Heiße Gerüchte

Januar 2013 | Medizin & Trends

Häufige Irrtümer rund um Sauna und Dampfbad
 
Gut ein Drittel der Österreicher zieht es in der kalten Jahreszeit regelmäßig in Sauna und Dampfbad. Doch so tief die Sehnsucht nach wohliger Wärme sitzt, so hartnäckig hält sich so manches heiße Gerücht rund um die wärmenden Kammern. Für MEDIZIN populär decken Experten die häufigsten Irrtümer auf.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

In der Sauna ist es den Krankheitserregern zu heiß, deswegen bin ich dort vor Infektionen geschützt.

„Das stimmt leider nicht“, stellt Univ. Prof. Dr. Gabriele Ginter-Hanselmayer von der Abteilung für Umweltdermatologie und Venerologie an der Medizinischen Universität Graz richtig. Weder Viren noch Bakterien oder andere Keime sind durch die Hitze umzubringen. Ginter-Hanselmayer: „Am weitaus häufigsten kommt es so wie in Schwimmbädern auch in der Sauna und im Dampfbad zu Pilzinfektionen an den Füßen.“ Das liegt am einfachen Übertragungsweg: Pilzsporen, die sich in Hautschuppen von Infizierten befinden, geraten durch das Barfußgehen auf den Boden, bleiben an den Füßen des nächsten Barfußgehenden hängen, dringen in die Haut ein – und schon gibt es einen nächsten Fußpilzpatienten. „Forschungen haben gezeigt, dass das Gehen auf Holzböden und Holzstegen besonders gefährlich ist, da sich dort die Pilzsporen besonders lange halten“, sagt die Expertin. Doch bei höheren Temperaturen fühlen sich auch Viren und Bakterien wohl, die z. B. Erkältung und Grippe übertragen: Man ist also in der Hitze nicht vor einer Ansteckung geschützt.

In der Sauna kann ich meinen Schnupfen loswerden.

„Wer spürt, dass er einen Schnupfen bekommt, sollte eine Tasse heißen Tee trinken und sich anschließend gut zudecken, hinlegen und ruhen“, rät Dr. Joachim Huber, Internist, Sport-, Reise- und Flugmediziner in Wien. „So kann man die Entwicklung vom Schnupfen zur Erkältung manchmal noch abwenden. In der Sauna oder im Dampfbad hat man aber in diesem Zustand nichts zu suchen.“ Denn wer seinen Schnupfen mit zum Schwitzen nimmt, gefährdet nicht nur andere, sondern auch sich selbst. Allein beim Niesen werden mit dem Nasensekret Viren ausgestoßen, die sich neue Opfer suchen. Außerdem ist der Körper durch die Ansteckung bereits so belastet, dass der Wechsel in die Hitze der Kabinen mit anschließender Abkühlung viel zu anstrengend ist. Huber: „Durch die Anstrengung verschlimmert sich die Erkrankung meist.“

In der Sauna sollte man möglichst viel trinken, um den Flüssigkeitsverlust durch das Schwitzen auszugleichen.

„Viel trinken sollte man nach der Sauna, am besten einen bis eineinhalb Liter Wasser, eventuell gemischt mit Fruchtsaft oder Tee“, sagt Huber. Während der Sauna zu trinken, ist kontraproduktiv, so der Experte, denn durch die Flüssigkeitszufuhr muss der Verdauungstrakt arbeiten, und das belastet den Körper nur zusätzlich. Huber: „Sauna und Dampfbad erfüllen dann am besten ihren Sinn der Erholung und Entspannung, wenn man in Ruhe in den Kabinen schwitzt, sich anschließend abkühlt, wieder ruht und sonst gar nichts macht.“

Mit Desinfektionsmitteln kann mir nichts passieren.

„Leider ist man nicht hundertprozentig vor Fußpilz geschützt, wenn man in der Dusche der Sauna, des Dampfbads oder Bads Desinfektionsmittel auf die Füße sprüht“, sagt Ginter-Hanselmayer. „Auf dem Weg zur Umkleidekabine kann man sich nämlich wieder anstecken.“ Die Expertin empfiehlt, zuhause die Füße noch einmal gründlich mit Seife zu waschen und eventuell mit einer desinfizierenden Salbe einzucremen. Ginter-Hanselmayer: „Die einzigen möglichen Schutzmaßnahmen in der Sauna und im Dampfbad bestehen darin, Badeschlapfen zu tragen und beim Sitzen oder Liegen in der Sauna ein Badetuch unterzulegen.“ Das schützt auch vor Pilzsporen oder anderen Keimen, die auf den Holzbänken der Sauna lauern. Im Dampfbad spült man zum Schutz die Sitzfläche ab, ehe man Platz nimmt. Das Badetuch kann am Haken hängen und somit trocken bleiben.

Außer Anstrengung bringt ein Aufguss in der Sauna nichts.

„Beim Aufguss steigt die Luftfeuchtigkeit in der Sauna, und das erhöht die Temperatur noch einmal um einige Grade“, erklärt Huber. „Das treibt den Schweiß so richtig aus den Poren, was viele als angenehm empfinden.“ Auch Aufgussöle, die angenehme Gerüche verströmen, erhöhen das Wohlbefinden, weiß Huber, der selbst ein begeisterter Saunageher ist. „Außerdem ist ein Aufguss auch eine schöne Abrundung des Saunabesuchs.“ Wer Aufgüsse aber nur als anstrengend oder unangenehm empfindet, belastet damit seinen Kreislauf zu sehr und sollte sie besser meiden, empfiehlt der Experte.

Je heißer die Sauna ist, desto gesünder ist sie.

„Der Sinn eines Besuches in der Sauna oder im Dampfbad ist es, sich einem Kälte-Wärmereiz auszusetzen“, erklärt Huber. „Das sorgt nicht nur unmittelbar für Wohlbefinden und Entspannung, sondern härtet in gewisser Weise ab.“ Die Abwehrkräfte werden stärker und sind besser imstande, uns vor Angriffen von Viren, Bakterien & Co zu schützen. Außerdem ist der Wechsel zwischen heiß und kalt ein gutes Training für die Gefäße, das vor Herz- und Kreislauferkrankungen schützt. Huber: „Wie heiß oder wie kalt der Reiz ist, dem man sich aussetzt, muss jeder für sich entscheiden. Dazu probiert man einfach aus, ob man sich im feuchtwarmen Dampfbad, bei ähnlich moderaten Temperaturen in der Biosauna oder in der heißen finnischen Sauna am wohlsten fühlt.“ Dasselbe gilt für die Möglichkeiten der Abkühlung: Der eine stellt sich sofort nach dem Schwitzen unter die eiskalte Dusche, der andere geht es lieber langsam an und kühlt sich schrittweise ab.

Nur wenn man mindestens drei Saunagänge macht, hat man etwas davon.

„Ob man einen, zwei oder drei Sauna- oder Dampfbadgänge macht, beeinflusst die Wirkung der Wärmeanwendung mit anschließendem Kältereiz nicht“, weiß Huber. „Jeder muss für sich herausfinden, was für ihn am wohltuendsten ist.“ Längere Aufenthalte sind allerdings allein deshalb empfehlenswert, weil man so länger in den Genuss der Gesellschaft mit Gleichgesinnten kommt. Und Geselligkeit tut, so Huber, jedenfalls der Seele gut.

Im Dampfbad steckt man sich leichter als in der Sauna an.

Egal ob Sauna oder Dampfbad, so Ginter-Hanselmayer, „da wie dort gibt es Pilzsporen und auch andere Keime, und die Ansteckungsgefahr ist überall gleich hoch“. Im Dampfbad werden die Haut und die Schleimhaut der Atemwege besser durchfeuchtet, in der Sauna durch das stärkere Schwitzen eher besser durchblutet – ein Unterschied, der das Ansteckungsrisiko nicht beeinflusst.

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Bitte nicht in Sauna oder Dampfbad, wenn…

  • man erkältet ist oder Fieber hat. Der Aufenthalt in der Wärme und das Schwitzen helfen entgegen der landläufigen Meinung nicht dabei, die Beschwerden loszuwerden, sondern schwächen im Gegenteil noch mehr.
  • man an Fußpilz leidet. Die Gefahr, andere anzustecken, ist groß.
  • man starke Krampfadern oder offene Beine hat. Die ohnehin geweiteten Gefäße dehnen sich in der Hitze noch weiter aus, dadurch kann der Kreislauf absacken, ein Kollaps droht.
  • man unbehandelten hohen Blutdruck oder Kreislaufbeschwerden hat. Beides könnte sich durch den Aufenthalt in der Hitze verschlimmern und ebenfalls zum Kollaps führen.
  • man an entzündlichen Erkrankungen wie Rheuma, chronischer Bronchitis oder Krebs leidet. Auch diese Erkrankungen können bei hohen Temperaturen schlimmer werden. Ärztliche Rücksprache ist vor dem Saunabesuch anzuraten.

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