Richtig gesund trinken

August 2012 | Ernährung & Genuss

Durstlöscher auf dem Prüfstand
 
Das Richtige zu essen, ist für viele wesentlicher Bestandteil eines gesunden Lebensstils. Dass die richtige Auswahl flüssiger Nahrung mindestens genauso wichtig ist, wird oft vernachlässigt. Die meisten trinken weniger als die empfohlenen eineinhalb Liter täglich, und viele flößen sich das Falsche ein: Ob Limo, Cola, Energydrink – gesüßte Getränke stehen hoch im Kurs. MEDIZIN populär stellt die beliebtesten Durstlöscher auf den Prüfstand und erklärt, was gesunde Erfrischungsgetränke auszeichnet.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Alles im Fluss? Das ist speziell dann der Fall, wenn Sie das Richtige in ausreichender Menge trinken: Die Flüssigkeit reguliert unsere Körpertemperatur, verteilt die lebensnotwendigen Nährstoffe im Körper und transportiert Abfallprodukte über die Niere ab. Unsere Trinkrealität sieht allerdings anders aus: Wir trinken zu wenig und zu süß – und nehmen damit viele unangenehme Folgen in Kauf. Schon ein geringes Flüssigkeitsdefizit kann Beschwerden wie Kopfweh oder Schwindelgefühl verursachen. Nimmt die gesamte Körperflüssigkeit um mehr als zehn Prozent ab, kann das dramatische Folgen – von Muskelkrämpfen über Verwirrtheit bis zum Kreislaufkollaps – haben. „Während es möglich ist, ohne feste Nahrung mehrere Wochen auszukommen, kann bereits nach zwei bis vier Tagen Lebensgefahr bestehen, wenn keine Flüssigkeit aus Getränken oder fester Nahrung aufgenommen wird“, warnt Prim. Univ. Prof. Dr. Friedrich Hoppichler, Vorstand der Abteilung Innere Medizin sowie Ärztlicher Leiter vom Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Salzburg und Vorstand von SIPCAN – Initiative für ein gesundes Leben.    
Unbestritten ist also: Um gesund zu bleiben, müssen wir trinken. So manches Getränk ist allerdings als Durstlöscher ungeeignet und buchstäblich überflüssig: Neben Flüssigkeit rinnen verschiedene ungesunde Zusätze durch unsere Kehlen. Gezuckerte Getränke etwa erhöhen das Risiko für Karies und Gewichtszunahme und können weiters zu Blutzuckerschwankungen – und in der Folge zu Heißhunger – führen. Erwiesen ist außerdem, dass manche künstliche Zusätze, z. B. bestimmte Farbstoffe, der Gesundheit schaden können.

Mit Vorsicht genießen:
Gesüßte Softdrinks

Limonaden

Wer versucht, seinen Durst mit gesüßten Limonaden zu stillen, wird keinen Erfolg haben: „Stark gezuckerte Getränke kurbeln die Wasserausscheidung an, der Durst wird dadurch nur noch größer“, warnt die Linzer Diätologin Marianne Tammegger, Studiengangsleiterin am Studiengang Diätologie an der FH Gesundheitsberufe OÖ. Mit einem Viertelliter Limo konsumiert man rund sieben Stück Würfelzucker – und damit außerdem viele Kalorien. „Studien haben gezeigt, dass der Verzehr von zuckerhältigen Getränken mit dem Auftreten von Übergewicht verbunden ist, besonders auch bei Kindern“, erklärt die Expertin. Das Fatale daran: Flüssige Kalorienbomben werden in der Energiebilanz oft nicht berücksichtigt. Und so kommt es, dass viele übergewichtig sind, obwohl sie „doch eh nicht viel essen“.
Neben der Figur leiden aber auch die Zähne unter einer permanenten „Zuckerattacke“. Hinzu kommt, dass die bei Kindern sehr beliebten Limos oft bedenkliche Inhaltsstoffe, z. B. künstliche Farbstoffe, enthalten. „Azofarbstoffe können neueren Studien zufolge zum Beispiel Hyperaktivität fördern und die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen“, betont Internist Hoppichler.

Energydrink, Cola, Eistee

Die speziell von Jugendlichen gern getrunkenen Energydrinks wiederum enthalten große Mengen an Koffein: In einem Viertelliter stecken im Durchschnitt 80 Milligramm – ähnlich viel wie in einer Tasse Filterkaffee. Das Problem: Koffein wirkt nicht nur anregend, sondern auch harntreibend und kann im Übermaß getrunken zu Unruhe, Schweißausbrüchen und Schlafproblemen führen. Auch der Zuckergehalt ist beachtlich: In einer 250-Milliliter-Dose stecken 13 Stück Würfelzucker. Als „eher nicht schädlich“ wird von Experten hingegen die enthaltene und vieldiskutierte Substanz Taurin bewertet. „Taurin zählt zu den biogenen Aminen, die unser Körper auch selbst produziert“, betont der Physiologe Univ. Prof. Dr. Wolfgang Marktl, Präsident der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin.
Auch Colagetränke sind als Durstlöscher ungeeignet: In einem Liter stecken bis zu 250 Milligramm Koffein und rund 40 Stück Würfelzucker. Im Eistee liegt der Koffeinanteil immerhin noch bei 20 bis 94 Milligramm pro Liter, dazu rinnen mit einem Liter bis zu 24 Stück Würfelzucker durch die Kehlen.

„Wellness”- und Lightgetränke

Auch das riesige Angebot an aromatisierten Mineralwässern, „Wellnessdrinks“, bewerten die Experten kritisch: „Diesen Getränken wird viel künstlicher Fruchtzucker zugesetzt, der keine so positive Wirkung hat, wie immer vermutet wird“, sagt Tammegger. Punkto Kalorien schlägt er ähnlich zu Buche wie weißer Zucker. „Außerdem können hohe Mengen an künstlich zugesetztem Fruchtzucker den Fettstoffwechsel negativ beeinflussen und sogar eine Fettleber verursachen.“
Selbst wer glaubt, mit der Light-Variante seines Lieblingsgetränks Gesundes zu trinken, irrt: Aufgrund ihrer starken Süßkraft sind Getränke mit künstlichen Süßstoffen nicht geeignet, unsere Trinkgewohnheiten positiv zu verändern. Im Gegenteil: Indem wir uns an die enorme Süße gewöhnen, verlieren ungesüßte, gesunde Durstlöscher an Attraktivität.

Aus dem Vollen schöpfen:
Säfte, Tees, Wasser

Dabei ist es gar nicht so schwierig, sich mit flüssiger Nahrung Gesundes einzuflößen, wie der aktuelle „Trend zur Wasserflasche“ beweist: Immer mehr Menschen haben den gesunden Durstlöscher stets griffbereit – eine Tendenz, die von den Experten sehr begrüßt wird. Ihre Hitliste gesunder Drinks:

Gespritzte Frucht- und Gemüsesäfte

Sie bringen Abwechslung und wertvolle Zusätze in den „Trinkalltag“: Säfte mit Fruchtfleisch oder Fruchtmark enthalten Ballaststoffe, naturtrübe Säfte bieten zusätzliche Vitamine und wertvolle sekundäre Pflanzenwirkstoffe. „Ich empfehle vor allem 100 Prozent reine Fruchtsäfte, weil diese nicht extra gezuckert sind und außerdem Vitamine und Mineralstoffe enthalten“, sagt Tammegger. „Man sollte sie mindestens im Verhältnis eins zu drei verdünnen.“  

Kräuter- und Früchtetees

Auch ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sind ausgezeichnete Durstlöscher. Teesorten wie Pfefferminz- oder Minztee erfrischen – am besten warm getrunken – besonders gut. In schwarzem und mehr noch im grünen Tee sind Gerbstoffe enthalten, die positiv in der Vorbeugung von Herzkreislauf- und einigen Krebserkrankungen wirken sollen. Allerdings: Grüner und ganz besonders schwarzer Tee enthalten auch Koffein.

Mineral- und Leitungswasser

Unbestrittener Durstlöscher Nummer eins ist Wasser: „Wasser entspricht den Bedürfnissen des Körpers“, betont Hoppichler. „Es enthält keinen Zucker und verursacht dadurch weder übermäßige Energiezufuhr noch Blutzuckerschwankungen.“ Gut also, wenn ein großer Teil der Trinkmenge auf das Konto von Wasser geht.
Wenn wir ins Schwitzen kommen – z. B. beim Sporteln oder angestrengter Arbeit in der Hitze – muss entsprechend mehr als die empfohlenen 1,5 Liter Flüssigkeit zugeführt werden. Und die Wahl des richtigen Getränks ist dann besonders wichtig. „Schließlich muss man nicht nur Flüssigkeit, sondern auch die im Schweiß enthaltenen Salze wieder zuführen“, erklärt Marktl, der zu diesem Zweck Mineralwasser empfiehlt. Welches eignet sich besonders? „Neben Mineralwässern, die vor allem Kalzium und Magnesium enthalten, gibt es solche, die Natriumhydrogenkarbonat und außerdem Natriumchlorid, das vor allem mit dem Schweiß verloren geht, enthalten.“ Die bei vielen sehr beliebte Kohlensäure setzt punkto Erfrischung noch eins drauf: „Sie schmeckt ein wenig sauer und ist dadurch sehr erfrischend.“

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Trinken Sie über den Durst!

So wichtig es ist, ausreichend zu trinken, so unzuverlässig ist unser Durstempfinden: Meist verspüren wir erst dann Durst, wenn es dem Körper bereits an Flüssigkeit mangelt. „Tatsächlich ist beim Menschen der Durstmechanismus aus verschiedenen Gründen nicht mehr sehr präzise und eignet sich nur bedingt zur Steuerung unseres Flüssigkeitshaushaltes“, weiß der Wiener Physiologe Univ. Prof. Dr. Wolfgang Marktl. Zwei mögliche Gründe, warum uns das Durstgefühl im Stich lässt: „Zum einen trinkt der Mensch als einziges Lebewesen, und zwar sogar meistens, etwas anderes als Wasser. Seien es stark gezuckerte Getränke oder Alkohol – die Getränke sind wenig geeignet für die Deckung des Flüssigkeitsbedarfs“, betont Marktl. „Zweitens trinkt der Mensch nicht nur aus physiologischen, sondern etwa auch aus sozialen Gründen – und dann wiederum zumeist ungeeignete Getränke.“ Ein Trinkverhalten also, mit dem wir unser natürliches Durstgefühl im Lauf der Zeit womöglich in die Irre geführt haben.
Die gute Nachricht: Indem wir wieder regelmäßig das Richtige trinken, können wir auch das Durstempfinden quasi justieren. „Indem man regelmäßig trinkt, kann man sich das Durstgefühl antrainieren“, erklärt die Linzer Diätologin Marianne Tammegger und empfiehlt, gesunde Durstlöscher stets griffbereit zu haben. Wer allerdings unter übermäßigem Durst leidet, sollte ärztlichen Rat einholen – es könnte eine ernsthafte Erkrankung dahinterstecken: „Übermäßiges Durstgefühl gehört zu den klassischen ersten Erkennungssymptomen von erhöhtem Blutzucker oder bereits bestehendem Diabetes mellitus“, betont der Internist Prim. Univ. Prof. Dr. Friedrich Hoppichler.

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