Knackpunkte des Körpers

August 2011 | Medizin & Trends

Warum Knie-, Hüft- und Schultergelenke so anfällig sind
 
Knie, Hüfte und Schulter – das sind die Gelenke, die Herrn und Frau Österreicher am häufigsten Probleme bereiten. Lesen Sie, warum diese Gelenke so anfällig sind und was man gegen Beschwerden tun kann.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Knackpunkt Knie

Die Kniegelenke sind die größten Gelenke des Menschen. Sie verbinden das Schienbein mit der Kniescheibe und dem Oberschenkelknochen und „ermöglichen uns eine Vielzahl an Bewegungen“, sagt Prim. Univ. Prof. Dr. Karl Knahr vom Orthopädischen Spital Speising. Letzteres zwar im Zusammenspiel mit anderen Gelenken, doch haben die Kniegelenke beim Gehen, Laufen, Stiegensteigen, In-die-Hocke-Gehen, Niederknien etc. sozusagen eine Hauptrolle inne. Knahr: „Bei allen diesen Bewegungen und auch beim Stehen sorgen die Kniegelenke außerdem mehr als andere Gelenke dafür, dass wir stabil bleiben, indem sie den Großteil des Körpergewichts übernehmen.“ Wobei das Gewicht, das auf den Kniegelenken lastet, je nach Bewegung variiert: Beim Gehen hat das Kniegelenk, das aus dem Kniescheibengelenk und dem Kniekehlgelenk besteht, etwa die Hälfte des Körpergewichts zu tragen, beim Laufen das Dreifache. Am extremsten belastet sind die Kniegelenke bei Sprüngen nach unten: Dabei haben sie das 24-fache des Körpergewichts aufzufangen.

Probleme
„Die hohen Anforderungen, die an die Kniegelenke gestellt werden, machen die Gelenke besonders verletzungsanfällig“, sagt Knahr. Kurze, ungünstige Drehbewegungen, wie sie häufig beim Fußballspielen oder Skifahren gemacht werden, verursachen oft Risse in Meniskus oder Kreuzband, die die Kniegelenke zusammenhalten. Knahr: „Solche Verletzungen können sehr schmerzhaft sein, und es kann durch sie zudem zu Knorpelschäden kommen.“ Ist die Knorpelschicht auf den Gelenksknochen einmal beschädigt, oder sind Bänder bzw. Meniskus gerissen, können die Kniegelenke bei den Bewegungen nicht mehr so ineinander greifen, wie es vorgesehen wäre: Es kommt zu einer unerwünschten Reibung der Knochen aneinander, die häufig zu einer schmerzhaften Gelenksentzündung führt, der Arthritis. „Mit der Arthritis ist wiederum häufig der Grundstein für eine spätere Erkrankung an Arthrose gelegt, dem altersbedingten Gelenksverschleiß“, sagt Knahr.

Behandlung
Knahr: „Bei kleinen Meniskus- oder Kreuzbandverletzungen kann auch ohne einen operativen Eingriff eine Besserung der Beschwerden eintreten.“ Ist das nicht der Fall, können die Bänder bzw. der Meniskus in einer Operation wieder zusammengenäht werden. Bei Knorpelschäden hängt die Art der Therapie vom Alter der Betroffenen ab. „Bei Jüngeren unter 35 Jahren kann man ein Stück Knorpelgewebe entnehmen, damit im Labor neues Knorpelgewebe züchten und das neue Knorpelgewebe später als Ersatz für beschädigtes Gewebe einsetzen“, sagt Knahr. „Bei Älteren ist das Verfahren nicht mehr zielführend. Ihnen kann aber mit Hyaluronsäure geholfen werden, die in das Knie injiziert wird und den Knorpelabbau verlangsamt.“

Knackpunkt Hüfte

Die Hüftgelenke sind nach den Kniegelenken die zweitgrößten Gelenke unseres Körpers. Sie verbinden die Oberschenkelknochen mit dem Becken und bestehen aus dem Hüftgelenkskopf am Oberschenkelknochen und der Hüftgelenkspfanne am Becken. „So wie die Kniegelenke dienen auch die Hüftgelenke dazu, in Kooperation mit anderen Gelenken viele Bewegungen auszuführen“, sagt Knahr. Beim Gehen, Laufen, Stiegensteigen etc. spielen die Hüftgelenke neben den Kniegelenken sozusagen die zweite Hauptrolle, wenn es um die Ausführung der Bewegungen geht. Knahr: „Auch auf den Hüftgelenken lastet viel Körpergewicht, und auch sie dienen daher bei den Bewegungen und beim Stehen der Stabilisierung.“

Probleme
„Die Hüftgelenke sind weniger verletzungsanfällig als die Kniegelenke“, sagt Knahr. „Wenn sie Probleme bereiten, dann häufig im Säuglingsalter aufgrund von angeborenen Fehlbildungen, den Hüftdysplasien, oder wegen altersbedingter Abnützungserscheinungen.“ Bleiben Hüftdysplasien unbehandelt, so kann das zu Hinken oder anderen Gangstörungen führen. Durch die damit verbundenen Fehlbelastungen der Gelenke kann es dann über schmerzhafte Gelenksentzündungen (Arthritis) zu frühzeitigem Gelenksverschleiß (Arthrose) kommen. Die Hüftgelenksarthrose droht mit zunehmendem Alter aber auch jedem, der gesunde Hüftgelenke hat. Knahr: „Man kann sagen, dass fast jeder über 80-Jährige eine Hüftgelenksarthrose hat, die aber nicht unbedingt für Beschwerden sorgen muss.“

Behandlung
„Hüftdysplasien werden heute früh erkannt und können daher auch mit weniger Aufwand als früher behandelt werden“, sagt Knahr. Meist reicht es, wenn Neugeborene für einige Monate breitere Windeln bzw. eine Spreizhose tragen. Knahr: „Ist die Fehlentwicklung korrigiert, hat man dadurch der frühzeitigen Hüftgelenksarthrose vorgebeugt.“


Knackpunkt Schulter

Das Schultergelenk ist das drittgrößte und beweglichste Gelenk des Körpers. Es verbindet den Oberarmknochen mit dem Schultergürtel bzw. dem Oberkörper und besteht aus dem Oberarmknochenkopf, der sich in die Gelenkskapsel am Schulterblatt einfügt. Zusammengehalten wird das Schultergelenk von Muskeln und Bändern. „Diese sind so konstruiert, dass sie die Bewegung der Arme in alle Richtungen ermög­lichen“, sagt Knahr. Bei diesen Bewegungen werden die Schultergelenke samt Muskeln und Bändern dann besonders belastet, wenn die Bewegungen ruckartig erfolgen wie beim Golf-, Handball- oder Tennisspielen oder beim Tragen oder Stemmen schwerer Lasten.  

Probleme
„Schultergelenke werden häufig verletzt, wenn die Schulter bei einer ruckartigen Bewegung oder besonderen Belastung ausgerenkt wird“, weiß Knahr. Dabei springt der Oberarmknochenkopf aus der Gelenkspfanne heraus, wodurch es nicht nur zu Verletzungen der knöchernen Teile des Gelenks, sondern auch zu schmerzhaften Zerrungen oder Rissen der Muskeln und Bänder kommen kann. „Wird das Schultergelenk über lange Zeit z. B. durch ständiges schweres Heben stark belastet, kann es dadurch zu einer Schultergelenksarthrose kommen“, sagt Knahr.  

Behandlung
Knahr: „Ausgerenkte Schultern werden wieder eingerenkt und ruhig gestellt, damit die Bänder, Muskeln und Knochen wieder zusammenwachsen bzw. ausheilen können.“ Gegebenenfalls werden Risse in einer Operation wieder zusammengenäht. Bei Schultergelenksentzündungen, die eine frühzeitige Arthrose nach sich ziehen können, hilft Schonung.

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Gesunde Gelenke:
So beugen Sie Problemen vor

„Egal ob Knie-, Hüft- oder Schultergelenke, sie alle haben gemeinsam, dass sie von Bändern und Muskeln stabilisiert, entlastet und so vor übermäßiger Beanspruchung geschützt werden“, erklärt Prim. Univ. Prof. Dr. Karl Knahr. Für die Gesundheit der Gelenke ist es daher wichtig, dass die Muskeln rund um die Gelenke möglichst kräftig sind. „Das kann man etwa durch gezieltes Krafttraining erreichen“, sagt Knahr.
Sport tut den Gelenken aber auch aus einem anderen Grund gut: Durch Bewegung, z. B. der Knie- und Hüftgelenke beim Radfahren, wird die Durchblutung des Gelenks angeregt. Das führt wiederum zu einer gesteigerten Produktion von Gelenksflüssigkeit und zu einer besseren Versorgung der Bänder und Sehnen sowie der Knorpelschicht mit Nährstoffen wie der Hyaluronsäure. Knahr: „Knie- und Hüftgelenke bleiben außerdem länger gesund, wenn sie kein Übergewicht zu tragen haben.“ Auch eine ausgewogene Ernährung ist wichtig für die Gelenke. Besonders gut tut ihnen Kalzium, das z. B. in Käse steckt, und Vitamin D, das z. B. in Fisch enthalten ist.

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Volksleiden Arthrose

Jeder Dritte über 45-Jährige hat hierzulande zumindest manchmal Gelenksschmerzen, die auf eine Arthrose zurückgehen. Das zeigte sich bei einer aktuellen Umfrage des Market Instituts unter 501 Frauen und Männer über 45 Jahren. Die Erkrankung beginnt mit Schmerzen bei Bewegungen. Später verursachen die Gelenke auch in Ruhe Beschwerden. Egal um welches Gelenk es sich handelt, Arthrose entsteht immer auf dieselbe Art und Weise, sagt Prim. Univ. Prof. Dr. Karl Knahr. „Durch eine Fehlbelastung oder Überbelastung kommt es zu Beschädigungen der Knorpelschicht, und die Gelenksknochen reiben aufeinander.“ Dadurch entzünden sich die Gelenksknochen, und aus dieser Arthritis entsteht die Arthrose, der fortschreitende Gelenksverschleiß. Sind die Beschwerden stark, können die Gelenke durch künstliche Gelenke ersetzt werden.

Buchtipp:
Dorotka, Gesunde Gelenke. Hilfe bei Knorpelschäden & Arthrosen
ISBN 978-3-902552-87-7, 124 Seiten, € 14,90
Verlagshaus der Ärzte

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