– Von Mag.a Sabine Stehrer
Die Blase ist ein Hohlorgan, das im Unterbauch und dort in der Beckenhöhle liegt. Ihre Größe schwankt zwischen fünf bis zehn Zentimetern Höhe, vier bis neun Zentimetern Breite und vier bis sieben Zentimetern Dicke. Sie kann etwa einen halben Liter Harn speichern, manchmal auch weniger oder mehr, was von verschiedenen Faktoren abhängt, wie von der Körpergröße und vom Geschlecht – kleinere Menschen und Frauen haben eine kleinere Blase, größere Menschen und Männer eine größere Blase.
Groß können auch Blasenschmerzen ausfallen und Betroffenen ordentlich zu schaffen machen. Wenn die Blase schmerzt, tut es bei Frauen wie Männern entweder knapp oberhalb des Schambeins weh – oder der gesamte Unterleib schmerzt. „Die Schmerzen werden meistens als ziehend oder drückend beschrieben oder als in den kompletten Beckenraum ausstrahlend, bis in die Harnröhre, die Klitoris oder die Penisspitze“, erklärt Dr. Michael Rutkowski, Urologe am Landesklinikum Korneuburg. So unterschiedlich sie sich auch äußern, eines haben Blasenschmerzen gemeinsam: Treten sie auf, kann das viele verschiedene Ursachen haben.
Infekte: Mehr Frauen betroffen
„Am weitaus häufigsten steckt eine Harnwegsinfektion hinter Blasenschmerzen“, so Rutkowski. Besteht eine solche, werden die Schmerzen von häufigem Harndrang begleitet. Das Wasserlassen tut dann auch weh und kann schwerfallen. Ausgelöst werden Harnwegsinfektionen meistens durch Bakterien, die sich im Genitalbereich befinden und über die Harnröhre zur Blase gelangen.
Da die weibliche Harnröhre viel kürzer als die männliche ist, ist auch der Weg an den Ort des Ansteckungsgeschehens kürzer: Das ist der Hauptgrund dafür, warum Frauen wesentlich öfter an Harnwegsinfektionen erkranken als Männer.
Entleerungsstörung: Oft nach Darm-OP
Eine weitere gängige Ursache für Blasenschmerzen sind laut Rutkowski Blasensteine, die sich im Harn bilden, wenn die Blase wiederholt nicht gänzlich entleert wird, wenn also Blasenentleerungsstörungen bestehen. Solche Blasenentleerungsstörungen treten bei Frauen häufig infolge von gynäkologischen Eingriffen wie einer Gebärmutterentfernung auf oder, wie auch bei Männern, nach einer Operation am Enddarm. Bei ihnen funktioniert die Entleerung der Blase außerdem oft nicht richtig, wenn sich altersbedingt oder wegen einer Erkrankung an Prostatakrebs die Prostata vergrößert hat und auf die Blase drückt.
Zudem kann Blasenkrebs hinter Blasenschmerzen stecken: Weil mehr Männer als Frauen Alkohol im Übermaß konsumieren und mehr rauchen, was beides die Blase reizt und ihre Gesundheit gefährdet, erkranken Männer häufiger als Frauen an Blasenkrebs.
Diagnose in mehreren Schritten
Um die Ursache für die oft ziehenden, drückenden und in den kompletten Beckenraum ausstrahlenden Blasenschmerzen zu finden, müssen mehrere Diagnoseschritte gesetzt werden – was, wie Rutkowski sagt, „einem Auswahlverfahren entspricht“. Zunächst wird der Arzt nach der Art und Ausprägung der Schmerzen, nach etwaigen weiteren Symptomen und möglichen anderen Erkrankungen oder Gegebenheiten fragen: Frauen zum Beispiel danach, ob sie eine Gebärmutterentfernung hinter sich haben, Männer etwa danach, ob die Prostata vergrößert ist.
Ebenfalls Bestandteil der Diagnose ist eine körperliche Untersuchung durch Abtasten oder Abklopfen von verschiedenen Bereichen des Unterleibs, des Unterbauchs, des Blasenbereichs und des Bereichs, wo die Nieren liegen. Zusätzlich sind eine Harnprobe und eine Blutabnahme angesagt. Der Harn wird auf Erreger untersucht wie auf Bakterien, die Harnwegsinfektionen auslösen, das Blut auf Entzündungswerte. Außerdem kann das Anlegen einer Urinkultur nötig sein, wodurch binnen einiger Zeit bestimmte Erreger von Infektionen nachgewiesen werden können.
Ergibt sich der Verdacht, dass Blasenentleerungsstörungen, Blasensteine oder Blasentumoren hinter den Schmerzen stecken, sind bildgebende Verfahren nötig. Wie beispielsweise eine Ultraschalluntersuchung, ein Röntgen, eine Magnetresonanztomografie oder eine Computertomografie der Blase und der Nieren.
Die Harnröhre und die Blase können zudem durch eine Zystoskopie, die Blasenspiegelung, untersucht werden.
Immer ist auch eine Harnstrahlmessung oder eine Elektromyografie des Beckenbodens nötig: Verfahren, mit denen sich in Kombination mit einer Ultraschalluntersuchung Hinweise darauf finden lassen, ob eine Blasenentleerungsstörung besteht.
Behandlung je nach Ursache
Rutkowski: „Nach der jeweiligen Ursache richtet sich die Behandlung der Blasenschmerzen.“ Hauptsächlich mit Antibiotika, aber auch mit krampflösenden und schmerzstillenden Mitteln wird die häufige akute Harnwegsinfektion meist behandelt, aber auch ihre chronische Variante.
Kehren Harnwegsinfekte öfter wieder oder besteht eine Harnwegsinfektion dauerhaft, kann dies auch auf Stress zurückgehen. Ist das der Fall, hilft oft das Erlernen und Ausüben von Entspannungstechniken
wie der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson. Haben sich kleinere Blasensteine gebildet, können bestimmte Medikamente bewirken, dass sie mit dem Urin abgehen. Größere Blasensteine werden meist operativ entfernt, häufig im Rahmen einer Blasenspiegelung.
Operationen sind auch dann notwendig, wenn Blasenentleerungsstörungen bestehen, denen etwa eine Prostatavergrößerung oder Prostatakrebs zugrunde liegt. Bei Blasenkrebs hängt die
Therapie vom Krankheitsfortschritt ab: Meist sind neben einer Operation eine Strahlen- und eine Chemotherapie nötig.
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Das tut der Blase gut
- Wärmen
Im Winter sollte nicht nur die Blase vor Kälte geschützt sein, sondern der gesamte Unterleib bis zu den Füßen. Denn Kälteeinwirkung in diesem Bereich und kalte Füße können zu Blasenerkrankungen führen und Blasenschmerzen nach sich ziehen. In den übrigen Jahreszeiten heißt es, sich besser nicht auf einen kalten Boden zu setzen und nach dem Baden nasse Badekleidung, die ebenfalls den Unterleib kühlt und anfällig für Infektionen macht, durch trockene zu tauschen. - Reizstoffverzicht
Der Verzicht auf übermäßigen Alkoholkonsum und das Rauchen tun der Gesundheit der Blase jedenfalls gut. Menschen mit empfindlicher Blase sollten außerdem darauf achten, weitere Reizstoffe zu meiden, also nicht so oft Getränke mit viel Kohlensäure zu trinken und auch nicht so häufig stark gewürzte Speisen zu essen. - Trinken
Ausreichend, etwa zwei Liter pro Tag, zu trinken ist für vieles gut, auch für die Blase. Am besten für das Hohlorgan sind stilles Wasser, ungesüßter Kräutertee und manche Fruchtsäfte, wie Cranberry- oder Preiselbeersaft, da sie den Säuregehalt des Urins erhöhen und so das Bakterienwachstum hemmen. - Toilettenhygiene
Unhygienische Toilettensitze sollte man reinigen oder mit Papier belegen, ehe man sich draufsetzt. Keine gute Idee ist es, im Hocken zu urinieren, da die dann bestehende Anspannung im Beckenboden die Gefahr für Harnwegsinfekte erhöht. - Arztbesuch
Bei Blasenschmerzen oder anderen Blasenbeschwerden, auch bei Blut im Harn, sollte ein Arzt aufgesucht werden, um die Ursache abklären und sich behandeln zu lassen.
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Das schützt vor Infekten
- Sonderfall Schwangerschaft
Haben Schwangere Blasenschmerzen, liegt dies oft am Gewicht des Kindes, das auf die Blase drückt. Auch kann während einer Schwangerschaft die Gebärmutter die Blase bedrängen, was ebenfalls zu Blasenschmerzen führt. Ist das Kind geboren, verschwinden mit diesem Sonderfall unter den Auslösern von Blasenschmerzen meist auch die quälenden Schmerzen. - Sonderfall Wechseljahre
Durch die hormonellen Veränderungen im Zuge der Wechseljahre werden die Schleimhäute des gesamten Körpers schlechter durchblutet, so auch jene der Harnwegsorgane. Dadurch können die Schleimhäute Krankheitserreger schlechter abwehren, und Keime wie Bakterien breiten sich schneller aus, wodurch die Neigung zu Harnwegsinfekten und dadurch bedingte Blasenschmerzen zunimmt. Die Anwendung bestimmter Salben kann helfen – und alles, was der Blase generell guttut. - Sonderfall Blasenschmerzsyndrom
Dauern Blasenschmerzen und andere Symptome einer Harnwegsinfektion einige Wochen lang an, kann dies daraufhin deuten, dass sich das Blasenschmerzsyndrom entwickelt hat, das oft nicht auf eine bakterielle Infektion zurückgeht. Die Ursachen für die Entstehung dieses Syndroms, auch interstitielle Zystitis genannt, bleiben oft unklar. An der Erkrankung leiden fast nur Frauen. Schmerzlindernde und entzündungshemmende Medikamente sowie spezielle Blasenspülungen können helfen.
Stand: 12/2021