Interview: Ein gesunder Darm kann vieles abwehren

August 2024 | Medizin & Trends

Wie Sie Magen-Darm-Erkrankungen im Urlaub vorbeugen und was im Ernstfall schnelle Linderung verschafft, weiß Mag. pharm. Maximilian Hofbauer, Apotheker in Wien.

Von Michaela Neubauer

Warum ist das Risiko für Magen-Darm-Erkrankungen im Sommer und vor allem in vielen Urlaubsdestinationen erhöht?

Eine ungewohnte Ernährung, Keime, zu viel Sonne und nasse Badekleidung begünstigen Magen-Darm-Erkrankungen. Aus diesem Grund treten solche Beschwerden häufig im Urlaub auf. Grundsätzlich kann man sagen, dass das Risiko steigt, je ferner die Urlaubsdestination liegt. Auch mangelnde Hygienestandards im Reiseland können Erkrankungen wie Durchfall oder Erbrechen begünstigen.

 

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Mag. pharm. Maximilian Hofbauer „Im besten Fall beginnt man mit der Einnahme von Probiotika schon eine Woche vor Reiseantritt.“

Was sind die typischen Symptome einer sommerlichen Magen-Darm-Infektion?

Eine typische Magen-Darm-Erkrankung im Urlaub ist der Reisedurchfall. Zumeist wird er von enterotoxischen Escherichia-Coli-Bakterien verursacht. Diese schütten im Darm der infizierten Person sogenannte Enterotoxine aus und verursachen so massive wässrige Durchfälle. Häufig führen verdorbene oder ungewohnte Lebensmittel zu Durchfall oder Erbrechen. Erbrechen und Übelkeit können aber auch ein Symptom einer hitzebedingten Erkrankung sein. Die Unterscheidung, ob die Symptome durch einen Virus verursacht werden oder ob eine Lebensmittelvergiftung vorliegt, ist schwierig, da in beiden Fällen auch kurzfristig Fieber oder eine erhöhte Temperatur auftreten können. Grundsätzlich gilt: Solange sich Durchfall oder Erbrechen nur über einen kurzen Zeitraum erstrecken und nicht mit heftigen Fieberschüben einhergehen, kann man die Symptome selbst behandeln. Sollten hohes Fieber oder Blut im Stuhl auftreten, muss eine Ärztin oder ein Arzt aufgesucht werden.

 

Was sollte man tun, wenn man die ersten Symptome einer Magen-Darm-Infektion bemerkt?

Am wichtigsten ist es, den Körper mit ausreichend Wasser und Elektrolyten zu versorgen. Hierfür gibt es spezielle Präparate in der Apotheke. Sollten diese nicht zur Verfügung stehen, kann man sich ein Elektrolytgetränk auch selbst herstellen. Hierfür benötigt man vier Teelöffel Zucker, einen dreiviertel Teelöffel Kochsalz, eine Tasse Orangensaft und einen Liter Mineralwasser ohne Kohlensäure. Als Faustregel gilt: Es sollte so viel Elektrolytlösung zugeführt werden, wie durch Durchfall oder Erbrechen ausgeschieden wird. Bei Durchfall sollte zusätzlich ein hochwertiges Probiotikum eingenommen werden. Ein solches kann die Dauer der Durchfallerkrankung signifikant verkürzen. Probiotika sind Präparate und Arzneimittel, die Darmkeime wie S. boulardii enthalten. Diese Keime können den Darm beruhigen und eine gesunde Darmflora wiederherstellen. Akut-Präparate gegen Durchfall, die den Wirkstoff Loperamid enthalten, sollten nur kurzfristig und im Notfall eingenommen werden. Loperamid verringert die Darmtätigkeit und kann so bei längerer Anwendung zu Komplikationen führen.

 

Wie kann man sich in Urlaubsländern vor Magen-Darm-Beschwerden schützen?

Es gilt der Merksatz „cook it, peel it or forget it“. Es sollte also kein rohes Obst oder Gemüse verzehrt werden, sofern man dieses nicht selbst schälen kann. Auch auf Eiswürfel oder Leitungswasser sollte in fernen Reiseländern verzichtet werden. Außerdem ist es sinnvoll, in Restaurants darauf zu achten, ob Hygiene eingehalten wird und die Speisen frisch zubereitet werden. Kommt das Essen aus einem Topf, der schon länger steht oder aufgewärmt ist, riskiert man unter Umständen eine Lebensmittelvergiftung.

 

Worauf sollte man in puncto Ernährung im Urlaubsland achten?

Wichtig ist es, den Verdauungstrakt nicht zu überfordern. Ein gesunder Darm mit einer intakten Darmflora kann vieles abwehren. Ballaststoffreiche Ernährung, ausreichend Flüssigkeitszufuhr und kein Alkohol stärken die körpereigene Abwehr bei der Verdauung. Ungewohnt scharfe und fette Speisen können hingegen zu Verdauungsproblemen führen. Bei Fernreisen kann es daher sinnvoll sein, ein Probiotikum prophylaktisch einzunehmen. Im besten Fall beginnt man mit der Einnahme schon eine Woche vor Reiseantritt und setzt diese während der Reise fort. Dies kann bis zu einem gewissen Grad vor dem Auftreten einer Magen-Darm-Erkrankung während des Urlaubs schützen.


Fotos: (c) Martin Hörmandinger, (c) istock: Feodora Chiosea

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