Osteoporose: Behandlung wird immer besser

März 2008 | Medizin & Trends

Was hilft gegen den Knochenschwund?
 
In Österreich leiden 700.000 Menschen an Osteoporose, Tendenz steigend. Die Medizin sucht fieberhaft nach immer besseren Methoden der Vorbeugung, Früherkennung und Behandlung. MEDIZIN populär informiert.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Man sieht sie nicht, man spürt sie zunächst auch nicht, doch sie ist weit verbreitet. Mit der Diagnose Osteoporose wird heute jede achte Frau über 40 Jahren konfrontiert. Und von den über 40-jährigen Männern muss auch schon jeder 20. erfahren, dass er an Osteoporose leidet. Insgesamt sind 700.000 Österreicherinnen und Österreicher von der Krankheit betroffen, bei der die Knochen schwinden beziehungsweise langsam löchrig und immer brüchiger werden. Jedes Jahr erreicht das Leiden hierzulande bei nicht weniger als 16.500 Menschen jenes Stadium, in dem aus geringfügigem Anlass der Hüftknochen bricht, bei weiteren Tausenden kommt es zu Wirbelfrakturen, Armbrüchen, Oberschenkelhals- und Beinbrüchen, was nicht nur schmerzhaft ist, sondern oft auch eine lange Behandlungszeit nach sich zieht. Weil die Lebenserwartung steigt und das Alter der Hauptrisikofaktor für Osteoporose ist, wird auch die Zahl der Betroffenen weiter zunehmen.
Es sei denn, es wird etwas gegen die Volkskrankheit unternommen. Der Präsident der Österreichischen Gesellschaft zur Erforschung des Knochens und des Mineralstoffwechsels Primar Univ. Prof. Dr. Hans Bröll, der auch Leiter des Ludwig-Boltzmann-Instituts für Rheumatologie und Balneologie und ärztlicher Leiter des Kurzentrums Wien-Oberlaa ist, wüsste, wie man das Ruder herumreißen könnte: „Mit Vorbeugung und Früherkennung. Beides funktioniert aber nur, wenn sich jede und jeder Einzelne selbst darum kümmert.“

„Impfung“ wird getestet
Denn auch wenn die Wissenschaft fieberhaft nach neuen Methoden etwa der Vorbeugung sucht, noch sind sie Zukunftsmusik. Eine derzeit international getestete „Impfung“ wird von Experten zwar als vielversprechend erachtet, Ergebnisse werden noch heuer erwartet, aber bis es sie tatsächlich gibt, könnten noch einige Jahre vergehen.
Also liegt die Osteoporosevorbeugung weiterhin in den Händen der Männer und Frauen. Was sie tun können?  Univ. Prof. Dr. Bröll: „Neue wissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass eine gesunde Lebensführung das Um und Auf ist. Wer also auf seine Ernährung schaut, viel Kalzium zu sich nimmt, das zum Beispiel in Joghurt und Käse steckt, und reichlich Vitamin D, das zum Beispiel in Fisch enthalten ist, der tut seinen Knochen viel Gutes.“ Zur gesunden Lebensführung gehöre aber auch Bewegung, insbesondere solche, die die Knochen belastet, wie Nordic Walking, Laufen, Krafttraining oder auch ein Training auf so genannten Vibrationsplatten, wie es in Fitnessstudios angeboten wird (siehe unten). „Eine Belastung der Knochen ist deswegen gut, weil sie zu deren Ver­festigung führt, und das lässt Osteoporose erst gar nicht entstehen.“
Was man selber für die Früherkennung tun kann? Univ. Prof. Dr. Bröll: „Frauen ab 65 und Männer ab 70 sollten auf jeden Fall eine Knochendichtemessung durchführen lassen. Risikopatientinnen und -patienten, die zum Beispiel eine erbliche Veranlagung haben, an Osteoporose zu erkranken, auch schon früher.“ Die Messung ist schmerzlos und funktioniert ganz einfach über ein bildgebendes Verfahren.
Handlungsbedarf ist angesagt, wenn der gemessene Wert, der so genannte T-Wert, mindestens 2,5 Punkte unter dem Durchschnittswert gleichgeschlechtlicher 30-Jähriger liegt. Dies spricht nach der aktuellen Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO für eine Osteoporose.

Therapie wird immer besser
„Vor einer Behandlung gegen Osteoporose braucht sich heute niemand mehr fürchten, sagt Univ. Prof. Dr. Bröll. „Inzwischen haben sich die Therapien verbessert, sie sind unaufwändig und nahezu nebenwirkungslos geworden.“ Osteoporose-Therapien würden nach den individuellen Gegebenheiten wie dem Alter und dem Gesundheitszustand sowie nach den persönlichen Vorlieben der Betroffenen verordnet. Am häufigsten arbeitet man mit der Gabe von knochenstärkenden Bisphosphonaten. Wer die bisher üblichen einmal täglich einzunehmenden Tabletten nicht mag oder nicht gut verträgt, kann jetzt zum Beispiel auf Präparate umsteigen, die nur noch wöchentlich genommen werden müssen. Oder man lässt sich alle drei Monate eine Injektion geben, die so genannte Quartalsspritze. Ebenfalls möglich sind Infusionen, die man alle drei Monate oder nur einmal im Jahr bekommt.
Bei entsprechender Therapietreue könne nicht nur der Knochenschwund gestoppt werden, so Bröll weiter, „sondern es ist möglich, eine Zunahme der Knochenfestigkeit zu erreichen und somit das Risiko zu minimieren, einen Osteoporose-bedingten Bruch zu erleiden“. So eine Fraktur, insbesondere der Hüfte oder des Oberschenkelhalses ist übrigens zu Recht gefürchtet: Nicht weniger als 30 Prozent der über 70-jährigen Betroffenen sterben an den Folgen dieser Brüche.


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Vibrationstraining
für festere Knochen

Als taugliche noch neue Form der Osteoporose-Vorbeugung hat sich ein Training entpuppt, das ursprünglich für die Verhinderung von Knochenschwund bei Langzeitkosmonauten entwickelt wurde: ein Ganzkörpertraining auf einem Vibrationsgerät. Das zeigten mehrere Studien. Eine davon führten Forscher an der Universität Leuven in Belgien durch. Sie teilten 70 weibliche Versuchspersonen im Alter von 58 bis 74 Jahren in drei Gruppen auf. Eine Gruppe von 25 Frauen trainierte ein halbes Jahr lang auf dem Vibrationsgerät, 22 Frauen machten genauso lang herkömmliches Krafttraining, die dritte Gruppe übte keinen Sport aus. Bei der Gruppe, die am Vibrationsgerät trainierte, konnte nicht nur der altersbedingte Knochenschwund gestoppt werden, sondern die Knochen wurden sogar wieder fester. In den beiden anderen Gruppen schritt der Knochenschwund fort, am meisten in der inaktiven Gruppe.
In einer anderen Studie wurde bewiesen, dass 20 Minuten Vibrationstraining pro Tag über ein ganzes Jahr zu einer Zunahme der Knochendichte um 34 Prozent führen kann.
Der Erfolg wird mit der kombinierten Wirkung der Frequenz der Vibrationen und den Belastungen erklärt, denen die Knochen ausgesetzt sind. Beim Training stellt man sich auf die rüttelnde Platte, die Vibrationen federt man ab.

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Alles über Knochenschwund:
Die wichtigsten Fakten im Überblick

Das passiert bei Osteoporose:
Bei Osteoporose entstehen durch ein Ungleichgewicht zwischen den knochenaufbauenden und den knochenabbauenden Zellen Störungen im Aufbau des Knochengewebes. Dem folgt der so genannte Knochenschwund, genauer der Verlust der Knochenmineraldichte. Im schlimmsten Fall kann die Knochenmineraldichte bis zu zehn Prozent im Jahr abnehmen. Die Folgen sind Hüft- und Oberschenkelhalsbrüche, Wirbel-, Rippen-, und Unterarmbrüche.

Die gefährlichsten Risikofaktoren:
Ein wesentlicher Risikofaktor für Osteoporose ist das Alter. Doch es gibt noch andere Faktoren, die ein hohes Risiko mit sich bringen, an ­Osteoporose zu erkranken. Das sind die erbliche Veranlagung (Mutter oder Vater sind an Osteoporose erkrankt) und ein Mangel am weiblichen Sexualhormon Östrogen (zum Beispiel bedingt durch einen früh eintretenden Wechsel). Ein leicht erhöhtes Risiko, an Osteoporose zu erkranken haben darüber hinaus Menschen mit Mangelernährung (bedingt durch Essstörungen oder durch andere schwere chronische Erkrankungen) sowie Personen mit einer Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion, Störungen der Nebenschilddrüse, ebenso starke Raucher und Menschen mit übermäßigem Alkoholkonsum.

Die besten Mittel zur Vorbeugung:
Osteoporose kann man vorbeugen, indem man sich ausgewogen ernährt und darauf schaut, dass man möglichst viel von dem isst, was die Knochen stärkt. Das sind: Milch und Milchprodukte, Fisch, Obst und Gemüse. Osteoporose beugt man aber auch vor, indem man Sport wie Nordic Walking, Laufen, Krafttraining oder das neue Vibrationstraining betreibt. Auch gut für die Knochen ist eine gesunde Lebensführung ohne Nikotin und bei gemäßigtem Alkoholkonsum.

Die beste Therapie:
DIE beste Therapie gibt es nicht, es gibt heute viele Therapieformen, aus denen die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt die jeweils passende Form für die und den Einzelnen auswählt. Die Substanzen, die sich bewährt haben, sind Bisphosphonate und als Alternative Strontiumranelat sowie in schweren Fällen das Parathormon.
        

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