Immunsystem: So stärkt man die Abwehrkräfte

Oktober 2015 | Medizin & Trends

Besonders in der bevorstehenden kalten Jahreszeit sind die Dienste des Immunsystems gefragt: Sobald die Temperaturen sinken, haben Bakterien und Viren Hochsaison, die neben Erkältungen und der Grippe noch eine ganze Reihe weiterer Krankheiten verursachen. MEDIZIN populär informiert darüber, was aus Sicht der Ganzheitsmedizin die Abwehrkräfte unterstützt und uns dabei hilft, gesund durch Herbst und Winter zu kommen.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Vitaminreich essen und viel trinken

Was in der kalten Jahreszeit auf den Teller kommt, hat einen wesentlichen Einfluss darauf, wie gut unser Immunsystem seinen Dienst tun und uns vor Krankheiten schützen kann, erklärt der Präsident der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin Univ. Prof. Dr. Wolfgang Marktl. Wichtig sei, auf eine ausgewogene Mischkost zu achten, denn, so der Mediziner: „Speisen, die Fett enthalten, wie ein Fisch- oder Fleischgericht, oder uns Kohlenhydrate liefern, wie Brot oder Nudeln, geben dem Körper insgesamt und dem Immunsystem Energie.“ Wichtiger für den Schutz vor Attacken von Rhino- und Grippeviren, die Erkältungen und die Grippe verursachen, sowie von anderen Erregern sind laut Marktl aber Vitamine, „allen voran das Vitamin C“. Vitamin C ist ein besonders guter Radikalfänger – es macht freie Radikale bzw. aggressive Sauerstoffmoleküle unschädlich, die unseren Körperzellen zusetzen und die Abwehrkräfte schwächen. Marktl: „Viel Vitamin C steckt in Zitrusfrüchten, also Zitronen, Orangen, Mandarinen und Grapefruits, aber auch in Kohlsorten wie Brokkoli oder in Sauerkraut und anderem Gemüse und Obst.“ Bestens beraten ist daher, wer sich im Winter an die Empfehlungen der Ernährungsgesellschaften hält, und täglich fünf Portionen bzw. fünf Handvoll Obst und Gemüse isst. Beispielsweise in Spinat, roten Rüben und Linsen, aber auch in Walnüssen und Camembert, steckt Folsäure bzw. eine Gruppe von B-Vitaminen, die unsere weißen Blutkörperchen stärkt und dadurch unser Immunsystem bei seinen Diensten unterstützt. „Da Vitamine flüchtig sind, hat man aber nur etwas davon, wenn vitaminreiche Lebensmittel nicht lang gelagert, sondern so frisch wie möglich gegessen werden“, rät Marktl. So rasch wie möglich trinken: Das gilt für frisch gepresste Obst- oder Gemüsesäfte bzw. Smoothies – auch sie sind gute Vitaminlieferanten. Marktl: „Generell sollte man auch im Winter viel trinken, insgesamt idealerweise eineinhalb bis zwei Liter Flüssigkeit – Obst- und Gemüsesäfte, Wasser oder Tee.“ Die Erklärung: Nur bei einer ausreichenden Flüssigkeitszufuhr kann der Körper die Schleimhäute gut durchfeuchten und widerstandsfähig gegenüber Erregern machen.

Ins Freie gehen und Sonne tanken

Hauptsächlich mithilfe des Sonnenlichts auf der Haut wird ein weiteres Vitamin gebildet: Vitamin D. Das Vitamin bewahrt uns vor Halsweh, Schnupfen und Husten sowie Magen- und Darm­erkrankungen, die in der kalten Jahreszeit ebenfalls verbreitet sind und von Viren und Bakterien verursacht werden­. „Vitamin D wirkt in den Zellen des Körpers wie ein Hormon und hilft uns auf vielfache Art und Weise dabei, gesund zu bleiben“, sagt Wolfgang Marktl. Damit durch die UV-Strahlen der Sonne ausreichend Vitamin D gebildet werden kann, rät der Ganzheitsmediziner dazu, sich möglichst viel im Freien aufzuhalten, solange es hell ist. Und wenn es sonnig und warm genug dafür ist, „auch einmal die Ärmel hochzukrempeln und die Sonne auf die Unterarme scheinen zu lassen“. Über Nahrungsmittel, die Vitamin D enthalten, wie Hering, Lachs oder Thunfisch, Champignons, Eierschwammerl oder Steinpilze lässt sich der Vitamin D-Spiegel laut Marktl ebenfalls erhöhen, doch nur unwesentlich. Zu Nahrungsergänzungsmitteln mit Vitamin D oder Vitamin D- Tropfen sollte man aber nur greifen, „wenn der behandelnde Arzt über einen Bluttest einen Mangel festgestellt hat“.

Regelmäßig etwas für die Fitness tun

Sport – ob im Freien oder indoor – kann zwar unmittelbar nach der Belastung für ein kurzes Zeitfenster die Anfälligkeit für Infektionen erhöhen, wenig später nehmen die Abwehrkräfte aber wieder zu, da durch die Bewegung die Durchblutung des Körpers angekurbelt wird und damit die Versorgung mit Abwehrstoffen steigt. „Außerdem sind Menschen, die sich regelmäßig viel bewegen, fitter“, sagt Marktl. „Und wer fitter ist, hat bessere Immunparameter.“ Das heißt, dass das Immunsystem leistungsfähiger ist und besser zu Diensten sein kann.

Öfter kneippen und saunieren

Weil der Körper durch wechselweise Kalt-Warm-Reize besser durchblutet und mit Abwehrstoffen versorgt wird, helfen laut Marktl auch Kneippanwendungen und Saunabesuche dabei, das Immunsystem bei seinen Diensten zu unterstützen. „Außerdem erreicht man durch das regelmäßige Setzen der Kalt-Warm-Reize, dass der Körper lernt, mit Kälte besser umzugehen.“ Sinken die Temperaturen, bleiben die Abwehrkräfte stark genug, um uns vor Erkältungen und der Grippe, vor Magen- und Darmerkrankungen sowie anderen viralen und bakteriellen Infekten von den Augen bis zur Blase zu bewahren.

An die Kälte anpassen und abhärten

Mit Kälte besser umzugehen und uns bei niedrigen Temperaturen vor Krankheiten zu schützen, das lernt der Körper freilich auch, wenn wir uns an die niedrigen Temperaturen anpassen bzw. gewisse Abhärtungsmaßnahmen praktizieren – „zum Beispiel die Wohnung nur mäßig heizen oder, wenn es draußen nicht so kalt ist, den Schal und die Handschuhe daheim lassen“, so Marktl.
Daneben wirkt sich zudem die regelmäßige Konfrontation mit Krankheitserregern positiv auf das Immunsystem aus – und zwar eine solche, wie sie laut dem Ganzheitsmediziner leicht möglich ist, wenn man beispielsweise mit Bus, Bahn, Straßen- und U-Bahn in die Arbeit fährt. „In der Erkältungszeit hat das Immunsystem dort häufig mit Erregern zu tun, dadurch kommt es öfter zu einer stillen Feiung“, erklärt Marktl. Der Ausdruck der Mediziner bedeutet, dass die Abwehrkräfte die Erreger vollständig abtöten, noch ehe diese Beschwerden wie Halsweh, Schnupfen, Husten, Fieber, Durchfall oder Erbrechen verursachen.

Ausreichend entspannen und genug schlafen

Als Ganzheitsmediziner, der bei der Diagnose und Therapie von Krankheiten getreu der ganzheitlichen Sichtweise Körper, Psyche und Geist miteinbezieht, weiß Marktl außerdem, was noch gut vor Krankheiten schützt: „Das sind ausreichende Entspannung und genug Schlaf, denn wenn der Mensch beides bekommt, geht es ihm insgesamt besser, und dann sind auch seine Abwehrkräfte leistungsstärker.“ Stress – der zudem noch ein Vitamin C-Räuber ist – und Schlafmangel beeinträchtigen neben anderen Funktionen des Körpers auch die Dienstfähigkeit unseres Immunsystems und machen uns anfälliger für Angriffe von Bakterien, Viren und anderen Erregern.

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Warum werden wir bei Kälte eher krank?

Warum wir bei Kälte eher krank werden? Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Erklärungen, weiß Univ. Prof. Dr. Wolfgang Marktl. „Anscheinend sind Krankheitserreger wie Bakterien und Viren aktiver, wenn es kälter ist“, lautet die eine. Die andere: „Wir Menschen sind für die Tropen gebaut, wo das ganze Jahr über Temperaturen um die 20 Plusgrade Celsius und darüber herrschen.“ Sinkt die Quecksilbersäule des Thermometers darunter ab, setzt der Körper verschiedene Maßnahmen, um die Körperkerntemperatur von den notwendigen 35,8 bis 37,2 Grad aufrechtzuerhalten. „So wird die Durchblutung von Haut und Schleimhäuten gedrosselt, damit das warme Blut nicht so weit außen an der Körperhülle zirkuliert.“ Das bringt mit sich, dass die Schleimhäute weniger gut mit Feuchtigkeit und Abwehrstoffen versorgt werden und Bakterien und Viren, wie jene, die Erkältungen und Grippe verursachen, leichter in den Körper eindringen und uns krank machen können.

Stand 10/2015

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