Regelmäßige Aufenthalte und Wandern in hochalpinen Regionen könnten die Lebensqualität von Asthmapatienten erheblich verbessern.
Asthma bronchiale, eine chronische Entzündungskrankheit der Atemwege, betrifft etwa eine von 14 Personen, darunter viele Kinder. Häufig führen harmlose Umweltstoffe wie Tierhaare, Hausstaub und Pollen zu Asthmaanfällen. Diese Allergene gelangen über die Luft in die Atemwege und werden vom Immunsystem als gefährlich wahrgenommen, was eine allergische Reaktion auslöst. Während inhalative Corticosteroide oft erfolgreich zur Behandlung eingesetzt werden, suchen Forschende weiterhin nach alternativen Methoden, um Nebenwirkungen zu vermeiden. Eine vielversprechende Option ist die Therapie mit Höhenluft.
Höhenluft als Alternative zu pharmakologischen Behandlungen
Asthma bronchiale äußert sich durch Symptome wie Kurzatmigkeit, Engegefühl in der Brust, Husten und Atemnot. Allergene wie Hausstaubmilben und Schimmelpilzsporen können allergisches Asthma verschlimmern. Aber auch nicht-allergische Formen, ausgelöst durch Anstrengung oder Stress, sind bekannt. Inhalative Medikamente auf Cortisonbasis sind zwar wirksam, können jedoch Nebenwirkungen haben. Die Therapie mit Höhenluft, auch Höhenklimatherapie (HACT) genannt, bietet eine ergänzende Behandlungsmethode. Diese Methode wurde schon vor der Verfügbarkeit pharmakologischer Behandlungen genutzt und zeigt positive Effekte bei der Behandlung von allergischem Asthma.
Positive Effekte der Höhenklimatherapie
Zahlreiche Fallberichte und Studien belegen die Besserung des allergischen Asthmas durch Höhenklimatherapie. Es wurde beobachtet, dass Asthmapatienten aus hochgelegenen Regionen eine Verschlechterung ihrer Symptome erfahren, wenn sie sich in niedrigeren Höhen aufhalten. Die positive Wirkung der Höhenluft hält oft noch Monate nach der Rückkehr aus der Höhe an. Dies liegt möglicherweise an einer geringeren Belastung durch Allergene, erhöhter UV-Licht-Exposition, psychosomatischen Faktoren und vor allem an der Hypoxie (Sauerstoffmangel).
Wie niedrige Sauerstoffwerte Asthma lindern können
Jüngste Forschungen haben gezeigt, dass niedrige Sauerstoffwerte die allergische Entzündung bei Asthma unterbrechen können. Normalerweise müssen Antigen-präsentierende Zellen das Allergen erkennen und den T-Zellen präsentieren, die wiederum B-Zellen stimulieren, spezifische Antikörper zu produzieren. Diese Kettenreaktion führt zur allergischen Reaktion. Eine reduzierte Sauerstoffkonzentration hemmt diesen Prozess, indem sie die Aktivität der Antigen-präsentierenden Zellen einschränkt. Sauerstoff ist zudem notwendig für die Kommunikation zwischen den verschiedenen Immunzellen.
Höhenlufttherapie: Von der Theorie zur Praxis
Die im Labor simulierten Bedingungen entsprechen einer Höhe von etwa 5000 Metern und stellen eine schwere Hypoxie dar. Patienten in HACT-Kliniken erfahren bereits ab 2000 Metern Seehöhe eine Linderung ihrer Symptome. Weitere Forschungen sind erforderlich, um die optimale Höhe und Dauer der Höhenexposition für eine effektive Therapie zu bestimmen. Insbesondere könnte die Untersuchung der Hypoxie-vermittelten Wirkungen auf Immunzellen neue Erkenntnisse und Therapieansätze liefern.
Fazit
Die Höhenlufttherapie bietet eine vielversprechende Alternative zur traditionellen Asthmabehandlung. Regelmäßige Aufenthalte und Wandern in hochalpinen Regionen könnten die Lebensqualität von Asthmapatienten erheblich verbessern. Die neuen Erkenntnisse zur Hypoxie und deren Einfluss auf das Immunsystem eröffnen spannende Perspektiven für die Entwicklung neuer Therapien. Insgesamt können Menschen gesundheitlich von der frischen Bergluft profitieren und sollten diese regelmäßig genießen.
Literatur:
Hochgerner M, Sturm EM, Schnoegl D, Kwapiszewska G, Olschewski H, Marsh LM. Low oxygen levels decrease adaptive immune responses and ameliorate experimental asthma in mice. Allergy. 2022 Mar;77(3):870-882. doi: 10.1111/all.15020. Epub 2021 Aug 1. PMID: 34309864; PMCID: PMC9290649.
Vinnikov D, Khafagy A, Blanc PD, Brimkulov N, Steinmaus C. High-altitude alpine therapy and lung function in asthma: systematic review and meta-analysis. ERJ Open Res. 2016 Jun 6;2(2):00097-2015. doi: 10.1183/23120541.00097-2015. PMID: 27730196; PMCID: PMC5005180.
Quelle:
Medizinische Universität Graz, Otto Loewi Forschungszentrum, Lehrstuhl für Physiologie, Ludwig Boltzmann Institut für Lungengefäßforschung
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