Gefährliche Mode

Juni 2011 | Medizin & Trends

Muss Schönheit wirklich leiden?
 
Minikleider und bauchfreie Blusen, Highheels und extra geräumige Taschen – so sexy die Mode dieses Sommers sein mag, sie hat auch ihre Tücken:
Worauf Sie achten sollten, damit der modische Auftritt nicht zu Lasten Ihrer Gesundheit geht.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

1. Highheels & Plateauschuhe:
Die Tücken hoher Absätze

Schuhe mit hohen Absätzen – Highheels – zählen auch diesen Sommer wieder zum gängigen Schuhwerk – sehr zum Leidwesen der Fußgesundheit. „Wenn aufgrund der Höhe der Fuß ständig nach vorne abrutscht, weil die Ferse sich nicht abstützen kann, bildet sich der Hallux valgus, die Schiefzehe“, nennt der Wiener Orthopäde Dr. Christian Lhotka eine Konsequenz vom Dauereinsatz hochhackiger Schuhe. „Auch können aufgrund der Belastung Schmerzen am Mittelfuß, Metatarsalgien, auftreten.“ Weiters komme es zur Verkürzung der Achillessehnen, was sich etwa darin äußert, dass das Barfußgehen schmerzt.  
Wer wiederum ständig in (den relativ schweren) Plateauschuhen unterwegs ist, belastet damit auf Schritt und Tritt Sprunggelenke und Knie. „Wer ohnehin instabile Sprunggelenke hat, riskiert, stark zu verknöcheln und sich am Sprunggelenk zu verletzen.“ Weiters macht das „bodenferne“ Schuhwerk die Füße quasi gefühllos. „Die Füße spüren nicht mehr, wie der Boden beschaffen ist und verlernen, auf Unebenheiten zu reagieren“, warnt Lhotka. „Dadurch knickt man häufiger um.“
Indem es die Position des Beckens verändert, belastet das hohe Schuhwerk nicht zuletzt die Lendenwirbelsäule – bei Highheels ist der Effekt aufgrund des Höhenunterschieds von Hinter- zu Vorderfuß besonders stark ausgeprägt.
Eine „Schmerzgrenze“ punkto Absatzhöhe gebe es nicht, vielmehr sollte man sich schuhtechnisch nicht zu häufig in „größere Höhen“ begeben, sagt der Orthopäde Lhotka: „Man kann durchaus zu besonderen Anlässen besondere Schuhe tragen, problematisch wird es, wenn dieses Schuhwerk zur Gewohnheit wird.“

2. Söckchen und Strümpfe:
Schmaler Schnitt verformt

Neben den Schuhen können auch zu schmal geschnittene Socken, Strümpfe und Strumpfhosen der Fußgesundheit schaden. „Strumpfhosen oder Söckchen, die vorne schmal zusammenlaufen, verformen den Vorderfuß“, warnt der Orthopäde Lhotka. „Man sollte darauf achten, dass der Vorderteil nicht zu schmal oder dreieckig zusammenläuft.“ Noch ein Expertentipp: Den Vorderteil von Strümpfen & Co vor dem Anziehen ausdehnen.

3. BH & Korsett:
Dessous dürfen nicht drücken

Dessous, insbesondere der BH, sollen nicht nur chic sein, sondern vor allem gut sitzen. „Man muss darauf achten, dass der BH nicht drückt. Der Reifen sollte am Körper anliegen, dabei aber das Fettgewebe nicht irritieren“, betont Christian Lhotka. „Ein chronischer Reizzustand der Brust kann der Gesundheit ernsthaft schaden.“ Sein Rat: „Wer nach dem Tragen Druckstellen bemerkt, sollte den BH auf jeden Fall wechseln.“ Außerdem darf der Abstand zwischen den Körbchen nicht zu klein sein.  „Man sollte überprüfen, ob man sich beim Tragen gut aufrichten kann“, sagt Lhotka. „Ist der Abstand zu klein, zieht der Oberkörper sich zu einem Rundrücken zusammen.“ Ein Korsett wiederum darf die Bauchatmung nicht behindern.

4. Bauchfreie Tops & Hüfthosen:
Schwächen Blase und Nieren

Minikleider sind diesen Sommer topaktuell – leider bieten sie nicht allzu viel Schutz, wenn man sich auf kalten Sitzflächen oder Steinen niederlässt und von „unten her“ auskühlt. „Speziell wenn man schwitzt, merkt man die Abkühlung oft zu spät“, warnt die Klosterneuburger Urologin Dr. Annemarie Riedl. Auch die topmodischen, unter der Brust geknoteten Blusen, bauchfreie T-Shirts und Hüfthosen geben sensible Stellen – Bauch und Nieren – frei. Ist der Körper erst unterkühlt, kommt es zu einer Abwehrschwäche, die einen Harnwegsinfekt oder sogar eine Nierenbeckenentzündung nach sich ziehen kann.

5. Enge Hosen:
Senken die Fruchtbarkeit

Eng anliegende Hosen wiederum wirken sich ungünstig auf die Fruchtbarkeit von Männern aus. „Für die Samenproduktion benötigen die Hoden ein kühles Klima“, erklärt die Urologin Riedl. „Wenn die Hose sehr eng ist und reibt, wird es im Hodenbereich sehr warm, was die Fruchtbarkeit herabsetzen kann.“

6. Schwere Taschen in XXL:
Belasten die Schultern

Nicht zuletzt sollte man ein Augenmerk auf Accessoires wie – womöglich gut befüllte – XXL-Taschen haben: „Durch die einseitige Belastung zieht man automatisch die Schulter hinauf, was nach einiger Zeit im Bereich des Schultergelenks zu Muskelverkürzungen führt“, warnt Orthopäde Lhotka. Um den Folgen – Verspannungen, Schmerzen, Bewegungseinschränkungen – vorzubeugen, sei aber nicht ausschlaggebend wie groß, sondern wie schwer das alltägliche Handgepäck ist. Lhotka: „Man sollte versuchen, das Gewicht der Handtasche möglichst gering zu halten.“

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Für Rücken, Schultern & Gelenke:
Übungen für Modebewusste

Nachfolgende Übungen – zusammengestellt vom Orthopäden Dr. Christian Lhotka – können „modischen Belastungen“ entgegenwirken, sie ersetzen aber nicht den bewussten Umgang mit Highheels, schweren Taschen & Co.  

Dehnung der Achillessehnen:
Zwei „Highheel-Übungen“

Beim Stiegensteigen langsame, wippende Bewegungen durchführen; sich im Ausfallschritt an einer Wand abstützen und die Achillessehnen langsam dehnen.

Stabilisiert die Sprunggelenke:
„Plateauschuh-Übung“

Beim „Einbeinstand“ steht man abwechselnd auf jeweils einem Bein; der Effekt wird verstärkt, wenn man dabei das andere Bein nach vorne bzw. nach hinten seitlich abstreckt.

Dehnt Brust- und Schultermuskulatur:
Ausgleich für schwere Taschen

Man hält sich mit gestrecktem Arm am oberen Rand des Türstocks fest und zieht; zusätzlich mehrmals täglich die Schulter nach hinten, dann nach unten ziehen.

Stärkt die Rückenmuskulatur:
Allgemeine Kräftigungsübung

Man steht breitbeinig da und wippt mit dem Oberkörper langsam nach vorne und zurück; ergänzend empfehlen sich Liegestütze und Sit-ups.

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Faserarten & Chemikalien:
So werden Textilien zu „Problemstoffen“

Die Stoffe, aus denen Mode gemacht wird, haben es aus mehreren Gründen in sich. Speziell für Menschen, die an einer Hautkrankheit leiden, ist die Faser an sich mitunter zum „Aus-der Haut-Fahren“: „Für jene, die eine Neigung zu Neurodermitis haben oder davon betroffen sind – rund sieben Prozent der Bevölkerung –, sind Wollfasern und der Wolle nachgebaute Fasern wie Polyacryl problematisch. Je rauer die Faser ist, desto stärker ist die Reizung der Haut und desto stärker reagiert sie mit der Bildung von Ekzemen“, erklärt der Umweltdermatologe Univ. Prof. Dr. Birger Kränke von der Medizinischen Universität Graz. „Am besten verträglich für die Haut sind reine Baumwollprodukte und der Baumwolle ähnliche Fasern.“
Daneben spielen die verschiedenen Chemikalien, mit denen Textilien behandelt werden, etwa Farbstoffe, eine Rolle. „Bei den Textilfarben sind derzeit mehr als 50 als Allergene bekannt“, erklärt der Mediziner. Da diese nicht als solche deklariert werden, spürt man oft erst „am eigenen Leib“, wenn ein Kleidungsstück mit allergische Reaktionen auslösenden Chemikalien behandelt wurde: Die Haut reagiert mit Rötung oder Juckreiz. Meist dringen die Substanzen erst nach längerem Kontakt in die Haut ein, speziell wenn man schwitzt oder die Kleidung an der Haut reibt.  
Worauf sollte man beim Kleiderkauf achten? „Bei Hinweisen wie ,Farbe blutet aus‘, ,Chemisch reinigen‘, ,Separat waschen‘ besteht der Verdacht, dass die Farbe bei Feuchtigkeitskontakt aus der Faser gelöst werden kann“ erklärt der Experte. „Im Fall eines allergenen Farbstoffes kann dies bei entsprechend sensibilisierten Personen zu unerwünschten Hautreaktionen führen.“ Um sicherzugehen, dass die Kleidung weitgehend frei von hautbelastenden Chemikalien ist, sollte man zertifizierte Produkte mit Gütesiegel wählen: z. B. Öko-Tex 100, Ökotex-Tex 1000, Toxproof, Ecoproof.

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Gefahr durch Modeschmuck?

Das wichtigste Kontaktallergen in unseren Breiten ist Nickel, 20 bis 30 Prozent der Frauen reagieren darauf allergisch. Mit der Nickelfreisetzungsverordnung der EU ist das Problem weitgehend gebannt: Sie besagt, dass Nickel in Gebrauchsgegenständen wie Modeschmuck nicht in einem die Gesundheit gefährdenden Ausmaß vorkommen darf. Nickelallergiker reagieren mitunter auch allergisch auf Chromatierungen: Zu einer Kreuzreaktivität kann es etwa beim Tragen eines chromatgegerbten Lederbandes kommen. Sehr selten sind Allergien gegen Silber, Gold oder Palladium.     

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