Gefährliche Transfette

November 2007 | Ernährung & Genuss

Was sie anrichten, wo sie drin sind
 
Sie stecken in Croissants und Topfengolatschen, Burgern und Pommes, Chips und Popcorn: Transfette. Und wissenschaftliche Studien zeigen: Wer zu viel dieser künstlich gehärteten Fette zu sich nimmt, gefährdet seine Gesundheit. Österreichs Ärztekammer fordert daher eine Beschränkung des Transfettanteils in unseren Nahrungs­mitteln oder zumindest eine Kennzeichnungspflicht. Den dringenden Handlungsbedarf untermauert eine aktuelle Studie.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Die Dänen haben vorgezeigt, wie es gehen kann: Bereits vor drei Jahren legten sie fest, dass Nahrungsmittel, die mehr als zwei Prozent Transfette im Fettanteil aufweisen, nicht verkauft werden dürfen. Auch die USA haben gegenüber Österreich die Nase vorn. Bereits seit Anfang 2006 müssen die Lebensmittel-Hersteller der Vereinigten Staaten von Amerika die Transfettgehalte ihrer Produkte auf der Verpackung nennen.
„Wir fordern, dass auch in Österreich entweder eine Kennzeichnungspflicht wie in den USA eingeführt wird, oder eine Beschränkung des Transfettgehalts gleich bei der Herstellung von Nahrungsmitteln wie in Dänemark. So können wir den gesundheitsgefährdenden Stoffen am besten entgehen“, sagt Österreichs Ärztekammer-Präsident Dr. Walter Dorner.
Transfette sind künstlich gehärtete Fette, die zum Beispiel aus Pflanzen- oder Fischöl gewonnen werden. Durch die Härtung bleiben sie länger haltbar – und mit ihnen auch das Produkt, in dem sie enthalten sind. Was gut für den Hersteller und den Handel ist, ist aber schlecht für den Konsumenten. Denn wissenschaftliche Studien haben ganz eindeutig gezeigt, dass Transfette von allen Fetten die Gesundheit am meisten schädigen. Der Konsum von Transfetten in großen Mengen führt nachweislich dazu, dass der Gehalt des „schlechten“ LDL-Cholesterins im Blut erhöht und der Anteil des „guten“ HDL-Cholesterins gesenkt wird.
Dadurch kommt es vermehrt zu Ablagerungen in den Arterien und in der Folge zu Arterienverkalkung, was das Risiko erhöht, einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden. Angenommen wird außerdem, dass eine tägliche Überdosis an den künstlich gehärteten Fetten die Entwicklung von Allergien, Diabetes, Krebs, verschiedenen chronisch-entzündlichen Erkrankungen und kognitiven Schwächen begünstigt und sich zudem ungünstig auf die Gesundheit von Schwangeren und ihren ungeborenen Babys auswirkt.

Alarmierende Ergebnisse
In Anbetracht all dessen fordert so wie die Ärztekammer auch die Arbeiterkammer Österreich die Einführung eines Grenzwerts für Transfette in Lebensmitteln. Um diese Forderung zu untermauern, führten die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Studien durch und überprüften Lebensmittel auf ihren Transfettgehalt. Für die aktuelle Studie wurden 81 Lebensmittel untersucht. Das Ergebnis: Immerhin jedes Fünfte der analysierten Produkte, die hierzulande frei auf dem Markt erhältlich sind, wäre in Dänemark verbo­ten, da es mehr als die dort erlaubten Transfette enthält. Als besonders reich an Transfetten erwiesen sich Backwaren wie Croissants, Donuts, Kipferln und Topfengolatschen, aber auch Burger, Chicken Nuggets, Pommes, Chips und Popcorn, darunter vor allem die so genannten Mikropopcorn, die man in der Mikrowelle zubereitet. Studienleiterin und Er­näh­rungswissenschaftlerin Petra Lehner: „Die Mikropopcorn waren unsere absoluten negativen Spitzenreiter. In keinem Test haben wir so hohe Werte gefunden wie bei drei Popcornproben. Mit einer Portion ,falsche‘ Mikropopcorn hat ein Erwachsener bereits mehr Transfette aufgenommen als gesund ist, ein Kind schon die doppelte Menge dessen, was es verträgt.“
Um auf Nummer sicher zu gehen, sollte man nach einer Empfehlung der deutschsprachigen Ernährungsgesellschaften darauf achten, dass man höchstens etwa ein Prozent der Energiemenge, die man am Tag aufnimmt, in Form von Transfetten zu sich nimmt. Eine erwachsene Frau mit sitzender Tätigkeit, der 1800 Kilokalorien am Tag als Energiezufuhr reichen, sollte demzufolge nicht mehr als zwei Gramm Transfette essen.

Was sind Transfette?
Transfette werden durch die chemische Veränderung einer natürlichen Fettsäure hergestellt, indem zum Beispiel ein Pflanzen- oder Fischöl gehärtet wird. Durch die Härtung bleibt das Fett länger haltbar. Auch durch langes Erhitzen von Fett, zum Beispiel beim Frittieren, können sich künstliche Transfettsäuren bilden.
Transfette entstehen aber auch ganz natürlich im Pansen von Wiederkäuern und kommen daher im Fett von Kälbern, Rindern, Schafen und Ziegen vor – allerdings sind die tierischen Transfettsäuren anders konstruiert als die künstlichen und daher nicht gefährlich für die Gesundheit des Menschen.

Leichte Verbesserung
Bereits 2005 haben die Konsumentenschützer der Arbeiterkammer Produkte auf ihren Transfettgehalt überprüft. Damals lag nicht wie heute jedes Fünfte der 80 getesteten Produkte über dem Grenzwert, sondern sogar jedes Vierte. Die leichte Verbesserung führt Expertin Lehner einerseits auf die AK-Tests sowie die Veröffentlichung der Test­ergebnisse zurück und andererseits auch auf das gesteigerte Interesse für bewusste Ernährung, dem die Nahrungsmittelproduzenten Rechnung tragen. „Hersteller von Backwaren, Burgern und Margarine bemühen sich, den Fettgehalt ihrer Produkte und den Anteil an Transfetten zu reduzieren.“
Trotzdem sei die Situation nach wie vor unbefriedigend. Wer etwa zum Frühstück eine Topfengolatsche isst, zu Mittag Pommes mit Chicken Nuggets und am Abend noch eine Handvoll Mikropopcorns, nehme nach wie vor eine Überdosis Transfette zu sich. Lehner: „Wenn das einmal in drei Wochen der Fall ist, ist das kein Problem. Wenn man jeden Tag so viele Fette und Transfette isst, wird es aber zum Problem.“ Dies ganz schnell für Kinder und für Menschen, die bereits an Arteriosklerose leiden oder schon einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten. Mittel- und langfristig aber auch für alle anderen.

Wie wir uns schützen können
Die AK-Ernährungsexperten geben Tipps, wie man Transfetten möglichst entkommen kann

  • Fettes Essen meiden: Fett sparen heißt automatisch Transfette reduzieren.
  • Fast Food, fette Backwaren und Mikrowellenpopcorn sollen nur gelegentlich auf dem Speiseplan stehen.
  • Bei verpackten Produkten können (müssen aber nicht) die Bezeichnungen „gehärtetes Pflanzenfett“ beziehungsweise „pflanzliches Fett, teilweise gehärtet“ auf Transfette hinweisen. Je weiter vorne in der Zutatenliste diese Ausdrücke zu finden sind, desto mehr davon ist im Produkt enthalten.
  • Bei unverpackt abgegebenen Produkten, zum Beispiel Croissants oder Topfengolatschen, kann man nur den Bäcker fragen, welche Fette in den Produkten enthalten sind.
  • Hochwertige, an mehrfach ungesättigten Fettsäuren reiche Pflanzenöle (zum Beispiel Rapsöl oder Sonnenblumenöl) verwenden. Sie können negative Effekte von Transfettsäuren teilweise wettmachen.
  • Obwohl normale Tafelmargarinen heutzutage kaum noch Transfette enthalten, eignet sich Diätmargarine als Streichfett am besten, weil diese reich an mehrfach ungesättigten Fettsäuren ist. Butter taugt nur in Maßen genossen als Ersatz, da sie reich an gesättigten Fettsäuren ist und den Gehalt an „schlechtem“ LDL-Cholesterin im Blut erhöht.

Die „Big 4“ oder die „großen Acht“:
Nährwertkennzeichnung in der EU
Die Lebensmittelproduzenten der EU sind nicht dazu verpflichtet, Nährwertkennzeichnungen auf den Verpackungen vorzunehmen. Außer auf dem Produkt ist eine nährwert- oder gesundheitsbezogene Angabe vermerkt, wie zum Beispiel „light“ oder „fettarm“.
Dann werden entweder die „Big 4“ angegeben, das sind die Kilokalorien, der Eiweißgehalt, der Fettgehalt und der Gehalt an Kohlehydraten. Oder die „großen Acht“, das sind die vier genannten Stoffe plus zusätzlich die gesättigten Fettsäuren, der Zuckergehalt, der Ballaststoffgehalt und der Natriumgehalt.

Überdosis Transfette – Ein Beispiel zeigt’s
Transfette in Gramm

Frühstück:
1 Croissant 1,50 g

Mittags:
Hühnerburger 0,83 g
Pommes 1,20 g

Abends:
1 Portion (50 g)
Micropopcorn 4,87 g

Summe: 8,40 g

Das ist für Erwachsene das Drei- bis Vierfache der empfohlenen Menge.
(Quelle: Entwicklung der Gehalte an Trans-Fettsäuren in ausgewählten Produkten des Österreichischen Marktes, AK-Publikation 44/2007, April 2007)

INFOTIPP
Liste mit den Ergebnissen der AK-Tests von 2005 und 2007 auf der AK-Homepage abrufbar: www.arbeiterkammer.at/www-192-IP-34365.html
        

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