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Schwache Blase

Wie sich das stille Leiden lindern lässt   Bei mehr als 850.000 Frauen in Österreich schwächelt die Blase. Die meisten von ihnen leiden still unter dem ungewollten Harnverlust. Dabei hat die moderne Medizin inzwischen eine Reihe guter und sanfter Hilfen für sie parat.   Von Mag. Sabine Stehrer

Was tun Frauen, wenn es beim Husten, Niesen oder auch scheinbar grundlos tröpfelt? Sie helfen sich mit speziellen Einlagen, die den Harn auffangen sowie den Geruch neutralisieren und richten sich darauf ein, künftig mit dem unangenehmen Problem leben zu müssen. Mindestens zwei von drei der mehr als 850.000 betroffenen Frauen in Österreich leiden still, schätzt Univ. Prof. Dr. Engelbert Hanzal, 2. Vorsitzender der Medizinischen Kontinenzgesellschaft Österreich und Gynäkologe in Klosterneuburg. Die einen, weil sie überzeugt davon sind, dass es sowieso nichts gegen das Tröpfeln gibt; die anderen, weil sie sich für die Harninkontinenz schämen. Dabei hat die moderne Medizin inzwischen eine ganze Reihe guter und sanfter Hilfen gegen das Leiden parat. Darum der Appell des Experten: „Betroffene Frauen sollten ihrem Arzt, dem Hausarzt, Gynäkologen oder Urologen sagen, dass sie unfreiwillig Harn verlieren. Und sie sollten ihn nach einer Therapie fragen, auch dann, wenn das Problem nur beim schweren Heben, Husten, Niesen oder Lachen auftritt“, ermutigt Engelbert Hanzal, die Scham zu überwinden.

Ursache finden

Durch eine Befragung und gegebenenfalls eine Untersuchung stellt der Arzt die Ursache für die Harninkontinenz fest. „Es kann sein, dass eine Erkrankung zu dem ungewollten Harnverlust geführt hat“, gibt Hanzal ein Beispiel. Häufig sind immer wiederkehrende Harnwegsinfektionen, manchmal auch wiederholte Blasenentzündungen schuld an dem Tröpfeln. Als Übeltäter kommen aber auch Blasensteine, eine Blasen- und Gebärmuttersenkung, eine gutartige Geschwulst in der Gebärmutter (Myom) und Blasentumor in Frage. Sogar ein Bandscheibenvorfall und neurologische Krankheiten, die den Blasennerv in seiner Funktion beeinträchtigen, können zu unfreiwilligem Harnverlust führen. „In allen diesen Fällen hilft die Behandlung der Erkrankung dabei, die Inkontinenz loszuwerden“, betont Engelbert Hanzal.
„Meistens ist der Harnverlust aber darauf zurückzuführen, dass der Harnröhrenverschluss schwächer geworden ist“, informiert Hanzal und ergänzt: „Diese Schwächung ist entweder eine Folge des Alterns oder eines häufigen hohen Drucks auf die Schließmuskeln, die den Harn in der Harnröhre halten.“ So ein Druck entsteht beispielsweise, wenn die Frau Übergewicht hat, beruflich oft schwer heben muss oder schwanger ist. Von dieser sogenannten Stress- und Belastungsinkontinenz unterscheidet sich die Dranginkontinenz, bei der Harn verloren wird, weil die Blase überaktiv ist: Sie löst Harndrang aus, auch wenn sie noch gar nicht voll ist. Das Trio der Inkontinenzformen komplett macht ein Mix aus Drang-  sowie Stress- und Belastungsinkontinenz, die Mischinkontinenz.

Beckenboden trainieren


An welcher Ausprägung der Harninkontinenz eine Frau auch leidet – die Erfahrung der vergangenen Jahrzehnte hat eines gezeigt: „Bei allen drei Formen kann allein ein Training der Beckenbodenmuskulatur zum Erfolg führen“, streicht der Arzt hervor. Besonders wichtig dabei: „Das Training muss von Profis erlernt werden. Sie geben nicht nur mündliche Anleitungen, sondern stellen während der Übungen auch durch Tastuntersuchungen fest, ob und in welcher Intensität die Blasenschließmuskeln angespannt werden.“  Dadurch soll das Training, das hauptsächlich von geschulten Physiotherapeuten, Hebammen und Pflegekräften angeboten wird, individuell auf die Frau abgestimmt und so gestaltet werden können, dass es möglichst gut und schnell wirkt.
Als Alternative für die Trainingseinheiten samt Tastuntersuchungen nennt Experte Hanzal Bio-Feedback-Methoden und die Elektromyografie. Bei diesen beiden – eher aufwändigen – Verfahren wird mit Hilfe von speziellen Sensoren gemessen und sichtbar gemacht, ob sich die richtigen Muskeln zusammenziehen und wie stark sie kontrahieren. Auch das kann ein guter Leitfaden für die Gestaltung eines wirksamen Trainings sein.
Um festzustellen, ob sich die Harninkontinenz durch die Übungen bessern lässt, brauchen die Frauen allerdings Durchhaltevermögen. Denn das sei laut Mediziner Hanzal erst nach etwa acht bis zwölf Wochen täglichen Beckenbodentrainings möglich.

Akupunktur, Medikamente


Tröpfelt es nach der intensiven Trainingsphase immer noch, bietet sich bei der Dranginkontinenz mit überaktiver Blase und der Mischinkontinenz eine weitere sanfte Therapie an: die sogenannte Neurostimulation. „Dabei wird mit Akupunktur-Nadeln und Stromimpulsen der Blasennerv akupunktiert“, erklärt Gynäkologe Hanzal, wie die Methode funktioniert. Durch die Akupunktur-Behandlungen toleriert die Blase nach und nach mehr Harn. So lässt jener Druck nach, der dazu führt, dass trotz mäßig gefüllter Blase starker Harndrang entsteht und die Blase in dem Sinn überaktiv wird, dass sie ungewollt Harn ablässt.
Die Überaktivität bzw. Dranginkontinenz lässt sich darüber hinaus mit Medikamenten eindämmen, die über das Nervensystem wirken. Und gegen die Stress- und Belastungsinkontinenz, die auf eine Harnröhrenschließmuskelschwäche zurückgeht, gibt es ebenfalls Tabletten. Engelbert Hanzal: „Man hat herausgefunden, dass bestimmte Medikamente, die den Hirnstoffwechsel beeinflussen und bei Depressionen helfen, zu Harnverhalt führen, was eine Kräftigung des Harnröhrenschließmuskels nach sich zieht.“ Und je stärker der Muskel ist, desto weniger tröpfelt es.
Des Weiteren arbeitet die moderne Medizin mit Spritzen, um inkontinenten Frauen zu helfen. „Einen schwachen Schließmuskel kann man mit Gel unterspritzen“, nennt Hanzal eine Behandlungsmöglichkeit. „Dadurch verengt sich die Harnröhre so, dass bei Belastungen wie schwerem Heben kein Harn mehr durchfließt.“ Auch die Überaktivität der Blase lasse sich durch Injektionen eindämmen: Wird Botox in die Blasenmuskulatur gespritzt, so hemmt es durch eine Lähmung der Muskelzellen deren Aktivität. Der Effekt: Die Betroffenen sind ihre Harninkontinenz zumindest für fünf bis sechs Monate los.

Schlinge, Blasenschrittmacher


Helfen all diese Methoden nicht ausreichend, bleibt bei sämtlichen Inkontinenzarten noch die Option Operation. „Bei einer Harnröhrenverschlussschwäche kann man ein Kunststoffband u-förmig um die Harnröhre legen“, erklärt Hanzal: „Die synthetische Schlinge stützt die Harnröhre und die Blase bei Belastungen, wodurch kein Harn mehr unfreiwillig verloren wird.“ Ein Blasenschrittmacher, ein sehr kleines, flaches Gerät, das im Gesäßbereich in den Körper eingesetzt wird, ist wiederum dazu in der Lage, eine überaktive Blase einzudämmen. Hanzal: „Ähnlich wie ein Herzschrittmacher gibt der Blasenschrittmacher Impulse ab.“ Und diese führen zu einem regelmäßigen Entleerungsrhythmus der Blase, sodass mit dem Tröpfeln zwischendurch endlich Schluss ist.

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Muskulatur mit tragender Rolle:
Der Beckenboden


Warum ist der Beckenboden so wichtig?

Die Beckenbodenmuskulatur schließt den Bauchraums von unten her ab, gibt den Organen in der Bauchhöhle Halt, unterstützt die Schließmuskeln von Blase und Darm bei ihrer Arbeit und stabilisiert bei Frauen Gebärmutter und Vagina, bei Männern das Blasen-Prostata-System.

Wie kann ich meinen Beckenboden spüren?
Wer sich in gerader Haltung auf einen Stuhl setzt und das Becken nach vorne, hinten, rechts und links kippt, bewegt auch den Beckenboden und nimmt ihn so wahr. Die Muskulatur ist z. B. auch spürbar, wenn man so tut, als wollte man den Urinstrahl unterbrechen. Doch Vorsicht: Als Training eignet sich diese Übung nicht, da sie dem Verschlussmechanismus schadet. Ein Beispiel für eine Wahrnehmungs- und Trainingsübung: Man versucht, beim Ausatmen die Muskeln so zu aktivieren, dass die Vagina oder die Harnblase oder der After verschlossen werden. Beim Einatmen öffnet man sich sozusagen wieder.


Buchtipp:

Klein
Pflanzenkraft für die Frau
Wechselbeschwerden, Prämenstruelles Syndrom,
Harnwegs­infekte & Co.
ISBN 978-3-99052-103-8,160 Seiten, € 14,90
Verlagshaus der Ärzte April 2015


Stand 03/2015

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