Interview: 140 – Notruf der Bergrettung

September 2024 | Bewegungsapparat & Sport

An guter Ausrüstung fehlt es beim Wandern heute kaum, am Bewusstsein für die Gefahren in den Bergen manchmal schon, sagt Martin Gurdet, Bundesgeschäftsführer des Österreichischen Berg- rettungsdienstes.

Bei etwa einem Viertel der Bergrettungseinsätze geht es um die Bergung unverletzter Personen. Das ist überraschend. Welche Erklärung gibt es dafür?

Wenn Personen am Berg den Weg nicht mehr finden oder sich nicht weitertrauen, dann leistet die Bergrettung Hilfeleistung. Im vergangenen Jahr waren es fast 2.500 Menschen, die wir unverletzt geborgen haben. Über 7.200 waren verletzt, für 273 kam jede Hilfe zu spät.

Regelmäßig schaffen es Menschen in die Schlagzeilen, die schlecht ausgerüstet, sogar in Flipflops in alpinem Gelände unterwegs sind und in eine Notlage geraten. Kommt das tatsächlich so häufig vor?

Das sind zum Glück Ausnahmen. Aber natürlich ist jede davon ärgerlich und wäre leicht zu vermeiden gewesen. Generell nehmen wir allerdings das Gegenteil wahr: Wer heute auf den Berg geht, ist in vielen Fällen außergewöhnlich gut ausgerüstet. Denn anders als noch vor 15 oder 20 Jahren ist es sehr einfach, an gute Ausrüstung zu kommen. Aber: Die besten Schnee­schuhe, die neuesten Tourenski oder Goretex-Jacken reichen nicht aus, wenn man nicht weiß, wie man sich in den Bergen verhält und Gefahren einschätzen kann.

Was sagen Sie Menschen mit Schmerzen oder sich abzeichnender Erschöpfung, die sich scheuen, einen Notruf abzusetzen, weil sie nicht leichtfertig die Dienste der Rettungskräfte beanspruchen wollen?

Natürlich sollte Missbrauch vermieden werden. Wenn aber ein sicheres, selbstständiges Weiterkommen bis zu einem sicheren Ort nicht möglich ist, sollte man die Bergrettung rufen. Dabei ist zu beachten, dass auch die Bergretter erst einmal zum Einsatzort kommen müssen, und das dauert in der Regel genauso lange, wie die Wanderung der notrufabsetzenden Person gedauert hat. Auch der Tageszeitenverlauf spielt eine Rolle: Besser etwas früher den Notruf ansetzen, als sich erst bei Einbruch der Dunkelheit melden.

Welche Tipps haben Sie für den Fall einer Verletzung am Berg noch?

Eine Rucksackapotheke mitzuführen, um kleinere Verletzungen selbst versorgen zu können, ist auf jeden Fall empfehlenswert. Ich rate, diese zu Hause einmal aufzumachen und zu schauen, was da überhaupt drinnen ist, um sich im Notfall auszukennen. Außerdem sollte man den simplen Notruf der Bergrettung kennen: 140 in ganz Österreich. Wer dort direkt anruft, setzt die Rettungskette in Gang.


Fotos: (c) bergrettung, istock: Mikhail Seleznev

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