Allergie, Grüner oder Grauer Star: Alles über Augenkrankheiten

Dezember 2015 | Medizin & Trends

Die acht häufigsten Augenerkrankungen und was dagegen hilft
 
Ob Augenallergien oder Bindehautentzündung, Grauer Star oder Grüner Star, Makuladegeneration oder trockenes Auge: Für MEDIZIN populär erklärt ein Experte, wie sich die acht häufigsten Augenerkrankungen äußern, was sie verursacht und was dagegen hilft.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Augenallergie

Das Auge ist gerötet, brennt, juckt, tränt und ist geschwollen: Die Symptome einer Allergie der Augen gleichen jenen Beschwerden, die durch eine Bindehautentzündung verursacht werden. Univ. Prof. Dr. Christoph Faschinger von der Augenklinik der Medizinischen Universität Graz sagt: „Hervorgerufen werden die allergischen Reaktionen der Augen aber nicht durch Bakterien oder Viren, wie das bei der Bindehautentzündung der Fall ist, sondern durch verschiedene Allergene.“ Dazu zählen beispielsweise Kosmetika, Pollen, Schimmelpilze oder Tierhaare. Die Augenallergie kann zwar auch für sich genommen auftreten, meist ist sie aber eine Begleiterscheinung anderer allergischer Beschwerden, wie eines Heuschnupfens. Hilfreich sind daher die Behandlung der Allergie und spezielle Augentropfen.

Bindehautentzündung
(Konjunktivitis)

Das Auge brennt, juckt, tränt, ist rot, geschwollen und verklebt: „Das sind die typischen Anzeichen für eine Bindehautentzündung beziehungsweise Konjunktivitis“, erklärt Faschinger und ergänzt: „Verursacht wird die Konjunktivitis meistens durch eine Infektion mit Bakterien, seltener mit Viren.“ Die Erreger können z.B. durch Reiben der Augen in die Augen geraten. Augentropfen können laut Faschinger die Beschwerden lindern, nach einigen Tagen klingt die Augenerkrankung von selbst ab.

Diabetische Retinopathie

Eine Sehverschlechterung kann bei Menschen mit unerkanntem und unbehandeltem oder unzulänglich behandeltem Diabetes mellitus auf eine Erkrankung an diabetischer Retinopathie zurückgehen. „Der erhöhte Blutzucker führt dazu, dass genauso wie alle Blutgefäße des Körpers auch die winzigen Blutgefäße in den Augen und die Netzhaut geschädigt werden“, verdeutlicht Faschinger den Zusammenhang zwischen Diabetes und der Augenerkrankung. Aufgehalten werden kann die diabetische Retinopathie durch die Behandlung des Diabetes, durch eine Laserbestrahlung der Netzhaut und durch Injektionen bestimmter Wirkstoffe ins Auge.

Gerstenkorn
(Hordeolum)

Am äußeren oder am inneren Lidrand bildet sich ein Knoten, der weh tut, gerötet ist, spannt und so stark anschwellen kann, dass das Auge nicht mehr sichtbar ist: „Dabei handelt es sich um ein Gerstenkorn oder Hordeolum“, informiert Faschinger. „Verursacht wird das Gerstenkorn durch eine Verstopfung und bakterielle Entzündung der Lidranddrüsen.“ Die Schwellung und die Schmerzen lassen sich laut dem Mediziner mit Wärmeanwendungen – beispielsweise warmen Kompressen oder einem Saunabesuch – lindern. Ansonsten heißt es: Abwarten. Nach einiger Zeit platzt das Gerstenkorn meist und der Spuk ist vorüber. Falls nicht, entsteht ein Hagelkorn oder Chalazion, das operativ entfernt werden muss.  

Grauer Star
(Katarakt)

Alles, ob in der Nähe oder Ferne, wird immer unschärfer gesehen. Manchmal legt sich ein Schleier über das Bild oder Doppelbilder werden wahrgenommen. Die Sonne und nachts z.B. Autoscheinwerfer blenden stark: „Das sind Anzeichen für den Grauen Star beziehungsweise eine Katarakt“, erklärt Augenarzt Faschinger und ergänzt: „Der Graue Star ist eine Alterserscheinung, an der fast jeder früher oder später leidet.“ Mit den Jahren trocknet die Augenlinse aus, und die Zusammensetzung des Eiweißes in der Linse verändert sich, wodurch die Linse immer trüber – eben grauer – wird.
Laut dem Augenarzt lässt sich aber etwas gegen das allzu frühzeitige Auftreten des Grauen Stars tun. „Ein Risikofaktor dafür ist häufige, intensive Sonnenbestrahlung“, so Faschinger. „Wenn die Sonne scheint, sollte man die Augen daher immer gut mit einer Sonnenbrille schützen.“ Genauso wie für die Gesundheit insgesamt, ist auch zur Vorbeugung vor der Katarakt eine ausgewogene Ernährung wichtig, „die reich an Mineralstoffen und Vitaminen ist, und vor allem ausreichend Eiweiß enthält“.
Ist man bereits am Grauen Star erkrankt, was der Augenarzt schon erkennen kann, wenn man noch keine Beschwerden hat, hilft eine Operation, die schnell vorbei und schmerzfrei ist. „Dabei wird die erkrankte Linse entfernt und durch eine Kunstlinse ersetzt“, informiert Faschinger. „Wenn die Erkrankten kurzsichtig, weitsichtig oder alterssichtig sind, werden Kunstlinsen verwendet, die auch die Fehlsichtigkeiten ausgleichen.“ So werden Brillen oder Kontaktlinsen überflüssig, was für viele ein angenehmer Nebeneffekt der – notwendigen – Operation ist. Bleibt der Graue Star unbehandelt, beeinträchtigt er das Sehvermögen immer stärker, letztlich führt er zur Erblindung, die aber immer noch durch die Operation behandelbar ist.

Grüner Star
(Glaukom)

Lang bemerkt man nichts davon, erst in fortgeschrittenem Stadium ist zeitweise das Blickfeld eingeschränkt: „Auch der Grüne Star beziehungsweise das Glaukom ist eine Augenerkrankung, die meist im Alter auftritt“, erläutert Christoph Faschinger. Das Glaukom entsteht, wenn das Augeninnenwasser nicht mehr ausreichend abfließt, sich der Augeninnendruck erhöht und der Sehnerv nicht mehr richtig durchblutet wird. Wird das Glaukom nicht behandelt, führt das dazu, dass der Sehnerv nicht mehr funktioniert, was zur irreversiblen Erblindung führt.
Faschinger: „Vorbeugende Maßnahmen vor dem Grünen Star gibt es nicht, aber der Augenarzt kann ihn im Frühstadium gut erkennen, und die Erkrankung lässt sich gut behandeln.“ Zur Wahl stehen Tropfen, die den Augeninnendruck senken und eine Operation: „Bei dem Eingriff wird zum Beispiel ein Röhrchen aus Kollagen oder Titan ins Auge gesetzt, das den Abfluss des Wassers aus dem Auge fördert und so auch den Augeninnendruck senkt“, so Faschinger.

Degenerative Makuladegeneration (AMD)

Gerade Linien erscheinen gewellt, beim Lesen verschwimmt das Schriftbild: Das sind untrügerische Anzeichen für die Makuladegeneration. Auch diese Augenerkrankung entwickelt sich meist mit dem Altern. Sie geht darauf zurück, dass die Netzhaut bzw. der gelbe Fleck, die Makula, der Punkt des schärfsten Sehens nach und nach nicht mehr so gut wie in jungen Jahren mit wichtigen Nährstoffen und Vitaminen versorgt wird.
Studien zeigten, dass man vor allem mit dem Mikronährstoff Lutein, Vitaminen aus der C- und E-Gruppe sowie Zink der trockenen Form der Makuladegeneration, an der über 80 Prozent der Betroffenen leiden, vorbeugen kann und sich ihr Verlauf verzögern lässt. Faschinger: „So hilft ein Cocktail aus Vitaminen und Nährstoffen der großen Mehrheit der Betroffenen.“ Bei etwa jedem Fünften besteht eine feuchte Form, die unbehandelt rasch dazu führt, dass das Lesevermögen verlorengeht. „Mit Injektionen bestimmter Wirkstoffe in das Auge lässt sich die feuchte Makuladegeneration aber gut aufhalten“, weiß Faschinger. Die Substanzen werden alle sechs Wochen ins Auge injiziert.

Trockenes Auge
(Sicca-Syndrom)

Ein Brennen, Rötungen, das Gefühl, etwas im Auge zu haben: „Alles das können Hinweise auf die Erkrankung am trockenen Auge beziehungsweise auf das Sicca-Syndrom sein“, informiert Faschinger. „Verursacht wird das Syndrom durch eine Verringerung der Tränenproduktion oder eine Veränderung der Zusammensetzung der Tränenflüssigkeit.“ Beides kann wiederum durch viele verschiedene Faktoren hervorgerufen werden, wie zu lange Bildschirmarbeit, schlechte oder zu trockene Luft, das Tragen von Kontaktlinsen, aber auch andere Erkrankungen oder Medikamente. Vielfach lassen sich die Auslöser für das Syndrom nicht finden.
Mit speziellen Augentropfen oder Gelen – und falls bekannt – einer Behandlung oder Vermeidung der Auslöser „kann man das Sicca-Syndrom aber gut in den Griff bekommen“, weiß Faschinger.

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Augenvorsorgeuntersuchung:
Wie oft zum Arzt?

Im Anfangsstadium verursachen häufige und gefährliche Augenerkrankungen wie der Grüne Star und die Makuladegeneration keine Beschwerden oder Schmerzen. Der Augenarzt kann sie aber bereits erkennen – und je früher eine Behandlung einsetzt, desto besser stehen die Chancen, den Fortschritt der Erkrankung aufhalten und weiter gut sehen zu können. Univ. Prof. Dr. Christoph Faschinger empfiehlt daher, ab dem Alter von 45 Jahren alle zwei Jahre zur Augenvorsorgeuntersuchung zu gehen.

Buchtipp:

Wedrich, Faschinger, Schmut

Mein Auge.

  • Erkrankungen
  • Behandlungen
  • Informationen

ISBN 978-3-902552-62-4
256 Seiten, € 19,90
Verlagshaus der Ärzte

Stand 11/2015

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