Weg mit dem Fersensporn!

Oktober 2013 | Medizin & Trends

Maßnahmen gegen den Peiniger am Fuß
 
Jeder zehnte Österreicher leidet an einem Fersensporn, viele so sehr, dass jeder Schritt zur Qual wird. MEDIZIN populär über die besten Maßnahmen gegen den Peiniger am Fuß.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Man steigt morgens aus dem Bett, und beim ersten Schritt ist er plötzlich da: ein heftiger Schmerz in der Ferse, der sich wie ein Messerstich anfühlt und bis in die Wade hinauf brennt. So macht sich ein Fersensporn bei den meisten erstmals bemerkbar. Was so höllische Qualen auslösen kann, ist nichts anderes als eine „Kalkablagerung, die der Körper so wie nach einem Knochenbruch mit dem Ziel bildet, Risse zu füllen“, erläutert Dr. Florian Hofmann, Orthopäde an der Universitätsklinik für Orthopädie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Salzburg. Beim Fersensporn allerdings stopft der Kalk nicht Risse im Knochen aus, sondern in den Fußsehnensträngen. Die Risse wiederum entstehen durch permanente Über- oder Fehlbelastung. Sitz des Übels ist manchmal dem Namen des Leidens entsprechend dort, wo Reiter über ihren Stiefeln die Sporen tragen: an der Rückseite der Ferse im Bereich der Achillessehne. „Fast immer entstehen Fersensporne aber an der Unterseite des Fersenbeins, und zwar an jener Stelle, an der die Fußsohlensehnenstränge mit dem Knochen verbunden sind“, weiß Hofmann. Weh tut im Übrigen nicht der Fersensporn selbst. Vielmehr entstehen die Schmerzen immer dann, wenn der Sporn beim Abrollen des Fußes die anliegenden Sehnenstränge und umliegendes Fußgewebe reizt und entzündet. Glück im Unglück: Fast nie sind beide Füße gleichzeitig betroffen.

Läufer, Verkäufer & Co

Und doch sind viele Füße betroffen. Fersensporne zählen zu den vergleichsweise weit verbreiteten Fußveränderungen: Jeder zehnte Österreicher muss im Lauf seines Lebens damit rechnen, besonders oft bilden sich die Kalkablagerungen zwischen dem 20. und 50. Lebensjahr. „Unter den Fersensporn-Patienten finden sich viele Sportler, Läufer vor allem, die oft nach einer zu schnellen Steigerung der Distanz oder Geschwindigkeit einen Fersensporn bekommen“, weiß Hofmann, der auch schon zu den Leidtragenden zählte. „Häufig betroffen sind aber auch Menschen, die beruflich viel gehen oder stehen müssen, wie Kellner oder Verkäufer.“ Zudem tritt der Fersensporn oft aufgrund von Fußfehlstellungen wie Platt-, Hohl-, Spreiz-, Knick- und Senkfuß auf. Personen mit unterschiedlich langen Beinen sind ebenso anfällig für das Fußproblem wie jene, die übergewichtig sind oder plötzlich sehr viel zunehmen. Und auch schlecht passende Schuhe oder die Vorliebe für hohe Absätze können sich auf Dauer rächen und das schmerzhafte Leiden verursachen.

Auf Schritt und Tritt

„Wenn man die typischen messerstichartigen Schmerzen spürt, sollte man auf jeden Fall zum Arzt gehen“, appelliert Hofmann. „Denn meistens vergehen sie nicht von selbst, sondern verschlimmern sich vielmehr.“ Trübten die Schmerzen zunächst nur das Aufstehen am Morgen, begleiten sie einen über kurz oder lang den ganzen Tag über beim Gehen. In seltenen Fällen kann sich zur Qual auf Schritt und Tritt noch ein dumpfer andauernder Schmerz gesellen, der selbst ohne Belastung besteht und manchmal sogar noch in der Nacht den Schlaf stört.
Für den Arzt ist der Fall meist klar: Er erkennt den Peiniger am Fuß vielfach schon allein durch ein Abtasten der schmerzhaften Stelle. Zusätzlich wird ein Röntgenbild gemacht, auf dem sich der Sporn meistens deutlich zeigt. Hofmann: „Ist am Röntgenbild nichts von einem knöchernen, dornartigen Auswuchs zu sehen, ist der Fersensporn entweder so klein, dass er noch nicht sichtbar ist, oder die Schmerzen gehen auf andere Ursachen zurück.“ Wie z. B. auf eine Achillessehnenentzündung, einen winzigen Achillessehneneinriss oder auf die sogenannte Plantarfasziitis, eine Entzündung der Sehnenplatte an der Unterseite des Fußes. Manchmal führen auch ein Riss im Fersenbein oder zu viel Druck auf bestimmte Nerven im Fußbereich zu fersenspornartigen Beschwerden.

Kühlen, Ruhen, Stärken

Bei der Behandlung von diagnostizierten Fersenspornen setzt man an der Orthopädischen Abteilung der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität auf mehrere Stufen der Therapie: „Zunächst wird versucht, das Problem mit sehr sanften Maßnahmen zu lösen“, so Hofmann. Dazu zählt z. B. die sogenannte Kryotherapie: Kühlende Umschläge bzw. ein Cool-Pack oder schmerzstillende und entzündungshemmende Gele werden auf die schmerzende Stelle gegeben. Zusätzlich empfiehlt es sich, über eine Einlage mit einem Gelpolster oder einer Aussparung Druck von der betroffenen Ferse zu nehmen und im Fall des Falles Fußfehlstellungen mit Einlagen auszugleichen. Außerdem heißt es, starke Belastungen der Füße, wie sie z. B. beim Laufen entstehen, für etwa sechs Wochen zu meiden und Ruhe zu geben.
Halten die Beschwerden trotz dieser Maßnahmen an, geht man zu Stufe zwei über. Hofmann: „Die Patienten können über eine Zeit lang Schmerztabletten nehmen oder sich in regelmäßigen Abständen direkt in die schmerzenden Areale des Fußes Schmerzmittel infiltrieren lassen.“ Parallel empfiehlt es sich, in einer Physiotherapie Übungen zu erlernen, die die Fußmuskulatur stärken und dehnen, was der Schmerzlinderung dient. „Eine weitere Möglichkeit der Therapie besteht darin, nachts Schienen zu tragen, die die Fuß- und Wadenmuskulatur dehnen“, so Hofmann.

Stoßwellen, Operation

Nützt auch das nichts, folgt Stufe drei, die Stoßwellentherapie. „Es hat sich gezeigt, dass die Stoßwellentherapie bei Fersenspornen sehr gut wirksam ist“, berichtet Hofmann. Zwei bis fünf Behandlungen zu jeweils 15 Minuten genügen in der Regel. Dann haben die energiereichen Impulse, die von einem Stoßwellengerät direkt auf die schmerzende Stelle abgegeben werden und in das Gewebe eindringen, die entzündeten Gewebezellen soweit zur Heilung angeregt, dass sie nicht mehr weh tun. Manchmal muss die Behandlungsserie wiederholt werden, auch mehrmals. Halten die Beschwerden trotz all dieser Maßnahmen länger als sechs Monate an, kann man zusätzlich die Wade und den Fuß sechs Wochen lang mit einem Gehgips ruhig stellen. „Auch dadurch vergeht der Schmerz oft“, weiß Hofmann.
Hilft das alles nichts, was bei fünf Prozent der Betroffenen der Fall ist, bleibt als Stufe vier der Therapie und letzte Option die Operation. „Der Eingriff, bei dem entweder der Fersensporn zur Gänze entfernt wird, oder nur ein Teil des Sporns mitsamt dem entzündeten Gewebe, ist zwar ein eher kleiner Eingriff“, erklärt Hofmann. „Er hat aber den Nachteil, dass die Patienten oft erst bis zu sechs Monate nach der Operation schmerzfrei sind.“ Außerdem sei das Risiko, so der Experte weiter, dass sich der Sporn nach der Operation bald wieder nachbildet, groß.

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Fersensporn verhindern
5 Tipps vom Orthopäden Dr. Florian Hofmann

  • Frauen mit einer Vorliebe für hohe Absätze sollten ihren Füßen öfter Erholung in flachen Schuhen gönnen.
  • Übergewicht drückt auf die Füße, Abnehmen entlastet sie.
  • Sportler, vor allem Läufer, aber auch Tennisspieler, sollten ihre Füße vorsorglich vom Orthopäden untersuchen lassen und ev. Einlagen tragen.
  • Wer von einer Fußfehlstellung betroffen ist (Plattfuß, Hohlfuß, Spreizfuß, Knick- und Senkfuß), sollte sie mittels Einlagen korrigieren.
  • Regelmäßig Fußgymnastik machen: Eine starke und gut gedehnte Fuß- und Wadenmuskulatur schützt vor einem Fersensporn.

 

Stand 10/2013

 

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