Joesi Prokopetz

Februar 2008 | Prominente & Gesundheit

„Eine Depression wird mit der Zeit vom Schneeball zur Lawine“
 
Er war einmal Werbetexter, Liedautor des Austropop, als Interpret selber Nummer eins der österreichischen Hitparade, Frontmann der Gruppe DÖF und Fernseh-Moderator. Jetzt verdient er sein Geld als Kabarettist, Buchautor und Schauspieler: Der gebürtige Wiener Joesi Prokopetz, 55 Jahre alt, ist ein künstlerisches Multitalent mit stets vollem Terminkalender und unterhält sein Publikum mit einem Humor, der das gewisse Etwas hat. Selber schlitterte er vor einigen Jahren allerdings in eine schwere Depression. Im Gespräch mit MEDIZIN populär erzählt er, wie er die Krankheit erlebt und bewältigt hat, was er für seine Gesundheit tut, und warum er sich eher nicht nach seiner Jugend zurücksehnt.
 
Von Mag. Sabine Stehrer


MEDIZIN populär
Herr Prokopetz, Sie haben vor einigen Jahren an einer schweren Depression gelitten. Wie haben Sie die Krankheit erlebt, und wie haben Sie sie bewältigt?

Joesi Prokopetz
Eine Depression schleicht sich ein und wird mit der Zeit vom Schneeball zur Lawine. Bis man deutlich merkt, dass was nicht stimmt, ist es schon zu spät, und man ist mittendrin. Bei mir konnte kein Auslöser für die Krankheit gefunden werden: Weder als gewachsenes Motiv, noch als unmittelbarer Anlass. Antriebslosigkeit, Angst, ja Unfähigkeit, in der Früh das Bett zu verlassen, Sinnverlust, Glücksunfähigkeit und Lebensekel waren das komplexe Gefühlskarussell, das sich Tag für Tag ein wenig schneller in mir gedreht hat. Ich hatte zunehmend Angst, todkrank zu sein, und das war der Auslöser, zum Arzt zu gehen. Im Rahmen einer Gesundenuntersuchung hat mir mein Hausarzt die Depression auf den Kopf zugesagt. Ich bekam ein Medikament und eine Gesprächstherapie. Damit hat sich mein Zustand schon nach einem halben Jahr signifikant gebessert, und schließlich wurde ich wieder ganz gesund.

Sie engagieren sich für das Anton-Proksch-Institut in Wien, wo hauptsächlich Alkohol- und Drogenabhängige behandelt werden. Warum?

Weil 80 Prozent der dort Behandelten nur deswegen in die Alkohol- und Drogensucht geschlittert sind, weil sie eine Depression als Grunderkrankung hatten. Und weil ich jedem, der depressiv ist, dazu raten möchte, sich aufzuraffen und wie ich Hilfe in Anspruch zu nehmen, auch wenn man im akuten Stadium absolut keinen Sinn darin sieht. Depressionen sind generell gut therapierbar und überwiegend heilbar.

Hat sich Ihr Gesundheitsbewusstsein seit der Heilung geändert?

Was ich aus der Krankheit gelernt habe, ist, dass es ein – nennen wir es – Schicksal gibt, das unerbittlich und nach undurchschaubaren Regeln zuschlägt. Gesundheitsbewusst bin ich aber eigentlich schon seit 20 Jahren. Ich laufe, ich walke, ich gehe ins Fitnesscenter, ich achte einigermaßen, wenn auch zu wenig, auf meine Ernährung, ich gehe jedes Jahr zur Vorsorgeuntersuchung und alle fünf Jahre zu einem großen Check. Ich rauche zwar, beschränke mich aber auf drei bis sechs Zigaretten am Tag.

Sie touren derzeit mit drei Kabarettprogrammen durchs Land. Außerdem haben Sie gerade Ihr fünftes Buch „Hose runter – Enthüllungen eines Kabarettisten“ geschrieben. Wie schaffen Sie das alles?

Das Kreativsein, sei es produzierend oder reproduzierend, füllt mich Gott sei Dank voll aus. Ich hab’ den Ehrgeiz, die beste Idee zu finden und große Freude an ihrer Umsetzung.

Sie sind der Erfinder von „Lustig samma Puntigamma“, „Dann Dan“ und haben die Ambros-Songs „Da Hofa“ und „Es lebe der Zentralfriedhof“ getextet, um nur ein paar Ihrer legendären Werke zu erwähnen. Heute brillieren Sie mit den Kabarettprogrammen „Gemischter Satz“ und „Ansichten eines Klons“. Wie fallen Ihnen all die genialen Texte ein, und wie merken Sie sich alles, was Sie auf der Bühne sagen?

Meine Texte muss ich Telefonbuchidiotisch auswendig lernen, und dann heißt es proben, proben, proben und dabei mitdenken. Wie mir die Texte einfallen? Ich habe offenbar eine hohe kreative Intelligenz, die bezahle ich allerdings mit vollkommener mathematischer Blödheit, mit logischer Grenzdebilität und handwerklicher Glücklosigkeit. Und aus einem merkwürdigen Kontakt mit der feinstofflichen Welt der Ideen scheinen mir die besonders guten Ideen quasi gezielt zuzufallen.

Welche privaten und beruflichen Ziele haben Sie für die Zukunft?

Privat läuft alles wie am Schnürchen, wenn auch mit dem einen oder anderen gordischen Knoten. Und beruflich? Da warte ich, bis ein Ziel mich findet.

Ausgabe 02/2008

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