Fit durch die Wechseljahre

September 2007 | Medizin & Trends

3 Säulen für mehr Wohlbefinden
 
Mehr als einem Viertel der Frauen machen Wechselbeschwerden wie Hitzewallungen, Schlafstörungen und Stimmungsschwankungen sehr zu schaffen. Vielen von ihnen könnte geholfen werden, denn es gibt eine Menge Möglichkeiten, die Symptome der altersbedingten Hormonumstellung zu lindern oder sogar gänzlich loszuwerden.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

„Seit ich in den Wechseljahren bin, habe ich Probleme: Ich fühle mich unwohl, habe Hitzewallungen, und manchmal schwitze ich so, dass ich mir am liebsten die Kleider vom Leib reißen möchte“, erzählt Ingrid R., 48 Jahre alt. Und Maria W., 53, sagt: „Ich leide sehr unter Wechselbeschwerden: Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, und manchmal ist mir so schwindlig, dass ich mir denke, jetzt muss ich mich hinlegen …“
Univ. Doz. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer, Kardiologin am Kaiser-Franz-Josef-Krankenhaus in Wien und Mitautorin des Folders „Selbst ist die Frau – Wegweiser durch die Wechseljahre“ des Wiener Programms für Frauengesundheit, kennt die geschilderten Probleme und ergänzt die Liste: Blutdruckschwankungen, Erschöpfungszustände, unfreiwilliger Harnverlust, Gewichtszunahmen, oftmalige Blasenentzündungen, trockene Augen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und Herzprobleme kommen im Zuge der altersbedingten Hormonumstellung von Frauen ebenfalls häufig vor. „Mir ist aber wichtig“, sagt die Expertin, „dass Frauen, die auch nur eines dieser Anzeichen an sich wahrnehmen, nicht sagen, ja, das sind jetzt die Wechseljahre, das ist eben so, das habe ich zu akzeptieren, sondern dass sie zu einer Ärztin oder zu einem Arzt gehen und sich ausführlich untersuchen lassen, um abzuklären, ob die Beschwerden auch wirklich auf die Wechseljahre zurückzuführen sind.“ Es könnte, so die Medizinerin weiter, auch eine Krankheit hinter den Symptomen stecken, die dann auch anders behandelt werden müsse als die Wechselbeschwerden, wie zum Beispiel erhöhter Blutdruck, Durchblutungsstörungen der Herzkranzgefäße oder eine Schilddrüsenfunktionsstörung.  
 „Etwa 25 bis 30 Prozent der Frauen leiden stark unter den genannten Beschwerden“, sagt die Kardiologin, „weitere 30 Prozent können ganz gut mit der Symptomatik umgehen, der Rest merkt gar nichts von dem Veränderungsprozess.“ Ob jemand körperlich und/oder psychisch durch den Wechsel belastet ist, hänge von verschiedenen Faktoren ab, sagt Doz. Dr. Podczeck-Schweighofer. Eine wesentliche Rolle spielen die genetischen Voraussetzungen: Leidet die Mutter stark unter der altersbedingten Hormonumstellung, dann wird auch die Tochter darunter leiden. Bemerkte die Mutter die Wechseljahre nicht, dann wird auch die Tochter nichts davon spüren. Einen großen Einfluss auf das Beschwerdebild Wechselsymptomatik hat aber auch der Lebensstil. Doz. Dr. Podczeck-Schweighofer: „Frauen, die sehr unter der Hormonumstellung leiden, sollten es zunächst einmal mit einer Lebensstil-Veränderung versuchen.“ Diese sollte auf folgende drei Säulen aufgebaut sein:

1. Mehr Bewegung
„Es gibt eine einfache Regel, die dabei hilft, die Veränderungen hinauszuzögern, die mit dem Alterungsprozess einhergehen, und zugleich auch die Wechseljahresbeschwerden loszuwerden oder zu minimieren, und die heißt: mehr Bewegung“, sagt Doz. Dr. Podzceck-Schweighofer. Was darunter zu verstehen ist: Spätestens ab dem 40. Lebensjahr sollten Frauen grundsätzlich mehr Sport betreiben als vorher. Frauen, die bis dahin gar nicht oder kaum sportlich waren, sollten nun damit beginnen, Ausdauersport zu betreiben. „Am Anfang genügt es, viermal pro Woche 30 Minuten lang und ohne Unterbrechung so schnell zu gehen, dass man ins Schwitzen kommt.“ Man könne aber auch dreimal pro Woche für eine halbe Stunde je nach Belieben eine Stunde Radfahren, Schwimmen oder Laufen. Oder sich an den verschiedenen Ausdauergeräten trimmen, die in Fitnessstudios zur Verfügung stehen. „Das tut dem Herz- und Kreislaufsystem gut, steigert die Durchblutung, hält die Schleimhäute feucht und stärkt das Gewebe.“ Dem Knochenschwund beugt vor, wer zusätzlich zum Ausdauersport Gymnastik macht oder die Muskeln trainiert.  

2. Besser essen
Spätestens ab ihrem 40. Lebensjahr sollten Frauen „besonders auf ihre Ernährung achten“, sagt die Ärztin. Der Grund: Der Cholesterin-Gehalt im Blut und insbesondere das Verhältnis zwischen dem „guten“ Cholesterin HDL und dem „schlechten“ LDL verändert sich durch die Hormonunstellung zum Negativen. Dieser Veränderung kann man durch besseres Essen etwas gegensteuern. Doz. Dr. Podczeck-Schweighofer: „Besser essen heißt, möglichst nur einmal pro Woche Fleisch zu sich nehmen, zwei- bis dreimal pro Woche Fisch, viel Gemüse, Salate, und fünfmal am Tag Obst.“ Dazu sollte man auf zwei Liter Wasser am Tag kommen und „in Maßen, aber regelmäßig“ Alkohol trinken: Ein Glas Bier oder ein bis zwei Achtel Wein am Tag wirken „als Durchblutungssteigerer und putzen die Gefäße durch“.

3. Nicht rauchen
Rauchen trocknet nicht nur die Haut und die Schleimhäute aus, es vermindert auch die Durchblutung und ist unter anderem schuld daran, dass die Gefäße verstopfen. Dadurch steigt das Risiko, an Arteriosklerose zu erkranken und in der Folge einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, rasant an. „Allerspätestens wenn Frauen in den Wechsel kommen, sollten sie mit dem Rauchen aufhören“, sagt die Medizinerin.

Ausweg medikamentöse Behandlung?
Man kann die Symptome der Hormonumstellung auch medikamentös behandeln, sagt Doz. Dr. Podczeck-Schweighofer. Ist der Leidensdruck besonders groß, könne man eine Hormontherapie in Erwägung ziehen. Dabei wird dem Körper entweder das weibliche Sexualhormon Östrogen allein zugeführt oder ein Mix aus mehreren Hormonen, die auf den individuellen Bedarf der Frau abgestimmt sind. Doz. Dr. Andrea Podczeck-Schweighofer: „Mit der Hormonbehandlung werden ausgezeichnete Erfolge erzielt, sie bringt fast immer sämtliche Beschwerden zum Verschwinden. Allerdings müssen Frauen, die sich dazu entschließen, wissen, dass durch die Hormonsubstitution das Risiko steigen kann, an Brustkrebs zu erkranken.“
Leidet eine Frau im Wechsel „nur“ unter Blutdruckschwankungen, reichen auch blutdruckstabilisierende Medikamente, leidet sie „nur“ unter Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, helfen Östrogen-haltige Gels oder Zäpfchen, die lokal in der Scheide angewandt werden. Sind „nur“ depressive Verstimmungen das Problem, bietet sich auch die vorübergehende Gabe von Antidepressiva als Lösung an.

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Liste der Leiden
Wechselprobleme und ihre Ursache
Bei den meisten Frauen treten die Wechseljahre im Verlauf des fünften Lebensjahrzehnts auf und dauern acht bis zehn Jahre. In dieser Zeit stellen die Eierstöcke die Produktion des weiblichen Geschlechtshormons Östrogen nach und nach ein. Als Folge der Hormonumstellung wird der Zyklus unregelmäßig, die Blutung ist einmal schwächer, einmal stärker, bleibt ganz aus und dauert dann wieder lang an.
Wenn die Östrogenproduktion abnimmt, kann das Hormon seiner Rolle als Temperaturregler des Körpers nicht mehr nachkommen, Hitzewallungen entstehen. Aufgrund der abnehmenden Östrogenproduktion nimmt auch die Durchblutung der Haut und der Schleimhäute ab, Nase, Mund, Augen, und Scheide werden trockener und empfindlicher, wodurch es unter anderem zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr kommen kann.
Mit dem sinkenden Östrogenspiegel fällt aber auch der Schutz der Gefäße vor der Verkalkung weg, der Cholesterinspiegel kann sich verschlechtern, Bluthochdruck oder Herzprobleme können auftreten, das Risiko einen Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erleiden, steigt.
Beckenboden und Blase verlieren außerdem an Elastizität, was zu Inkontinenz führen kann oder zur Entstehung einer Reizblase. Weil Östrogen auch die Knochen dicht hält, steigt mit dem Wegfall des Hormons das Risiko, an Osteoporose zu erkranken.
Da mit dem Absinken des Östrogenspiegels ein Ungleichgewicht zwischen weiblichen und männlichen Geschlechtshormonen entsteht, kann es bedingt durch die Wechseljahre auch zu einem kosmetischen Problem kommen: Die Behaarung im Gesicht und auch am Körper nimmt zu. Schließlich belastet die Hormonumstellung mit dem Erleben der vielfältigen körperlichen Veränderungen noch die Psyche: Es kommt zu den erwähnten Stimmungsschwankungen zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt.
          

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