Was hilft bei…Osteoporose?

Januar 2019 | Medizin & Trends

Warum es so wichtig ist, ab 50 Jahren die Knochendichte messen zu lassen, was bereits an Osteoporose Erkrankten hilft und weshalb Bewegung für unsere Knochen so wichtig ist.
 
– Von Mag. Sabine Stehrer

Welche Beschwerden verursacht Osteoporose?

Sehr lang gar keine. „Und weil nichts spürbar ist, nichts wehtut, wird Osteoporose, bekannt als krankhafter Knochenschwund, der genaugenommen eine Veränderung der Mikroarchitektur des Knochens ist, oft erst diagnostiziert, wenn aus geringem Anlass oder sogar ohne Anlass ein Knochen gebrochen ist“, erklärt Dr. Christian Muschitz, Internist am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern in Wien. Solche Brüche sind schmerzhaft, sie machen Betroffene oft immobil, pflegebedürftig und anfällig für gefährliche Folgeerkrankungen.

Wie lässt sich Knochenschwund effektiv vorbeugen?

Sehr gute Maßnahmen zur Vorbeugung von Osteoporose sind Bewegung und Sport. Vor allem ein Krafttraining ist sehr hilfreich. Denn durch den Druck und den Zug, die beim Training mit dem eigenen Körpergewicht, mit Hanteln oder an Geräten über die Muskeln auf die Knochen ausgeübt werden, wird das Knochengewebe angeregt.
Durch diese Stimulierung kann der normale, altersbedingte Knochenschwund gebremst werden, der schon ab dem Alter von 30 Jahren bei jedem einsetzt.
Des Weiteren dient eine ausgewogene Ernährung mit ausreichend Kalzium, das etwa in Milchprodukten steckt, Vitamin K und Vitamin D, die in grünem Gemüse und fettreichen Fischsorten vorkommen, der Knochengesundheit. Für Frauen, die ein ererbtes Risiko für Osteoporose haben und kurz vor den Wechseljahren stehen, kann außerdem eine vorbeugende Hormonersatztherapie hilfreich sein. Die wichtigste Schutzmaßnahme vor krankhaftem Knochenschwund ist vor allem die Früherkennung.


Wann soll ich zum Arzt?

Frauen sollten in den Wechseljahren vorsorglich eine Knochendichtemessung durchführen und ihr Knochenbruchrisiko bestimmen lassen, Männer zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr – um bei einem erhöhten Bruchrisiko rechtzeitig eine Behandlung zu bekommen.

Was hilft bereits Erkrankten?

Christian Muschitz: „Ist jemand an Osteoporose erkrankt, dann besteht heute die Standardbehandlung für Frauen rund um die Wechseljahre und Männer ab 50 Jahren in der Zufuhr von Bisphosphonaten.“ Je nach Verträglichkeit werden diese Medikamente über Tabletten eingenommen oder intravenös mit einer Spritze alle drei Monate, auch über eine Infusion einmal jährlich verabreicht. Die Bisphosphonate hemmen die Funktion der knochenabbauenden Zellen, der Osteoklasten, wodurch die knochenaufbauenden Zellen, die Osteoblasten, im Knochenstoffwechsel sozusagen langsam Überhand nehmen und die Knochendichte wieder zunimmt.
   
Wodurch wird Osteoporose verursacht?

Meist wird Osteoporose durch ein ganzes Ursachenbündel verursacht. Sehr oft zählt dazu die altersbedingte Drosselung der Produktion von Sexualhormonen: bei Frauen der Östrogene durch die Hormonumstellung rund um die Wechseljahre, bei Männern des Testosterons ab dem Alter von etwa 50, 60 Jahren. Außerdem besteht häufig ein Mangel an Kalzium, Vitamin K und Vitamin D. Manchmal führen außerdem Erkrankungen zu Osteoporose, wie die chronisch obstruktive Lungenerkrankung COPD, besser bekannt als Raucherlunge, Diabetes, Fettleber, Herzinsuffizienz, Leberentzündungen und andere Krankheiten, die mit einer ständigen Entzündung im Körper einhergehen. Auch Medikamente, die gegen diese Erkrankungen genommen werden oder gegen andere Krankheiten, wie Antidepressiva und  Blutgerinnungshemmer, können Osteoporose verursachen und mitverursachen. Des Weiteren erhöht sich das Risiko für die krankhaften Veränderungen der Knochenarchitektur bei erhöhtem Alkoholkonsum, Rauchen, Bewegungsmangel und Faktoren, für die niemand etwas kann, wie eine ererbte Veranlagung. Diese ist an der Antwort auf die Frage erkennbar, ob der Vater oder die Mutter einen Bruch der Hüfte erlitten hat. Ebenfalls ein Risikofaktor ist ein höheres Alter. Ab 80 Jahren hat jeder Osteoporose, allerdings altersbedingte.

Wie unterscheiden sich verschiedene Formen?

Die altersbedingte Form der Erkrankung tritt später auf, die krankhafte kann schon in jüngeren Jahren zu Knochenbrüchen führen. Außerdem unterscheiden sich die beiden Formen dadurch, dass sich die Knochen bei altersbedingter Osteoporose auf eine andere Art und Weise verändern und anders brechen, als bei krankhafter.

Wie erfolgt die Diagnose?

Standardmäßig wird Osteoporose heute durch ein Arzt-Patient-Gespräch zur Erfassung von Risikofaktoren und eine Knochendichtemessung diagnostiziert, die in einem Röntgen besteht. Eine noch genauere Diagnose wird durch einen Bluttest möglich sein, der derzeit noch in Entwicklung ist, aber vermutlich schon in nächster Zukunft zu Diagnosezwecken und auch zur Risikoabschätzung angewendet wird.

Wie sieht die Behandlung der Zukunft aus?

Schon derzeit bieten sich neben der seit Jahren etablierten Behandlung mit Bisphosphonaten noch eine Parathormontherapie und eine Therapie mit einem Antikörper an. Ein neuer Antikörper dürfte kurz vor der Zulassung und damit vor dem Einsatz stehen.

Risikofaktoren:

  • Frausein: Die Hormonumstellung während der Wechseljahre der Frau bringt den Knochenstoffwechsel durcheinander und schwächt die Knochen.
  • Alter über 65 Jahre: Auch altersbedingt werden die Knochen schwächer.
  • Erbliche Vorbelastung: Hatten Mutter oder Vater bereits Osteoporose, steckt die Neigung, daran zu erkranken, in den Genen.
  • Bestimmte Erkrankungen wie Diabetes, chronische rheumatioide Polyarthritis, Gicht oder Erkrankungen der Nebenschilddrüse: Diese schwächen den Stoffwechsel und/oder bringen den Hormonhaushalt durcheinander und schwächen so die Knochen.


Risikofaktoren, die man beeinflussen kann:

  • Bewegungsarmut: Werden Knochen bewegt – ob durch Ausdauersport oder Krafttraining – entsteht ein Zug auf sie. Den brauchen sie, um stark zu bleiben. Wichtig ist regelmäßige Bewegung.
  • Mangelernährung: Eine unausgewogene Ernährung enthält oft zu wenig Kalzium. Der Mineralstoff ist für den Knochenaufbau wichtig und steckt in großen Mengen in Milchprodukten wie Joghurt und Käse. Außerdem wichtig für die Knochen ist Vitamin D, das man etwa über Fischmahlzeiten aufnehmen kann.
  • Zu viel Cola und Alkohol: Cola enthält Phosphat, es gilt als Knochenräuber. Wer viel Alkohol trinkt, verhindert die Aufnahme von ausreichend großen Mengen an jenen Mineralstoffen und Vitaminen, die für den Knochenbaufbau notwendig sind.
  • Rauchen: Wer raucht, verbraucht für den Kampf gegen die giftigen Rauchinhaltsstoffe jene Vitamine, die unter anderem für den Knochenaufbau notwendig sind – und schwächt so die Knochen.


Zahlen & Fakten

  • In Österreich leiden rund 500.000 Menschen an krankhafter Osteoporose, dem schleichenden Schwund an Knochenmasse und der Veränderung der Mikroarchitektur des Knochens, die über das normale, altersbedingte Maß hinausgehen.
  • Frauen sind häufiger betroffen als Männer, da nach den Wechseljahren die Produktion der knochenschützenden weiblichen Sexualhormone, der Östrogene, zurückgeht.
  • Nach Schätzungen ist Osteoporose nur bei 20 Prozent der Betroffenen diagnostiziert, 80 Prozent wissen nichts von ihrer Erkrankung.
  • Bleibt Osteoporose unentdeckt und unbehandelt, führt sie typischerweise zu Brüchen der Wirbelkörper der Brust- und Lendenwirbelsäule, des Oberschenkelhalses, des Unterarms und des Oberarmkopfes – und wird oft erst dann diagnostiziert.
  • Zu den Folgen dieser osteoporose­bedingten Brüche zählen Schmerzen, die Verkrümmung der Wirbelsäule bis hin zum Buckel, eine damit verbundene Einschränkung der Lungenfunktion, eine Einschränkung der Mobilität und Pflegebedürftigkeit bis hin zum Tod.


Nährstoffreiche Pflanzen für die Knochenbildung: Vitamine von A bis K

Das Grün von Salaten und Gemüse enthält neben Chlorophyll und Mineralstoffen eine Reihe wichtiger Vitamine:

  • Vitamin A benötigt der Organismus für die Augengesundheit und für das Wachstum sowie die Bildung von Haut und Schleimhäuten. 
  • Vitamin B9, besser bekannt als Folsäure, ist wichtig für Wachstums- und Zellteilungsprozesse – und sollte insbesondere in der Schwangerschaft ausreichend zugeführt werden.
  • Vitamin C stärkt die Abwehrkräfte, fördert die Aufnahme des – ebenfalls im Blattgrün enthaltenen – Spurenelements Eisen und bekämpft als Antioxidans zellschädigende freie Radikale.
  • Vitamin K spielt eine große Rolle bei der Knochenbildung und dem Knochenstoffwechsel. Es senkt das Risiko für Osteoporose und wirkt Gefäßablagerungen entgegen. Außerdem brauchen wir das fettlösliche Vitamin bei der Blutgerinnung: Es stellt sicher, dass wir bei einer Verletzung nicht verbluten.

Buchtipp:

Dobnig, Gruber
Osteoporose
Besser leben mit der Erkrankung, gezielt und wirkungsvoll vorbeugen
ISBN 978-3-99052-131-1
168 Seiten, Verlagshaus der Ärzte, € 17,90

  • Was steht drin?
    Welche Warnsignale typisch sind, Untersuchungs- und aktuelle Behandlungsmethoden
  • Was Sie davon haben
    Basiswissen und praktische Alltagstipps
  • Besonderer Service
    Gezielter Übungsteil zur Knochenstärkung


Osteoporose-Test

Wie hoch ist mein Osteoporose-Risko? Wer mindestens drei der folgenden Aussagen mit „Ja“ beantwortet, sollte sich auf Osteoporose hin untersuchen lassen:

  • Ich bin eine Frau und über 65 Jahre alt.
  • Meine Mutter und/oder mein Vater hatte Osteoporose.
  • Ich esse keine Milchprodukte.
  • Ich leide an einer Stoffwechselerkrankung.
  • Ich trinke täglich Alkohol.
  • Ich rauche.
  • Ich hatte schon einmal aus geringem Anlass einen Knochenbruch.

Webtipp:
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www.arzneiundvernunft.at

Unter dem Menüpunkt „Patienteninfo“ finden Sie eine Gratis-Broschüre zum Download mit wertvollen Tipps rund ums Thema Osteoporose – inkl. Selbsthilfegruppen.

 

Stand 01/2019

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