Tanzen: 10 triftige Gründe für den Wiegeschritt

März 2015 | Fitness & Entspannung

Viele Studien zeigen inzwischen, wie wichtig Tanzen für die Entwicklung und Gesundheit des Menschen ist. MEDIZIN populär nennt zehn triftige Gründe, jetzt und auch außerhalb der Ballsaison regelmäßig das Tanzbein zu schwingen.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Als Nebenprodukt des aufrechten Ganges, das in unseren Genen steckt, betrachten Musikkognitionsforscher das Tanzen. Sie sind der Ansicht, dass die rhythmische Bewegung zu Musik wesentlich zur Weiterentwicklung des Menschen beigetragen hat und unsere Energie dafür nahezu unerschöpflich ist. Dennoch scheinen wir Österreicher dem Tanzen nicht so sehr zugeneigt zu sein. Zumindest kommt die Bewegung auf dem Parkett weder in der Liste der beliebtesten Freizeitbeschäftigungen noch in jener der am häufigsten ausgeübten Sportarten vor. Wirklich im Wiegeschritt fit machen sich vermutlich nur jene rund 4500 Frauen und Männer, die in den etwa 100 Tanzsportklubs Österreichs aktiv sind. Warum sie uns jetzt in der Ballsaison und auch außerhalb davon als Vorbilder dienen sollten, weiß MMag. Sabine Köglberger, Leiterin des Trainingszentrums am Institut für Sportmedizin und Gesundheitsmedizin im Medicent Linz. Die Sportwissenschafterin, die selbst Forschungen zu den positiven Auswirkungen des Tanzens auf die Gesundheit angestellt hat und begeisterte Tänzerin ist, listet für MEDIZIN populär zehn triftige Gründe fürs Tanzen auf:

1. Weil es in Bewegung bringt

Fast zwei Drittel der Österreicher, 60 Prozent, betreiben selten oder nie Sport, ergab eine aktuelle Umfrage des Linzer Meinungsforschungsinstituts Spectra. Um möglichst lange ein gesundes Leben führen zu können, rät die Weltgesundheitsorganisation WHO aber allen über 15-Jährigen, pro Woche zweieinhalb Stunden Ausdauersport zu betreiben sowie zusätzlich zweimal in der Woche sämtliche Muskeln des Körpers durch gezielte Übungen zu kräftigen. Wie lassen sich Bewegungsmuffel dazu motivieren? „Am ehesten dann, wenn sie schon einmal erlebt haben, wie gut Bewegung tut“, erklärt Sabine Köglberger. Und dafür eignen sich Boogie-Woogie, Foxtrott, Samba & Co besonders gut, denn: „Tanzen ist ein Sport, der grundsätzlich von jedem egal welchen Alters und ohne besondere Vorkenntnisse ausgeübt werden kann.“ Also steht dem Bewegungserlebnis – und der nachfolgenden Motivation für (mehr) Sport nichts im Weg.    ‘

2. Weil es Den Stress vertreibt

In einer Studie mit Tango tanzenden Paaren als Teilnehmer konnten Forscher der deutschen Universität Oldenburg nachweisen, dass beim Tanzen genauso wie bei der Ausübung von verschiedenen anderen Sportarten die Konzentration des Stresshormons Cortisol im Speichel sinkt. Die wohlige Folge davon: Der Stress verfliegt, Beruhigung tritt ein. „Aber nicht nur wegen der Bewegung sorgt Tanzen für Entspannung“, nennt Sportwissenschafterin Köglberger einen weiteren Grund für die erholsame Wirkung: „Wer tanzt, lebt ganz im Moment und kommt in den sogenannten Flow-Zustand, in dem alles vergessen wird, was im Lauf des Tages belastet und zu Anspannung geführt hat.“

3. Weil es die Muskeln kräftigt

„Beim Tanzen werden zahlreiche Muskeln des Körpers beansprucht und auf diese Art und Weise gekräftigt“, nennt Sabine Köglberger eine weitere positive Auswirkung der Bewegung auf dem Parkett: „Am meisten werden dabei die Beine beansprucht, daher profitieren die Bein- und die Fußmuskulatur besonders vom Tanzen.“ Die so gewonnene Kraft in den Beinen und Füßen wiederum ist wichtig für die Ausübung anderer Sportarten wie Nordic Walking, Radfahren, Laufen oder Skifahren. Nebenher wird auch die Rumpfmuskulatur am Rücken und Bauch gefordert und gestärkt.

4. Weil es glücklich macht

Wissenschafter der Universität Tübingen belegten in einer Studie mit Tänzern, dass bei den schwungvollen Bewegungen nicht nur die Konzentration der Stresshormone Cortisol und Adrenalin im Blut sinkt, sondern gleichzeitig der Serotoninspiegel deutlich ansteigt. Und das allein schenkt uns große Glücksgefühle. Aber auch Erfolgserlebnisse heben die Stimmung, z. B. dann, wenn „man eine neue Schrittfolge gelernt hat und perfekt beherrscht“, so Köglberger. So kann das Tanzen gleich in mehrfacher Hinsicht glücklich machen.

5. Weil es die Haltung verbessert

Ob beim Tango oder Salsa, beim Volkstanz oder Cha Cha Cha: „Das Tanzen erfordert eine aufrechte, stabile Körperhaltung“, betont Köglberger. Und je öfter man sich in Tanzhaltung auf dem Parkett übt, desto eher geht man auch im Alltag dazu über, vermehrt mit hocherhobenem Kopf und geradem Rücken durchs Leben zu gehen. Langer Nacken, Brust heraus, Bauch hinein: So gehören Fehlhaltungen bald der Vergangenheit an, und man hat gute Chancen, von schmerzhaften Muskelverspannungen im Nacken-, Schulter- und Rückenbereich sowie Abnützungen der Gelenke und Bandscheiben verschont zu bleiben.

6. Weil es das Gedächtnis trainiert

„Beim Tanzen muss man sich die Schritte und Abfolgen der Figuren merken. Das allein ist ein sehr gutes Gedächtnistraining“, kennt Sabine Köglberger einen weiteren triftigen Grund. Der Mann muss darüber hinaus dem Rhythmus der Musik folgend richtig führen, die Frau korrekt reagieren. Schließlich „muss man sich noch im Raum orientieren, um nicht mit anderen Tanzpaaren zusammenzustoßen oder um nach freien Figuren den Partner oder die Partnerin wiederzufinden“, ergänzt die Sportwissenschafterin. So wird auch das Gehirn beim Tanzen ordentlich auf Trab gehalten. Sowohl das Kurzzeit- als auch das Langzeitgedächtnis werden gefordert, weshalb der Sport von Experten als Vorbeugungsmaßnahme vor altersbedingter Alzheimer-Demenz empfohlen wird. Neue wissenschaftliche Studien zeigen außerdem, dass das Tanzen sogar bei bereits an Alzheimer-Demenz Erkrankten den Gedächtnisabbau hinauszögern kann.

7. Weil es den Gleichgewichtssinn schult

„Beim Tanzen wird der Körper in viele verschiedene Richtungen bewegt und gedreht, dabei muss man ihn in Balance halten und Schritte abfedern“, listet Köglberger weitere Anforderungen auf, die sich beim Tanzbeinschwingen stellen: „Das alles zusammen ist eine sehr gute Schulung für den Gleichgewichtssinn.“ Und den können wir gut brauchen, um bei anderen Sportarten oder auch nur normalen Alltagsbewegungen Ausrutscher abzufangen und uns vor Stürzen und schmerzhaften Verletzungen zu schützen.

8. Weil es die Lust fördert

Beim Tanzen kommen sich die Tanzpartner nahe – das hat laut einer weiteren Studie der Oldenburger Wissenschafter wahrscheinlich luststeigernde Folgen. Zumindest fanden sie heraus, dass beim Tangotanzen bei beiden Geschlechtern das zum Sex anregende männliche Sexualhormon Testosteron verstärkt ausgeschüttet wird. Tanzen bringt aber nicht nur die Tanzpartner, sondern auch Tanzpaare zusammen: „Beim Tanzen lernt man Leute kennen, plaudert in positiver Atmosphäre und freut sich über neue soziale Kontakte“, weiß Köglberger aus eigener Erfahrung zu berichten.  

9. Weil es die Koordinationsfähigkeit steigert

Links rück, rechts seit, links vor, rechts rück, Wiegeschritt: Wer schon einmal einen Tanzkurs besucht hat, weiß, wie leicht man dabei ins Straucheln kommen kann. Wenn dann auch noch Arme, Kopf oder Rumpf in richtiger Reihenfolge und Richtung bewegt werden wollen, wird’s richtig kompliziert. „Beim Tanzen wird die Koordinationsfähigkeit enorm gefordert und so nach und nach gesteigert“, tröstet Sportwissenschafterin Köglberger über so manche Anfängerpanne hinweg. Damit nicht genug: Mit der Koordination der Bewegungen wird gleichzeitig die Reaktionsfähigkeit verbessert. So fallen nicht nur andere Sportarten leichter, sondern auch Alltagsbewegungen – und man ist besser vor Bewegungsfehlern mit mitunter schwerwiegenden Folgen gewappnet.

10. Weil es schlank macht

Tanzen bringt neben dem Herz-Kreislauf-System auch den Stoffwechsel in Schwung. So werden Blutfette wie das schlechte Cholesterin und Zucker rascher abgebaut sowie Kilokalorien verbraucht. Alles das kann überschüssigen Hüftspeck zum Verschwinden bringen. Freilich ist Tanz nicht gleich Tanz. „Je mehr man sich dabei verausgabt, desto größer ist die Wirkung“, betont Köglberger. Tänze wie Jive oder Quickstep, bei denen sehr hohe bis maximale Herzfrequenzen erreicht werden, führen rascher zum Erfolg, wenn man abnehmen will.

Stand 02/2015

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