Eine Studie des Johns Hopkins Kimmel Cancer Centers hat gezeigt, dass Patientinnen, die eine Brustkrebserkrankung mit Chemotherapie überlebten, schneller an Gewicht zulegten als ihre krebsfreien Altersgenossinnen.
Die Studie fand heraus, dass Überlebende von Brustkrebs über einen Zeitraum von vier Jahren im Schnitt mehr Gewicht zulegten, insbesondere wenn sie eine familiäre Vorbelastung und eine BRCA1- oder BRCA2-Genmutation hatten.
Übergewicht erhöht das Risiko für Brustkrebs-Rückfälle
Frühere Studien deuten darauf hin, dass Brustkrebs-Überlebende, die nach der Chemotherapie an Gewicht zunehmen, ein erhöhtes Risiko für ein Brustkrebsrezidiv haben könnten. Eine Gewichtszunahme von mehr als 5 kg ist außerdem mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck und Gefäßerkrankungen verbunden.
Die Langzeitstudie: Untersuchung von 610 Frauen
Die Langzeitstudie untersuchte insgesamt 610 Frauen, von denen 303 Brustkrebs überlebten, während die restlichen 307 krebsfrei waren. Die Teilnehmerinnen wurden zu Beginn der Studie und vier Jahre später erneut befragt, um ihr Aktivitätsniveau und ihre Gewichtszunahme zu erfassen. Ein Viertel der Studienteilnehmerinnen war prämenopausal.
Die Studie zeigte, dass Brustkrebs-Überlebende nach einer Chemotherapie im Durchschnitt 1,6 kg mehr zugenommen hatten als krebsfreie Frauen. Von den 180 Brustkrebs-Überlebenden, die in den letzten fünf Jahren eine Krebsdiagnose erhalten hatten, nahmen 21 % mindestens 5 kg zu, verglichen mit nur 11 % in der krebsfreien Vergleichsgruppe.
Chemotherapie und Gewichtszunahme
Auch nachdem andere Faktoren wie Alter, Menopause und körperliche Aktivität berücksichtigt wurden, blieb das Ergebnis bestehen: Frauen, die eine Chemotherapie hinter sich hatten, hatten ein 2,1-mal höheres Risiko, mehr als 5 kg zuzunehmen, als krebsfreie Frauen.
Prof. Dr. Kala Visvanathan, die die Studie leitete, erklärte: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Chemotherapie einer der Hauptfaktoren ist, der bei Brustkrebs-Überlebenden zu Gewichtszunahme führt.“
Zusätzliche Risikofaktoren und familiäre Vorbelastung
Die Forscher stellten fest, dass Frauen mit einer familiären Vorbelastung – insbesondere mit BRCA1- oder BRCA2-Genmutationen – ein höheres Risiko für Übergewicht hatten. Unter den Brustkrebs-Überlebenden waren 46,9 % übergewichtig oder fettleibig, bei den krebsfreien Teilnehmerinnen mit familiärer Vorbelastung lag der Anteil sogar bei 55,1 %.
Frauen, die in den fünf Jahren vor der Diagnose eine Chemotherapie durchliefen und eine aggressive, östrogenrezeptor-negative Brustkrebsform hatten, nahmen im Durchschnitt 3,3 kg mehr zu als krebsfreie Frauen.
Mögliche Ursachen: Entzündungen und weniger Bewegung
Die Ursachen für die Gewichtszunahme nach einer Chemotherapie sind noch nicht vollständig geklärt. Einige Wissenschaftler vermuten, dass die Chemotherapie Entzündungen und Insulinresistenz fördert, was den Stoffwechsel negativ beeinflusst und eine Gewichtszunahme begünstigt. Auch könnten Brustkrebs-Überlebende nach der Chemotherapie körperlich weniger aktiv sein, was die Gewichtszunahme zusätzlich fördert.
Fazit und weitere Studien
Die Ergebnisse dieser Studie tragen zu dem wachsenden Verständnis bei, dass Chemotherapie das Risiko für Gewichtszunahme bei Brustkrebs-Überlebenden erhöht. Die Wissenschaftler betonen jedoch, dass weitere Langzeitstudien erforderlich sind, um die Mechanismen besser zu verstehen.
Visvanathan fügte hinzu, dass Ärzte und Brustkrebs-Überlebende das Körpergewicht während und nach der Therapie langfristig beobachten sollten.
Literatur:
Amy L. Gross, Betty J. May, Jennifer E. Axilbund, Deborah K. Armstrong, Richard B.S. Roden, and Kala Visvanathan. Weight Change in Breast Cancer Survivors Compared to Cancer-Free Women: A Prospective Study in Women at Familial Risk of Breast Cancer. Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention, published OnlineFirst July 15, 2015; doi: 10.1158/1055-9965.EPI-15-0212
Purcell SA, Marker RJ, Cornier MA, Melanson EL. Dietary Intake and Energy Expenditure in Breast Cancer Survivors: A Review. Nutrients. 2021 Sep 27;13(10):3394. doi: 10.3390/nu13103394. PMID: 34684403; PMCID: PMC8540510.
Fotos: (c) istock: adrian825