Das hilft bei Bronchitis

November 2007 | Medizin & Trends

Erkältung, Rauchen, schlechte Luft, aber auch eine ererbte Anfälligkeit – das können Ursachen für Bronchitis sein. Für MEDIZIN populär erklärt ein Experte, was man gegen die Krankheit tun kann und wie man ihr am besten vorbeugt.
 
Von Mag. Sabine Stehrer

Wenn die Tage kürzer werden, die Quecksilbersäule des Thermometers gegen Null geht und die Wettervorhersagen von Regen, Schnee und Wind bestimmt sind, dann ist auch sie wieder da: die Erkältungszeit. Statistisch gesehen wird jeder Erwachsene zwei- bis dreimal im Jahr von Halsweh, Schnupfen, Husten und Heiserkeit geplagt, jedes Kleinkind trifft es bis zu zehn Mal im Jahr. Das war schon immer so, doch anders als früher gehen die Erkältungskrankheiten heute immer öfter mit einer schweren Entzündung der Bronchien einher, der so genannten Bronchitis. Den Hauptgrund für die steigende Zahl der Erkrankungen jenes Teils des Atemwegssystems, der zwischen dem Kehlkopf und der Lunge liegt und so aussieht wie das Astwerk eines Baums, sieht Univ. Prof. Dr. Hartmut Zwick in der steigenden Belas­tung der sensiblen Organe durch das Rauchen und die schlechte Luft. „Nicht nur das Rauchen ist ein Problem, auch die Feinstaubbelastung durch die In­dus­trie und den Straßenverkehr ist größer geworden“, sagt der Lungenfacharzt am Wiener Institut für Rehabilitation. Was ebenfalls Bronchitis auslösen kann, sind Erkältungskrankheiten, auch eine ererbte Anfälligkeit spielt eine große Rolle.

Akute Bronchitis gut auskurieren
Was tun, wenn das Husten schmerzt, sich Auswurf bildet, es schwer fällt, Luft zu holen und beim Atmen Geräusche entstehen, wie ein Gluckern oder Pfeifen, was nicht nur lästig ist, sondern es auch schwer macht, ein- und geschweige denn durchzuschlafen? Prof. Zwick: „Wenn man einige Tage unter diesen Symptomen leidet, und dazu noch Halsweh, Schnupfen und leichtes Fieber hat, deutet das auf eine Erkältungskrankheit durch eine virale Infektion hin, die mit einer akuten Bronchitis verbunden ist. Man sollte dann einen Arzt aufsuchen, um sich untersuchen zu lassen und geeignete Medikamente zu bekommen.“ In den meisten Fällen einer akuten Entzündung der Bronchien helfen Husten stillende Säfte und schleimlösende Inhalationen. Ist der Auswurf eitrig und/oder das Fieber längere Zeit hoch, werden auch Antibiotika gegeben. Nach dem Arztbesuch gelte dann nur noch eines, sagt Prof. Zwick: „Heimgehen, viel trinken, Bettruhe halten und sich so lange schonen, bis alle krankhaften Symptome verschwunden sind und man sich wieder völlig gesund fühlt.“
Wer das nicht tut und aus falsch verstandenem Ehrgeiz die Krankheit zu übertauchen versucht, gefährdet nicht nur die Gesundheit der Menschen, denen er begegnet, indem er die krankmachenden Viren und Bakterien durch Niesen und Husten auf sie überträgt, sondern riskiert auch, dass sich aus der akuten Bronchitis eine chronische Bronchitis entwickelt. Prof. Zwick: „Und diese gänzlich auszuheilen, ist nicht mehr ganz so einfach, weil durch die Krankheit meistens auch schon andere Organe wie das Herz geschädigt sind.“

Chronische Bronchitis: Hauptursache Rauchen
Von einer chronischen Bronchitis spricht man nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO, wenn man in zwei aufeinander folgenden Jahren mindestens drei Monate hindurch hustet und dabei Auswurf produziert, der aus einem weißen oder gelblichen, zähen Schleim besteht. Wie bei der akuten Bronchitis zählen wieder das Rauchen, das Einatmen von Luftschadstoffen, ein schwaches Immunsystem, das zu häufigen Erkältungskrankheiten mit akuter Bronchitis führt, oder auch die genetische Veranlagung zu den Ursachen. Prof. Zwick: „Die beste Therapie bei chronischer Bronchitis ist die, die am schwierigsten umzusetzen ist: Das ist die dauerhafte Ausschaltung des Auslösers der Erkrankung.“
90 Prozent der Erkrankten an chronischer Bronchitis sind Raucher. Sie müssen zum Rauchen aufhören, wenn sie ihre Bronchitis loswerden wollen. Menschen, die Jobs haben, bei denen sie schädliche Dämpfe einatmen, sollten den Job wechseln, Menschen, die in Gegenden mit starker Luftverschmutzung leben, sollten wenn möglich woanders hinziehen. Was außerdem anzuraten ist: Das Immunsystem stärken, sich also gesund ernähren und viel bewegen sowie Impfungen gegen Grippe und bei älteren Risikopatienten auch gegen Pneumokokken, die eine Lungenentzündung auslösen können. Indem man all diese genannten Maßnahmen umsetzt, kann man im Übrigen auch das tun, „was immer noch viel besser ist, als zu versuchen, die chronische Bronchitis auszuheilen“, sagt Prof. Zwick: „Der Bronchitis vorbeugen.“
Wer nichts gegen die chronische Bronchitis unternimmt, bekommt im Lauf der Zeit „immer größere Probleme“, weiß Prof. Zwick. Durch die dauerhafte Entzündung der Bronchien schwellen die Verästelungen an, die Atemwege verengen sich, und die Luft kann immer schwerer eingeatmet und auch wieder ausgeatmet werden. Das schädigt nicht nur die Bronchien, sondern in weiterer Folge auch das Gewebe der Lunge. Sie kann nicht mehr richtig arbeiten, und es kommt zu einem Sauerstoffmangel, der wiederum das Herz in den Krankheitsprozess mit einbezieht. „Wenn es schon einmal so weit ist, fühlt sich die Patientin oder der Patient manchmal schon im Ruhezustand erschöpft und ist atemlos“, sagt Prof. Zwick. Was dann noch hilft? „Eine spezielle Physiotherapie mit gezieltem Training vor allem der Atemmuskulatur.“

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Vom Abklopfen bis zur Bronchoskopie
Die Untersuchung beim Arzt

  • Besteht der Verdacht auf eine akute oder chronische Bronchitis, werden die behandelnde Ärztin oder der Arzt zunächst die Lunge abhorchen und abklopfen. So kann festgestellt werden, ob die Lunge überbläht ist, ob die Atemwege verengt sind und das Atmen mit Geräuschen verbunden ist.
  • Ein Lungenröntgen kann den Zustand des Lungengewebes zeigen, also ob Entzündungen bestehen.
  • Auf das Abklopfen und Abhorchen sowie das Lungenröntgen folgt meistens eine Lungenfunktionsuntersuchung. Dabei sitzt der Patient vor einem Lungenfunktionsgerät und atmet durch ein Mundstück, wobei Intensität und Tempo vorgegeben werden. Der Test dauert nur einige Minuten und tut nicht weh.
  • Mit einer Blutuntersuchung lässt sich feststellen, ob die roten Blutkörperchen ausreichend Sauerstoff transportieren.
  • Bei bakteriellen Infekten ist manchmal auch eine Untersuchung des Auswurfs notwendig, um zu testen, ob bzw. welche Antibiotika gegeben werden sollen.
  • Mit einer Bronchoskopie, bei der ein Schlauch mit einem optischen Untersuchungssystem durch die Nase in die Luftröhre und die Bronchien eingeführt wird, kann der Zustand der Atemwege optisch beurteilt werden, und es lässt sich auch Gewebe entnehmen.

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Bronchitis vorbeugen und heilen
Was man selber tun kann

  • Mit dem Rauchen aufhören, beziehungsweise gar nicht erst damit anfangen und verrauchte Räume meiden.
  • Sich gesund ernähren, das heißt fünfmal am Tag, also zu jeder Mahlzeit eine Portion Obst, Gemüse oder Salat essen.
  • Sport betreiben, am besten mindestens dreimal wöchentlich 30 bis 45 Minuten eine Mischung aus Ausdauer- und Kraftsport.
  • Sich einmal im Jahr gegen Grippe impfen lassen, und eventuell alle fünf Jahre gegen den Erreger der Lungenentzündung, die Pneumokokken.
  • Ist man ständig einer Belastung durch schlechte Luft oder Luftschadstoffe ausgesetzt, diese so gut es geht meiden und zumindest die Freizeit und den Urlaub in reiner Luft verbringen, am besten in den Bergen oder am Meer. Gut für Zwischendurch: ein Aufenthalt in einem Sole-Dampfbad.
  • Öfter einmal Dämpfe aus schleimlösenden Salzlösungen oder Eukalyptus- und Menthol-haltigen Ölen inhalieren.

             

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