Präoperative Krankenhausaufenthalte und das Infektionsrisiko bei Herzoperationen
Die präoperative Phase – die möglicherweise kritischste Zeit im Operationsverlauf dar, da in dieser Phase die Risiken des Patienten identifiziert und eingedämmt werden und Anästhesie- und Operationspläne, einschließlich des Schmerzbehandlungsprogramms, erstellt und dem Patienten zur Zustimmung vorgelegt werden – ist entscheidend für den Erfolg chirurgischer Eingriffe. Das gilt auch insbesondere bei komplexen Herzoperationen. Studien zeigen, dass jeder zusätzliche Tag im Krankenhaus vor der Operation das Risiko nosokomialer Infektionen um etwa 30 Prozent erhöht. Eine gezielte Optimierung der internen Ressourcen sowie die Erhöhung der Kapazitäten im Operationssaal und auf der Intensivstation können daher die Infektionsraten, den hohen Antibiotikaverbrauch und die mit dem Krankenhausaufenthalt verbundene Sterblichkeit erheblich senken. Diese Maßnahmen verbessern langfristig die klinischen Ergebnisse der Patienten.
Einfluss des präoperativen Aufenthalts auf postoperative Ergebnisse
Längere präoperative Aufenthalte im Krankenhaus sind direkt mit einem erhöhten Bedarf an intensivmedizinischer Betreuung und einem längeren postoperativen Krankenhausaufenthalt verbunden. Angesichts der globalen Belastung durch Krankenhaus-assoziierte Infektionen und deren Auswirkungen auf das Gesundheitssystem ist ein verlängerter präoperativer Krankenhausaufenthalt aus sozioökonomischer Sicht nicht gerechtfertigt. Daher sollte die präoperative Hospitalisierung so kurz wie möglich gehalten werden, um die Risiken für die Patienten zu minimieren.
Fächerübergreifende Fallbesprechungen zur Risikominimierung
Fächerübergreifende Fallbesprechungen, wie sie in spezifischen „Heart Team“ Meetings durchgeführt werden, haben sich als äußerst vorteilhaft erwiesen. Insbesondere Patienten mit einem erhöhten Operationsrisiko profitieren von der gemeinsamen Besprechung durch Kardiologen und Herzchirurgen. Diese Besprechungen ermöglichen eine individuelle und optimale Operationsplanung, indem alle relevanten Befunde berücksichtigt werden. Dies führt zu termingerechten Interventionen und einer Verringerung der postoperativen Komplikationen.
Infektionsrisiko im Krankenhaus
Infektionen, die im Krankenhaus erworben werden, sind eine häufige und ernstzunehmende Komplikation. Sie verursachen nicht nur höhere Kosten für das Gesundheitssystem, sondern sind auch mit schlechteren Behandlungsergebnissen verbunden. Jüngste Daten der WHO zeigen, dass bis zu 15 Prozent der stationären Patienten weltweit von nosokomialen Infektionen betroffen sind. Die Wahrscheinlichkeit einer Infektion steigt mit der Dauer des Krankenhausaufenthalts signifikant an, weshalb präventive Maßnahmen und eine effiziente Ressourcennutzung unerlässlich sind, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Patienten zu gewährleisten.
Nosokomiale Infektionen: Eine ernste Komplikation in der klinischen Praxis
Nosokomiale Infektionen, auch Krankenhausinfektionen genannt, sind eine häufige und ernstzunehmende Komplikation in der klinischen Praxis. Diese Infektionen treten während eines Krankenhausaufenthalts auf und haben erhebliche Auswirkungen auf den chirurgischen Erfolg und das Patientenergebnis. Die Wahrscheinlichkeit, eine nosokomiale Infektion zu entwickeln, steigt mit der Dauer des Krankenhausaufenthalts rapide an.
Nosokomiale Infektionen können den Erfolg chirurgischer Eingriffe erheblich beeinträchtigen. Sie führen zu verlängerten Krankenhausaufenthalten, erhöhen die Notwendigkeit für intensivmedizinische Betreuung und steigern die Behandlungskosten erheblich. Darüber hinaus sind sie mit einer höheren Morbidität und Mortalität verbunden, was die Belastung für Patienten und das Gesundheitssystem weiter erhöht.
Fazit
Ein verkürzter präoperativer Krankenhausaufenthalt kann das Risiko von Infektionen und damit verbundene Komplikationen erheblich reduzieren. Durch eine optimierte Nutzung der internen Ressourcen und fächerübergreifende Fallbesprechungen kann die Qualität der Patientenversorgung verbessert und die langfristigen klinischen Ergebnisse positiv beeinflusst werden. Diese Ansätze sind nicht nur aus medizinischer, sondern auch aus sozioökonomischer Sicht von großer Bedeutung.
Literatur:
Sulzgruber P, Schnaubelt S, Koller L, Laufer G, Pilz A, Kazem N, Winter MP, Steinlechner B, Andreas M, Fleck T, Distelmaier K, Goliasch G, Toma A, Hengstenberg C, Niessner A. An Extended Duration of the Pre-Operative Hospitalization is Associated with an Increased Risk of Healthcare-Associated Infections after Cardiac Surgery. Sci Rep. 2020 May 14;10(1):8006. doi: 10.1038/s41598-020-65019-8. PMID: 32409758; PMCID: PMC7224271.
Quelle: Dr. Patrick Sulzgruber, MedUniWien, Europäischer Kardiologiekongress
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