Prim. Univ.-Prof. Dr. Harald Hofer, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH), beantwortet diesmal die Leserfrage.
MEDIZIN POPULÄR-Leser Bernhard B. fragt: Ich habe unlängst gelesen, dass die Zahl der durch Virushepatitis bedingten Todesfälle weltweit ansteigt. Das bereitet mir Sorgen. Soll ich meine Leber untersuchen lassen?
Trotz revolutionärer Fortschritte in der Therapie bleibt Virushepatitis eine globale Gesundheitsherausforderung. Mit 1,3 Millionen Todesfällen pro Jahr zählt sie zu den häufigsten infektiösen Todesursachen, gleichauf mit Tuberkulose. Jeden Tag sterben weltweit 3.500 Menschen an Hepatitis-B- und C-Infektionen. Die guten Nachrichten: In Österreich sind die Zahlen vergleichsweise niedrig und es stehen heute wirksame Behandlungsformen zur Verfügung, um Komplikationen und Langzeitschäden zu vermeiden. Trotzdem spielt die Kenntnis der eigenen Leberwerte eine zentrale Rolle für einen möglichst frühzeitigen Therapiestart.
Was ist Virushepatitis und wie wird sie verursacht?
Virushepatitis ist eine entzündliche Erkrankung der Leber, verursacht durch verschiedene Viren. Hepatitis A und E verbreiten sich hauptsächlich durch kontaminiertes Wasser und Lebensmittel und verlaufen bis auf Einzelfälle der Hepatitis E nicht chronisch. Hepatitis B, C und D hingegen werden durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen und nehmen oftmals einen chronischen Verlauf. Needle-Sharing und sexuelle Übertragungen sind hierbei große Themen. Hepatitis B und C führen am häufigsten zu schweren Komplikationen wie Leberzirrhose und Leberkrebs. Akute Infektionen können Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht verursachen. Chronische Infektionen verlaufen oft symptomarm, was ihre frühzeitige Erkennung erschwert.
Wie wird die Erkrankung behandelt?
Die Behandlungsmöglichkeiten für Hepatitis haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Ein wirksamer Impfstoff hat die Verbreitung von Hepatitis B weltweit stark reduziert und schützt auch vor Hepatitis D. Auch wirksame und gut verträgliche Medikamente, sogenannte Nukleosid- und Nukleotidanaloga, haben die Behandlung von chronischer Hepatitis B verbessert, indem sie die Vermehrung des Virus unterdrücken und so schwere Leberschäden verhindern. Auch gegen Hepatitis A ist eine Impfung verfügbar. Gegen Hepatitis C gibt es zwar noch keine Impfung, jedoch seit 2014 direkt antiviral wirksame Medikamente, die die Heilungsrate mittlerweile auf nahezu hundert Prozent steigern konnten. Die Therapiedauer liegt bei acht bis zwölf Wochen und weist wenige Nebenwirkungen auf. Die Leber hat das Potenzial, sich nach Wegfall des Entzündungsreizes zu erholen. Die neuen Therapien senken somit auch den Bedarf an Lebertransplantationen.
Wie lässt sich die Erkrankung diagnostizieren?
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat sich das Ziel gesetzt, Hepatitis C bis zum Jahr 2030 zu eliminieren. Ziel muss es sein, alle infizierten Personen zu diagnostizieren und einer Therapie zuzuführen. Eine einmalige Bestimmung des Hepatitis-C-Antikörpers ermöglicht das Identifizieren von Betroffenen, die das Virus tragen, aber keine Symptome zeigen. Jede und jeder Erwachsene sollte daher die Leberwerte über eine Blutuntersuchung bei der Hausärztin oder beim Hausarzt erheben lassen. Wenn es Abweichungen gibt, führt der Weg zum Internisten im niedergelassenen Bereich und bei weiteren Fragestellungen in die Leberambulanz im Krankenhaus. Zukünftig wäre es sinnvoll, bei der Gesundenuntersuchung die sogenannten Transaminasen zu bestimmen. Derzeit wird leider nur die Gamma-GT bestimmt, wodurch Lebererkrankungen wie beispielsweise eine Virushepatitis übersehen werden können.
Generell ist die Lebergesundheit ein großes Thema und braucht viel Unterstützung in der Aufklärung der Bevölkerung. Immer noch finden Aspekte des Alkoholkonsums, falscher Ernährung und mangelnder Bewegung zu wenig Beachtung. Erfreulich ist, dass die Therapie der Fettleber derzeit eine wahre Explosion an neuen Studien erlebt. Hierfür werden in den nächsten Jahren erstmals effektive Medikamente zur Verfügung stehen.
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