Das heilende Spiel

Dezember 2022 | Fitness & Entspannung

Mörder entlarven oder ganze Städte errichten, dazu braucht es lediglich ein paar bunte Kegeln und ein Spielfeld. Spielen als Freizeitbeschäftigung boomt.

Von Wolfgang Kreuziger

Eine kleine Gruppe von Anlegern thront vor einem dicken Stapel Geldscheine und blickt auf ihr Reich. Soeben hat sie auf der Kärntner Straße ein Luxushotel errichtet, das ihr bisheriges Immobilienportfolio in Innsbruck und Linz perfekt ergänzt …

Was Spiele können

Nur einmal Millionär sein, das fühlt sich beim Brettspiel „DKT“ doppelt gut an, nachdem viele im realen Leben derzeit eher daran verzweifeln, wie angesichts der Energiekrise die nächste Stromrechnung bezahlt werden soll. „Spiele in jeder Form, ob digital oder analog, können uns entspannen, Wissen vermehren, den sozialen Umgang verbessern, ja uns sogar fit machen“, weiß Mag. Thomas Wernbacher, Psychologe am Zentrum für Angewandte Spieleforschung an der Universität für Weiterbildung Krems.

Lachen, gewinnen oder entfliehen

Jeder sucht in seinem tiefsten Innersten nach einer anderen Art der Befriedigung, beim Spielen unterscheidet die Psychologie vor allem drei Spielertypen. „Es gibt zunächst den leistungsorientierten Spieler, dem es um Wettbewerb und hohe Punktezahlen geht“, verrät Wernbacher. Dieser kann seine angestrebte Belohnung, nämlich zu gewinnen und vom Umfeld als „cooler Hund“ oder ausgewiesener Spezialist anerkannt zu werden, gleichermaßen bei Auto-Rennspielen wie „Mario Kart“ auf der Nintendo-Spielekonsole als auch bei altmodischen Flipperautomaten oder dem Wissensquiz „Trivial Persuit“ einstreifen.

„Der zweite Typ ist der soziale Spieler, der das lustige Miteinander und die Zusammenarbeit in Teams liebt“, zählt der Psychologe vor allem jene Menschen dazu, die bei Spielen wie „Activity“ gerne lachen, andere kennenlernen und dabei eine Suche nach tieferen Beziehungen und intimer Kommunikation führen, die sie im realen Leben womöglich vermissen. Wernbacher: „Die dritte Gruppe der Spieler geht gerne auf Entdeckungsreise oder entflieht in Rollenspielen der Realität.“ Sie liebt exotische Welten, fremde Galaxien und kann sich als Oberst von Gatow bei „Cluedo“ ebenso wie als Elf beim verbreiteten PC-Rollenspiel „Baldur’s Gate“ so tief in einer fiktiven Welt versenken, dass sie alle Alltagsprobleme vergisst. Dazu kommen noch Mischtypen und Spiele, die mehrere dieser Zielgruppen vereinen.

Angst vor der Überdosis

Doch ganz egal welcher Typ dahinter steckt, Psychotherapeuten erkennen im Spiel eine enorme heilende Wirkung für die Psyche: Stress wird abgebaut, Ängste bekämpft und unterbewusste Gelüste ausgelebt, die man im zivilisierten Leben unterdrücken muss. So dürfen Mitspieler bei „Mensch ärgere dich nicht“ ungeniert rausgeschmissen, bei „Monopoly“ wirtschaftlich ruiniert und bei „Shooter-Spielen“ sogar niedergemetzelt werden.

Allerdings kann diese Machtfülle rasch zu einer Art Suchtverhalten führen, das wird insbesondere bei Kindern sehr kritisch gesehen, obwohl Studien beweisen, dass selbst pädagogisch zweifelhafte Videospiele ihr Sozialverhalten und ihre Intelligenz eher fördern als sie abzustumpfen.

Für Kinder sehr wichtig

„Spiele haben zurecht auch im Leben der Kinder ihren Platz, aber die Spieldauer ist oftmals überbordend“, kritisiert Wernbacher, dass die Faustregel der Pädagogen von fünf Minuten täglicher Medienzeit pro Lebensjahr (das wären 30 Minuten für einen Sechsjährigen) in der Realität meist um ein Vielfaches überzogen wird.

„Dann leidet schnell das restliche Leben, der Schlaf oder die Schulleistung“, weiß der Spieleforscher, relativiert aber auch die Befürchtung vieler Eltern, dass ihre Sprösslinge dabei selbst zu kleinen Monstern mutieren. „Die Forschung weiß heute, dass der Zusammenhang zwischen aggressivem Verhalten von Kindern und etwa aggressiven Videospielen nur ein sehr geringer ist.“

©iStock/ Firn

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