Rein ins Wasser

August 2024 | Medizin & Trends

Schwimmen ist eine der effizientesten Sportarten und für fast alle Menschen geeignet. Doch welches Gewässer eignet sich für welche Beschwerden?

Von: Doris Simhofer

Lieber an den See oder zum Teich nebenan, ins Hallenbad, in die Therme oder ans Meer? Dazu eine Gewissensfrage: Plantschen Sie oder schwimmen Sie schon? Sich im Wasser zu bewegen, ist nicht mit Schwimmen gleichzusetzen. Doch sowohl die Bewegung im Wasser als auch das richtige Schwimmen bringen viele gesundheitliche Vorteile. Das ist vor allem der Physik zu verdanken, wonach der Auftrieb es ermöglicht, dass man im Wasser nur etwa ein Zehntel des eigenen Körpergewichts tragen muss. Daher ist Schwimmen auch gut für Menschen mit Übergewicht geeignet. Es schont die Gelenke und lindert zum Beispiel Rücken-, Gelenks- oder Knieschmerzen sowie Schmerzen nach Operationen. Auch Schwangere oder Seniorinnen und Senioren profitieren davon, denn das Wasser entlastet, mildert Beschwerden und schützt vor Krampfadern. Und, oh Wunder, man spürt plötzlich dort und da Muskeln, von denen man nie erwartet hätte, dass es sie noch gibt.

Univ. Lekt. Dr. Gunther Leeb

Univ. Lekt. Dr. Gunther Leeb „Schwimmen – vorausgesetzt man macht es sportlich richtig – ist gut für den Stoffwechsel.“

Die richtige Technik

„Schwimmen – vorausgesetzt man macht es sportlich richtig – ist gut für den Stoffwechsel, senkt das Gesamtcholesterin sowie das ‚böse‘ LDL-Cholesterin und steigert das ‚gute‘ HDL-Cholesterin. Außerdem lässt sich der Zuckerstoffwechsel durch regelmäßiges Schwimmen günstig beeinflussen,“ erklärt Sportmediziner Univ. Lekt. Dr. Gunther Leeb, Leiter des SportMedCenter Hollabrunn und Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Sportmedizin und Prävention. Das „richtige“ Training bedeutet, „dass man sich dabei spürbar anstrengt. Außerdem sollte man – wie bei jeder Ausdauersportart – mindestens zweimal die Woche Trainingseinheiten von etwa 20 Minuten planen, bei denen man jeweils durchschwimmt“, sagt Leeb.

Als Muskeltraining geht Schwimmen jedoch nicht durch. Das sagt die Physik, denn der Auftrieb, der die Bewegungen leicht macht, widerspricht dem Argument der Muskelkräftigung. Gunter Leeb: „Schwimmen ist ein klassischer Ausdauersport, dabei werden das Herz-Kreislauf-System und der Stoffwechsel trainiert. Zu einem größeren Aufbau der Muskulatur kommt es dabei nicht, dazu benötigt es ein gezieltes Krafttraining.“ Wer sich für Schwimmen als Langzeitsport entschieden hat, kann dieses gut mit Radfahren oder Nordic Walking abwechseln. „Beim Schwimmen werden übrigens nicht so viele Kalorien verbraucht wie beispielsweise beim Nordic Walking, zum Abnehmen ist es daher eher nicht geeignet“, betont Leeb. Dafür werden beim Schwimmen nicht nur die Lungenfunktion, sondern auch das Immunsystem, das Bindegewebe und die Gefäß-Durchblutung verbessert. Das Herz muss kräftiger schlagen und wird leistungsfähiger. Durch die erhöhte Sauerstoffzufuhr reguliert sich auch der Kreislauf, der Blutdruck gelangt in den normalen Bereich.

Schwimmen oder Plantschen?

Im Gegensatz zu „Bewegung im Wasser“ fordert sportliches Schwimmen jedoch eine richtige Technik. Köpfchen unter Wasser heißt es beim Brustschwimmen. Durch das Eintauchen des Kopfes wird der Körper in eine gestreckte Lage gebracht und die Wirbelsäule entsprechend entlastet. Auch beim Luftholen sollte man auf eine gestreckte Linie der Halswirbelsäule achten, andernfalls kann „falsches“ Brustschwimmen erneut zu Verspannungen führen, sagt Leeb: „Wer Schwimmen als regelmäßigen Ausdauersport wählt, sollte vorher einige Stunden nehmen, um die richtige Technik zu erlernen. Besonders das viel gepriesene Rückenschwimmen ist eine technisch sehr anspruchsvolle Schwimmart.“

Einfach abtauchen

Nicht alle, die die Abkühlung lieben, haben einen eigenen Pool oder einen Schwimmteich im Garten. Dafür laden in Österreich zahlreiche Schwimmbäder, Seen oder Thermen zum Abtauchen ein. Die dortigen Hygieneverordnungen werden akribisch kontrolliert. Dennoch kann der Aufenthalt im kühlen Nass bei
Kindern oder empfindlichen Sportsgeistern Irritationen hervorrufen, denen man aber vorbeugen kann.

Ab ins Freibad

Das Wasser in österreichischen Freibädern/Hallenbädern ist mit Chlor versehen, weil es die Hygienerichtlinien so vorschreiben. Es kann auch mit Ozon desinfiziert werden, doch meist in Kombination mit Chlor. Dadurch werden zwar die meisten, aber nicht alle Keime abgetötet. Vor allem im seichten Wasser, das sich leichter erwärmt, können sich Keime schneller vermehren. „Möglicherweise kann bei Asthma-Patientinnen und -Patienten durch eine hohe Chlorkonzentration im Wasser Hustenreiz auftreten, eine gute medikamentöse Einstellung der Erkrankung ist jedenfalls Voraussetzung“, weiß Sportarzt Leeb.

Eine Schwimmbad-Otitis, also eine Ohrenentzündung, betrifft meist Kinder, deren Immunsystem noch instabil ist – und kleine Wasserratten sind ja meist schwer aus dem Wasser zu locken. Bindehautentzündungen entstehen aufgrund einer Verbindung von Chlor und Harnstoff, die zu Trichloramin wird. Harnstoff entsteht an der menschlichen Haut und setzt sich im Wasser ab, wenn man, ohne zu duschen, schwimmen geht. Er entsteht auch, wenn man mit voller Blase ins Wasser abtaucht. Schwimmbrillen schützen vor Infektionen der Augen.

Trotz höchster Aktivität im Wasser sollten Kinder kein Wasser schlucken. Denn dieses kann auch ein Minimum an Coli-Bakterien enthalten, die Durchfall hervorrufen können. „Frauen mit Neigung zu Scheideninfektion oder Blasen­entzündung sollten vorsichtig sein, auch Pilzinfektionen sind häufig. Vorbeugen kann man, indem man nach dem Baden die nasse Badekleidung wechselt“, so der Tipp des Sportmediziners. Vor allem für immunschwache Menschen ist Vorsicht in Nassräumen geboten: Hier lauert Fußpilz – Badeschuhe und Desinfektionsduschen schützen.

Thermenfreuden für alle

Thermalwasser sprudelt in vielen Regionen des Landes. In Thermen ist das Wasser in den Badebereichen durchwegs chloriert, eine Ausnahme bilden Salzwasser-Thermen. Die Auflagen an die österreichischen Heilbäder- und Thermenbetriebe sind extrem hoch und beinhalten eine Reihe von technischen Verfahren, die eine umfassende Hygiene in österreichischen Bädern garantieren.

Empfindliche Menschen können jedoch, trotz höchster Wasserqualität, eine Whirlpool-Dermatitis entwickeln. Vor dem Bad zu duschen sollte selbstverständlich sein, beim Duschen nach dem Baden können Chlorreste abgewaschen werden. Die Haut kann dennoch austrocknen und gereizt sein. Umso wichtiger ist es, sie nach dem Bad mit Feuchtigkeit zu versorgen.Vorsicht bei Venenschwäche: Thermalwasser kann die Venen erweitern. Ein Bad im warmen Wasser sollte zuvor mit der behandelnden Ärztin, dem Arzt abgesprochen werden.

Baden im See

Die österreichischen Badeseen werden regelmäßig auf ihre Wasserqualität überprüft und sind für alle Wassersportlerinnen und -sportler ideal geeignet. Der Sprung in einen wilden, unbekannten Teich kann hingegen zwar erfrischend sein, doch sollte man auf einige Vorzeichen achten: Das Bad mit Enten zu teilen, kann beispielsweise zu einer Badedermatitis (Zerkariendermatitis) führen und einen stark juckenden lokalen Hautausschlag mit Quaddeln hervorrufen. Dieser kann durch Larven (Enten-Zerkarien) verursacht werden und muss mit beruhigenden Salben, Lotionen oder Antihistaminika (Tabletten) behandelt werden. Flussbaden ist sehr gesund, da kaltes Fließwasser gut für die Venen ist. Wie in allen natürlichen Gewässern können aber auch in Flüssen vorübergehend Keime auftreten.

Oder gleich ans Meer?

Salzige Luft, leichter Wind, Sonne und … Meer. Es sind unzählige Faktoren, die das Meer zu einer Sehnsuchtsdestination machen, wie in vielen Studien bestätigt wurde. Außerdem hat Meerwasser viele Vorzüge: Es pflegt Haut und Haar, stärkt das Immunsystem und beruhigt. Es macht frei, löst Blockaden und schützt vor Erkrankungen. Die Sonneneinstrahlung am Meer ist jedoch höher, den richtigen Schutz bieten Produkte mit hohem Lichtschutzfaktor. Dann steht dem sommerlichen Genuss nichts mehr im Wege. Ein Tipp: Achten Sie beim Erkunden des Strandes auf Sauberkeit: Vom Sand können Parasiten durch die ungeschützte Haut eindringen (z. B. Sandflöhe und Hakenwürmer). Legen Sie sich daher nicht auf den bloßen Boden, sondern benutzen Sie immer ein Handtuch, eine Bastmatte oder einen Liegestuhl.


Fotos: ZVG, (c) istock: doit

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