In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien den positiven Einfluss von Melatonin auf die Schlafqualität bestätigt, insbesondere bei der Behandlung von Schlafstörungen.
Melatonin, eine körpereigene Substanz, wird in verschiedenen Bereichen der Medizin untersucht, darunter bei Epilepsie, Hauterkrankungen und als Antioxidans. Besonders gut dokumentiert ist jedoch die Wirkung von Melatonin auf den Schlaf, weshalb es heute in verschiedenen Präparaten zur Unterstützung bei Schlafproblemen eingesetzt wird.
Melatonin verbessert Einschlafzeit und Schlafqualität
In einer Dosierung von 1 mg kann Melatonin die Einschlafzeit verkürzen und gleichzeitig die Schlafqualität verbessern, ohne dabei die Schlafarchitektur zu verändern. Häufig wird es in Kombination mit weiteren natürlichen Substanzen wie Baldrian, Hopfen oder Melisse angeboten, um eine effektive Unterstützung bei Ein- und Durchschlafproblemen zu gewährleisten. Melatonin wird in der Zirbeldrüse (Glandula pinealis) produziert und dient als biologischer Taktgeber, der den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Die Melatoninproduktion unterliegt einem zirkadianen Rhythmus und wird durch Licht beeinflusst – sogar kurze Lichtphasen können die Produktion unterdrücken.
Künstliches Licht und Melatoninmangel
In unserer modernen Gesellschaft sind wir immer länger künstlichem Licht ausgesetzt, das dem Tageslicht ähnelt, besonders während der Wintermonate. Auch Fernsehen und Computerarbeit simulieren Tageslicht und führen zu einer Drosselung der körpereigenen Melatoninproduktion. Mit zunehmendem Alter sinkt die natürliche Produktion von Melatonin kontinuierlich. Bereits im Kindesalter erreichen wir die höchsten Melatoninwerte. Alkohol und Nikotin können die Melatoninproduktion zusätzlich beeinträchtigen und den Schlafrhythmus stören. Die Folge sind häufig verlängerte Einschlafzeiten und nächtliche Wachphasen.
Melatonin wird nach Einnahme schnell im Körper aufgenommen, aber auch rasch wieder abgebaut. Die Halbwertszeit beträgt bei Erwachsenen etwa 30 bis 40 Minuten, weshalb eine Einnahme von 1 mg etwa 30 Minuten vor der gewünschten Einschlafzeit empfohlen wird.
Klinische Studien zur Wirksamkeit von Melatonin
Zahlreiche klinische Studien belegen die Wirksamkeit von Melatonin bei Schlafstörungen, insbesondere bei älteren Personen, die oft einen signifikant niedrigeren Melatoninspiegel aufweisen. Melatonin in Dosen zwischen 0,1 und 2 mg kann bei diesen Patienten das Einschlafverhalten und die Schlafqualität deutlich verbessern. Eine Metaanalyse von 15 Studien kam zu dem Ergebnis, dass Melatonin die Einschlafzeit signifikant verkürzt und die Schlafeffizienz sowie die Gesamtschlafzeit erhöht, ohne dabei die Schlafarchitektur zu beeinflussen.
Hinsichtlich der Sicherheit ergaben Studien, dass die Einnahme von Melatonin über mehrere Monate keine signifikanten Nebenwirkungen verursacht. Die wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit und Sicherheit von Melatonin sind somit ausreichend.
Melatonin und seine Rolle auf Intensivstationen
Vor allem in der Corona-Pandemie rückte der Einsatz von Melatonin auch bei Intensivpatienten in den Fokus. Eine Studie zeigte, dass Melatonin bei kritisch kranken Patienten mit einer verbesserten Schlafqualität verbunden war. In einer doppelblinden, randomisierten und placebokontrollierten Studie erhielten 203 erwachsene Intensivpatienten entweder 10 mg Melatonin oder ein Placebo für bis zu sieben Nächte. 46 % der Patienten in der Melatonin-Gruppe berichteten von einem sehr guten Schlaf, während nur 35 % der Placebo-Gruppe dies angaben.
Zusammenfassung
Melatonin gilt als das wichtigste Hormon zur Regulierung des Schlaf-Wach-Zyklus und lässt sich einfach synthetisieren sowie oral einnehmen. Die Europäische Agentur für Ernährungssicherheit (EFSA) hat Melatonin in einer Dosierung von 1 mg zur Unterstützung bei Einschlafproblemen als wissenschaftlich belegt anerkannt. Trotz der positiven Studienergebnisse sind die optimalen Dosisbereiche und Präparate noch nicht abschließend definiert. Klar ist jedoch, dass Melatonin eine effektive und sichere Lösung für Menschen mit Schlafstörungen darstellt.
Literatur:
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