körperliche Aktivitäten behutsam beizubehalten und Schonhaltungen zu vermeiden. „Eine Schonhaltung schränkt die Bewegungsfreiheit ein, die betroffene Muskulatur wird noch schlechter durchblutet und verspannt noch mehr, neue Schmerzen sind die Folge“, so die Ärztin. Ein Teufelskreislauf, den man durchbrechen muss. Was gelingt, wenn man etwa schmerzlindernde Medikamente einnimmt oder schmerzhemmende Salben oder Gels aufträgt. Dadurch werden Verspannungen gelockert, man kann sich wieder besser bewegen, auch besser schlafen. Aber: „Wenn nach spätestens fünf Tagen keine Besserung eintritt, sollten Betroffene unbedingt einen Arzt aufsuchen“.

2 Aktiv werden
Weil auch zu viel sportliche Belastung dem Rücken wehtun kann, gilt es, eine gute Balance zwischen Unterforderung und Überforderung zu finden. Als besonders rückenfreundlich gelten Ausdauersportarten wie Nordic Walking, Schwimmen, Radfahren, Wandern oder Tanzen. Diese Sportarten stärken die Rückenmuskulatur, lockern verspannte Muskeln und verbrauchen Energie.

3 Dem Rücken bewusst Gutes tun
Wer etwas bewusst und zielgerichtet für den Rücken tun möchte, sollte nicht nur seine Muskulatur – etwa mit gezieltem Krafttraining – stärken, sondern auch seine Beweglichkeit fördern sowie die koordinativen Fähigkeiten und das Gleichgewicht trainieren. Klingt kompliziert, ist es aber nicht, wie der Sportwissenschafter Dr. Josef Sturm beweist. Er leitet im Medizinischen Zentrum Bad Vigaun den Bereich Therapie und empfiehlt als einfache, aber effektive Rückenübung den Stand auf einem Bein. „Der positive Effekt auf den Rücken ergibt sich, weil der Körper im Ein-Bein-Stand bemüht ist, Stabilität zu gewinnen und dafür unter anderem die gelenknahen, tiefliegenden Rückenmuskeln einsetzt.
Die fehlerhafte Koordination und Abschwächung dieser wichtigen Haltemuskeln steht meist in direktem Zusammenhang mit den Rückenschmerzen. Den Effekt kann man noch verstärken, wenn man dabei auch die Augen schließt“, sagt Sturm. Auch das Stehen auf instabilen Unterlagen wie auf einem Balance Board fordert die Rückenmuskeln, ebenso Wandern oder Laufen auf unebenen Wegen oder das Sitzen auf einem großen Gymnastikball.

4 Den Arbeitsplatz rückenfreundlich gestalten
Ein Schreibtisch, ein Stuhl, dazu der Bildschirm eines Computers – so sieht der typische moderne Arbeitsplatz aus. Dort verbringen wir viele Tausend Stunden, nicht selten mit entsprechendem Rundrücken über die Tastatur gebeugt. Für die Bandscheiben reinste Schwerstarbeit. „Der Druck, der dabei auf den Bandscheiben lastet, beträgt mindestens das Fünffache wie beim Liegen“, sagt Schmerzexpertin Waltraud Stromer.
 
Daher beim Sitzen…
*   … die Position öfters ändern, und z.B. beim Telefonieren aufstehen.
*   … die Höhe der Arbeitsfläche überprüfen  bzw. den Bildschirmabstand optimieren.
*   … die Sitzfläche und die Lehne des Bürostuhles zur Gänze nutzen.
*   … keinen Rundrücken machen, die Beine nicht übereinander schlagen.

5 Einen Arzt aufsuchen
Rückenschmerzen vergehen oft von selbst wieder. „Wenn die Schmerzen allerdings zu stark sind, plötzlich auftreten, mit hohem Fieber einhergehen oder mehrere Tage konstant anhalten, sollten Sie Ihren Arzt kontaktieren“, rät  Stromer. Das ist auch unbedingt nötig, wenn zusätzlich eine Lähmung oder Taubheitsgefühle auftreten oder wenn die Schmerzen nach Tagen nicht besser werden.

Schmerzhafter Hexenschuss

Ein sogenannter Hexenschuss, in der Fachsprache Lumbago genannt, kommt ohne Vorwarnung. Es handelt sich um einen heftigen und plötzlich einschießenden Schmerz im Bereich der Lendenwirbelsäule, der beim Bücken, durch Heben von Lasten oder anderen Bewegungen auftritt und bis in die Beine ausstrahlen kann.
So schmerzhaft ein Hexenschuss auch sein kann, so harmlos ist er in den meisten Fällen. Mit Wärmeanwendungen, schmerzlindernden Salben und Medikamenten sollten die Schmerzen nach wenigen Tagen verschwinden. Wenn nicht, ist es ratsam einen Arzt aufzusuchen.

Stand 5/2019

 

 

 

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