Ohrenschmerzen

Dezember 2012 | Medizin & Trends

Was dahinterstecken kann und was hilft

Jetzt im Winter sind unsere Ohren besonders empfindlich. Klirrende Kälte, eisiger Wind, aber auch eine Erkältung setzen ihnen zu. Die besonders unangenehmen Beschwerden können aber noch eine Reihe anderer Ursachen haben. Lesen Sie, was hinter Ohrenschmerzen stecken kann und was dagegen hilft.

Von Mag. Sabine Stehrer

So wie außen ist die Haut über den Knochen und Knorpeln unserer Ohren auch dort, wo sie das Auge nicht sehen kann, extrem dünn und von vielen Nerven durchzogen. Das ist der Grund, warum Ohrenschmerzen ganz besonders unangenehm sind. Wie unangenehm, das muss fast jeder Zweite schon im Kindesalter am eigenen Leib erfahren, weiß Ass. Prof. Dr. Josef Michael Toth von der Universitätsklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten am AKH in Wien: „40 Prozent aller Zehnjährigen haben bereits eine Mittelohrentzündung hinter sich.“ Aber auch viele Erwachsene leiden darunter: Mittelohrentzündungen führen die Rangliste der sechs häufigsten Ursachen für Ohrenschmerzen an.

1. Mittelohrentzündung

Eine Mittelohrentzündung kann man zwar in jedem Lebensalter bekommen, doch Kinder sind eher anfällig dafür, weil bei ihnen die sogenannte Eustachische Röhre, die vom Rachen zum Mittelohr führt, noch stärker als bei Erwachsenen abgewinkelt ist. Toth: „Die Engstelle in der Eustachischen Röhre erschwert die Belüftung des Mittelohres, und dadurch bildet sich dort leicht Flüssigkeit.“ Die Flüssigkeit wiederum gibt einen guten Nährboden für Erreger ab, die Mittelohrentzündungen bescheren. „Die Erreger gelangen von der Nase und dem Nasenrachenraum über die Eustachische Röhre in das Mittelohr“, erklärt Toth. So kann sich zu Schnupfen, Husten und Halsweh, verursacht durch Erkältungs- und Grippeviren, auch noch eine Mittelohrentzündung gesellen – und die ist meist sehr schmerzhaft. Behandelt wird sie mit entzündungshemmenden Salben oder Tropfen und mit Schmerzmitteln.
Unbehandelt bleiben sollte eine Mittelohrentzündung keinesfalls, denn dann kann es zu Komplikationen wie einer Eiterung der Ohrknochen kommen. „Diese Entzündung kann nur durch eine Operation ausgeheilt werden, bei der man den Entzündungsherd abträgt“, sagt Toth. Auch kann durch eine Mittelohrentzündung eine bleibende Hörminderung entstehen.

2. Gehörgangsentzündung

Oft passiert es beim Baden, wenn verschmutztes Wasser in den Gehörgang gerät. So dringen krankmachende Keime ein, die eine Entzündung auslösen können. Besonders leichtes Spiel haben die Keime dann, wenn Ohrenschmalz im Ohr steckt und verhindert, dass das Wasser abfließt, oder wenn die Gehörgangshaut trocken ist.
„Entzündet sich der Gehörgang, ist das üblicherweise mit starken Schmerzen verbunden, die stärker werden, wenn man an der Ohrmuschel oder am Ohrläppchen zieht“, erklärt Toth die typischen Beschwerden. „Manchmal fließt auch Sekret aus dem Ohr heraus.“
Behandelt wird das Leiden wenn nötig mit einer Ohrenreinigung, anschließend wird die Entzündung mit Salben oder Tropfen und Schmerzmitteln bekämpft. Zusätzlich, so der Experte, können auch Antibiotika notwendig sein. Bis die Schmerzen ein Ende haben, braucht es trotz entsprechender Therapie oft viel Geduld. „Gehörgangsentzündungen können hartnäckig sein“, so Toth.

3. Trommelfellverletzung

Es passiert beispielsweise, wenn einem beim Fußballspielen ein Ball aufs Ohr geschossen wird. Oder wenn in unmittelbarer Nähe ein Feuerwerkskörper knallt, oder wenn man mit starkem Schnupfen im Flugzeug sitzt und beim Sinkflug kein Druckausgleich möglich ist: Das Trommelfell reißt ein. „In dem Moment, in dem der Riss entsteht, ist ein kurzer, stechender Schmerz zu spüren“, sagt Toth. Wenn der Schmerz wieder vergangen ist, hören viele etwas schlechter, oder sie bemerken ein Ohrgeräusch, etwa ein Rauschen oder Pfeifen. Toth: „Meist führt der Schmerz in Kombination mit einem Ohrgeräusch oder einer Hörminderung die Betroffenen zum Arzt.“ Der Hals-Nasen-Ohrenarzt kann den Riss im Trommelfell mit einem Untersuchungsgerät sehen, das in das Ohr eingeführt wird, mit dem sogenannten Otoskop, oder auch mit einem Ohrmikroskop und -trichter. „Wird ein Trommelfellriss festgestellt, kann eine dünne Kunststofffolie auf das Trommelfell aufgelegt werden. So bessert sich das Hörvermögen, und der Riss heilt rascher ab“, erklärt Toth. Stellt sich bei einer neuerlichen Ohrenuntersuchung heraus, dass dies nicht geschehen ist, sollte der Riss operativ verschlossen werden. Toth: „Das geschieht mit Hilfe von Muskelhaut oder Knorpel und Knorpelhaut.“ Wenn der Schaden dadurch behoben werden konnte, ist von den Ohrgeräuschen meist auch nichts mehr zu hören.

4. Ohrfurunkel

Aus der Haut im äußeren Gehörgang wachsen so wie aus der Haut an anderen Körperstellen auch Härchen heraus. „Wenn Keime in das Ohr geraten, kann sich ebenso wie anderswo am Körper die Haarwurzel entzünden, und so kann sich ein Furunkel bilden“, sagt Toth. „Ein Furunkel im Ohr führt üblicherweise zu starken Schmerzen, die das Befinden erheblich stören können.“ Mit dem Otoskop kann man ein Furunkel als Übeltäter für die Ohrenschmerzen ausfindig machen. Ist dies geschehen, empfiehlt sich häufig die Öffnung des Furunkels. Toth: „Bei diesem leichten Eingriff schneidet man die entzündete kleine Beule unter lokaler Betäubung auf, um den Abszess zu entleeren.“ Ist die Operationswunde abgeheilt, ist mit ihr auch der Schmerz verschwunden.

5. Empfindliche Nerven

So wie das Hörvermögen von Person zu Person verschieden ist, sind auch die Nerven, die die Ohren durchziehen, bei den einen weniger sensibel, bei den anderen mehr. Toth: „Manche Menschen haben in den Gehörgängen so empfindliche Nerven, dass sie auch schon bei leichtem kalten Wind Ohrenschmerzen bekommen.“ Dieser Zustand tritt vor allem nach Verletzungen oder häufigen Entzündungen des Ohrs auf. Diagnostiziert werden die empfindlichen Nerven als Ursache für Ohrenschmerzen durch das Ausschlussprinzip. „Hat ein Hals-Nasen-Ohrenarzt Ohrenerkrankungen ausgeschlossen, kann vielleicht ein Neurologe weiterhelfen“, sagt Toth, „eventuell mit Medikamenten, die den Nervenschmerz in den Ohren lindern.“ Ansonsten hilft den Betroffenen lediglich, die Ohren stets vor Kälte und Wind zu schützen, am besten mit Haube, Stirnband & Co.

6. Kiefergelenksprobleme

Schuld an Ohrenschmerzen kann auch eine Fehlstellung des Kiefers sein, die unbehandelt geblieben ist und plötzlich wehtut, weil sich Teile des Kiefergelenks entzündet haben: „Schmerzen in den Kiefergelenken, die auf eine Entzündung oder eine Fehlstellung beziehungsweise eine Kombination aus Entzündung und Fehlstellung zurückgehen, strahlen oft in den Gehörgang aus“, weiß Toth. „Wer davon betroffen ist, meint häufig, er hätte gar keine Probleme mit Kiefergelenken, sondern nur Ohrenschmerzen.“ Letzteres kann jedoch leicht ausgeschlossen werden: Verschlimmern sich die Schmerzen beim Kauen, sind nicht die Ohren schuld, sondern die Kiefergelenke krank. Und dann empfiehlt sich eine Untersuchung beim Kieferorthopäden.

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So schützen Sie Ihre Ohren

Vor Lärm schützen
Ob bei Silvesterfeiern, Sport- oder Brauchtumsveranstaltungen, oder auch auf Baustellen: Wo immer ein lauter Knall zu befürchten ist, heißt es die Ohren unbedingt vor dem gefährlichen Lärm zu schützen. Dazu kann man entweder Ohrstöpsel einführen oder aber einen Gehörschutz tragen. So vermeidet man ein Knalltrauma sowie Schmerzen und andere Beschwerden, die entstehen können, wenn das Trommelfell platzt.

Richtig reinigen
„Ein- bis zweimal im Jahr sollte jeder seine Ohren von einem Hals-Nasen­Ohrenarzt reinigen lassen“, empfiehlt Ass. Prof. Dr. Josef Michael Toth. In der Zeit zwischen den professionellen Reinigungen sollte man die Ohren aber auch selbst gut säubern. „Dazu aber bitte keinesfalls Wattestäbchen verwenden, denn damit schiebt man das Schmalz nur noch weiter ins Ohr hinein“, warnt Toth. Auch andere Gegenstände haben nichts in den Ohren verloren. Wie man die Lauscher richtig putzt? Soweit man mit einem Tuch und dem kleinen Finger in den Gehörgang kommt, soweit kann man ihn reinigen. Zu Hilfe nehmen kann man dabei laut Toth auch Ohrensprays.

Vor Kälte schützen

Nicht nur Menschen mit empfindlichen Nerven in den Ohren sollten ihre Hörorgane vor der Kälte schützen. „Da die Ohren exponiert liegen und nur mit einer dünnen Haut überzogen sind, sind schmerzhafte Erfrierungen im Ohrbereich bei niedrigen Temperaturen durchaus möglich“, nennt Toth gute Gründe für Haube, Stirnband & Co.

Stand 12/2012

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