– Von Mag. Andrea Riedel
Das Baby, das uns strahlend den Schnuller entgegenstreckt, tut es. Die Mieze vor der Tür mit der Maus im Maul tut es und sogar der Pinguin, wenn er der Angebeteten ein mühsam unter dem Eis hervorgekratztes Steinchen offeriert: „Schenken ist der Kitt sozialer Beziehungen. Es signalisiert Zuneigung, Wertschätzung, Respekt und Aufmerksamkeit gegenüber dem Beschenkten“, sagt Univ. Prof. Em. Dr. Thomas Macho, Leiter des Internationalen Forschungszentrums für Kulturwissenschaften der Kunstuniversität Linz.
Gutes Gefühl
Tierische Geschenke sind verhaltensbiologisch nahe am Tausch, denn sie dienen meist bestimmten Zwecken wie der Brautwerbung oder dem Machterhalt im Rudel. Doch ist das beim Menschen so anders? „Nicht wirklich“, sagt Macho, „auch wir erwarten uns zumindest eine positive Reaktion, die uns dann ein gutes Gefühl gibt.“
(Nicht-)Schenken beeinflusst jede Beziehung
Heute vereinbaren viele, einander nichts zu schenken – nicht ohne Folgen, so Macho: „Der Verzicht aufs Schenken birgt das Risiko, dass Beziehungen ,veröden‘, auch wenn der Beschluss im Einvernehmen mit allen Beteiligten erfolgt.“ Denn viele dächten nicht darüber nach, mit welchen symbolischen Handlungen sich die wichtige soziale Funktion des Schenkens ersetzen ließe.
Prinzipiell in Ordnung ist eine solche Vereinbarung hingegen aus der Sicht von Mag. Dr. Monika Korber, Lebensberaterin und Psychotherapeutin. Voraussetzung sei aber, dass sie wirklich freiwillig erfolgt. Und man sollte den Vorschlag gut vorbereiten. „Idealerweise bespricht man das, noch bevor sich die Frage des Schenkens in einer Beziehung überhaupt stellt“, rät Korber.
Was ein wirklich gelungenes Geschenk ausmacht, wie man mit weniger geglückten Gaben umgeht und Geschenktipps, die gut für Umwelt und Gesundheit sind, finden Sie in MEDIZIN populär, Ausgabe 12/2020.
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Stand 12/2020