Wider den Zahn der Zeit

August 2011 | Medizin & Trends

So bleibt das Gebiss ein Leben lang gesund
 
Mit zunehmendem Alter nagt der Zahn der Zeit im wahrsten Sinn des Wortes an Zähnen und Zahnfleisch. Jahrelange Putzsünden rächen sich, in vielen Fällen setzen zusätzlich schädigende Einflüsse wie das Rauchen und Krankheiten wie Diabetes dem Kauwerkzeug zu. MEDIZIN populär über die häufigsten Probleme reifer Zähne und Tipps für ein lebenslang gesundes Gebiss.
 
Von Mag. Alexandra Wimmer

Die gute Nachricht vorweg: Immer mehr Menschen schließen mit ihren Zähnen mittlerweile einen „Bund fürs Leben“ und erhalten sich ihr Gebiss bis ins (hohe) Alter. „Während es früher gang und gäbe war, dass man in höherem Alter eine Zahnprothese trägt, bleiben die Menschen heute verstärkt bezahnt“, berichtet Univ. Ass. DDr. Markus Laky von der Abteilung für Parodontologie der Wiener Bernhard Gottlieb Zahnklinik. Auf der anderen Seite sind Zahnprobleme im Alter weiterhin keine Seltenheit, sie haben sich allerdings verändert: Waren es früher eher die „Dritten“, die den Seniorinnen und Senioren zu schaffen machten, so sind es heute vermehrt Probleme mit den zweiten, den eigenen Zähnen, an denen der Zahn der Zeit nagt.

Die (neuen) Probleme reifer Zähne

Parodontitis
Zu den wichtigsten Problemen reifer Zähne zählt die Parodontitis, eine Erkrankung des Zahnfleischs und der Knochen, die die Zähne halten. „Parodontale Erkrankungen nehmen bei älteren Menschen zu und stellen eine häufige Ursache für Zahnverlust im Alter dar“, weiß Zahnmediziner Laky. „Dabei spielt die genetische Veranlagung eine Rolle.“ Um dem Zahnverfall entgegenzuwirken, ist eine sorgfältige Zahn- und Mundhygiene das Um und Auf, außerdem sollte man sich bei Alarmsignalen wie blutendem Zahnfleisch rasch zahnärztlich untersuchen lassen.

Karies
Zwar nehmen Karieserkrankungen generell ab, trotzdem sind sie nach wie vor ein wichtiges Problem von Senioren und verantwortlich dafür, dass Zähne verloren gehen. Organische Säuren, wie sie durch den Abbau von Zucker in der Nahrung entstehen, greifen den Zahn an, indem sie wichtige Mineralien wie Kalzium und Fluorid aus dem Schmelz herauslösen – man spricht von Demineralisation. Dieser kariöse Angriff wird am besten mit einer gründlichen Mundhygiene abgewehrt, die neben dem Reinigen von Zähnen und Zunge, auch die Zahnzwischenräume, z. B. mit Zahnseide, umfassen sollte. „In diesem Bereich besteht Verbesserungsbedarf“, weiß Laky. „Der jährliche Pro-Kopf-Verbrauch von Zahnseide liegt in Österreich nur bei rund vier Metern.“ Indem man die Zähne zusätzlich mit Fluorid behandelt, also remineralisiert, sind sie besser vor Kariesbakterien geschützt.

Gelbliche und verfärbte Zähne
Eine typische Alterserscheinung ist der dunklere, gelbliche Farbton, den die Zähne im Lauf des Lebens annehmen. Er ist vor allem auf die normale Beanspruchung des Beißwerkzeugs zurückzuführen: essen, kauen, trinken, Zähne putzen, essen, kauen… Durch die tagtägliche Abnutzung wird der hellere Zahnschmelz (Zahnhartsubstanz) nach und nach abgerieben und das darunter liegende, dunklere Zahnbein (Dentin) scheint stärker durch. „Je länger man die Zähne behält, umso deutlicher zeigt sich schließlich die Zahnabnutzung“, erklärt Laky.
Über die Jahre hinterlässt außerdem der regelmäßige Konsum von Kaffee, Tee oder Rotwein seine Spuren. Den Verfärbungen lässt sich zum Teil mit dem Bleichen der Zähne, dem Bleaching, entgegensteuern.

Prothesenprobleme
Prothesenträger sind ebenfalls nicht vor Problemen gefeit – zu den Beschwerden zählen schmerzhafte Druckstellen und Entzündungen der Mundschleimhaut. Deshalb muss auch der Mundhygiene von Prothesenträgern auf den Zahn gefühlt werden: Neben der gründlichen Reinigung sollten Brücken, Teil- und Vollprothesen regelmäßig zahnärztlich kontrolliert werden. So kann man auch einem typischen „Zahnersatzproblem“ rechtzeitig entgegensteuern: Mit einer Prothese geht nämlich der Zahnknochen, der vom Zahn darüber abhängig ist, verloren. „Wenn der Körper feststellt, dass der Knochen nicht mehr gebraucht wird, baut er ihn nach und nach ab“, erklärt der Arzt. „Teilprothesen sitzen dann nicht mehr optimal, was wiederum die anderen Zähne belasten kann.“ Der verloren gegangene Knochen muss deshalb ersetzt werden, indem Zahnspezialisten den Zahnersatz quasi „unterfüttern“.

Das nagt an unseren Zähnen

Säurehältige Kost
Auf Dauer setzt ein Speiseplan, der viele säurehältige Lebensmittel wie Zitrusfrüchte, Orangensaft, Salat etc. enthält, den Zähnen zu: Die Kost entzieht dem Zahn wichtige Mineralien wie Fluorid und Kalzium. „Säurehaltige Kost führt zu einer Demineralisation am Zahn“, betont Zahnmediziner Markus Laky. Diese Gefahr besteht im Übrigen auch, wenn aufgrund von Sodbrennen oder einer Refluxerkrankung vermehrt Magensäure in den Mundraum zurückfließt. „Kommen noch weitere Faktoren dazu, zum Beispiel eine falsche Putztechnik oder Zähneputzen direkt nach dem Essen, kann es sein, dass man aufgrund der Säure Zahnhartsubstanz verliert.“ Dann funktioniert auch das Remineralisieren mit Fluorid nicht mehr.

Falsche Putztechnik
Zähneputzen ja – aber bitte richtig! Mit einer falschen, z. B. zu festen Putztechnik kann es nämlich passieren, dass man sich den Zahnschmelz gleichsam wegschrubbt. „Dazu kann es auch kommen, wenn man eine sehr abrasive Zahnpaste verwendet, also eine Paste, die sehr viele Schleifkörper enthält“, ergänzt der Facharzt. Auch sollte man nach dem Essen, speziell wenn man Säurehältiges wie Obst verzehrt hat, nicht gleich zur Zahnbürste greifen (siehe oben). „Wenn die Zähne aufgrund von Säure vorgeschädigt sind, kann es sein, dass man sich durch das Putzen auch Zahnhartsubstanz wegreinigt“, warnt der Arzt. Das Problem ist umso häufiger, je älter der Mensch ist.

Diabetes
Diabetes hat einen direkten Einfluss auf Zahnerkrankungen wie Parodontitis und verstärkt diese. „Vor allem schlecht eingestellte Diabetiker haben in der Folge häufig mit dem Verlust von Knochen und Zahnfleisch rund um den Zahn zu rechnen“, sagt der Arzt.

Rauchen
Raucher leiden wesentlich öfter an chronischen Zahnfleischerkrankungen und Parodontitis als Nichtraucher. „Die parodontalen Erkrankungen sind bei ihnen zudem ausgeprägter und verlaufen ungünstiger“, ergänzt Laky. Grund dafür sind die giftigen Rauchinhaltsstoffe, die den Zahnhalteapparat schädigen. „Außerdem kommt es auf der Zahnsubstanz zu Ablagerungen und Verfärbungen, den klassischen Raucherbelägen, die sich ebenfalls negativ auswirken.“

Mundtrockenheit
Ob aufgrund von Flüssigkeitsmangel oder bestimmter Medikamente: Ältere Menschen leiden häufiger als jüngere unter Mundtrockenheit, die sich nachteilig auf das Gebiss auswirkt: „Der Speichel ist wie ein flüssiger Zahnschmelz, der die Zähne remineralisert. Ist der Mund trocken, so erhöht sich deshalb die Anfälligkeit für Karies“, verdeutlicht der Zahnmediziner. Was – abgesehen von erhöhter Flüssigkeitszufuhr – hilft? „Zahnpflegekaugummis mit dem Inhaltsstoff Xylit hemmen die Kariesbakterien“, rät Laky. „Außerdem wird durch das Kaugummikauen der Speichelfluss angeregt.“

Schwindende Abwehrkräfte
Nicht zuletzt lassen mit dem Alter die Abwehrkräfte nach, was Senioren schließlich auch anfälliger für Zahnerkrankungen macht. Um mit 90 oder 100 Jahren noch kraftvoll zubeißen zu können, darf gerade im Alter die Zahn(ersatz)hygiene nicht zu kurz kommen.
„Mit den richtigen Maßnahmen kann man selbst parodontale Probleme und Karies in den Griff bekommen und bis ins hohe Alter bezahnt bleiben“, ist der Zahnmediziner überzeugt.

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